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Klopfen mit Kindern. Michael BohneЧитать онлайн книгу.

Klopfen mit Kindern - Michael Bohne


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deswegen schlechte Eltern sind. Das Kind auf dem Bauch liegend zu nehmen und ihm zuzustimmen »Ja, du ärgerst dich maßlos und musst es mir so mitteilen. Ich höre dir zu, auch wenn ich im Moment nichts daran ändern kann. Ach, du Armes, soo schlimm ist es?« hat schon oft zu einem plötzlichen Aufhorchen des Kindes geführt. Nehmen Sie Anteil an seinem Leid, ohne sich daran anzustecken und gleich noch mehr mitzuleiden. Klopfen Sie lieber Ihre Punkte und bleiben Sie für das Kind der Fels in der Brandung.

      Wichtig ist, dass Sie viele Wissensaspekte mit einbeziehen, um Ihr Baby zu beruhigen. Dazu gehört auch, dass manche Babys, wenn Sie mit der Verdauung Probleme haben, lieber nicht in ganz kurz aufeinanderfolgenden »Reprisen« gestillt werden sollten, was viele Eltern aus Hilflosigkeit tun. Die Kinder haben Probleme, die aufgenommene Nahrung zu verdauen, der Bauch schmerzt – sie schreien. Wenn sie daraufhin schon nach einer Stunde wieder neue Nahrung bekommen, geht der Kreislauf von vorne los, ohne dass eine Phase der Erleichterung dazwischen zu spüren wäre. Lieber trägt man das Baby dann in der Zwischenzeit umher und klopft bei sich oder zart bei dem Kind – versuchen Sie mal den Punkt am Brustbein bei einem Baby –, damit es dann nach einer Zeit des Hinhaltens auch wieder wirklich Hunger hat und die Verdauungssäfte zur Verfügung stehen. Auch eine Reflexzonenmassage, um die Verdauung zu stimulieren, kann in solchen Fällen helfen, denn Berührung, und dazu gehört auch Selbstberührung, reduziert bei Mensch und Tier den subjektiv empfundenen Stress, von der spezifischen Reaktion der Reflexzonen mal ganz abgesehen.

      Sie können auch bei einem unzufriedenen Baby die Klopfpunkte leicht beklopfen oder massieren. Dabei hält man immer wieder an dem Selbstwertpunkt inne, reibt diesen und sagt dem Kind:

      •Auch wenn ich dein Leid gerade nicht schmälern kann und du so schreien musst, liebe und akzeptiere ich dich so, wie du bist.

      •Auch wenn ich dein Leid gerade nicht schmälern kann und du so schreien musst, liebe und akzeptiere ich dich und mich so, wie wir sind.

      •Auch wenn dein Schreien ganz schön laut ist, bist du das niedlichste Baby, das es auf der Welt gibt.

      Kurzum: Je gelassener die fürsorglichen Eltern bleiben können, je mehr sie akzeptieren können, dass sie ihrem Kind nicht jeden Kummer abnehmen können, desto mehr Sicherheit und Geborgenheit strahlen sie auf das Kind aus, welches genau das dringend benötigt.

      Und für die Situationen, in denen Ihnen das mal nicht gelingt, reiben Sie Ihren Selbstakzeptanzpunkt und sagen sich:

      •Auch wenn ich schon mal gelassener reagiert habe, liebe und akzeptiere ich mich so, wie ich bin.

       Mit Selbstakzeptanz zu mehr Gelassenheit:

       1. Einschätzen der Höhe des Stresses

       2. 16 Punkte klopfen

       3. Zwischenentspannung

       4. Punkte klopfen

       5. nochmals einschätzen

       6. Abschlussentspannung

       Und nicht zu vergessen: die Selbstakzeptanzsätze

      Klopfen gegen das schlechte Gewissen

      Nun werden Sie sich vielleicht fragen: Was hat denn ein schlechtes Gewissen aufseiten der Eltern mit dem Verhalten des Kindes zu tun? Wie soll denn das, was ich denke, direkt das Kind beeinflussen? So ganz direkt lässt sich das natürlich nicht zuordnen, aber es gibt da massive Wirkeinflüsse.

      Stellen Sie sich doch nur die Situation aus dem letzten Kapitel vor: Das Baby brüllt unablässig in der Nacht oder beim Einkaufen. Welche Eltern haben nun mehr Stress: diejenigen, die denken, »so ist das nun mal mit Neugeborenen«, oder diejenigen, die sich vorstellen, was die Nachbarn wohl sagen, und die jedes Kopfschütteln eines Passanten auf ihre Unfähigkeit beziehen, das Baby zu beruhigen?

      So gibt es unzählige Situationen, in denen der Stresszuwachs durch unsere im Vorderteil des Gehirns abgespeicherten Glaubenssätze oder Beziehungsmuster, gerne auch »kognitives Gerümpel« genannt, abgespeichert sind. Ich möchte betonen, dass es sich dabei nicht um einen weiteren Schritt in Richtung eines gesellschaftlichen Trends namens »Was scheren mich die anderen?« handelt. Aber Eltern, die lösungsinkompetent werden, weil sie sich so viele Vorwürfe machen, sind auch nicht hilfreich, um im Mietshaus nachts für Ruhe zu sorgen.

      Vor zwei Jahren kam eine Mutter zu mir in die Praxis, die »größte Schwierigkeiten mit den Tobsuchtsanfällen« ihres dreijährigen, adoptierten Mädchens hatte. Sie brülle los, werfe sich in den unmöglichsten Situationen auf den Boden und gebärde sich wie eine »Wahnsinnige«. So habe das Kind schon dermaßen gebrüllt, als sie es im Autositz anschnallen wollte, dass ein Passant stehen blieb und sie barsch fragte: »Was machen Sie denn mit dem Kind? Da müsste man ja die Polizei holen!«

      Nun kennt man ja solche Verhaltensweisen von Kindern in der Trotzphase, und bei der Vorgeschichte des Kindes ließe sich auch genug finden, was als Erklärung für so viel Wut dienen könnte. Dennoch hatte die Mutter einen enormen Leidensdruck. Warum? In ihrem Kopf geisterte immer der Gedanke herum:

      »Was ist, wenn jemand beim Jugendamt meldet, wie das Kind tobt, und behauptet, ich sei damit überfordert? Dann nehmen sie mir das Kind wieder weg« – eine furchtbare Vorstellung, vor allem, wenn der Weg zur Adoption über großes Leid verlorener eigener Kinder geführt hat. Diese Vorstellung in einem solchen Moment blockiert alle guten Ideen, die sich zur Unterbrechung des Musters, das bei der Tochter ablief, eignen könnten.

      In einer solchen Situation wäre es natürlich sehr hilfreich, wenn die Mutter einfach vor dem tobenden Kind stehen bliebe und die 16 Punkte klopfte, bis ihr Stresspegel sinkt. Dazu müsste sie aber das Gefühl der Peinlichkeit überwinden, das in ihr aufkam.

      Wir haben die Variante gewählt, dass man sich die Stress erzeugende Situation auch vorstellen kann, um mit Klopfen in der Vorstellung den Stress zu reduzieren. Machen Sie doch gleich mit und denken Sie an eine Situation, die in Ihnen schon mal starken Stress erzeugt hat! Es funktioniert am besten so:

      1.Konzentrieren Sie sich auf das Thema, stellen Sie sich lebhaft vor, wie die letzte, gut erinnerbare Situation abgelaufen ist. Wo Sie waren, wie es da aussah, wer dabei war, wie es dort roch und was Sie dabei fühlten und wo sich das Gefühl in Ihrem Körper befand – wenn es das Gefühl ist, das Sie verändern wollen.

      2.Schätzen Sie auf der Skala von 0 bis 10 die Stärke des Unbehagens ein.

      3.Dann schließen Sie die Augen und konzentrieren sich ganz auf Ihren Atem.

      4.Jetzt führen Sie für 30 Sekunden bis 2 Minuten die Überkreuzübung durch, damit beide Hirnhälften besser miteinander kommunizieren. Dazu überkreuzen Sie im bequemen Sitz die Beine so, dass ein Bein auf Knöchelhöhe über dem anderen liegt. Genauso verfahren Sie mit den Armen. Legen Sie die gestreckten Arme übereinander, Daumen nach unten zeigend, Handflächen zueinander (siehe Abbildung S. 37). Greifen Sie mit den Händen nun ineinander und führen Sie die Hände zwischen den Unterarmen hindurch auf die Brust und lassen Sie sie dort ruhen, während Sie sich vor Ihrem inneren Auge eine Pendelwaage in Balance vorstellen. Konzentrieren Sie sich auf »Balance«.

       Überkreuzübung

      5.Dann machen Sie zur Konzentration und Zentrierung ähnlich lange die Fingerberührübung (siehe S. 38). Dabei liegen die Ellenbogen seitlich am Körper an. Die Fingerspitzen berühren sich zart. Beim Einatmen kann die Zungenspitze den Gaumen berühren, beim Ausatmen wieder in den Mundboden sinken.


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