Klopfen mit Kindern. Michael BohneЧитать онлайн книгу.
nur auf das stärkste Gefühl. Der Sinn, das Thema wiederholt auszusprechen, besteht darin, es aktiv zu halten, solange man klopft. So können möglichst viele damit verbundene Erinnerungen mit aktiviert werden. Das Überzeugende am PEP-Klopfen im Vergleich zu manch anderen Klopfmethoden sind die Flexibilität und Kreativität, mit denen das Klopfen angewandt wird. Weder muss man beim Klopfen die Punkte mit chirurgischer Genauigkeit treffen, noch muss man eine bestimmte Reihenfolge starr einhalten. Es reicht, wenn Sie die Punkte im Umkreis von fünf Zentimetern beklopfen. Dabei spielt es keine Rolle, welche Körperseite Sie benutzen. Die Nerven sind paarig angelegt, und Sie können einfach ausprobieren, welche Seite sich für Sie angenehmer anfühlt oder wo mehr passiert. Haben Sie sich eine andere Reihenfolge als die angegebene eingeprägt, dann benutzen Sie einfach Ihre eigene. Hauptsache, Sie merken sie sich, damit Sie sie im Ernstfall parat haben.
3.Hat sich Ihr belastendes Gefühl nach einem Klopfdurchgang aufgelöst, kann man zu einer Abschlussentspannung (siehe S. 30) übergehen, muss man aber nicht. Eine ähnliche Entspannungstechnik zur Aktivierung anderer Hirnareale wird auch zwischen den Klopfdurchgängen benutzt, wenn mehrere Durchgänge notwendig sind.
Zwischenentspannung
Für diese »Verschnaufpause« oder Zwischenentspannung wird fortlaufend der Handrücken beklopft, während man zählt, summt und Augenbewegungen macht. Das läuft wie folgt ab:
•Schließen Sie die Augen.
•Öffnen Sie die Augen wieder.
•Schauen Sie nach rechts unten.
•Schauen Sie nach links unten.
•Lassen Sie Ihre Augen 360° rechtsherum kreisen, indem Sie so weit nach hinten blicken, wie es Ihre Augenmuskulatur zulässt, ohne dass Sie den Kopf drehen.
•Kreisen Sie mit den Augen 360° linksherum.
•Summen Sie eine Melodie oder harmonische bis vollkommen schräge Töne, während Sie den Handrücken beklopfen.
•Klopfen Sie weiter auf den Handrücken und zählen Sie hörbar von zehn rückwärts bis null.
•Und wieder summen.
4.Nach jedem Klopfdurchgang fragt man sich, wo auf der Skala zwischen 0 und 10 sich das Gefühl denn jetzt befindet. Ist es größer geworden oder gleich geblieben, dann stören eine oder mehrere Lösungsblockaden, auf die wir später noch zu sprechen kommen, die Erleichterung (siehe S. 45). In den meisten Fällen fühlt es sich nach einem oder mehreren Klopfdurchgängen kleiner, leichter oder nicht mehr so schwerwiegend an. Dann spüren Sie nach, wo in Ihrem Körper sich das Gefühl jetzt befindet. Oft ist es verrutscht oder hat sich verteilt, sodass es sich nicht mehr so stark als zentrierte Last anfühlt.
Abschlussentspannung
5.Wenn sich Ihr Stress auf kleiner/gleich 3 reduziert hat, können Sie, wenn Sie wollen, die Abschlussentspannung durchführen und klopfen dazu wieder den Punkt auf dem Handrücken,
•schließen die Augen,
•öffnen die Augen wieder,
•gleiten langsam mit den Augen vom Boden bis zur Decke,
•fixieren mit den Augen die eigenen Augenbrauen für circa 5 bis 10 Sekunden.
•Dann schließen Sie die Augen wieder,
•holen tief Luft,
•atmen genüsslich und geräuschvoll aus
•und hören erst dann auf, den Handrücken zu klopfen.
Sollte sich Ihr Unbehagen gar nicht oder nur um einen Punkt auf der Skala verändert haben, so liegt mit großer Wahrscheinlichkeit eine der »Big Five«-Lösungsblockaden vor (siehe S. 45). Diese Lösungsblockaden werden nicht mit dem Klopfen, sondern mit einer dezidierten Selbstakzeptanzaffirmation überwunden.
Wenn ich im Folgenden vom »Klopfen« rede, meine ich, dass die 16 Punkte geklopft werden, mitsamt dem dazugehörigen beschriebenen Prozedere.
Zugegebenermaßen wendet man es im Alltag und mit zunehmender Übung durchaus nicht immer vollständig an, sondern benutzt nur die 16 Punkte oder sogar nur die Lieblingspunkte – oder auch nur die Selbstakzeptanzübung, eben so, wie es sich für die Situation gerade stimmig anfühlt.
Ich halte es für sehr hilfreich und manchmal regelrecht erhebend für den Klopfenden, wenn man nach der Abschlussentspannung noch einmal die Augen für einige Zeit nach oben richtet und sich vor dem inneren Auge vorstellt, wie die stresserzeugende Situation wohl das nächste Mal ablaufen wird.
Zielbildvisualisierung (Man kann sich auch vorstellen, in eine »Zukunftshexenkugel«, siehe S. 93, zu schauen.)
Ganz oft stellt sich nach dem Reduzieren der störenden Gefühle und der Reaktivierung der Großhirnrinde nämlich der lang erhoffte Gedankenblitz ein – eine ziemlich konkrete Vision, wie man es zukünftig anders machen wird.
Die Verringerung Ihres Stresses wird sich nun auf die eine oder andere Weise entlastend auf die Situation auswirken. Ganz toll wäre es, wenn das Baby sich in der Zwischenzeit beruhigt hat, aber selbst, wenn nicht, werden Sie jetzt anders an die Situation herangehen. Vielleicht empfehlen Sie Ihrem Partner, auch zu klopfen, damit Sie beide etwas herunterfahren können.
Vielleicht sind Ihnen in der Zwischenzeit auch alle möglichen neuen Ideen eingefallen, die Sie mal ausprobieren könnten, z. B. das Baby an einem anderen Platz wickeln, dabei vielleicht ein Rotlicht anstellen (viele Babys weinen beim Wickeln, weil es ihnen unangenehm ist, wenn die wärmende Hülle ausgezogen wird) und einen Reim aufsagen, wie
»Die Maus hat rote Strümpfe an, damit sie besser radeln kann. Sie radelt bis nach Dänemark, denn Radeln macht die Wadeln stark!«,
während Sie die Beine des Babys wie beim Radfahren bewegen. Das Ablenken von dem eigentlichen Wickeln oder die Beschäftigung des Kindes nebenbei mit etwas ganz anderem, z. B. einem unzerbrechlichen Spiegel, in dem das Kind dann dieses »andere Kind« sehen kann, ist oft ein wesentlicher Schritt zu weniger Gebrüll.
Ich kann mich gut erinnern, wie mein damals noch kinderloser Bruder mich staunend ansah, als ich ihm seinen Neffen samt den beiden Nichten für einen Tag überließ, um selbst auf eine Fortbildung zu gehen – mit dem Tipp, wenn er die Jüngste, damals knapp ein Jahr, wickeln wolle, solle er ihr etwas zu lesen geben. Und damit drückte ich ihm ein kleines Büchlein in die Hand, in dem viele verschiedene Tiere abgebildet waren. Er hielt es wohl für eigenartig und erinnerte sich erst an den Rat, als das Kind beim Wickeln heftigen Protest äußerte. Er gab ihr das Buch, und sie fing an »vorzulesen«: »wau, wau – ia …«, und mein Bruder wurde unwiderruflich in das Gespräch verwickelt und wunderte sich hinterher, wie lange das Wickeln gedauert hatte. Häufig ist das Wickeln bei den Eltern auch eine eher unbeliebte Tätigkeit, dabei kann man es doch zu einem intensiven Schmuse- und Kuschelereignis für Eltern und Kind werden lassen. Wenn Ihnen der Gedanke noch nicht so richtig gefällt, reiben Sie doch den Selbstakzeptanzpunkt und sagen:
•Auch wenn mir das Wickeln eher stinkt, liebe und akzeptiere ich mich so, wie ich bin.
Oder Sie nehmen das Baby liebevoll, aber bestimmt, um das Pflegerische vorzunehmen, vergewissern sich, dass Sie dem Kind alles gegeben haben,