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Fürstenkrone Staffel 6 – Adelsroman. Marisa FrankЧитать онлайн книгу.

Fürstenkrone Staffel 6 – Adelsroman - Marisa Frank


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sich an ihren Mann.

      »Wenn ich es so höre, nein! Aber ich bin sicher, daß Ansgar sich etwas dabei denkt. Außerdem weiß ich überhaupt nichts von einem geplanten Fest«, schloß Otto Hohenried und vertiefte sich wieder in die Morgenzeitung.

      »Männer!« sagte seine Frau empört und wollte von Ansgar Näheres wissen.

      »Ich muß erst sehen, ob mein Vorhaben durchführbar ist«, wehrte er ab, und seine Mutter gab sich wohl oder übel damit zufrieden.

      Ungefähr zur gleichen Zeit rief die Oberin im Blumengeschäft ›Rosengarten‹ an. Buchner hob ab und war so verblüfft, als sie sich meldete, daß er zweimal nachfragte. Dann wendete er sich Angelina zu, die ihn mit fragendem Gesicht beobachtet hatte.

      »Die Frau Oberin! Aus Ihrem Internat!« rief er.

      Mit einem Freudenruf nahm ihm Angelina den Hörer aus der Hand.

      »Was für eine wundervolle Überraschung. Liebe Mutter Oberin, wie geht es Ihnen?«

      »Seit ich deine Adresse habe, geht es mir gut, meine liebe Angelina«, erwiderte sie, gerührt, daß auch kein Hauch von Vorwurf über Angelinas Lippen kam.

      »Sie hatten meine Adresse nicht? Aber…«

      »Ja, ich weiß, mein Kind. Aber ich habe mehrmals geschrieben, übrigens auch einige der Klassenkameradinnen. Ich habe auch versucht, dich telefonisch zu erreichen, wir sind nie durchgekommen, und haben auch nie von dir gehört. Du warst wie vom Erdboden verschluckt.«

      »Oh«, sagte Angelina nur traurig. Es war nicht schwer zu erraten, wer diesen Kontakt unterbunden hatte.

      »Ja, mein liebes Kind. Ich habe gehört, was man dir alles angetan hat, und ich bin von Herzen froh, daß Dr. von Hohenried sich an mich gewendet hat.«

      »Hohenried?« Angelina konnte es irgendwie nicht glauben.

      »Ja. Er mag dich sehr«, erwiderte die Oberin mit einem Lächeln, das Angelina erraten, aber nicht ahnen konnte.

      Sie schwieg eine Weile und meinte schließlich: »Ja, ich glaube, ich tue ihm leid.«

      »Was für ein Unsinn«, war die ungehaltene Antwort. »Natürlich tust du ihm leid. Genau wie du mir leid tust. Aber außerdem habe ich dich ins Herz geschlossen wie eine Enkelin, und er, nun, er ist ziemlich verliebt in dich.«

      Angelina schwieg. Es erschien ihr unfaßbar. Und plötzlich hatte sie Angst. Ob die Mutter Oberin etwas von solchen Dingen verstand? Die erriet ihre Gedanken.

      »Ach, mein liebes Kind. Um von Liebe etwas zu verstehen, muß man nicht unbedingt verheiratet sein und eine eigene Familie haben. Verzeih, wenn ich das so hart sage. Aber deine Mutter, die bereits zum zweiten Mal verheiratet ist, versteht ganz gewiß weniger von Liebe als ich alte Klosterfrau.«

      »Ich habe das gar nicht so gemeint«, entschuldigte sich Angelina ein wenig verlegen. »Aber könnte es nicht sein, daß Sie sich täuschen?«

      Die Oberin schmunzelte.

      »Ich glaube nicht. Er hat es direkt gesagt. Und er befürchtet, daß du nichts mit ihm zu tun haben willst, weil er dir zu alt ist.«

      »Zu alt?« rief Angelina fassungslos. »Aber er ist doch nicht zu alt, oder?«

      »Ich finde nicht«, erwiderte die Oberin vergnügt. »Aber frage doch mal euren alten Gärtner, der ja wohl mehr ist als nur dein Angestellter.«

      »Ja«, stimmte Angelina herzlich zu. »Herr Buchner ist viel mehr als nur ein Angestellter. Er ist mein väterlicher Freund, dem ich voll und ganz vertraue.« Sie nickte, als sie das sagte, zu dem alten Gärtner hin, der eben aus dem Verkaufsraum hereinkam, um Blumen für einen Kunden aus dem Kühlraum zu holen. Er strahlte bei ihren Worten über sein ganzes zerfurchtes Gesicht und ging eilig hindurch, weil es ihm ziemlich peinlich war, so gelobt zu werden, und weil er auch nicht recht wußte, wie er darauf reagieren sollte. Nur eines war für ihn klar: Für seine Komteß würde er sich in Stücke reißen lassen!

      »Ich glaube, ich brauche ihn nicht zu fragen«, sagte Angelina inzwischen zur Mutter Oberin. »Er redet die ganze Zeit auf mich ein, liebenswürdiger zu Dr. von Hohenried zu sein. Ich vermutete bisher, daß es ihm hauptsächlich um das Geschäft geht, aber jetzt…« Sie brach ab und fragte nochmals: »Sind Sie sich auch ganz sicher, liebe Mutter Oberin?«

      »Nun, wenn ein Mann wie Hohenried von Heirat spricht, darf man doch annehmen, daß er es ernst meint. Schließlich hat er keinen Grund, sich deiner alten Lehrerin anzuvertrauen.«

      Das war richtig.

      »Es ist so schwer vorstellbar«, seufzte Angelina. »Weil ich doch…«

      »Wieso schwer vorstellbar? Du bist ein selten schönes Mädchen, und Hohenried findet sogar, daß du das schönste Mädchen bist, das er jemals gesehen hat.«

      »Aber mein Bein…« Fast hätte Angelina bei der Erwähnung ihres Gebrechens zu weinen angefangen, so verwirrte sie alles, was die Mutter Oberin ihr erzählte.

      »Ach, dein Bein. Natürlich ist es schade, daß du diesen Fehler hast, aber wenn man dein Gesicht und dein Herz sieht, dann, mein Kind, fällt das wirklich nicht mehr ins Gewicht.«

      »Ich möchte das alles so gern glauben«, flüsterte Angelina.

      »Nun, dann glaube, daß der liebe Gott wiedergutmachen möchte, was immer an dir verschuldet wurde. Und jetzt: Gottes Segen, mein Kind! Ich versuche, am Wochenende in die Stadt zu kommen und dich zu treffen, wenn du nichts Besseres vorhast.«

      »Was könnte ich Besseres vorhaben?« rief Angelina voller Vorfreude.

      »Man kann nicht wissen«, war die liebevolle Antwort.

      »Herr Buchner, Herr Buchner, haben Sie gehört?« Angelina vergaß ihre sonstige Scheu und lief, so rasch sie konnte, in den Verkaufsraum.

      »Wir brauchen ein Dutzend von unseren blauen Rosen, Komteß«, sagte Buchner, weil sie erschrocken stehenblieb, der Laden war voller Kundschaft.

      »Ja, ich hole sie«, sagte sie schnell und hinkte eilig hinaus.

      »Wer ist denn das?« hörte sie die Stimme der älteren Dame, die Buchner eben bediente.

      »Das ist die Inhaberin des Geschäftes«, erwiderte er.

      »Mein Gott, was für ein schönes Mädchen«, sagte die Dame.

      Sie fand sie schön. Hatte sie das Hinken nicht bemerkt oder fand sie sie etwa trotzdem schön? Angelina stand im Kühlraum und wußte nicht mehr, was sie hier sollte. Schließlich kam Buchner, um nachzusehen.

      »Ist Ihnen nicht gut, Komteß?« fragte er besorgt, weil sie so verwirrt und hilflos dastand.

      Sie wandte sich ihm zu und fiel ihm dann um den Hals.

      »Im Gegenteil! Es ist mir so gut, ich kann alles noch immer nicht ganz glauben. Woher hatte Dr. von Hohenried denn die Adresse?« fragte sie und lachte den alten Mann, der jetzt genauso verwirrt war wie sie, an.

      Er wurde verlegen.

      »War es nicht recht?«

      »Es war sehr recht! Vielen, vielen Dank! Und bitte: Darf ich ›Onkel Buchner‹ zu Ihnen sagen.«

      Jetzt hatte der Gärtner Tränen in den Augen.

      »Mein Gott, Komteß!« Er räusperte sich energisch. »Aber ich muß jetzt wirklich die Kundschaft bedienen.«

      *

      Am folgenden Morgen stand Angelina lange vor dem Spiegel und betrachtete sich kritisch. Ihre Augen, ihr Haar, ihren Mund – es war richtig, sie war nicht häßlich. Aber so schrecklich blaß! Kränklich sah sie aus. Und dazu ihr Bein! Nein, ihre Mutter hatte leider wohl doch recht. Ein kranker Mensch, ein behinderter Mensch konnte nicht schön sein.

      Vielleicht nicht schön, aber ansprechend? Sie seufzte. Wenn das zutraf, was die Mutter Oberin ihr erzählt hatte… vielleicht sah sie frischer aus, wenn sie sich ein wenig schminkte.


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