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Sophienlust 313 – Familienroman. Anne AlexanderЧитать онлайн книгу.

Sophienlust 313 – Familienroman - Anne Alexander


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ziemlich lange«, scherzte Erika.

      Reinhold lachte. »Das ist wohl anzunehmen«, meinte er. »Wann brechen wir morgen früh auf?«

      »Ich dachte, so gegen neun! Jessi liebt Burgen. Sie wird den ganzen Tag auf Hoheneck verbringen wollen. Zum Glück gibt es dort auch ein Restaurant, so daß wir uns unser Essen nicht mitnehmen müssen. Ich habe etwas gegen von der Hitze aufgeweichte Brote und lauwarme Limonade.«

      »Ich auch«, gab Reinhold zu. »Ich hoffe, Sie werden erlauben, daß ich Sie und Jessi morgen zum Essen einlade.« Als er bemerkte, daß Erika die Hand zu einer abwehrenden Geste hob, fuhr er rasch fort: »Nein, sagen Sie nichts, Frau Reimann! Ohne Ihre Tochter hätte ich nie erfahren, daß es Hoheneck gibt, und hätte mich damit um einen bestimmt schönen Tag gebracht.«

      »Jessica hätte Sie nicht so überfallen dürfen«, sagte Erika. »Ich muß mich für das Benehmen meiner Tochter entschuldigen. Es ist sonst wirklich nicht ihre Art, einfach zu fremden Leuten aufs Zimmer zu gehen.«

      »Sie hat mich jedenfalls davor bewahrt, einen langweiligen Abend vor dem Fernsehapparat zu verbringen«, meinte Reinhold. »Sie haben also keinen Grund, sich zu entschuldigen.« Er trank den Rest seines Kaffees. »Bleiben wir noch etwas sitzen, oder sollen wir einen Spaziergang machen? Ich plädiere mehr für den Spaziergang!«

      Erika zögerte. Sie fühlte, daß sie sich in den jungen Mann zu verlieben begann. Es war schon lange her, daß sie zuletzt mit einem Mann in einem Restaurant gesessen und Kaffee getrunken hatte. Seit ihrer Enttäuschung mit Jessicas Vater hatte es keine Männer mehr in ihrem Leben gegeben.

      »Oder haben Sie Angst davor, mit mir spazierenzugehen?« fragte Reinhold. Er berührte sekundenlang ihre Hand. »Ich gelte nicht gerade als Frauenschreck.«

      »Das habe ich auch nicht angenommen«, sagte Erika. »Gut, gehen wir noch ein Stückchen spazieren.«

      Es war ein lauer Sommerabend. Zuvorkommend reichte Reinhold der jungen Frau die Hand, als sie die etwas steilen Stufen in den Hotelgarten hinabstiegen. Sein Ärger über Barbara begann zu verblassen. Er konnte doch nichts daran ändern, daß sie mit diesem David Horgan ausging. Aber noch waren David und seine geschiedene Frau nicht miteinander verheiratet. Und wenn er es verhindern konnte, so würde es auch nie soweit kommen.

      Erika Reimann entzog ihre Hand der seinen, als die beiden auf dem Gartenweg angekommen waren. Langsam schlenderten sie an den Oleandersträuchern und dem Jasmin vorbei, der den Weg säumte. Sie gelangten zu einem künstlich angelegten Teich, dessen Wasser im Schein der Gartenbeleuchtung silbern schimmerte.

      »Sehen Sie die Goldfische?« fragte Reinhold. Er hockte sich ins Gras und wies ins Wasser. »Dort!«

      »Hm, ich sehe sie«, sagte Erika. »Jessica hatte früher einmal ein paar Goldfische. Nacheinander sind sie dann alle eingegangen. Jessica war furchtbar traurig darüber. Wir haben die toten Goldfische feierlich in einem nahen Park begraben.«

      »Besser, als sie in der Toilette hinunterzuspülen.« Reinhold kam wieder hoch. »Ich hatte als Kind auch Goldfische. Als einer von ihnen starb, nahm mein Vater ihn und warf ihn in die Toilette. Das habe ich ihm lange nicht verziehen.«

      »Ich glaube, Eltern machen sich manchmal gar nicht klar, was sie den Seelen ihrer Kinder antun«, meinte Erika nachdenklich.

      »Eltern handeln oft unüberlegt«, bestätigte Reinhold. »Als Marc auf die Welt kam, hatte ich mir vorgenommen, ein vorbildlicher Vater zu werden, aber ich bin kläglich gescheitert.«

      »Sehen Sie Ihre Söhne oft?« fragte Erika, während sie mit Reinhold weiterging.

      »Wenn ich in Deutschland bin, alle zwei Wochen. Manchmal kann ich auch einen Tag mit ihnen verbringen. Aber es ist nichts Halbes und nichts Ganzes. Die Kinder werden mir immer mehr entfremdet.«

      »Mit drei und fünf Jahren sind Kinder noch zu klein, um zu begreifen, warum ihr Vater so oft weg ist«, meinte Erika. »Sie brauchen noch ihre festen Bezugspersonen. Das war einer der Gründe, daß ich meine Stelle im Büro aufgab und mich auf das Risiko mit der Boutiqe einließ. Jessica war damals drei. Sie lebte unter der Woche bei einer Pflegefamilie, die noch drei andere Kinder hatte. Eines Abends, als ich sie über das Wochenende wieder zu mir holen wollte, stellte ich fest, daß sie in mir mehr eine Tante als eine Mutter sah. Am Montag darauf kündigte ich meine Stelle, nahm einen Kredit bei der Bank auf und suchte einen geeigneten Laden, den ich mieten konnte.«

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