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Sophienlust 313 – Familienroman. Anne AlexanderЧитать онлайн книгу.

Sophienlust 313 – Familienroman - Anne Alexander


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/section> Sophienlust – 313 –

      »Ich wünschte, wir hätten den ganzen Sommer über Ferien!« rief Angelika Langenbach enthusiastisch aus und rannte den anderen Kindern voran die Freitreppe hinab. »Wer zuerst am Spielplatz ist!«

      »Das ist unfair, Angelika. Du bist eher losgelaufen!« schrie ihre zehnjährige Schwester Viktoria, genannt Vicky. Sie beeilte sich, Angelika einzuholen, aber sie schaffte es nicht. Empört sah sie, daß die fünfjährige Heidi Holsten an ihr vorbeijagte.

      »Schneller rennen, Vicky!« rief Heidi, ohne im Laufen innezuhalten.

      »Wie die Wilden!« Schwester Regine lachte, als auch noch die übrigen Bewohner des Kindersheims Sophienlust an ihr und dem Hausmädchen vorbeirannten. Die beiden Frauen standen oben auf der Treppe, neben dem Portal.

      Das Hausmädchen Lena sah den Kindern nach und meinte dann schmunzelnd: »Plötzlich ist es so ruhig hier.«

      »Jetzt haben Sie wenigstens entsprechende Ruhe, um mit Ulla den Großputz zu erledigen«, erwiderte Schwester Regine, eine hübsche junge Frau von neunundzwanzig Jahren.

      »Hoffen wir es«, sagte Lena. »Wenn wir Glück haben, bleibt die Bande ein paar Stunden an der frischen Luft.« Sie blickte zum Himmel empor. »Es sieht aus, als würde es heute einmal nicht regnen. Ein Sommer ist das dieses Jahr! Ich weiß nicht, in meiner Jugend hat es im Sommer nicht so oft geregnet.«

      »Ich habe heute morgen den Wetterbericht im Radio gehört«, erwiderte Schwester Regine. »Wenn man ihm glauben darf, wird das Wetter jetzt besser. Zu wünschen wäre es jedenfalls. Die Kinder wären mehr als enttäuscht, wenn es ihre Ferien verregnen würde.«

      »Da kommen Nick und Henrik!« Lena wies zum Parktor. Die beiden Söhne Denise von Schoeneckers fuhren mit ihren Fahrrädern gerade die Auffahrt entlang. Kurz vor der Freitreppe sprangen sie schwungvoll von den Rädern.

      »Mutti kommt heute etwas später!« schrie Henrik von Schoenecker den beiden Frauen entgegen. »Sie ist aufgehalten worden. Sie wollte gerade gehen, als ein Telefongespräch für sie kam.«

      »Henrik glaubt, Sie und Lena wären schwerhörig, Schwester Regine«, spöttelte sein Bruder Dominik, genannt Nick.

      »Selber schwerhörig!« Henrik stemmte die Fäuste in die Seiten.

      »Halte die Luft an, kleiner Bruder«, neckte Nick.

      »Von wegen klein«, empörte sich Henrik. »Wetten, daß ich jederzeit mit dir fertig werden würde?«

      »Ist das nun ein richtiger Streit, oder tut ihr nur so?« fragte Lena stirnrunzelnd.

      »Wir streiten uns nie!« erklärte Henrik und ließ seine Fäuste sinken. »Oder, Nick?«

      »Wenn du dich anständig auf­führst, bestimmt nicht.«

      »Warte, wenn ich dich allein erwische«, drohte Henrik grimmig. »Aber wenn ich dich jetzt verprügle, dann helfen dir Schwester Regine und Lena.«

      »Typische Selbstüberschätzung eines Neunjährigen.« Der sechszehnjährige Nick lachte. Er wich zur Seite aus, weil Henrik auf ihn losgehen wollte. Blitzschnell ergriff er die Hände des Kleinen und hielt ihn so fest. »Hören wir auf, Henrik, sonst bekommen Schwester Regine und Lena tatsächlich noch Angst.« Er schaute zum Spielplatz hinüber. »Wo ist denn Pünktchen?« fragte er die Kinderschwester.

      »Bei der Huber-Mutter, die sich heute morgen nicht besonders wohl fühlte. Das Rheuma plagt sie wieder einmal. Ich habe ihr eine Tablette gegeben. Pünktchen wollte bei ihr bleiben, bis die Tablette zu wirken beginnt.«

      »Sagen Sie ihr, daß ich bei den anderen auf dem Spielplatz bin«, bat Nick.

      »Er sitzt mit Schaufel und Eimerchen im Sandkasten!« Henrik trat sicherheitshalber einige Schritte beiseite, als er das sagte. »Wie ich Nick kenne, wird er für Pünktchen ein paar Sandkuchen backen.«

      »Warum nicht?« Nick lachte. »Das habe ich schon lange nicht mehr getan!«

      Die beiden Jungen gingen im Richtung Spielplatz davon, und Schwester Regine kehrte ins Erste-Hilfe-Zimmer zurück, um den Arznei­schrank zu überprüfen.

      Lena ging hinauf in den ersten Stock, wo Ulla schon mit dem Abnehmen der Vorhänge begonnen hatte.

      Zusammen mit Angelika, Irmela, Fabian und Vicky beschäftigte sich Nick eine Zeitlang mit den kleineren Kindern. Es machte ihm nichts aus, neben dem Sandkasten zu knien und den Kleinen beim Bau von Burgen, Häusern und Straßen aus Sand zu helfen. Ab und zu hob er den Kopf und blickte zum Haus hinüber. Endlich kam Pünktchen!

      »Tschüß, bis später!« rief Nick den Kleinen zu und sprang auf. Eilig ging er der dreizehnjährigen Angelina Dommin entgegen.

      Pünktchen winkte vergnügt, als sie Nick auf sich zukommen sah. Das Sonnenlicht lag voll auf ihrem Gesicht und ließ die vielen Sommersprossen besonders deutlich hervortreten. Wegen dieser Sommersprossen wurde sie in Sophienlust Pünktchen genannt, aber das machte ihr nichts aus. Sie liebte diesen Kosenamen sogar.

      »Hallo!« rief Nick ihr entgegen und hob die Hand zum Gruß. »Wie geht es der Huber-Mutter?«

      »Sie schläft jetzt«, erwiderte Pünktchen und hängte sich bei Nick ein. »Hoffentlich kommt sie bald wieder auf die Beine. Sie hat sich so auf unsere Ferien gefreut. Sie wollte uns sogar ab und zu zum Waldsee begleiten.«

      »Die Huber-Mutter ist zäh, Pünktchen«, meinte Nick. »Sie wird bald wieder aufstehen. So schnell wirft

      sie nichts um – trotz ihres hohen Alters.«

      »Immerhin ist sie schon sehr alt«, gab Angelina besorgt zu bedenken.

      Die Huber-Mutter lebte schon viele Jahre in Sophienlust. Für die Kinder war sie so etwas wie eine Großmutter. Sie war nicht nur gütig, sondern wußte auch jederzeit einen Rat, wenn es scheinbar unlösbare Probleme gab.

      »Wir werden auf dem Rückweg von Waldi & Co. einen riesigen Blumenstrauß für sie pflücken«, überlegte Nick laut. »Du weißt, wie sehr die Huber-Mutter wilde Blumen liebt.«

      Nick hatte seinem Schwager, Dr. Hans-Joachim von Lehn, versprochen, ihm zusammen mit Pünktchen etwas im Tierheim zu helfen.

      Der alte Tierpfleger Janosch hatte sich den Fuß verstaucht und kam dadurch im Moment nicht mit der Arbeit nach.

      Pünktchen nickte begeistert. Die Huber-Mutter hatte nicht viel für künstlich gezogene Blumen übrig. Dagegen liebte sie alles, was im Wald und auf den Wiesen wuchs. Die kannte sich auch unter den Heilkräutern sehr gut aus.

      Bald darauf waren Nick und Pünktchen auf dem Weg zum Tierheim. Sie waren noch nicht weit gekommen, als ihnen ein grüner Ford auffiel, der am Straßenrand stand. Ein junger Mann von etwa dreißig Jahren, mit einem wilden braunen Haarschopf, öffnete gerade die Motorhaube.

      »Haben Sie eine Panne?« fragte Nick und sprang vom Rad.

      Der junge Mann hob den Kopf. Nick und Pünktchen sahen, daß er auch braune Augen hatte. »So scheint es!« Er seufzte auf.»Der Wagen fing plötzlich zu stottern an, hopste noch zwei Meter weiter und blieb dann stehen.«

      »Werden Sie ihn wieder in Gang bringen können?« erkundigte sich Pünktchen und blickte auf das Gewirr von Drähten und Leitungen.

      »Kaum. Ich verstehe nichts von dieser Art Motoren«, erwiderte der junge Mann. »Es wird mir nichts anderes übrigbleiben, als nach Bachenau zurückzulaufen und dort eine Werkstatt zu suchen.«

      »Das ist nicht nötig«, sagte Nick. »Hundertfünfzig Meter von hier ist das Kinderheim Sophienlust. Sie können dort telefonieren. Sagen Sie, Pünktchen und Nick hätten Sie geschickt.«

      »Das wäre natürlich wunderbar«, meinte der junge Mann. Er lachte. »Ich gehöre nicht gerade zu den Leuten, die gern wandern, vor allem dann nicht, wenn sie es nicht vorhatten. Gehört ihr zum Kinderheim?«

      Angelina nickte. »Ich wohne in Sophienlust«, antwortete sie. »Nick ist der Sohn Denise von Schoeneckers. Frau von Schoenecker verwaltet das Heim, bis Nick volljährig ist. Denn eigentlich gehört Sophienlust ihm.«

      »Ihr nehmt mich auf den Arm«, meinte der Fremde. Skeptisch


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