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Reise Know-How ReiseSplitter: Von Kasachstan in die Südsee – Wie ich mal eben vom Weg abkam. Katharina BahnЧитать онлайн книгу.

Reise Know-How ReiseSplitter: Von Kasachstan in die Südsee – Wie ich mal eben vom Weg abkam - Katharina Bahn


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Oder war es Stadt Land Fluss? Kurz vor der Stadtgrenze stoppt uns die Polizei – offensichtlich aus purer Neugier. Der Wagen wird mehrfach umrundet und ist eindeutig interessanter als unsere Dokumente. Die Polizisten halten unsere Solar-Queen auf dem Armaturenbrett für Angela Merkel und werfen sich nahezu vor Lachen auf die Straße. Wir dürfen weiterfahren.

      Bisher haben wir unsere Unterkünfte spontan gebucht. In Toljatti hingegen haben wir ausnahmsweise schon eine konkrete Anlaufstelle zum Übernachten: das Lada-Resort. Durch einen Zufall habe ich im Vorfeld einen Kontakt zu dem Hotel erhalten und wir wurden kurzerhand für zwei Nächte eingeladen.

      Wie der Name des Hotels verrät, ist Toljatti vor allem durch das dort ansässige Hauptwerk des russischen Autoherstellers Lada bekannt. Wir versuchen, mit Hilfe des deutschen Hoteldirektors eine Werksführung zu organisieren, haben aber leider kein Glück. Die Sicherheitsmaßnahmen erlauben keine Spontanbesuche von Touristen. Also begnügen wir uns mit dem Erkunden der Stadt. Mit einem Taxi fahren wir ins Zentrum. Toljatti liegt noch halb im Winterschlaf. Es ist grau und verregnet. Wir flüchten vor dem Nieselregen in ein großes Einkaufszentrum. Dort gibt es zu meiner Verwunderung Kontaktlinsen aus dem Automaten. Was ich aber wiederum nirgends finden kann, weder mit Google noch mit Hilfe Einheimischer, ist die Post. Ich habe ein paar unfrankierte Postkarten im Gepäck, die ich leider noch nicht auf den Weg bringen kann.

      Ein einäugiger Taxifahrer bringt uns schließlich über Umwege zurück zu unserem Hotel. Den letzten Rest meines Energiepensums für diesen Tag trage ich in den Fitnessraum. Außer mir trainieren noch zwei grimmig dreinschauende Russen im Format von Hulk, die mich aber glücklicherweise ignorieren. Da Paul und ich oft viele Stunden am Tag nur im Auto sitzen, brauche ich einen Bewegungsausgleich. Zumindest am Anfang der Reise funktioniert das noch. An dieser Stelle nehme ich kurz und bündig vorweg: Es funktioniert nicht lange. Plus sechs Kilo bis Mitte Juni. Doch das Blatt wendet sich auch wieder.

      Wir befinden uns derzeit in der Oblast Samara, also einem russischen Verwaltungsbezirk namens Samara. Ich versuche, mir etwas über die föderale Gliederung Russlands anzulesen, aber hierfür scheint man einen Doktortitel zu brauchen. Ohnehin lassen wir Russland nun vorerst hinter uns. Die erste kasachische Stadt, die uns erwartet, ist Uralsk. Zwischen Toljatti und Uralsk liegen rund 360 Kilometer und ein Grenzübergang.

      Die Einreise nach Kasachstan verläuft unkompliziert, zieht sich jedoch über zwei Stunden. Immerhin können wir uns an der zwei Kilometer langen Lkw-Schlange vorbeischieben und in der bedeutend kürzeren Pkw-Schlange einreihen. Wie immer meldet sich nach kurzer Wartezeit meine Blase und ich stiefle los, um die Toiletten zu finden. Der Tiefpunkt meiner WC-Häuschen-Erfahrung (bis zu diesem Zeitpunkt) tut sich mitten auf der großen Wiese vor dem Grenzzaun auf – zwei baufällige Holzverschläge. Mit jeweils einem Loch im Boden. Ohne Türen! Ich habe Aussicht auf die russisch-kasachischen Weiten. Nur durch ein paar Holzlatten getrennt, habe ich mindestens 50 Fernfahrer in meinem Rücken. Ich bin dankbar, dass in diesem Moment alle in ihren Führerhäuschen sitzen bleiben.

      Etwa zwei Stunden nach dieser Grenzerfahrung im doppelten Sinn sind wir in Kasachstan eingereist: das flächenmäßig neuntgrößte Land der Erde, zentral auf dem eurasischen Kontinent gelegen. Die türkisfarbene Flagge mit den gelben Symbolen ist mir sofort sympathisch. Zum ersten Mal wechseln wir unsere Reisepässe: Wir bekommen den kasachischen Stempel in den einen Pass und senden jeweils den anderen Pass nach Berlin zu unserer Visa-Agentur, um die nächsten Visa zu erhalten. Dies ist notwendig, weil manche Visa erst drei Monate im Voraus beantragt werden können. Daher unser System mit zwei Pässen, um immer einen davon bei uns tragen zu können.

      In Kasachstan nehmen wir nun das erste Mal auf unserer Reise das Tempo raus. Drei bis vier Wochen haben wir eingeplant, um dieses Land zu besuchen. Und es ist spannend von Anfang an. Schon als wir an der ersten Ampel stehen. Einheimische im Nachbarauto lassen das Fenster runter und fragen neugierig, woher wir kommen. Die Kasachen begegnen uns auffallend offen und freundlich. Ebenfalls auffällig: Kaum haben wir die Grenze überquert, haben die Menschen allesamt leicht asiatische Gesichtszüge.

      Schnell haben wir den besiedelten Großraum der Stadt Uralsk hinter uns gelassen. Vor uns liegt jetzt kasachisches Ödland. Am Wegesrand finden wir prunkvolle muslimische Gräber direkt neben einem christlichen Friedhof vor. Harmonisch nebeneinander. Tot ist eben tot. Zudem verblüfft mich, dass es selbst weit und breit um diesen friedlichen Ort nichts gibt. Keine Stadt, kein Dorf, keine Siedlung.

      Auf unserer Landkarte entdecken wir einen großen See und entscheiden uns, dort unsere erste Camping-Nacht zu verbringen. Jetzt wird es ernst und ich bin ein bisschen aufgeregt. Zuvor machen wir einen Großeinkauf und decken uns mit Essen und Trinken ein. Ich liebe Supermärkte in anderen Ländern. Staunend will ich ein Foto von der kasachischen Variante von Cola schießen. Sofort springt ein Wachmann hinter einem Stapel Konservendosen hervor und gibt mir zu verstehen: Fotos machen verboten! Im Supermarkt? Ich staune noch mehr.

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      Wir finden ein idyllisches Plätzchen an besagtem See, dem Lake Inder. Bisher haben wir uns Richtung Süden bewegt, grob am Fluss Ural entlang. Die russische Grenze liegt jetzt 350 Kilometer weiter nördlich. Paul gibt mir noch Welpenschutz, da ich die Camping-Anfängerin von uns beiden bin. Er baut allein unser Schlaflager auf. Dafür turnt er geschickt auf das Autodach, löst mehrere Verschlüsse an dem zusammengefalteten Dachzelt und klappt dieses mit einer lässigen 180-Grad-Bewegung nach unten auf. Er zaubert eine Leiter hervor und im Anschluss daran einen Klapptisch und zwei bequeme Campingstühle. Im Nu stehen allerlei Gerätschaften, Geschirr und unsere Vorräte auf dem Tisch.

      Neben uns ziehen Schaf- und Rinderherden vorbei. Ein Hirte auf einem Pferd begutachtet unser Lager. Es scheint, als ob er nicht so recht weiß, was er von der Sache halten soll. Mit dem Hirten, mir und dem Pferd verfolgen nun also drei Augenpaare Pauls Aufbauarbeiten mit einer gewissen Skepsis. Wahrscheinlich aus unterschiedlichen Gründen. Der Reiter bittet uns um einen Schluck Wasser (was eher wie ein Vorwand klingt, aber er bekommt ihn natürlich) und wendet sich wieder seiner Herde zu.

      Die Sonne ist inzwischen untergegangen und ich friere mir auf gut Deutsch den Arsch ab. Aber erstmal stört mich das nicht weiter. Wir kochen uns Nudeln mit Soße und brutzeln in einem Pfännchen ein paar Zwiebeln an. Ich finde dabei begeistert heraus, was wir alles so bei uns haben. Zum Beispiel einen mit Holz befeuerter Campingkocher, der nebenbei Energie zum Laden von kleinen Geräten mit USB-Anschluss erzeugt. Auch die Camping-Anfängerin in mir erkennt, dass unsere Ausstattung von der gehobenen Sorte ist. Nach unserem üppigen Abendessen spülen wir ab und verstauen unser Geschirr. Dann krieche ich zum ersten Mal in unser geräumiges Dachzelt. In meinem brandneuen Schlafsack rolle ich mich so klein wie möglich zusammen. Die Nacht ist grauenvoll kalt. Wo ist eigentlich der nächste internationale Flughafen? Ich finde kaum Schlaf und überlege ernsthaft, wie ich die kommenden Wochen durchstehen soll.

      Am Morgen werde ich versöhnt – wir frühstücken in der Sonne und ich genieße die Ruhe und die klare Luft. Die Rinder schaukeln friedlich an uns vorbei. Das Wasser des Sees glitzert im hellen Licht.

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      Auf der Suche nach einem Kalksteingebirge, das unser Reiseführer anpreist, tasten wir uns über schlechte Straßen vorwärts. Wir können den gesuchten Ort jedoch nicht finden. Die Kombination aus unserer Orientierungslosigkeit und immer tieferen Schlaglöchern zwingt uns schließlich zum Umdrehen. Von der Gegend um Atyrau unweit des Kaspischen Meeres schaffen wir es bis Makat. Dort angekommen, suchen wir ein Quartier. Wir finden auf Nachfrage bei Einheimischen am Straßenrand ein Hotel. Dieses hatten wir zwar zuvor schon entdeckt, aber als leer stehendes, zerfallenes Gebäude abgetan. Das Zimmer ist fragwürdig. Die Betten sind mit hässlicher Blumenbettwäsche bezogen, die noch aus der Zeit vor der Unabhängigkeit Kasachstans im Jahr 1991 zu stammen scheint. Ich blende innerlich aufkeimende Fragen zur Sauberkeit erfolgreich aus.

      Hungrig fahren wir zu einem Gebäude, das ich mit meinem selbst angeeigneten, winzigen bisschen Kyrillisch als Restaurant identifiziert habe. In Kasachstan gibt es übrigens mehr Buchstaben im Alphabet als in Russland, aber so tief steige ich dann doch nicht ein. pecTopaH = Restaurant. Reicht!

      Ohne


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