Dr. Laurin Classic 51 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
Sandra alles über die Sudoran wusste. »Hast du gemerkt, wie komisch fleckig ihr Gesicht war?«, fragte Sandra.
»Was dir alles auffällt«, sagte Antonia neckend.
»Sie hat ja wirklich eine tolle Stimme, aber so berauschend schön finde ich sie nicht, wenn man sie von nahem sieht. Mir gefällt ihre Schwester viel besser. Die andere war ihre Schwester. Die Ähnlichkeit ist unverkennbar. Ich verstehe ja nicht, wie man nur dem Erfolg nachjagen kann und die Familie vernachlässigt. Da braucht sie sich wirklich nicht zu wundern, wenn die Kinder nichts für sie übrig haben.«
»Sandra, das ist doch nicht unser Bier«, sagte Antonia mahnend.
»Ach was, solche Frauen sollten nicht heiraten und schon gar nicht Kinder in die Welt setzen.«
Antonia ließ Sandra reden. Sie wusste ja, dass sie nicht zu bremsen war. Und dann dachte Sandra wieder an die Schuhe, und Victoria Sudoran war vergessen.
*
Von ihr wurde erst am Tag der Hochzeit wieder gesprochen. Antonia war auch froh, als die Woche herum war, denn für ihre Kinder war dies natürlich ein ganz besonderes Ereignis.
Kyra wollte auch Blumen streuen und wollte es nicht verstehen, dass sie dazu noch zu klein sei. Leon meckerte herum, weil ihm der Smoking ein kleines bisschen zu eng geworden war, und Kevin stieß in der Aufregung Kajas Blumenkörbchen um. Da hätte es bei ihr fast wieder Tränen gegeben.
Dann kamen sie gerade noch rechtzeitig zur Kirche.
Dagmar und Antonia tauschten einen langen verständnisinnigen Blick und seufzten beide gleichzeitig, denn Dagmar war es auch nicht viel anders ergangen als Antonia.
Aber mit einem Schlag war alle Unbill vergessen, als das Brautpaar erschien.
Biggi, die sonst immer alles getan hatte, um möglichst unauffällig zu wirken, sah einfach wunderschön aus, und Donald Howard in seinem phantastisch sitzenden Frack, zu dem Clemens Bennet ihn mühevoll überredet hatte, war kaum wiederzuerkennen.
Es gab nicht die kleinste Panne. Mit wahrer Hingabe streuten Nicole, Ronald und Kaja den Blumenteppich, über den das Brautpaar dann zum Altar schritt.
Leonie, die reizendste Krankenschwester, die es je in der Prof.-Kayser-Klinik gegeben hatte, nun selbst schon glücklich verlobt, fungierte als Brautjungfer und nahm Biggi das Brautbukett und die Handschuhe ab.
Sie sah so bezaubernd aus, dass Adrian von Burkhardt, der sie einmal auch zum Traualtar führen wollte, ein tiefer Seufzer entfloh, den Antonia, die dicht vor ihm stand, mit einem weichen Lächeln zur Kenntnis nahm.
Der ganz große Augenblick kam aber erst dann, als eine zauberhafte weiche Stimme das Ave Maria sang.
Atemlose Stille herrschte im Kirchenschiff. Selbst Sandra wartete, bis der letzte Ton verklungen war, bevor sie Antonia staunend zuflüsterte: »Die Sudoran!«
Nun, Clemens Bennet hatte wirklich alles getan, um diesen Tag zu einem unvergesslichen Erlebnis zu gestalten. Er hatte sich nicht nur als perfekter Organisator bewiesen, sondern auch als ein Mensch mit sehr viel Gefühl.
Als dann die feierliche Stimmung in den festlich geschmückten Räumen des Jagdhofes, den er für diesen Tag gemietet hatte, einer fröhlichen wich, bewährte sich Clemens Bennet auch als vollendeter Gastgeber.
Es waren so viele schöne Frauen versammelt, dass Victoria Sudoran nicht besonders aufgefallen wäre. Aber sie fiel gerade deshalb auf, weil sie das schlichteste Kleid trug, aus schmeichelnder königsblauer Seide, hochgeschlossen und mit langen Ärmeln. Sie war sehr geschickt, wenn auch auffallend blass geschminkt.
Und was vor allem Sandra Brink sofort zur Kenntnis nahm: Horst Worrel, Clemens Bennets Geschäftsführer, wich nicht von ihrer Seite.
Nachdem Andreas Brink sich bewundernd über ihre einmalig schöne Stimme geäußert hatte, sagte Sandra in ihrer sehr direkten Art: »Na, vielleicht kann dein Bruder Friedrich bald ihren Scheidungsprozess führen.«
Sandra war nun mal so. Andreas lachte leise dazu: »Sie hat überall Verehrer«, meinte er nachsichtig.
»Zu denen du auch gehörst«, rieb Sandra ihm gleich hin.
»Als Frau gefällst du mir besser, mein Schatz«, sagte er, »und wenn du noch so falsch singst.«
»Und dir würde es bestimmt nicht gefallen, wenn ich dich mit den Kindern dauernd alleinlie-ße.«
»Nein, das würde mir ganz und gar nicht gefallen«, gab er unumwunden zu.
Antonia lernte nun Victoria Sudoran auch persönlich kennen, und sie begegnete dieser Frau ohne jedes Vorurteil.
»Haben wir uns nicht schon einmal gesehen?«, fragte Victoria nachdenklich, als sie mit Antonia bekannt gemacht wurde.
»Ja, vorige Woche im Antiquitätengeschäft«, gab Antonia sofort zu.
»An sich habe ich ja ein schlechtes Personengedächtnis, aber manche Gesichter prägen sich mir sofort ein«, sagte Victoria. »Clem hat mir schon sehr viel von Ihnen erzählt. Eigentlich wollte ich meine Familie ja mitbringen«, fuhr Victoria fort, »aber meine Kinder haben ganz plötzlich die Röteln bekommen. Ich bin nur hier, weil ich es Clem versprochen hatte.«
Ganz plötzlich war sie dann auch verschwunden. Allerdings auch Horst Worrel, doch das nahm nur Sandra zur Kenntnis.
Die Stimmung litt nicht darunter. Clemens Bennet hielt Reden auf das Brautpaar, auf Eckarts Geburtstag, und auch Leonie und ihr Verlobter Adrian wurden mit einem launigen Vers bedacht.
Unauffällig wechselte auch der Kreis der Gäste. Selbst Schwester Marie weilte ein Stündchen unter ihnen und konnte berichten, dass es in der Klinik keine besonderen Vorfälle gäbe.
Und der junge Ehemann, Dr. Howard, fand in all dem fröhlichen Trubel ein paar Minuten Zeit, um mit Dr. Laurin zu sprechen. Aber da mischte sich Antonia ein.
»Ihr werdet doch heute nicht fachsimpeln?«, sagte sie, als sie hörte, dass von einem Kind die Rede war.
»Keineswegs«, sagte Leon. »Don hat mir nur eben gesagt, dass die Gärtners die kleine Sabine adoptieren können.«
»Nicht mal an seinem Hochzeitstag kann er abschalten«, meinte Antonia kopfschüttelnd.
»Biggi hat mich daran erinnert, dass der Bescheid gestern gekommen ist«, sagte Donald Howard entschuldigend.
»Ihr werdet ein Ehepaar sein!«, sagte Antonia.
»Und was für eins«, lachte Don glücklich. Und dann war er wirklich nur noch für seine Frau da.
Antonia hing sich bei ihrem Mann ein. »Und du denkst jetzt natürlich nur noch daran, dass es die Gärtners möglichst bald erfahren«, sagte sie.
Konstantin drängte sich zwischen sie. »Du, Papi, Onkel Lars tanzt mit Tante Dagmar«, sagte er. »Warum tanzt du nicht auch mal mit Mami?«
»Ja, warum eigentlich nicht?«, fragte Antonia lachend.
Und da legte er schon den Arm um ihre schlanke Taille. Sie schwebten über das Parkett, als würden sie jeden Tag trainieren.
»Unsere Eltern können viel schneller tanzen als eure«, sagte Kevin zu Nikki und Ronald, und seine Stimme war voller Stolz.
»Unsere Mami bekommt auch ein Baby«, erklärte Nikki. »Da darf man sich nicht so schnell drehen«, und damit nahm sie Kevin den Wind aus den Segeln.
Sehr skeptisch sah er, dass nun auch Leon und Antonia langsam tanzten.
»Du lieber Himmel«, seufzte Kevin, »wir werden doch nicht auch noch ein Baby bekommen?«
»Wie kommste denn darauf?«, fragte Konstantin bestürzt.
»Weil sie so langsam tanzen.«
»Ich finde tanzen doof«, sagte Konstantin. »Von der Eisbombe ist noch was da. Tante Dagmar hat gesagt, das können wir noch schlecken.«
»Und wenn wir uns