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Fanny Hill. John ClelandЧитать онлайн книгу.

Fanny Hill - John Cleland


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allen Seiten, deckte mein Tuch auf, pries Form und Farbe meines Busens. Dann ließ sie mich auf- und abgehen, und fand sogar an meinem bäurischen Gang Gelegenheit, das Inventar meiner Reize zu vergrößern. Kurz, sie vergaß nichts. Er nickte nur so, herablassend beifällig, während er mich wie ein Bock anstarrte; denn ich musste ihn manchmal, ich weiß nicht warum, ansehen, um sofort wieder wegzuschauen, wenn ich seinem Blick begegnete, was er wohl für jungfräuliche Schamhaftigkeit oder Ziererei auslegte, ein Idiot und Scheusal wie er war.

      Dann entließ man mich. Phöbe begleitete mich auf mein Zimmer und blieb bei mir, damit ich nicht allein sei und Zeit finden könnte, über das nachzudenken, was da vorging. Aber meine Dummheit war so groß, oder meine Unschuld so ungeheuer, dass mir über die Madame Brown noch immer nicht die Augen aufgingen und ich in dem sogenannten Vetter tatsächlich nichts weiter sah als einen auffallend hässlichen Menschen, der mich weiter nichts anging, als dass er als ein Verwandter meiner Wohltäterin auch etwas von der Ehrfurcht bekommen müsse, die ich ihr bezeige.

      Phöbe bemühte sich, mich für das Scheusal einzunehmen, indem sie fragte, ob es mir lieb wäre, wenn ein so schöner Herr mein Mann werden wollte. Schön nannte sie ihn wohl, weil er sehr reich angezogen war. Ich sagte darauf, dass ich noch nicht ans Heiraten dächte, aber wenn, dann würde ich mir einen Mann aus meinem Stand wählen, so sehr hatte mich der Ekel vor dem hässlichen Kerl gegen den "schönen Herrn" abgeneigt gemacht und mich denken lassen, alle vornehmen Leute wären genau wie der. Phöbe aber ließ sich nicht so leicht abbringen und redete und redete, mir Zweck und Sinn dieses gastfreien Hauses beizubringen. So lange sie von Männern im allgemeinen sprach, durfte sie wohl glauben. dass ich mich endlich ergeben würde, und dass da das Beste von mir zu erwarten sei. Aber sie war zu erfahren, als dass sie nicht hätte entdecken sollen, dass meine entschiedene Abscheu vor dem Vetter ihnen ein Hindernis in den Weg legen würde, das nicht so leicht weggeschafft werden könnte, als sie es für ihren Handel wünschten. Mich für die Männer zu gewinnen, das war nicht schwer, die Schwierigkeit begann erst mit dem Mann.

      Unten hatte indes Mutter Brown mit dem alten Bock den Vertrag gemacht. Er sollte, wie ich nachträglich erfuhr, fünfzig Pfund im voraus und für den Versuch zahlen, und hundert nachher, wenn der Versuch geglückt sei. Ich wurde ihm dabei ganz nach Belieben und Großmut überlassen. Er wollte, nach dem das festgestellt war, gleich zu mir, beschied sich aber auf die Vorstellungen meiner Kupplerin, dass ich erst noch abgerichtet werden müsste, auf den Abend. Länger wollte er auf keinen Fall warten. Ungeduld ist immer das Zeichen schlechter Lüste, und es blieb bei dem Abend.

      Beim Mittagessen taten die Brown und Phöbe nichts sonst als in höchsten das Lob dieses wunderbaren Vetters zu singen, und wie glücklich die Frau wäre, die er mit seiner Neigung beglücke, und wie er vom ersten Moment an gleich in mich verliebt gewesen wäre; und was ich für ein Glück mache, auf Lebenszeit, und in einer Kutsche könnte ich fahren - aber der Ekel hatte sich in mir schon so eingegraben, dass ich ihnen, da ich die Kunst meine Gefühle zu maskieren nicht verstand, gerade heraus sagte, sie dürften dem Herrn nicht die geringste Hoffnung machen. Dabei ging der Wein recht lebhaft herum, natürlich um mich für den bevorstehenden Angriff widerstandsloser zu machen.

      Wir saßen so sehr lang zu Tisch und gegen Sechs, nachdem ich mich auch auf mein Zimmer begeben wollte und der Tee gebracht worden war, erschien die würdige Seele mit dem Waldteufel, der eine Art zu grinsen hatte, die ich im Magen spürte. Er setzte sich, dass er mich voll sehen konnte und verdrehte die Augen nach mir die ganze Zeit, da wir den Tee tranken. Das war schnell geschehen, und die sonst immer müßige Alte gab Geschäfte vor - und hatte auch recht damit - um aus dem Zimmer zu kommen; Ermahnte mich noch, den lieben Vetter um ihret- und meinetwillen gut zu unterhalten, bis sie zurückkomme. Und den Vetter, artig mit mir zu sein und fein sanft mit dem süßen Kind umzugehen. Darauf verschwand sie sehr schnell, und ich schaute mit offenem Mund nach der Tür.

      Wir waren allein und ein Zittern kam auf einmal in meine Glieder, eine Furcht vor irgendetwas schrecklichem, dass ich mich auf das Kanapee am Kamin setzte, wo ich wie ein Stein blieb, ohne Atem und Leben, ohne zu sehen und zu hören. Ich konnte mich nicht rühren, wie sich der Mensch neben mich setzt, mich umarmt, küsst. Und wie er mich so ohne Widerstand sieht, reißt er mir das Busentuch herunter und versucht, mich auf das Kanapee zu legen. Ich fühle seine Hand an meinen Beinen, die ich übereinander geschlagen hatte und die er auseinander zu zwängen sich bemüht. Da erst kam ich zu mir; Er warf mich förmlich in die Höhe und ihm vor die Füße und ich bat, er möge nicht hart gegen mich sein und mir nicht weh tun. "Weh tun, Kleine? Ich denke gar nicht daran, - hat dir die Alte denn nicht gesagt, dass ich dich liebe? Dass ich hübsch fein mit dir umgehen will?" - "Ich kann nicht, ich kann sie nicht lieben" rief ich, "Bitte, lassen sie mich! Ich will sie voll Herzen gern haben, wenn sie mich allein lassen und weggehen wollen." Aber ich redete umsonst. Ob ihn mein Bitten noch mehr erregte oder er seine Gier nicht mehr in Zaum halten konnte, er erneuerte pustend und fauchend seinen Angriff und versuchte mich noch einmal auf das Kanapee zu zwingen. Diesmal gelang es ihm, mich der Länge nach hinzulegen, mir sogar die Röcke über den Kopf zu schlagen und meine Schenkel aufzudecken; die ich so sehr als möglich übereinander presste; und so viel Mühe er sich auch gab, er konnte nicht Herr über mich werden, Weste und Hose hatte er aufgeknöpft, aber ich fühlte nichts sonst als das Gewicht seines Körpers auf mir. Plötzlich ließ er von mir ab, stand keuchend auf und fluchte was von "alt" und "hässlich", denn so hatte ich ihn in der Hitze meines Sträubens genannt.

      Nachher erst wurde ich gewahr; dass der Kerl durch das Zappeln und Raufen auf die Höhe seiner Begierde gekommen war, dass ihn schon sein Vermögen verlassen hatte, noch ehe er an den rechten Ort kam - denn es geschah alles auf meine Beine und auf mein Hemd.

      Nun befahl er mir, aufzustehen - er wolle mir nicht die Ehre antun sich weiter mit mir abzugeben, die alte Hure möchte sich nach einem andern Trottel umsehen, er wolle sich jedenfalls nicht von einer verlogenen, falschen Keuschheit zum Narren halten lassen, denn er wisse genau, dass ich meine Jungfernschaft einem Bauernbengel auf dem Dorfe abgetreten hätte, und jetzt meine abgerahmte Milch in der Stadt anbringen wolle. So schimpfte er eine ganze Weile, zu meinem größten Vergnügen; denn der Spott schien mich vor seiner ekelhaften Zärtlichkeit zu sichern.

      So deutlich nun auch die Absichten der Brown an den Tag gekommen waren, ich hatte doch nicht das Herz oder den Verstand, das klar einzusehen. Es kam mir gar nicht der Gedanke, mein Verhältnis zu der alten Hure zu lösen, so sehr hielt ich mich mit Leib und Seele für ihr Eigentum. Oder es war doch die Furcht vor der Strasse, der fremden Stadt, die mich selbst so betrog und mich ins Verderben brachte.

      Ich saß am Kamin, weinend, mit offenem Haar, bloßem Hals, ganz in trübseligen Gedanken, die ich mir nicht so klar machen konnte, dass aus ihnen ein Entschluss wurde. Dieser Anblick muss den Alten aufs neue geil gemacht haben, denn nach einer kleinen Weile fragte er auf einmal ruhig, fast zärtlich, ob ich es nicht noch einmal mit ihm versuchen wolle, bevor die alte Dame zurückkäme, es solle dann alles wieder gut sein. Dabei küsste er mich und fuhr mir mit der Hand zwischen die Brüste. Nun wirkte alles, Ekel, Furcht, Zorn und alles zusammen, das ich aufsprang, zur Glockenschnur eilte und mit so gutem Erfolge daran riss, dass sofort die Magd gelaufen kam. Wie die mich auf dem Boden liegen sah, mit verwirrtem Haar und blutender Nase - was die Sache etwas tragisch machte und den Schuft, der noch immer über mir her war, da wurde sie selber verwirrt und wusste nicht was tun. Die Umstände, wie sie uns fand, mussten der Martha den Eindruck machen, dass die Sache schon weiter gekommen sei, als sie wirklich war und dass ich die Ehre des Hauses schon völlig gerettet haben müsste, weshalb sie meine Partei nahm und dem Herrn riet, hinunter zu gehen. Ich würde mich bald erholen und wenn Madame und Phöbe erst wieder nachhause gekommen wären, würden sie schon alles ordnen, bis dahin möge er ein bisschen Geduld haben. Das sagte sie in einem sehr bestimmten Ton; und da der Alte wohl selbst dachte, dass sein Dableiben die Sache nicht besser machen würde, nahm er Hut und Stock und ging brummend hinaus. Ich erinnere mich noch, wie er dabei viele Falten in seine Stirne machte, dass er aussah wie ein alter Affe.

      Sobald er weg war, bot mir Martha sehr zärtlich ihre Hilfe an, wollte mir Hirschhorn-Tropfen geben und mich ins Bett bringen, was ich durchaus nicht wollte, aus Angst, der Mensch käme wieder und wäre dann im Vorteil. Aber sie schwor mir, dass ich diese Nacht Ruhe haben würde, und so legte ich mich nieder. Ich war so matt, dass ich kaum die Fragen


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