Anwaltshure Band 4 | Erotischer Roman. Helen CarterЧитать онлайн книгу.
und schlüpfte stattdessen in meinen Bademantel. Nicht jedoch, ohne zuvor meinen Körper in dem großen Spiegel begutachtet zu haben.
Seit Beginn meiner Arbeit für George hatte sich mein Gewicht um einiges reduziert, dennoch hatte ich weibliche Hüften und eine stattliche Oberweite. Meine Brüste waren nicht mehr ganz so perfekt wie in früheren Zeiten, aber ich war zufrieden. Nur mein Po kam mir ein wenig zu üppig vor. Ein Urteil, das die Männer nicht zu teilen schienen.
Noch immer zählten Rosen zu meinen Lieblingsdüften und so rieb ich ein wenig von meinem Rosenöl in meine erhitzte, noch immer etwas feuchte Haut. Als dieser Duft nun in meine Nase stieg, überkam mich ein gewisses sinnlich-träges Gefühl, das ich sehr genoss. Jegliche Hektik fiel von mir ab und ich widmete mich sowohl meinem Körper, als auch meinem Haar.
Make-up benutze ich stets in Maßen. Und so legte ich auch jetzt nur Wimperntusche auf, einen haltbaren Lippenstift und einen Hauch geschickt platzierten Rouges.
Der Wäsche widmete ich meine besondere Aufmerksamkeit. Sie musste zum restlichen Outfit passen. Auch wenn Goric sie nur kurz zu Gesicht bekäme, so bestimmte dieser kurze Eindruck doch den Fortgang der Ereignisse nicht unmaßgeblich.
Ich entschied mich für schwarze Spitzenwäsche, einen Tanga und BH. Dazu schwarze, halterlose Strümpfe, deren oberer Abschluss von einer breiten Spitzenbordüre geziert war. Wenn ich auch viel Geld in meine Wäsche investierte, so kaufte ich Strümpfe und Strumpfhosen stets günstig, da sie viel zu oft von stürmischen Herren zerrissen wurden.
Ich würde die sexy Lehrerin spielen, unter deren Kostüm sich eine verruchte Hure verbarg. Etwas, das dieser Goric nur ahnen mochte, das ihn aber umso mehr auf Touren bringen würde. Ich schlüpfte in Rock und Bluse, zog das Jäckchen über und schloss es. Ein kurzes Drehen vor dem Spiegel und ich mochte, was ich sah. Vor allem aber wusste ich, dass er es mögen würde. Die hochhackigen schwarzen Stiefel ergaben zwar einen gewissen Bruch in meinem Outfit, doch den nahm ich hin, da Männer nichts so lieben, wie Stiefel.
***
Ich war eine gute Viertelstunde bevor jene schwarze Limousine auf den durch ein Mäuerchen von der Straße getrennten Parkbereich fuhr, fertig. Am Fenster stehend, hatte ich auf diesen Moment gewartet. Ruhig, fast träge.
Der Schnee fiel mittlerweile immer dichter. Die Scheibenwischer des Wagens schoben ihn zu dicken Kissen zusammen, die seitlich am dunklen Lack herab rutschten. Die Reifen hinterließen eine Spur im frisch gefallenen Weiß.
Die Fahrertür öffnete sich und ein Soldat stieg aus. Überrascht beobachtete ich, wie er um das Fahrzeug herumeilte, den hinteren Schlag aufriss und strammstand. Ich schmunzelte bei dem Gedanken, dass mir der Bursche auch gefallen würde. Schlank und schneidig stand er da, erstarrt wie eine Zinnfigur.
Und dann entstieg mein Gast dem Wagen. Für einen Moment hielt ich den Atem an. Großgewachsen, in dunkler Uniform. Bewegungen geschmeidig wie die eines Raubtiers. Ohne dem Soldaten auch nur einen Blick zu gönnen, bewegte er sich auf dem schneeglatten Untergrund sicher wie auf trockenem Asphalt.
Es geschah mitten im Gehen, dass er plötzlich aufsah und mich am Fenster zu entdecken schien. Seine Blicke fixierten mich, wie einen plötzlich aufgetauchten Heckenschützen. Ohne irgendeine Art von Reaktion zu zeigen, ging er weiter auf meine Tür zu.
Ich begab mich zum Türöffner, wartete auf das Klingeln, zählte stumm bis zehn und öffnete dann.
Jetzt, da er so unvermittelt vor mir stand, erschien er mir noch imposanter. Da ich selbst vergleichsweise klein bin, musste ich zu ihm förmlich aufsehen. Seine Augen schienen das einzig Aktive in seinem ansonsten vollkommen beherrschten Gesicht. Sie aber wanderten ruhelos über meine Züge, als hätten sie sich in lebende Scanner verwandelt. Ich sah eine kalte Flamme in seinen Augen, die bald zu glühen und zu brennen beginnen würde.
Schätzte er mich gerade ab? Gefiel ich ihm? Es gab keine Antwort auf diese Fragen in seinem Gesicht. In diesen runden, großen Augen, über denen kräftige Brauen lagen. Der glatt rasierten Haut und den schmalen, etwas breiter angelegten Lippen. Es lag eine gewisse Jungenhaftigkeit in diesem Gesicht, die aber überlagert wurde von anerzogener militärischer Haltung.
»Hallo«, sagte ich verhalten. Unsicherheit erfasste mich. Bereute er es gerade, hergekommen zu sein?
»Darf ich hereinkommen?«
Diese beinahe distanzierte Reaktion verblüffte mich dermaßen, dass ich nur stumm beiseitetrat und ihn an mir vorbeigehen ließ.
Als ich in mein Apartment kam, stand der Offizier scheinbar unschlüssig im Wohnzimmer und kramte derweil nach seinen Zigaretten. Mir die Schachtel hinhaltend, sah er mich schweigend an. Eine Spannung legte sich über uns, die nicht nur erotischer Natur war. Ich brauchte ihn nur ansehen und wurde nass.
»Wie geht es dir?«, fragte er mit einem Ton, als befürchte er, dass irgendwo ein Fallstrick lauerte. Sein Akzent überraschte mich, denn in diesem Moment hätte ich ihn für einen waschechten Schotten gehalten. Aber ich kannte weder die Uniform noch passte der Name.
»Ich kann nicht klagen. Aber wollen wir uns nicht setzen? Einen Drink?«
Wie so oft flüchtete ich mich beinahe in die Rolle der charmanten Gastgeberin und er nahm auch sofort auf der cremefarbenen Ledercouch Platz, wo er, noch immer in straffer Haltung, jedem meiner Schritte mit den Augen folgte, während er ruhig zu rauchen begann. Es ärgerte mich ein wenig, dass er nicht mal gefragt hatte, ob es mir recht war, dass er es tat. Den Rücken ihm zugewandt, seinen Blick auf meinem Körper wissend, schenkte ich Whiskey ein.
Seine Beherrschtheit irritierte mich und ich fürchtete, dass ich mehr Arbeit mit ihm haben würde, als meinem Nervenkostüm zuträglich war. Dennoch war ich auch zuversichtlich, denn gerade jene äußerlich so beherrschten Männer, pflegten im Schlafzimmer zu Tieren zu mutieren.
»Mr McLeod hat nicht übertrieben, als er deine Schönheit gepriesen hat«, eröffnete er das Gespräch, während ich ihm das Glas reichte und mich neben ihn setzte.
Sein Rasierwasser duftete verführerisch. Herb und männlich. Seine Ausdrucksweise war mir einen Tick zu blumig, aber ich schrieb dies seiner fremdländischen Herkunft zu.
»Keine Übertreibung, bitte«, erwiderte ich, und freute mich doch über das Kompliment.
»Du kannst Ivo zu mir sagen.« Seine Stimme war hell und klar, mit dem rollenden »R« des Schotten.
»Also …«, ich stieß mit meinem Glas gegen das seine, »… Ivo!« Ein kleines Lächeln wanderte über seine Züge und ich sah, dass er leicht errötete.
»Aus welchem Land kommst du?«, fragte ich.
»Serbien.«
»Oh, ich hätte schwören können, du bist Schotte.«
Ein Strahlen erhellte sein Gesicht und jetzt waren seine Züge die eines stolzen Jungen, den man gelobt hatte. »Ich bin in Glasgow geboren und aufgewachsen.«
»Ah … deswegen.« Der sowieso schon dünne Redestrom versiegte nun vollkommen.
Es war der Moment, wo ich mich ernsthaft fragte, was wir hier taten. Was er von mir wollte. Wieso war er hergekommen, wenn er nur schweigend trank?
Aber auch ich kannte mich so nicht. Normalerweise konnte ich den schweigsamsten Gast zum Plaudern bringen. Es passierte so gut wie nie, dass mir kein Thema mehr einfiel. Aber jetzt und hier schien ich nicht mehr weiter zu wissen.
Seine nächste Bewegung kam derart plötzlich, dass sie mich vollkommen überrumpelte. Er stellte sein Glas auf den gläsernen Tisch, warf sich praktisch im gleichen Moment über mich. Seine Lippen auf meinen glichen einem Überfall und ich konnte gerade noch meinen schwappenden Whiskey beiseite stellen, als er mich auch schon in seine Arme riss und wild zu küssen begann.
Mir war es nicht einmal mehr möglich, zu protestieren, oder auch nur seinen Namen zu sagen, als seine Zunge bereits wild in meinen Mund eindrang, als gelte es, einen Feind zu erobern.
Sein Atem, der jetzt beinahe in stürmisches Keuchen überging, versetzte mich in einen Rausch.