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Der Malaiische Archipel. Alfred Russel WallaceЧитать онлайн книгу.

Der Malaiische Archipel - Alfred Russel Wallace


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zurecht, trieben einen der Pflöcke in den Baum und hängten sich daran. Er hielt und das schien ihnen zu genügen, denn sie machten sofort eine Reihe solcher Pflöcke, während ich mit großem Interesse zusah und mich wunderte, wie sie daran denken könnten, einen so hohen Baum lediglich auf eingetriebenen Pflöcken zu ersteigen, da doch ein Fehltritt in großer Höhe ihnen das Leben kosten würde. Als etwa zwei Dutzend Pflöcke fertig waren, schnitt einer einige sehr lange und dünne Bambusstöcke aus einem anderen Gebüsch und verfertigte ferner aus der Rinde eines kleinen Baumes Stricke. Dann trieben sie, etwa drei Fuß über dem Boden, einen Pflock sehr fest hinein, banden einen der langen Bambusstäbe dicht an dem Baum mit den Stricken aus der Rinde an die beiden ersten Pflöcke aufrecht fest und machten in diese kleine Einkerbungen. Einer der Dajaks stellte sich nun auf den ersten Pflock und trieb einen dritten ein, ungefähr in gleicher Höhe mit seinem Gesicht, band ebenso an diesen den Bambusstab fest und stieg dann auf den zweiten Pflock, auf einem Fuß stehend und sich an dem Bambusstab haltend, während er den nächsten Pflock hineintrieb. So kam er etwa zwanzig Fuß hoch, wo der aufrecht stehende Bambusstab dünn wurde; sein Gefährte reichte ihm darauf einen anderen hinauf, und er vereinigte diesen mit dem ersten, indem er sie beide zusammen an drei oder vier Pflöcke festband. Als auch dieser wieder zu Ende ging, wurde noch ein dritter angebunden, und bald darauf erreichte er die ersten Äste des Baumes, denen entlang der junge Dajak kletterte und auch bald den Mias kopfüber herabstürzte. Ich war sehr überrascht über diese sinnreich ausgedachte Art zu klimmen und über die bewundernswerte Weise, in der die besonderen Eigenschaften des Bambusrohrs zu diesen Zwecken vorteilhaft verwendet wurden. Die Leiter selbst war vollkommen sicher, da wenn ein Pflock nachgeben oder brechen wollte, er durch die anderen mitgehalten würde. Ich verstand jetzt die Bedeutung der Reihen Bambuspflöcke in den Bäumen, die ich oft zu meiner Verwunderung gesehen hatte. – Dieses Tier war in Größe und Aussehen fast identisch mit dem, welches ich in Semabang erhalten hatte, und dieses blieben die einzigen männlichen Exemplare, die ich von Simia morio erhielt. Das Letztere ist jetzt im Derby Museum.

      Ich schoss später noch zwei erwachsene Weibchen und zwei Junge verschiedenen Alters, die ich alle einlegte. Eines der Weibchen fraß mit mehreren Jungen auf einem Durianbaum unreife Früchte; sobald es uns sah, brach es offenbar wütend Zweige und die großen stacheligen Früchte ab und schleuderte einen solchen Regen von Wurfgeschossen auf uns herab, dass wir wirklich dadurch gehindert wurden, uns dem Baum zu nähern. Man hat es angezweifelt, dass diese Tiere im Zorn Zweige herabschleudern, allein ich habe es selbst bei drei verschiedenen Gelegenheiten beobachtet. Aber immer waren es Weibchen, die es taten, und es kann sein, dass das Männchen, auf seine große Kraft und seine Zähne vertrauend, kein anderes Tier fürchtet und gar nicht versucht, es zu vertreiben, während die Weibchen der mütterliche Instinkt auf diese Verteidigungsart für sich und ihre Jungen brachte.

      Beim Präparieren der Häute und Skelette dieser Tiere wurde ich sehr von den Dajak-Hunden belästigt, die, stets halb verhungert, nach tierischer Kost sehr gierig sind. Ich hatte eine große eiserne Pfanne, in der ich die Knochen abkochte, und nachts bedeckte ich dieselbe mit Brettern und schweren Steinen; aber die Hunde brachten es fertig, sie zu entfernen und schleppten mir den größeren Teil eines meiner Exemplare fort. Bei einer anderen Gelegenheit nagten sie mir ein gutes Stück des Oberleders meiner starken Stiefel weg und fraßen selbst einen Teil meines Moskitovorhanges, auf den vor einigen Wochen etwas Lampenöl gegossen war.

      Bei der Rückfahrt stießen wir auf einen alten männlichen Mias, der auf einem niedrigen im Wasser wachsenden Baum fraß. Das Land war weithin überflutet, aber so voll von Bäumen und Stümpfen, dass das beladene Boot sich nicht Bahn brechen konnte, und wenn es auch möglich gewesen wäre, so hätten wir nur den Mias fortgeschreckt. Ich ging deshalb ins Wasser, das mir fast bis an den Leib reichte, und watete so weit, bis ich zum Schuss nahe genug war. Die Schwierigkeit war dann nur, wie ich meine Büchse wieder laden sollte, denn ich stand so tief im Wasser, dass ich die Büchse nicht schräg genug halten konnte, um das Pulver hineinzuschütten. Ich musste daher einen seichten Platz suchen, und nach mehreren Schüssen unter diesen erschwerenden Umständen hatte ich die Freude, das ungeheure Tier kopfüber ins Wasser stürzen zusehen. Ich zog es nun hinter mir her in den Fluss hinein, aber die Malaien wollten es nicht im Boot dulden und es war so schwer, dass ich es ohne ihre Hilfe nicht hineinbringen konnte. Ich spähte umher nach einem Platz, um es abzuhäuten, aber nicht ein Fleckchen trockenen Bodens war zu sehen, bis ich zuletzt eine Baumgruppe von zwei oder drei alten Bäumen und Stümpfen fand, zwischen denen ein paar Fuß Erde sich über Wasser angesammelt hatte, die gerade genügten, um das Tier darauf zu legen. Zuerst maß ich es und fand, dass es das größte sei von allen, die mir begegnet waren, denn wenn auch die Höhe im Stehen dieselbe war, wie bei den anderen (vier Fuß zwei Zoll), so maßen doch die ausgestreckten Arme sieben Fuß neun Zoll, also sechs Zoll mehr als beim vorhergehenden, und das ungeheuer breite Gesicht maß dreizehn und einen halben Zoll, während das größte, das ich bis jetzt gesehen hatte, nur elf und einen halben Zoll betrug. Der Umfang des Körpers war drei Fuß sieben und einen halben Zoll. Ich bin daher geneigt zu glauben, dass die Länge und Kraft der Arme und die Breite des Gesichtes bis in ein sehr hohes Alter hinein zunehmen, während die Höhe von der Fußsohle bis zum Scheitel selten, wenn je, vier Fuß zwei Zoll überschreitet.

      Da dieses der letzte Mias war, den ich geschossen, und der letzte erwachsene, den ich lebend gesehen habe, so will ich hier eine Skizze seines allgemeinen Verhaltens anreihen und einige andere damit zusammenhängende Tatsachen anführen. Man weiß, dass der Orang-Utan Sumatra und Borneo bewohnt, und hat guten Grund zu glauben, dass er auf diese zwei großen Inseln beschränkt ist; auf der ersteren aber scheint er viel seltener zu sein. Auf Borneo hat er weite Verbreitung; er bewohnt viele Distrikte der Südwest-, Südost-, Nordost- und Nordwestküsten, aber hält sich nur in den niedrig gelegenen und sumpfigen Wäldern auf. Es scheint auf den ersten Blick sehr unerklärlich, dass der Mias im Sarawak-Tal unbekannt sein sollte, während er in Sambas im Westen und Sadong im Osten reichlich zu finden ist. Aber wenn wir die Gewohnheiten und die Lebensart des Tieres näher kennenlernen, so sehen wir für diese scheinbare Anomalie in den physikalischen Verhältnissen des Sarawak-Distriktes einen zureichenden Grund. In Sadong, wo ich den Mias beobachtete, findet man ihn nur in niedrigen, sumpfigen und zu gleicher Zeit mit hohem Urwald bedeckten Gegenden. Aus diesen Sümpfen ragen viele isolierte Berge hervor; auf manchen haben sich die Dajaks niedergelassen und sie mit Fruchtbäumen bebaut. Diese bilden für den Mias einen großen Anziehungspunkt; er frisst die unreifen Früchte, aber zieht sich des Nachts stets in den Sumpf zurück. Wo der Boden sich etwas erhebt und trocken ist, lebt der Mias nicht. Z. B. kommt er in Menge in den tieferen Teilen des Sadong-Tales vor, aber sobald wir ansteigen bis über die Grenzen, wo Ebbe und Flut bemerkbar sind und wo also der Boden, wenn er auch flach ist, doch trocknen kann, so finden wir den Mias nicht mehr. Der untere Teil des Sarawak-Tales nun ist sumpfig, doch nicht überall mit hohem Wald bedeckt, sondern meist von der Nipapalme bestanden; und nahe der Stadt Sarawak wird das Land trocken und hügelig und ist bedeckt von kleinen Strecken Urwald und vielem Dschungel an Stellen, die früher von Malaien und Dajaks bebaut wurden.

      Ich meine nun, dass eine große Fläche ununterbrochenen und gleichmäßig hohen Urwaldes für das Wohlbefinden dieser Tiere nötig ist. Solche Wälder sind für sie offenes Land, in dem sie nach jeder Richtung hin sich bewegen können, mit derselben Leichtigkeit wie der Indianer über die Prairie oder der Araber durch die Wüste; sie gehen von einem Baumwipfel zum anderen, ohne jemals auf die Erde hinabzusteigen. Die hohen und trockenen Gegenden werden mehr von Menschen besucht, mehr durch Lichtungen und später auf diesen wachsenden niedrigen Dschungel, der nicht passend ist für die eigentümliche Art der Bewegung des Tieres, eingenommen. Hier würde es daher mehr Gefahren ausgesetzt und öfter genötigt sein, auf die Erde hinabzusteigen. Wahrscheinlich findet sich im Mias-Distrikt auch eine größere Mannigfaltigkeit an Früchten, indem die kleinen inselartigen Berge als Gärten oder Anpflanzungen dienen, in denen die Bäume des Hochlandes gedeihen mitten in sumpfigen Ebenen.

      Es ist ein seltsamer und sehr interessanter Anblick, einen Mias gemächlich seinen Weg durch den Wald nehmen zu sehen. Er geht umsichtig einen der größeren Äste entlang in halb aufrechter Stellung, zu welcher ihn die bedeutende Länge seiner Arme und die Kürze seiner Beine nötigen; und das Missverhältnis zwischen diesen Gliedmaßen wird noch dadurch verstärkt, dass er auf den Knöcheln, nicht wie wir auf den Sohlen, geht. Er scheint stets solche


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