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Toni der Hüttenwirt 259 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt 259 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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Nadine seufzte. »Okay, es ist dafür wohl nicht die richtige Tageszeit. Das verstehe ich. Und ich weiß, dass du immer eine Weile brauchst, um dich an eine neue Situation zu gewöhnen. Übrigens, meine Eltern lassen schön grüßen. Kommst du heute Abend zum Abendessen oder wollen wir ausgehen? Wir können zuerst ausgehen. Dann sind wir unter uns. Später können wir mit meinen Eltern noch einen Schluck Champagner trinken.«

      Leander fühlte sich in die Enge getrieben. Er wusste, dass Nadine erwartete, dass er ihr einen Antrag machte. Er kannte sie gut. Spätestens am Abend konnte er dem nicht mehr entgehen. Sein zukünftiger Schwiegervater hatte diskret angedeutet, dass er jetzt etwas in dieser Richtung erwarte.

      Er hatte es so formuliert: »Leander, ich trage mich schon seit geraumer Zeit mit dem Gedanken, diese Beilage innerhalb unseres Zeitungsverlages herauszubringen. Dass ich dir diese neu geschaffene Abteilung zu treuen Händen gebe, hat natürlich auch damit zu tun, dass Nadine und du, nun ja, ihr seid ein Paar und hoffentlich in naher Zukunft gehörst du ganz zu uns. Meine Frau und ich sind glücklich, dass unsere einzige Tochter sich in einen Journalisten verliebt hat.«

      Leander hatte nur gelächelt.

      »So und jetzt triffst du dich mit Nadine, und ihr macht euch einen schönen Tag, Leander!«, hatte er blinzelnd hinzugefügt.

      Die Worte von Nadines Vater klangen ihm noch immer in den Ohren. Er hatte Leander gar nicht zu Wort kommen lassen. Als Leander eingewandt hatte, dass er mehr der Vollblutjournalist sei, der draußen recherchiert, war Nadines Vater einfach darüber hinweggegangen. Er hatte ihm einen Vortrag gehalten, wie er sich die neue Beilage vorstellte und war voller Zuversicht, dass Leander damit die Leser der Zeitung packen werde.

      »Leander, du sagst gar nichts«, säuselte Nadine. »Ich habe mir eigentlich mehr Begeisterung davon versprochen.«

      Leander sah Nadine an und lächelte. »Entschuldige, ich war bereits mit den Gedanken bei meiner neuen Aufgabe.«

      »Ich wusste, dass du dich gleich hineinstürzt. Dann will ich dich nicht länger aufhalten. Ich bin mit Mama verabredet. Wir wollen zur Kosmetikerin, zum Friseur und einen Bummel machen.«

      Nadine stand auf.

      Leander erhob sich, er rieb sich nachdenklich das Kinn.

      »Nadine, das mit heute Abend, ist fraglich. Mir geht eine Recherche im Kopf herum. Dazu muss ich in den Bayrischen Wald. Ich denke nicht, dass ich heute Abend zurück bin. Vielleicht muss ich auch einige Tage bleiben. Du verstehst, dass ich die Beilage mit einem Knüller starten will.«

      »Du kannst Leute einstellen und recherchieren lassen, Leander.«

      »Nadine, das weiß ich. Ich bin der leitende Redakteur der neuen Abteilung. Dein Vater hat mir ein großes Budget bewilligt. Irgendwann werde ich mein Team haben, das recherchiert. Aber für die erste Ausgabe will ich mich persönlich ins Zeug legen. Sage deinen Eltern, dass ich arbeite. Dein Vater wird es verstehen, und deine Mutter auch. Dass du mich verstehst, hoffe ich.«

      Nadine ging um den Tisch herum. Sie schlang die Arme um seinen Hals.

      »Liebster, natürlich verstehe ich dich. Du bist sehr ehrgeizig. Das ist auch ein Zug, der mir gefällt und vor allem meinen Eltern. Vater sagt, du würdest ihn an sich selbst erinnern, als er in deinem Alter war. Damals wollte er es seinem Vater beweisen.«

      Nadine lachte.

      »Du kennst die Geschichte von der Hochzeit meiner Eltern. Mein Vater ließ sich den Hochzeitsanzug in die Redaktion bringen und fuhr von dort aus zu seiner eigenen Trauung.«

      Leander kannte die Geschichte. Er lächelte.

      Nadine küsste Leander auf die Lippen. Sie spürte, dass die Erwiderung des Kusses nicht so leidenschaftlich war, wie sie es erwartete hatte. Er ist schon wieder in Gedanken bei der Arbeit, dachte sie.

      Sie löste sich von ihm, nahm ihre Handtasche und eilte davon. Sie drehte sich ein paarmal um und winkte. Er winkte zurück.

      Als sie außer Sichtweite war, setzte sich Leander hin. Für einen Augenblick stützte er seinen Kopf in die Hände. Dann aß er schnell zu Ende, zahlte und ging zu seinem Auto.

      Zwei Stunden später war er im Bayrischen Wald. Es waren nur noch wenige Kilometer bis zu dem alten Gehöft, auf dem seine Großmutter und ihre Schwestern aufgewachsen waren. Alle waren in die Städte gegangen, nach Nürnberg, Regensburg, Passau und München. Sie hatten sich verliebt, geheiratet und Kinder bekommen, bis auf Hedwig. Später, als die Eltern alt waren, kam nur Hedwig zurück. Sie verließ den Hof nie mehr. Die Besuche bei der Schwester seiner Großmutter gehörten für Leander zu seinen schönsten Kindheitserinnerungen. Dort hatte er glückliche Tage verbracht. Später hatte er seine Großtante oft allein besucht.

      Leander bog von der Landstraße ab. Der Waldweg führte einige hundert Meter durch dichten Forst. Dann weitete sich der Blick über das Tal. Von dem Haus am Waldrand hatte man einen wunderschönen Blick.

      Leanders Großtante saß vor dem Haus an einem Tisch. Vor ihr stand ein großer Korb mit Gemüse aus dem Garten.

      Sie sah auf, als Leander hielt. Schnell wischte sie ihre Hände an der Schürze ab und ging auf ihn zu.

      »Mei, der Leander! Was für eine Überraschung! Ich freue mich«, rief sie aus.

      Leander packte seine Großtante, hob sie hoch und drehte sich mit ihr im Kreis.

      »Bub, bist narrisch! Stell mich sofort wieder auf die Füße! Wenn du jemand herumwirbeln willst, dann mache das mit der Nadine.«

      Leander stellte sie hin und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

      »Sei nicht so streng mit mir, Tante Hedwig!«, sagte er. »Ich freue mich so, dich zu sehen.«

      »Lüg net, Bub! Ich bin eine alte Schachtel, und mein Anblick ist nicht berauschend.«

      »Du warst die gute Fee in meiner Kindheit, und meine gute Fee bist du immer noch«, sagte Leander.

      Er ging zum Auto und holte seine Reisetasche heraus.

      »Aha, du willst länger bleiben«, sagte Hedwig. »Bring deine Sachen rauf in dein Zimmer! Ich mache dir inzwischen einen Teller Suppe warm. Mehr habe ich heute nicht. Ich wollte das Gemüse fertigmachen und einkochen. Deshalb hab ich mir gestern vorgekocht.«

      Leander ließ seine Reisetasche im Flur vor der Treppe fallen und ging in die Küche. Dort auf dem Herd stand der Topf, den er so gut kannte. Er war blau emailliert. Darin hatte Hedwig immer die Eintöpfe gekocht, wie schon vorher ihre Mutter.

      Leander schaute in den Topf, dann lächelte er. »Als hättest du geahnt, dass ich komme.« Dann eilte er die Treppe hinauf.

      Als er ein wenig später herunterkam, sah er schon viel entspannter aus. Leander setzte sich an den Tisch und ließ sich den Teller füllen. Seine Tante sprach das Tischgebet. Sie bekreuzigten sich und aßen. Leander wusste, dass es bei ihr nicht üblich war, während des Mahls zu reden. Er bemerkte aber, dass sie ihn genau beobachtete.

      Als sie fertig waren, räumte Hedwig den Tisch ab. Sie spülte die Teller unter dem Wasser ab und bürstete sie. Dann stellte sie die beiden Teller in das alte hölzerne Abtropfgestell neben dem großen Doppelspülbecken aus weißem Porzellan. Sie holte Leander eine Flasche Bier, schenkte ihm ein.

      Sie verschränkte Arme, als sie ihm am Tisch gegenübersaß.

      »So, Bub, jetzt sagst du mir, was dir auf der Seele liegt. Ich kann es dir ansehen. Das muss ein schwerer Stein sein.«

      Leander lächelte. »Dir kann man nix vormachen, Tante Hedwig, wie?«

      »Jedenfalls nicht so einfach. Also, nun sag schon, Bub!«

      Leander trank einen Schluck. Er mochte das dunkle Bier, das seine Tante immer für ihn in der Vorratskammer hatte.

      »Ich bin befördert worden«, sagte er.

      »Du scheinst dich nicht darüber zu freuen. Du siehst aus, als hätte dir jemand das Käsebrot gestohlen.«

      Leander


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