SKULL 3: Die Würfel fallen. Stefan BurbanЧитать онлайн книгу.
über den Krankenhausparkplatz schlenderte, genoss er die kühle Nachtluft. »Hier können wir nichts mehr ausrichten«, erklärte er seinem elektronischen Begleiter. »Castor Prime ist ein zu heißes Pflaster für uns, vor allem nach dem Tod des Königs. Wir müssen davon ausgehen, dass alle Behörden, einschließlich des RIS, jetzt unter Kontrolle des Zirkels stehen. Entweder gehört Connors inzwischen zu ihnen oder er muss die Füße stillhalten, um nicht selbst auf der Abschussliste zu landen.«
»Was heißt das für uns?«
»Wir verlassen den Planeten und kehren zur Erde zurück. Tucker Dawson befindet sich jetzt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dort.«
»Was macht Sie in dieser Hinsicht so sicher?«
»Die Erde ist gut vernetzt. Von dort aus hat er die besten Möglichkeiten, alle Aspekte des Zirkels zu kontrollieren. Außerdem denke ich, er fühlt sich dort wesentlich sicherer als hier auf Castor Prime.«
»Alleine werden wir ihm aber kaum etwas anhaben können. Und Sorenson sowie Blackburn sind entweder tot oder untergetaucht. Ich sage es nicht gern, aber wir stehen ziemlich alleine da.«
MacTavish grinste. »Keine Sorge«, beruhigte er seine KI, »ich kenne genau den richtigen Mann für diese Art Arbeit. Er wird sehr nützlich für uns sein.«
»Verraten Sie mir auch, wer das sein soll?«
MacTavish machte eine verkniffene Miene und antwortete nicht, während er sich in die Nacht von Castor Prime davonstahl.
Dexter rieb sich müde die Augen. Er hatte in den vergangenen drei Tagen kein Auge zugemacht. Aber trotz der Strapazen und Entbehrungen hatte es sich gelohnt. Es gab keine feindlichen Schiffe in Ortungsreichweite. Sie waren entkommen, und das, ohne auch nur ein einziges Schiff zu verlieren. Eine Leistung, auf die man zu Recht stolz sein konnte.
Dexter überflog im Kopf noch einmal die Aufstellung seines derzeitigen Kommandos. Die Skulls verfügten noch über elf einsatzfähige Kriegsschiffe sowie über etwa ein Dutzend Truppentransporter. Alle hatten während ihrer tagelangen Flucht mehr oder weniger Schaden genommen, aber sie flogen immerhin aus eigener Kraft. Dafür musste man schon dankbar sein.
Darüber hinaus hatten sich ihnen siebzehn Schiffe der condorianischen Streitkräfte unter dem Kommando von Konteradmiral Irina Necheyev angeschlossen. Diese siebzehn Schiffe waren die einzigen Überlebenden der Raumverbände der Freien Republik Condor. Alles in allem war ihre derzeitige Stärke einfach nur deprimierend. Und dass sie es überhaupt so weit geschafft hatten, ohne in tausend Stücke gesprengt zu werden, grenzte an ein Wunder.
Dexter hatte sich zur Besprechung relativ früh eingefunden und war wenig überrascht, der Einzige im Raum zu sein. Irgendein unbekannter Ordonnanzoffizier hatte Initiative gezeigt und für Erfrischungen gesorgt. Leere Gläser, Wasserflaschen und Kannen mit dampfendem Kaffee standen auf dem Tisch, darüber hinaus Teller mit Gebäck.
Bei dem Anblick machte sich Dexters Magen schmerzhaft bemerkbar. Wie die meisten anderen hatte er seit Beginn ihrer Flucht von Condor kaum gegessen oder getrunken. Er angelte sich ein Cookie von einem der Teller. Der Keks fühlte sich immer noch warm an. Dexter verspeiste ihn mit Inbrunst, nur um sich gleich danach zwei weitere zu genehmigen.
Die Tür ging zischend auf und Admiral Oscar Sorenson trat ein. Der Anführer der Skulls hatte dunkle Ringe unter den Augen. Er sah aus, wie Dexter sich fühlte. Tatsächlich schien den Admiral mehr als nur ihre prekäre Situation zu beschäftigen seit dem Bekanntwerden, dass Cassandra Deveraux kein Mitglied des RIS und von Connors nicht bei den Skulls eingeschleust worden war. Eine Beobachtung, die auch bei Dexter immer wieder Besorgnis auslöste. Was verheimlichte Sorenson?
Als Nächste traten Major Melanie St. John und Clayton Redburn ein. Die beiden waren seit Condor unzertrennlich, was zum Teil an ihrer gemeinsam geteilten Erfahrung liegen mochte. Sie waren bei der Eskortierung eines zivilen Konvois von Konsortiums-Truppen überrascht, eingekesselt und belagert worden. Eine solche Erfahrung prägte. Man sah die Männer und Frauen, die mit einem im Schützengraben lagen, plötzlich mit anderen Augen. So etwas geschah häufiger, als man dachte.
Melanie und Red tuschelten miteinander. Ob es sich um Dienstliches oder Privates handelte, vermochte Dexter nicht zu sagen. Die beiden begaben sich immer noch tuschelnd zu ihren Plätzen, ohne im Reden auch nur einmal innezuhalten.
Insgeheim fragte er sich, ob die zwei miteinander schliefen. Falls das noch nicht geschehen war, dann würde es sicherlich bald so weit sein. Dexter erwartete, Eifersucht in sich aufsteigen zu spüren, und war einigermaßen perplex, als dem nicht so war.
Melanie war eine der ersten Personen gewesen, die ihn bei den Skulls freundlich aufgenommen hatten. In der Tat hatte er mit dem Gedanken gespielt, ihr Avancen zu machen. Dann war Cassandra in sein Leben getreten, hatte ihn für sich eingenommen, nur um wieder aus seinem Leben gerissen zu werden. Was aus ihr geworden war, wusste er nicht und er fragte sich, ob er es je erfahren würde. Hinzu kam, dass sie offensichtlich nicht der Mensch war, für den er sie gehalten hatte. Die logische Konsequenz war, alles infrage zu stellen, was er mit ihr geteilt und was sie ihm alles gesagt hatte.
Erneut ging die Tür auf und Lennox Christian stand im Raum. Der Marine sah natürlich mal wieder aus wie aus dem Ei gepellt. Allein dafür hätte Dexter diesem liebend gern die Fresse poliert. Allerdings herrschte zwischen ihnen ein brüchiger Waffenstillstand.
Christian begab sich schweigend zu seinem Platz und nickte jedem der Anwesenden nur einmal knapp zu. Sein Blick kreuzte den Dexters und die beiden hielten den Blickkontakt eine Sekunde länger, als nötig gewesen wäre. Ein stilles Versprechen, dass der Waffenstillstand immer noch hielt und sie gemeinsam herausfinden würden, wer Christians Männer auf Tessa umgebracht und Dexters Leben dadurch zerstört hatte. Seit Dooleys Tod in der letzten Schlacht auf Condor hatte Christian notgedrungen das Kommando über die Reste von Marines und Infanterie gleichermaßen übernommen.
Als Letzte erschien Konteradmiral Irina Necheyev – und das auch noch mit gleich zwei Adjutanten. Ein bemerkenswert unnötiger Auftritt und für Dexters Dafürhalten viel zu großspurig. Er hatte bereits den Eindruck, dass sie viel zu viel von sich selbst hielt, und ihr Erscheinen mit diesem Gefolge bestätigte seinen Ersteindruck.
Nachdem alle Platz genommen hatten, räusperte Oscar sich und schaute die Leute reihum an. Er räusperte sich abermals, bevor er begann. Dexter war gelinde gesagt schockiert. Der Mann wirkte um Jahre gealtert. Auf Condor war dieser noch voller Elan und Tatendrang gewesen. Das war erst wenige Wochen her. Nun wirkten Mimik und Körperhaltung des Admirals eingefallen und farblos.
Oscar Sorenson lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Ich muss wohl nicht näher darauf eingehen, wie verfahren unsere Situation ist«, begann er. »Wir sind Geächtete und vogelfrei. Jeder, der uns begegnet, stark genug ist und Bock darauf hat, kann uns erledigen. Straflos! Vermutlich wird er sogar noch dafür gefeiert. Wir gelten als Verbrecher und Königsmörder, und ich sehe nicht, wie wir derzeit unsere Unschuld beweisen können. Darüber hinaus kontrolliert nun der Zirkel das Königreich über Prinz Calvin, den älteren Sohn des verstorbenen Königs. Und dieser wird in den nächsten Wochen zum König des Vereinigten Kolonialen Königreichs gekrönt. Habe ich irgendetwas vergessen?«
Alle sahen betreten nach unten. Oscars Analyse war von bestechender Klarheit, um nicht zu sagen, schlichtweg niederschmetternd.
Oscar seufzte. »Damit bleibt nur eine Frage: Was tun wir jetzt?« Der Admiral sah sich abermals unter den Anwesenden um. »Vorschläge?«
Necheyev sah auf. »Es gibt eine Frage, die wir zuvor klären sollten.«
Oscar runzelte die Stirn. »Welche wäre?«
»Die Frage des Oberkommandos.«
Allgemeines unbehagliches Raunen wurde rund um den Tisch laut. Dexter hatte bereits erwartet, dass es damit Probleme geben würde. Oscars