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Der neue Dr. Laurin 28 – Arztroman. Viola MaybachЧитать онлайн книгу.

Der neue Dr. Laurin 28 – Arztroman - Viola Maybach


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hatte zwar die ersten Klausuren mit Ach und Krach bestanden, Anton jedoch, der es nicht für nötig gehalten hatte, sich auch nur vorzubereiten, war überall durchgefallen, weshalb er überlegte, umzusatteln. Es musste, fand er, auch einfachere Möglichkeiten geben, später zu Geld zu kommen. Finn war nicht abgeneigt, Anton zu folgen, damit sie weiterhin zusammen studieren konnten. Freilich wussten ihre Eltern noch nichts von diesen Plänen.

      »Und wenn er sich an sie ranmacht, der Architekt?«, fragte Finn.

      »Er hat eine Freundin, und er ist zu alt für Amelie.«

      »Sieben Jahre sind nicht so schrecklich viel«, gab Finn zu bedenken.

      Anton grinste. »Ich bin ja auch noch da. Glaubst du, ich lasse mir von einem Dreißigjährigen die Freundin ausspannen?«

      Er hatte Amelie beim Wandern kennengelernt, sie hatten sich sofort in einander verliebt. Freilich hatte Anton ihr über seine Studienerfolge nicht ganz die Wahrheit gesagt, aber er fand das auch nicht nötig. Er hatte einfach das falsche Studienfach gewählt und musste sich nun neu orientieren, das war alles.

      Nur das bevorstehende Gespräch mit seinen Eltern über die Verlängerung seiner Studienzeit lastete auf seiner Seele.

      Sie würden wieder von ihm verlangen, dass er einen Job annahm, und dazu verspürte er nicht die geringste Lust. Wenn er ehrlich war: Ihm gefiel sein derzeitiges Leben sehr gut, und die Aussicht, demnächst mit Amelie leidenschaftliche Stunden in einer tollen großen Wohnung zu verbringen, hob seine Laune noch weiter.

      Genau so stellte er sich auch sein weiteres Leben vor.

      *

      Simon Daume umarmte seine beiden Schwestern Lili und Lisa ein letztes Mal. Sie standen unmittelbar vor der Passkontrolle. Die beiden Mädchen würden ihre großen Ferien in den USA verbringen, bei der Familie von Elisabeth Becker, einer Cousine ihrer verstorbenen Mutter, mit der diese in Kinder- und Jugendzeiten eng verbunden gewesen war.

      Oscar, Elisabeths Sohn, war vor Wochen eigens von San Francisco nach München geflogen, um die Verwandten seiner Mutter ausfindig zu machen. Elisabeths Cousine, also Lilis, Lisas und Simons Mutter, hatte er nicht mehr finden können, wohl aber ihre Kinder. Und da Lisa nach seiner Mutter benannt worden war und ihrer eigenen Mutter sehr ähnlich sah, nahm er an, dass der Besuch der Mädchen für seine Mutter eine große Freude sein würde. Elisabeth Becker hatte einen Schlaganfall erlitten und konnte nicht mehr gut sprechen, aber wann immer er ihr von seinem Aufenthalt in München und von den Kindern ihrer geliebten Cousine erzählte, leuchteten ihre Augen auf, und er wusste, dass sie sich danach sehnte, sie ebenfalls kennenzulernen.

      Simon hatte seine Schwestern nicht begleiten wollen. Er war zwar wieder wohlauf nach der schweren Kopfverletzung, die ihm zwei Einbrecher zugefügt hatten, aber einen so langen Flug wollte er sich noch nicht zumuten, zudem freute er sich durchaus auf ein paar Wochen ohne seine Schwestern. Er liebte sie mehr als alles andere, aber er war seit seinem neunzehnten Lebensjahr für sie verantwortlich – damals waren ihre beiden Eltern in kurzem Abstand gestorben. Er hatte dafür kämpfen müssen, dass man ihn nicht von seinen Lili und Lisa trennte, und er hatte diesen Kampf gewonnen.

      Aber natürlich war er mit vielem überfordert gewesen, obwohl sie von der Stadt unterstützt worden waren. Dennoch: Die Verantwortung lastete auf ihm. Umso mehr kam es ihm, als er den beiden Mädchen jetzt nachwinkte, vor, als stünde auch ihm selbst ein Urlaub bevor, nicht nur seinen Schwestern.

      Er würde weiterhin bei Laurins arbeiten – er führte dort den Haushalt, kochte, putzte, kaufte ein, kümmerte sich, wenn er Zeit hatte, auch um den Garten. Aber ihn erfüllten diese Tätigkeiten mit Freude, er erledigte sie mit leichter Hand, denn alles, was bei Laurins zu tun war, tat er gern. Am liebsten kochte er. Sobald seine Schwestern auf eigenen Füßen stehen konnten, würde er sich zum Koch ausbilden lassen und später einmal sein eigenes Restaurant haben.

      Lili und Lisa waren nicht mehr zu sehen, trotzdem verrenkte er sich noch ein paar Minuten lang den Hals, doch er konnte sie nirgends mehr entdecken. Langsam drehte er sich um und schlenderte zum Ausgang. Er hatte frei heute, es war Wochenende. Außerdem war es warm, die Sonne schien.

      Er fuhr mit der Bahn in die Innenstadt, wo er langsam durch die Straßen ging. Aufmerksam betrachtete er die Auslagen der Geschäfte, las die Speisekarten, die die Restaurants ausgehängt hatten, merkte sich alles, was ihm in irgendeiner Weise bedeutsam vorkam. Noch konnte er es nicht fassen, dass er das ganze Wochenende über keine Verpflichtungen haben würde.

      »Hey, Simon!«, rief jemand.

      Er drehte sich um und sah Kevin Laurin auf sich zukommen. Bei ihm war seine Freundin Emma Hallhuber, die niedliche rothaarige Fußballerin mit den grünen Augen, die Simon schon kennengelernt hatte – und eine große Blonde mit üppigen Kurven, die sie durch ihre Kleidung noch betonte. Das musste Lou sein, Emmas Freundin, von der bei Laurins schon öfter die Rede gewesen war. Simon sah sie heute zum ersten Mal, und er konnte nur feststellen, dass alles, was er über sie gehört hatte, stimmte. Jeder Mann, der vorüberging, drehte sich nach ihr um, was Lou aber gar nicht zu bemerken schien.

      »Hallo, Emma, hallo, Kevin.« Er lächelte Lou an. »Ich bin Simon.«

      »Lou«, sagte sie und lächelte auch. Sie war schüchtern, erkannte er erstaunt.

      »Hast du deine Schwestern zum Flughafen gebracht?«, fragte Kevin.

      »Ja, ich hoffe, alles geht gut. Sie waren beide ein bisschen aufgeregt, Lili vor allem, weil sie sich für Lisa verantwortlich fühlt, jedenfalls während des Fluges und bei der Einreise. Aber die Flugbegleiter wissen Bescheid und werden sich um die beiden kümmern.«

      »Lili schafft das«, sagte Kevin.

      »Ja, das denke ich auch. Und was habt ihr jetzt vor?«

      »Kino«, sagte Kevin. »Danach Pizza.«

      Er grinste Simon an. »Die kann sich natürlich nicht mit deiner messen, aber ab und zu müssen wir ja auch mal wieder normal essen, sonst verlieren wir die Maßstäbe.«

      »Komm doch mit ins Kino«, schlug Emma vor. »Oder hast du andere Pläne?«

      »Ja, habe ich«, log Simon. »Ein anderes Mal vielleicht.«

      Er hatte den Eindruck, dass Lou ein wenig enttäuscht aussah, und das schmeichelte ihm. Dann musste er über sich selbst den Kopf schütteln. Er war fast zehn Jahre älter als dieses Mädchen – aber wenn man sie sah, konnte man leicht vergessen, dass sie erst dreizehn war. Er vermutete, dass ihr Aussehen ihr oft wie eine Bürde vorkam. »Ich wünsche euch viel Spaß!«

      »Dir auch. Hoffentlich langweilst du dich nicht so allein«, sagte Kevin.

      »Ich glaube, die Gefahr besteht nicht.«

      Sie verabschiedeten sich voneinander. Simon schlenderte weiter, aber er merkte bald, dass er genug gesehen hatte.

      Er wollte nach Hause.

      *

      Lisa atmete auf, als das Flugzeug über den Wolken war. Vor dem Start hatte sie Angst gehabt, obwohl Lili die ganze Zeit ihre Hand gehalten hatte. Jetzt ging es besser.

      »Alles gut?«, fragte Lili.

      Lisa nickte. Sie war ein wenig blass um die Nase. Dies war ihr erster Flug, und der dauerte dann gleich so lang! Aber sie hatten sich gut ausgestattet mit Rätseln, Spielen, Musik und Hörbüchern. Außerdem konnten sie fernsehen, allerdings gefiel ihnen das angebotene Programm nicht. Aber sie würden sich schon nicht langweilen.

      »Entspann dich!«, sagte Lili. »Jetzt gibt es erst einmal was zu trinken.«

      Sie wählten beide Cola, dann spielten sie Karten, bis Lili erklärte, sie wolle jetzt etwas Musik hören.

      Lisa war es recht. Sie dachte über das nach, was sie in San Francisco erwarten mochte. Oscar kannten sie ja schon, und sie freuten sich sehr darauf, ihn wiederzusehen. Aber wie würde das Zusammentreffen mit seiner Mutter sein? Sie erinnerte sich daran, dass ihre Mutter oft und gern von Oscars Mutter erzählt hatte, und natürlich kannte sie die Fotos von früher, die die


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