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Der Mörder. Georges SimenonЧитать онлайн книгу.

Der Mörder - Georges  Simenon


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Malderen sah mit einem merkwürdigen Blick auf seine Schuhspitzen.

      »Entschuldigt mich … Ich muss jetzt allein sein und nachdenken …«

      Kuperus ging mit glaubhaft verstörtem Blick hinaus und behielt diesen Ausdruck bis zur Ecke des Platzes bei, doch dann war sein Gesicht auf einmal ausdruckslos.

      Was hätte sein Gesicht schon ausdrücken können? Er wusste nicht mehr weiter. Er hatte das Notwendige getan. Aber jetzt? Es war zweifellos zu früh, zur Polizei zu gehen. Zu Hause würde er Neel vorfinden …

      Er fand auch das Esszimmer vor, wo eine mit rosa Seide bespannte Lampe über dem Tisch hing und alles in ein weiches rosa Licht tauchte.

      »Ist Frau Doktor zurückgekommen?«

      »Nein, Herr Doktor.«

      »Hat niemand angerufen?«

      »Doch, aber nur um den Herrn Doktor zu bitten, so bald wie möglich bei Meeus vorbeizuschauen. Dem Patienten geht es anscheinend schlechter …«

      »Neel …«

      »Ja.«

      »Schauen Sie mir in die Augen, Neel! … Frau Doktor ist nicht zu ihrer Tante gefahren … Sie wussten es, nicht wahr?«

      »Ja, Herr Doktor.«

      Ganz einfach! Und sie sah ihm dabei in die Augen, wie er es verlangt hatte.

      »Wohin ist sie gegangen?«

      »Ich weiß es nicht, Herr Doktor. Sie hat es mir nicht gesagt.«

      »Und Sie haben keine Vermutung?«

      »Nein, Herr Doktor.«

      »Komm her.«

      Er aß. Sie trug eine weiße Schürze. Er legte ihr den Arm um die Taille.

      »Hast du mich ein bisschen gern, Neel?«

      »Was wollen Sie damit sagen?«

      »Hat es dir Spaß gemacht, letzte Nacht?«

      »Schon wieder diese Frage!«

      »Möchtest du noch einmal?«

      »Und wenn Frau Doktor nach Hause kommt?«

      »Macht es denn Frau Doktor nicht genauso? Hm? Jetzt kannst du mir ruhig antworten …«

      »Ja, sicher!«

      »Du hast es gewusst?«

      »Ja, sicher!«

      »Und was hast du dabei gedacht?«

      »Ich dachte, es ist erbärmlich, dass eine Frau, die alles hat, was sie sich wünscht …«

      Ihr Blick schweifte ganz ungezwungen über die bequemen Möbel und den schön gedeckten Tisch.

      »Sprich weiter …«

      »Ich dachte, dass es nicht nötig wäre …«

      »Was nötig wäre?«

      »Herrn Doktor zu hintergehen …«

      »Setz dich hierher.«

      »Ich?«

      »Ja, du! Iss mit mir …«

      »Lieber nicht!«

      »Weshalb nicht?«

      »Weil sich das nicht gehört.«

      »Du hast doch schon in meinem Bett geschlafen!«

      »Das ist nicht dasselbe … Im Übrigen habe ich noch in der Küche zu tun … Sie sind mir hoffentlich nicht böse?«

      Nachdem er allein war, betrachtete er sich im Spiegel. Ihm war heiß. Er hatte Angst. Er hatte Angst, ohne genau zu wissen, wovor. Nicht einmal Angst vor dem Gefängnis. Nein! Eine unbestimmte Angst, die gleiche Beklemmung, die ihm manchmal die Brust zusammenschnürte.

      Er aß schnell und ohne Appetit und öffnete dann die Tür zur Küche.

      »Bist du immer noch nicht fertig?«

      »Ich muss noch abwaschen …«

      »Das machst du morgen … Komm …«

      Es war ein Bedürfnis! Nicht allein zu sein!

      »Und wenn Frau Doktor zurückkommt?«

      »Sie kommt nicht zurück, basta!«

      Und wenn schon! Er sollte das nicht sagen, doch er sagte es mit voller Absicht.

      »Komm, mein dickes Mädchen …«

      Ach, ja! Es war schlimmer als auf dem Schiff bei Spitzbergen! Das ganze Haus mit seinen dunklen Zimmern und einer einzigen Lampe über dem Nachttisch schwamm in einer unbekannten, zusammenhanglosen Welt, von der sich Neels rosa Hemd abhob, während sie, nach vorn gebeugt und mit den Haaren im Gesicht, ihre Strümpfe auszog.

      Und wohin schwamm das alles?

      Neels Mund schmeckte wie Alices Mund nach Schokolade! Nach der gleichen Schokolade mit den Bildchen!

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