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8 Krimis: Killer kennen kein Gebot: Krimi Sammelband 8009. Frank RehfeldЧитать онлайн книгу.

8 Krimis: Killer kennen kein Gebot: Krimi Sammelband 8009 - Frank Rehfeld


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fiel beinahe der Zigarrenstummel aus dem Mund, so entgeistert starrte er Baron Strehlitz an. Dann aber verfinsterte sich seine Miene, und er raunte: „Schön, Sie werden es schon fein herauskitzeln, wie?“ Er griff zum Telefon und ließ sich mit seiner Dienststelle verbinden. Dann bellte er los: „Einen Wagen für mich zum Jackson Hospital! Aber sofort!“

      Ohne Miss Keil oder den Baron noch eines Blickes zu würdigen, stürmte er zur Tür, fegte hinaus und knallte die Tür hinter sich zu.

      „Ein feiner Mann, muss ich schon sagen“, meinte Miss Keil lächelnd.

      Der Baron sah sie an. So dumm und gänschenhaft kam sie ihm gar nicht vor. Nur ein bisschen zu sehr auf Studio getrimmt. Im Grunde passte sie wohl besser in ein Filmatelier und nicht hierher, jedenfalls vom Äußeren her.

      Der Baron stellte sich ihr vor und ließ sich auf einen roten Polstersessel nieder, der sicherlich sonst von Mike benutzt wurde. Auf dem breiten Diplomatenschreibtisch stand ein Frauenporträt. Eine blonde Dame, vielleicht Mitte der Dreißig, gut anzusehen. Miss Keil war jedoch reizvoller.

      „Baron Strehlitz“, sagte sie, „ich nehme an, Sie sind der Vorgesetzte von Mr. Hartman …“

      Der Baron schüttelte den Kopf. „Nein, das bin ich nicht!“ Er sagte es so, dass weitere Fragen gar nicht erst gestellt wurden.

      4

      Sie wollte ihm eine Tasse Kaffee zubereiten, aber der Baron kannte den Krankenhaus-Kaffee und verzichtete dankend. „Ganz gern möchte ich mich mit Ihnen unterhalten. Sie sind ja immerhin Dr. Ferrenc‘ Sekretärin und kennen ihn.“

      „Er ist unschuldig, wenn Sie das wissen wollen! Hier ist eine tolle Schweinerei im Gange“, rief sie aufgebracht. Sie beugte sich über den Schreibtisch und sah den Baron fanatisch an. „Jetzt will man ihm die Sache mit dem Offizier anhängen. Ich sage Ihnen, er war es nicht! Niemals!“

      „Sie sagten, er sei zu seinem Haus gefahren. Wo ist das?“

      „Ich kann Sie hinbringen. Ich fahre sowieso zu ihm. Es sind da noch ein paar Diktate zu erledigen.“ Sie ging zum Schrank, nahm ein Handtuch heraus und rief im Gehen: „Ich wasche mir nur noch die Hände und ziehe mich um, warten Sie bitte, es dauert nicht lange.“

      Es dauerte – natürlich – fast eine halbe Stunde. Vielleicht musste Miss Keil noch jedes Wimpernhaar einzeln ankleben, jedenfalls hatte Alexander Zeit genug, sich umzusehen. Draußen im Park war es noch immer still, nur die Vögel machten Musik. Auch im Haus frönte man der Mittagsruhe. Es war jetzt drei Uhr nachmittags. Vor drei Stunden hatte Mike – wenn es stimmte – diesem Patienten Koog eine tödliche Spritze verabreicht.

      Während der Baron noch darüber nachdachte, ob er nicht besser erst einmal im Krankenhaus Nachforschungen anstellen sollte, wurde die Tür geöffnet. Es war aber nicht Miss Keil, sondern ein Arzt. Ein jüngerer Mann mit dunklem Haar. Genau der Typ, auf den Frauen fliegen. Er musterte den Baron erstaunt, lächelte dann und sagte: „Ich bin der Assistent von Dr. Ferrenc. Erwarten Sie ihn hier?“

      Also war es wohl dieser Dr. Proud, der die Anzeige erstattet hatte. Der Baron nannte ihm seinen Namen. Er fand das gar nicht erstaunlich und gab ihm die Hand. „Proud, William Proud. Sie haben sicher den Fall übernommen, nicht wahr? Konnte ich mir denken, dass er nicht bei Mr. Hartman blieb. Immerhin war dieser Koog ein wichtiger Mann in Cape Canaveral … äh, Cape Kennedy, wie es jetzt heißt.“

      Der Baron nickte nur und betrachtete den Mann genauer. Er schien etwa achtundzwanzig Jahre zu sein. Zimperlich kam er ihm auch nicht vor, und dem Odeur nach zu schließen, das er verströmte, hatte er eine Vorliebe für Parfüm. Irgendwie erinnerte er an einen Playboy, der er nach Feierabend vielleicht auch sein mochte.

      „Sie arbeiten schon lange mit Dr. Ferrenc zusammen?“, fragte Baron Strehlitz.

      Mr. Proud ließ sich auf der Kante des Schreibtisches nieder, angelte sich aus Mikes Besucherdose eine Zigarette und zündete sie an. Dann sah er den Baron an und lächelte: „Nun, so lange auch wieder nicht. Zwei Jahre jetzt, deshalb ist das alles so unbegreiflich, was passiert ist.“

      „Glauben Sie?“

      Er wurde ernst. „Dr. Ferrenc ist ein hervorragender Chirurg“, erklärte er eindringlich. „Ein traumhaft sicherer Operateur. Ich glaube keine Sekunde lang, dass er diesen Patienten mit CB 34 …“

      Er unterbrach sich, und Miss Keil trat ein. Proud pfiff durch die Zähne, und der Baron hätte es ihm fast gleichgetan. Hoppla, sah die Kleine gut aus. Donnerwetter! Ihr geblümtes Kleid verdeckte alles und ließ ebenso viel ahnen. Mit ihr eine Mondscheinpartie zu machen, wäre nicht unflott.

      „Püppchen, du siehst wieder aus – zum Anbeißen!“, meinte Proud und maß sie voller Bewunderung.

      Sie kostete das ausgiebig aus, ehe sie erwiderte: „Aber Will! Du tust so, als hättest du mich bisher nur im weißen Kittel gesehen.“

      Na, den beiden konnte nur noch der Abend helfen. Sie blitzten sich an, und der Baron kam sich so überflüssig vor wie lange nicht. Um der Vorstellung ein Ende zu machen, sagte er: „Also, ich glaube, Doktor, wir sehen uns noch wieder. Und Sie, Miss Keil, sind sicher fertig, dann könnten wir fahren.“

      Nein, sie konnten noch nicht fahren.

      Plötzlich waren draußen hastige Schritte auf dem Flur zu hören, dann wurde die Tür aufgestoßen. Die Klinke traf Proud hart in den Rücken. Er blieb auch jetzt ein Gentleman und rief nur: „Hallo“, statt begreiflicherweise etwas deutlicher zu werden.

      Es war Hartman. Sein Kopf schien zu glühen. Der ganze Mann war ein Bündel Aufregung. „Baron, gut, dass Sie noch da sind. Ich sah James unten und den Wagen. Kommen Sie, aber schnell!“

      „Aber …“

      „Kommen Sie, kein Aber!“, schrie er aufgeregt und fasste den Baron am Ärmel.

      „Okay“, sagte er und wandte sich an Miss Keil. „Einen Augenblick bitte!“ Und zu Hartman: „Wohin?“

      „Zu seinem Haus!“

      „Dahin wollte ich doch sowieso.“

      Hartman hatte offenbar keine Zeit zu verschenken. „Er ist nicht dort. Kommen Sie, und verschieben Sie alles andere!“

      Der Baron verabschiedete sich von Miss Keil, die das Ganze gar nicht zu begreifen schien. Aber der Baron war gespannt, was passiert sein konnte.

      Als sie in den Le Mans stiegen, sagte Hartman keuchend: „James, zu dem Haus von Ferrenc. Das Landhaus, Sie wissen ja Bescheid.“ Und zu dem Baron gewandt sagte er: „Wir haben dort Steve Ferguson gefunden, den Techniker. Tot!“

      5

      Hinter der Stadt Hialeah kreuzte der in Bau befindliche Expressway von Kendall nach Dania den US Highway 27. Das Land hier war flach wie ein Tisch, viel niederes Gehölz, Buschwerk, kleine Werften, auf denen sich Luxusvillen und ansehnliche Weekendhäuser reihten.

      Das Haus von Dr. Ferrenc erinnerte an ein spanisches Landgut im maurischen Stil. Weiß getünchtes Gemäuer, kunstgeschmiedete Gitter an den schmalen Außenfenstern, ein Bogentor, weit und geräumig die ganze Grundstücksanlage. Ein Meer von bunten Blumen umgab das Anwesen. Der Kies auf dem Weg leuchtete und schillerte hell im Sonnenlicht. Und von der sehr nahen Baustelle zogen Staubwolken wie Schleier über das Haus hinweg.

      Ein Zaun war nur vorn am Zufahrtsweg angebracht. In seiner Mitte das große schmiedeeiserne Tor, vor dem sie anhielten. Es war geschlossen.

      „So, da drüben ist es!“, sagte Hartman und wies auf eine Gruppe Männer, die keine vierzig Schritt vom Gebäudekomplex entfernt im Garten wartete. Eine Planierraupe und zwei Bagger standen ebenfalls dort. Diese Seite des Gartens wirkte wie ein Exerzierplatz für schwere Panzer. Im Augenblick jedoch ruhte hier jede Arbeit. Der Lärm und Staub kam von weiter drüben, wo das Fundament für eine Straßenbrücke


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