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Raumschiff Prokyon und die Langzeitwaffe Todeskristall Raumschiff Prokyon #15. Harvey PattonЧитать онлайн книгу.

Raumschiff Prokyon und die Langzeitwaffe Todeskristall Raumschiff Prokyon #15 - Harvey Patton


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zu ihr aufschloss. Dann beschleunigten beide Schiffe synchron und schossen mit rasch anwachsender Geschwindigkeit der MICKEY entgegen, die nach wie vor Kurs auf Nuchaar hielt.

      Jan Prokops zehn Jahre alter Frachter war den modernen Kreuzern der terrestrischen Raumflotte natürlich weit unterlegen.

      Kaum eine halbe Stunde später hatten sie sich ihm bis auf zwanzig Millionen Kilometer genähert, Captain Delbos beugte sich zum Sprechgitter der sekundären Funkanlage vor und sagte scharf akzentuiert: »Raumkreuzer ZIKADE ruft Containerschiff MICKEY! Wie du wohl gut sehen kannst, ist die Zeit der fruchtlosen Diskussionen inzwischen vorbei, Skipper von Shardeeba. Ich fordere dich jetzt zum letzten Mal auf, deinen Kurs zu ändern und das Dimonio-System umgehend wieder zu verlassen! Nuchaar ist eine Todesfalle für dich und all deine Leute, keiner von euch wird überleben, falls euch wirklich die Landung dort gelingen sollte. Doch soweit werden wir es gar nicht erst kommen lassen – wir werden nicht zögern, eure lahme Ente unter das Wirkungsfeuer unserer Lichtgeschütze zu nehmen, wenn du dich auch weiterhin weigern solltest, unseren Befehlen zu folgen!«

      Der Bildschirm blieb jedoch dunkel, und Herm Gabler rief gedämpft: »Die MICKEY empfängt unseren Anruf einwandfrei, Captain, das Echo ihrer Funkanlage kommt deutlich zurück. Prokop will dir einfach nicht antworten, das steht für mich fest.«

      Claude Delbos zog die Brauen zusammen, zögerte noch für einige Sekunden und sagte dann: »LOCUSTA hat mitgehört, nicht wahr? Jan Prokop dagegen will nicht hören, also wird er wohl oder übel fühlen müssen, so leid mir das auch für uns alle tut. Endphase nach Plan B, Chris – Feuer auf die MICKEY frei!«

      »Verstanden«, erklärte der Kommandant der LOCUSTA. Mary Houston fungierte, wie auf allen terrestrischen Kreuzern üblich, als I.O. Auch als Feuerleitoffizier, und sie nahm diesen Posten ernst. Sie saß vor dem Duplikat des Geschützstandes im Kommandoraum, auf dem Zielbildschirm vor ihr lag der Frachter im Fadenkreuz. Sie wartete die üblichen zehn Sekunden ab, dann drückte sie auf den Kontakt, der die Strahlgeschütze des Kreuzers auslöste.

      Die LOCUSTA hatte inzwischen ein Manöver durchgeführt, das die ZIKADE kurz zuvor bereits vollzogen hatte. Nun schossen beide Schiffe in einem spitzen Winkel auf die MICKEY zu, feuerten gleichzeitig, und die Strahlbahnen kreuzten sich dicht vor dem stumpfen Bug des Frachters. Sie wären bei einem Treffer wirkungslos geblieben, denn noch war die Entfernung zu groß und die Streuung zu stark.

      Doch die grellen Leuchtbahnen boten ein optisch recht eindrucksvolles Bild, und Captain Delbos knurrte in sein Mikrofon: »Das war die erste und einzige Warnung, Prokop! Dir bleiben noch genau zwanzig Sekunden, dich eines Besseren zu besinnen – ab jetzt. Die nächsten Schüsse werden sitzen, und anschließend dürften deinem Schiff einige wichtige Bestandteile fehlen – ich scherze nicht!«

      Langsam vergingen die Sekunden, die beiden Feuerleitoffiziere richteten ihre Strahlantennen auf den Triebwerkssektor der MICKEY ein. Plan B stammte von Admiral Preston persönlich und sah vor, in Fällen von hartnäckiger Renitenz die Antriebe der betreffenden Fahrzeuge zu zerstören. Anschließend sollten sie mit Hilfe von Traktorstrahlen abgeschleppt und in einen Orbit um den Planeten Nuchaar gebracht werden. Das war eine harte Maßnahme, besonders für einen Mann wie Jan Prokop, der nur dieses eine Schiff besaß; auf jeden Fall aber besser als der qualvolle Tod durch Stasis-Kristalle, der ihm und seiner Besatzung sonst sicher war.

      Nur noch fünf Sekunden!

      Claude Delbos presste die Lippen zusammen, denn es widerstrebte ihm, innerhalb von Sekundenbruchteilen die Existenzgrundlage eines Mannes zu zerstören. Es blieb ihm jedoch erspart, den Feuerbefehl zu geben, denn im buchstäblich letzten Moment flackerte vor ihm ein Bildschirm auf, und aus den Membranen kam gehetzt die Stimme der jungen Frau: »Nicht schießen, Captain – wir geben auf!«

      Als sich das Bild stabilisiert hatte, war zu erkennen, dass Vera Prokops Bekleidung in der Zwischenzeit gelitten hatte. Der Verschluss ihrer Bluse war aufgerissen, ihr Gesicht gerötet, und über ihre rechte Wange zog sich eine lange Schramme. Sie schnappte einige Male tief nach Luft.

      »Was ist passiert, Vera? Hat dein Vater Schwierigkeiten gemacht?«, fragte Claude mit heiserer Stimme.

      Vera Prokop nickte. Dann nahm sie einige Schaltungen vor, die Triebwerke der MICKEY liefen aus, und das Schiff ging in den freien Fall über.

      »Daddy ist an sich ein feiner Kerl, nur will er leider immer mit dem Kopf durch die Wand. Zuerst war ich auch seiner Meinung, denn wir wussten tatsächlich nichts von einer Quarantäne über Nuchaar, und diese Fracht sollte uns eine Menge Geld bringen. Bald kamen mir aber Bedenken, denn die SHARDEEBA TRADING war früher mit solch lukrativen Aufträgen ausgesprochen sparsam, und deine Argumente klangen recht plausibel. Daddy blieb jedoch hartnäckig, auch noch nach den Warnschüssen, unser Pilot dagegen stimmte mir zu, und wir mussten ihn dann eben ... hm, etwas gewaltsam überreden. Was sollen wir nun weiter tun, Captain?«

      Der Frachter war inzwischen an den Kreuzern vorbeigeschossen, die Kommandanten der beiden Kreuzer bremsten ihre Fahrzeuge ab und nahmen dann ebenfalls wieder Kurs auf Nuchaar.

      Anschließend sah Claude Delbos auf und erklärte sachlich: »Es bleibt euch freigestellt, im Dimonio-System zu bleiben, wenn ihr darauf verzichtet, euch Nuchaar zu nähern. Allerdings sehe ich darin kaum einen Sinn, denn ein Ende der Quarantäne ist noch nicht abzusehen. Zwar ist im Bereich des NGC 188 eine Menge von Schiffen unterwegs, um nach einem fremden Volk zu suchen, dessen Angehörige wenigstens teilweise immun gegen die Todeskristalle sind, das uns also vielleicht helfen könnte, den Planeten von ihnen zu säubern. Bisher aber offenbar ohne Erfolg, vielleicht vergehen noch Monate, bis man die Welt der Hafoden gefunden hat. Meiner Meinung nach wäre es für euch am besten, gleich wieder nach Shardeeba ...«

      »Kommt gar nicht in Frage!«, brüllte Jan Prokop, der nun wieder aus dem Hintergrund im Bild erschien. Auf seiner hohen Stirn prangte eine mächtige Beule, ein blonder jüngerer Mann bemühte sich, ihn zurückzuhalten, schaffte es jedoch nicht. »Wenn ich einen Auftrag übernehme, wird er auch durchgeführt, verstanden? Wenn sich auch meine aufsässige Tochter und Fran gegen mich verschworen haben, die MICKEY gehört immer noch mir! Sie bleibt hier im System, bis wir unsere Ladung ausliefern können, klar?«

      Captain Delbos zuckte mit den Schultern.

      »Meinetwegen, Skipper – aber Hände weg von Nuchaar! Die grünen Kristalle bringen jeden Menschen um, selbst uns ist es strikt verboten, auf dem Planeten zu landen. Solltest du auch nur versuchen, dich ihm weiter als bis auf hundert Millionen Kilometer zu nähern, wird es nicht mehr bei bloßen Warnschüssen bleiben! Rechne dir selbst aus, welche Chancen du gegen drei Kreuzer hast ...«

      Der Eigner des Frachters schnaufte unwillig auf.

      »Blanke Erpressung ist das!«, beschwerte er sich. »So etwas hat es zu meiner Zeit in der Raumflotte bestimmt nicht gegeben, als die Erde noch von Curona regiert wurde. Doch dann tauchte ein gewisser Taff Caine aus der Vergangenheit auf, und mit ihm kam die große Unruhe ...«

      »Wenn du willst, kannst du dich gleich bei ihm persönlich darüber beschweren«, mischte sich eine andere Stimme in die Unterhaltung. »Hier spricht Captain Bourokostas von der GRILLE – eben sind auf der anderen Seite des Systems fünf Schiffe aus dem Hyperraum gekommen, darunter auch die PROKYON X!«

      »Verzichte, ich bin schon mit euch vollauf bedient«, erklärte Jan Prokop. »Okay, ich setze mich mit der MICKEY zum Nachbarplaneten ab und warte dort, bis sich die Lage auf Nuchaar normalisiert hat. Wenn Caine mit von der Partie ist, werden die Dinge wohl bald ins Rollen kommen.«

      »Hoffen wir es«, entgegnete Claude Delbos lächelnd. »Wir werden euch jedenfalls rechtzeitig benachrichtigen, wenn es soweit ist. Vielleicht finden wir sogar Gelegenheit zu einem direkten Kontakt, falls die Gefahr beseitigt werden kann, ehe wir das System wieder verlassen müssen.«

      Er sah dabei an Prokop vorbei und blinzelte dessen Tochter zu, und Vera lächelte ohne jede Scheu zurück.

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