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Mord mit verteilten Rollen. Agatha ChristieЧитать онлайн книгу.

Mord mit verteilten Rollen - Agatha Christie


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Architekten brauchen aber Menschen, die Geld unter die Leute bringen, sonst hätten Sie überhaupt nichts zu tun«, gab Mrs Oliver mit Recht zu bedenken. Sie ging weiter in Richtung Haus, und Poirot und der demoralisierte Architekt machten sich daran, ihr zu folgen.

      »Diese Großindustriellen«, sagte Letzterer bitter, »verstehen einfach die Grundprinzipien nicht.« Er versetzte dem auf einer Seite abgesackten Folly einen letzten Tritt. »Wenn das Fundament morsch ist, dann ist alles morsch.«

      »Sehr profund, was Sie da sagen«, gab Poirot zurück. »Ja, sehr profund.«

      Der Pfad führte aus dem Wald heraus und gab den Blick auf das Herrenhaus frei, das sich wunderschön weiß von den hinter ihm emporragenden dunklen Bäumen abhob.

      »Es ist von wahrer Schönheit, jawohl«, murmelte Poirot.

      »Er will ein Billardzimmer anbauen lassen«, sagte Mr Weyman giftig.

      Auf der Böschung unter ihnen machte sich gerade eine ältere Dame mit einer Gartenschere an einer Gruppe von Sträuchern zu schaffen. Leicht schnaufend stieg sie zu ihnen herauf, um sie zu begrüßen.

      »Alles seit Jahren vernachlässigt«, sagte sie. »Und heutzutage findet man kaum jemanden, der etwas von Sträuchern versteht. Im März und April sollte diese Anhöhe ein einziges Farbenmeer sein, aber dieses Jahr ist es eine Riesenenttäuschung. Das ganze tote Holz hätte letzten Herbst herausgeschnitten werden müssen …«

      »Monsieur Hercule Poirot – Mrs Folliat«, sagte Mrs Oliver.

      Die betagte Dame strahlte übers ganze Gesicht.

      »Das ist also der große Monsieur Poirot! Sehr nett von Ihnen, dass Sie gekommen sind und uns morgen helfen wollen. Diese findige Dame hier hat sich ein höchst kniffliges Gesellschaftsspiel ausgedacht – etwas völlig Neues für uns.«

      Poirot war ein wenig erstaunt über die Liebenswürdigkeit der kleinen Dame. Sie hätte, dachte er, auch seine Gastgeberin sein können.

      Höflich sagte er: »Mrs Oliver ist eine alte Freundin von mir. Ich habe Ihre Einladung sehr gern angenommen. Das ist hier wirklich ein herrliches Fleckchen Erde, und was für ein prächtiges, herrschaftliches Haus.«

      Mrs Folliat nickte nüchtern.

      »Ja. Der Urgroßvater meines Mannes hat es 1790 gebaut. Davor stand hier ein elisabethanisches Haus. Es verfiel und brannte um 1700 ab. Unsere Familie lebt hier seit 1598.«

      Ihre Stimme klang ruhig und sachlich. Poirot musterte sie genauer. Er sah eine sehr kleine, kompakte, in schäbigen Tweed gekleidete Person. Am auffälligsten an ihr waren ihre hellen kobaltblauen Augen. Ihr graues Haar wurde von einem engen Haarnetz gehalten. Obwohl sie ganz offensichtlich nicht auf ihr Äußeres achtete, umgab sie ein undefinierbares Flair, dieses gewisse Etwas, das sich so schwer erklären lässt.

      Während sie zusammen in Richtung Haus gingen, sagte Poirot zögernd: »Es ist sicher schwer zu ertragen für Sie, dass hier Fremde wohnen.«

      Es entstand eine kleine Pause, bis Mrs Folliat antwortete. Ihre Stimme war klar und präzise und seltsam emotionslos.

      »So vieles ist schwer zu ertragen, Monsieur Poirot«, sagte sie.

      Kapitel 3

      Mrs Folliat schritt voran ins Haus, und Poirot folgte ihr. Es war ein elegantes, wunderbar proportioniertes Gebäude. Mrs Folliat ging durch eine Tür zur Linken in einen kleinen, exquisit eingerichteten Salon und weiter in das dahinterliegende große Gesellschaftszimmer, das voller Menschen war, die alle gleichzeitig zu reden schienen.

      »George«, sagte Mrs Folliat, »das ist Monsieur Poirot, der so freundlich war herzukommen, um uns zu helfen. Sir George Stubbs.«

      Sir George, der sich mit lauter Stimme unterhalten hatte, fuhr herum. Er war ein großer, rotgesichtiger Mann. Mit seinem etwas irritierenden Vollbart sah er aus wie ein Schauspieler, der sich noch nicht recht entschieden hatte, ob er jetzt die Rolle eines Gutsherrn spielte oder die eines »Raubeins aus den Kolonien. Entgegen Michael Weymans Bemerkung, keinesfalls an die Marine denken. Sir Georges Auftreten und seine Stimme waren jovial, seine Augen, von einem ausgesprochen durchdringenden Blassblau, jedoch klein und listig.

      Er begrüßte Poirot aufs herzlichste.

      »Wir sind so froh, dass es Ihrer Freundin Mrs Oliver gelungen ist, Sie dazu zu bewegen herzukommen«, sagte er. »Ein echter Geistesblitz ihrerseits. Sie werden eine enorme Zugkraft haben.«

      Suchend sah er sich um.

      »Hattie?«

      Dann wiederholte er den Namen in einem etwas schärferen Tonfall: »Hattie!«

      Lady Stubbs saß, etwas abseits der anderen, zurückgelehnt in einem großen Sessel. Sie schien dem Geschehen um sich herum keine Beachtung zu schenken. Stattdessen blickte sie lächelnd auf ihre Hand, die ausgestreckt auf der Sessellehne lag. Sie drehte sie hin und her, sodass der große Smaragd an ihrem Mittelfinger in seinen grünen Tiefen das Licht einfing.

      Jetzt sah sie mit kindlicher Überraschung leicht erschrocken auf und sagte: »Sehr erfreut.«

      Poirot beugte sich über ihre Hand.

      Sir George fuhr mit der Vorstellung fort.

      »Mrs Masterton.«

      Mrs Masterton war eine Frau von einigermaßen wuchtiger Statur, die Poirot entfernt an einen Bluthund erinnerte. Sie hatte einen vorstehenden Unterkiefer und große, traurige, leicht blutunterlaufene Augen.

      Sie verneigte sich und setzte ihre Unterhaltung fort. Als Poirot ihre tiefe Stimme hörte, musste er erneut an einen Bluthund denken, genauer an den Anschlag solch eines Tieres.

      »Dieser alberne Streit um das Teezelt muss beigelegt werden, Jim«, sagte sie nachdrücklich. »Die müssen einfach Vernunft annehmen. Wir können es nicht zulassen, dass wegen der ewigen Fehden zwischen diesen dämlichen Weibern das ganze Fest zu einem Fiasko wird.«

      »Sehr richtig«, erwiderte der Angesprochene.

      »Captain Warburton«, sagte Sir George.

      Captain Warburton, der ein kariertes Sportsakko trug und dessen Gesicht vage dem eines Pferdes ähnelte, lächelte und entblößte dabei eine erkleckliche Anzahl weißer Zähne, ehe er seine Unterhaltung wieder aufnahm.

      »Machen Sie sich keine Sorgen, ich regele das«, sagte er. »Ich werde ein Machtwort sprechen. Was ist mit dem Zelt für die Wahrsagerin? Bei der Magnolie? Oder am Ende des Rasens bei den Rhododendronsträuchern?«

      Sir George setzte die Vorstellungsrunde fort.

      »Mr und Mrs Legge.«

      Ein hochgewachsener junger Mann, dessen Gesichtshaut sich infolge eines Sonnenbrands sehr stark schälte, grinste sympathisch. Seine Frau, ein attraktiver sommersprossiger Rotschopf, nickte freundlich, ehe sie sich in ein Wortgefecht mit Mrs Masterton stürzte, wobei sich ihr ansprechender hoher Sopran und Mrs Mastertons tiefes Bellen zu einer Art Duett vereinten.

      »… nicht bei der Magnolie – ein Engpass …«

      »… man sollte die Buden und Zelte mehr verteilen – aber wenn sich eine Schlange bildet …«

      »… viel kühler. Ich meine, wenn die Sonne voll aufs Haus scheint …«

      »… und die Wurfbude darf nicht zu nahe am Haus stehen – die Jungs sind so wild, wenn sie auf die Kokosnüsse werfen …«

      »Und das«, sagte Sir George, »ist Miss Brewis, unter deren Pantoffel wir alle stehen.«

      Miss Brewis saß hinter einem großen silbernen Teetablett. Sie war eine hagere, tüchtig wirkende Frau von gut vierzig Jahren mit einer frischen, freundlichen Art.

      »Sehr erfreut, Monsieur Poirot«, sagte sie. »Ich hoffe, Ihre Anreise war nicht allzu unbequem. Manchmal sind die Züge zu dieser Jahreszeit einfach entsetzlich voll. Darf ich Ihnen einen Tee anbieten? Milch? Zucker?«

      »Ganz


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