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Gibt es Leben auf dem Mars?. Andreas EschbachЧитать онлайн книгу.

Gibt es Leben auf dem Mars? - Andreas Eschbach


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auf irgendeinem Stein sitzen und einfach nur zuhören, was der alte Planet ihr zuflüsterte. Sie verstand nicht alles, was er raunte, aber manchmal stiegen Bilder in ihr auf von einer großen Vergangenheit voller wüster Schlachten und gewaltiger Paläste. Ihrer Ansicht nach konnte das nur bedeuten, dass irgendwann in grauer Vorzeit Lebewesen auf dem Mars gelebt hatten. Marsianer. Vielleicht waren sie irgendwann ausgestorben; vielleicht hatten sie aber den Planeten auch irgendwann einfach verlassen.

      Dad hatte ihr auch oft Geschichten von Marsianern erzählt. Elinn hatte sie immer gerne gehört, aber außer ihr und ihrem Dad glaubte niemand an Marsianer. Wenn sie davon anfing, lächelten alle nur, wie man eben lächelt, wenn ein Kind Fantasiegeschichten erzählt. Manchmal versuchte ihr jemand zu erklären, dass nach dem letzten Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse der Mars nie eigenes Leben hervorgebracht hatte.

      Und? Elinn war es gewohnt, dass Theorien ständig über den Haufen geworfen wurden. Wie oft hatten die Forscher um Dr. Spencer schon hier auf der Plaza zusammengesessen und wild debattiert, weil sich irgendetwas als ganz anders herausgestellt hatte als gedacht. Auf dem Mars erlebe man die tollsten Sachen, sagten dieselben Leute in solchen Momenten und waren dann immer ganz begeistert.

      Also brauchte sie das mit dem »Es hat nie Leben auf dem Mars gegeben« nicht als endgültig hinzunehmen. Im Gegenteil, Elinn war sich sicher, dass man eines Tages Spuren der Marsianer finden würde – oder vielleicht sogar die Marsianer selbst.

      Womöglich würde sogar sie es sein, die diese Spuren fand…

      Gerade als sie zurück an den Tisch kam, erhob sich Dr. Spencer von seinem Platz und ging zum Mikrofon. Er hatte mit den Leuten zusammengesessen, die den Rat der Siedler bildeten, der über wichtige Angelegenheiten entschied.

      »Wir haben über Konsequenzen aus dem Tod Dimitri Gorkis beraten«, begann er, sich unruhig hin und her bewegend. »Wie Sie alle wissen, steht die Öffentlichkeit auf der Erde der Raumfahrt zurzeit eher negativ gegenüber. Alles, was an Unerfreulichem passiert, ruft Reaktionen hervor, die aus unserer Sicht übertrieben sind, aber leider auf die Entscheidungen der Erdregierung und der Raumfahrtbehörde Einfluss haben.« Er räusperte sich. »Wir haben erfahren, dass seit dem Tod von Dimitri darüber nachgedacht wird, einen Statthalter auf den Mars zu entsenden.«

      Elinn wusste nicht, was ein Statthalter war, aber offenbar nichts Gutes, denn die Siedler reagierten auf diese Ankündigung mit lautstarkem Unmut. »Buh!« war zu hören und »Nein!« und jemand rief: »Die haben wohl einen Sprung im Helm!«, was Dimitris trauernde Freundin in Tränen ausbrechen ließ, denn dessen Helm hatte in der Tat einen Sprung gehabt, als man ihn geborgen hatte.

      »Wir hoffen…«, begann Dr. Spencer, kam aber nicht gegen das Getöse an. Er wedelte mit den Händen. »Bitte! Wir wollen doch…«

      Endlich saßen alle wieder und die Unmutsäußerungen beschränkten sich auf heftiges Geflüster und unwilliges Füßescharren.

      »Es bringt wenig, hier laut zu werden; das hört man auf der Erde nicht!«, erklärte ­Dr. Spencer. »Noch ist nichts entschieden, aber auf alle Fälle sollte in der nächsten Zeit nichts passieren, das uns noch einmal in den Brennpunkt der Aufmerksamkeit rückt. Wir haben deswegen einige Maßnahmen beschlossen, die ich Ihnen jetzt bekannt geben möchte.«

      »So ein Statthalter, der hier den Bestimmer spielt und uns rumkommandiert, hat uns gerade noch gefehlt«, flüsterte Carl seiner Schwester ins Ohr.

      Elinn nickte. Da hatte ihr Bruder ausnahmsweise mal recht.

      Sie hoben beide gleichzeitig den Kopf, als Dr. Spencer sagte: »…eine weitere Maßnahme betrifft die Kinder. Die Medien beobachten unsere Marskinder mit besonderer Aufmerksamkeit. Selbst der allerkleinste Zwischenfall – und sei es nur etwas wie Ronalds kleiner Unfall mit dem Raumanzug damals – würde im Moment die Entscheidung des Präsidenten zu unseren Ungunsten beeinflussen.«

      Alle Augen richteten sich auf Ronny, der unwillkürlich den flachsblonden Lockenkopf einzog.

      »Deshalb«, fuhr Dr. Spencer fort, »werden die Kinder bis auf Weiteres innerhalb der Station bleiben. Das schließt die Benutzung der Raumanzüge ebenso aus wie den Aufenthalt in den Treibhäusern.«

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