Jesus 5.0. Evelyn BartЧитать онлайн книгу.
der Riesenerfolg saugte das Talent buchstäblich aus allen Poren. Trotzdem hatte ich den Eindruck nicht als Mensch gesehen zu werden, je größer die Karriere, umso einsamer erlebte ich mich, raunte Amy in die Runde.
Mädels, wir sitzen alle in einem Boot, wir haben aus der Tiefe der Seele Emotionen gepaart mit Tönen in den Musikäther geschleudert. Die Leute haben gespürt, dass die Songs eine Intensität besitzen, die ehrlich zu Herzen geht, deswegen sind wir incl. der Musik unsterblich. Seht es als posthumes Geschenk, wenn Fans ergriffen davon sind, sie werden es ewig sein! Problematisch daran war die Erwartung, im Gegenzug Anerkennung oder Liebe zu bekommen, eine ungleiche Rechnung. Die Einsamkeit blieb, bzw. wurde größer, umso mehr Menschen auf meinen Konzerten waren, beziehungsweise um mich herum. Sie bekamen nur ein Puzzleteil von mir, sie sahen das, was ich sie sehen ließ, während Jimis Stimme immer leiser wird, nimmt seine Gitarre den Platz ein. Ich habe Freiheit gesucht, aber die Weigerung Grenzen zu setzen, hat mich eigentlich eingesperrt. Tja, mehr fällt mir momentan zu diesem Thema nicht ein. Vielen Dank Jimi, Janis & Amy, es kostet wahrlich Überwindung die Seelenfenster zu öffnen, die sanfte Stimme von Karl deckt sich wie eine weiche Decke um die geschundenen Seelen der Musiker.
Sein Auge fällt auf Jim, der mit einem verklärten Blick aber leichtem Lächeln der Talkrunde mental entflohen scheint. Jim, strebst du danach uns an deinen Gedanken teilhaben zu lassen? Sorry Leute, ich war im Flashback gefangen, die Erinnerung an die alten Zeiten haben mich praktisch wieder auf die Erde gebeamt. Eine Zeitreise in eine Epoche, die Welle des Erfolges, so intensiv waren unsere Konzerte, intensiv mein Leben. Ich habe versucht zu verstehen, was die Menschen von mir erwarteten, meine Erwartungen flossen in die Tauschwährung. Anerkennung war mir egal, Verständnis & Akzeptanz war mein Ziel! Jim, das haben wir alle fünf gemeinsam, Jesus legt die Hand aufs Jims Gesicht, immer wieder wirkt seine beruhigende Aura. Verstehst du, die Menschen haben ihre Lernaufgabe mit uns allen genauso vor sich, egal ob Musiker, Politiker oder als Messias. Wir suchen die Begegnung auf Augenhöhe, sie stellen uns auf ein Podest. Die Fans geben ihre Macht ab, wir sind verleitet die Bodenhaftung zu verlieren, es ist ein Prozess auf beiden Seiten! Sich gegenüberzutreten funktioniert nur auf gleicher Höhe, ein kleiner Schritt geistig oder real, schon fluppt der Dialog. Genauso vermögen Einzelne den ganzen Schmerz bzw. Hass auf dich zu projizieren, was wieder nicht der Realität entspricht. Beides bedarf der Sorgfalt bei sich zu bleiben, eine große Aufgabe. Werter Jesus, hab Dank für deine weisen Worte, der Messias spricht aus dir!
Werter Jesus, sag mal Jim bist du wieder rückfällig geworden, äfft Jimi ihn nach, seit wann formulierst du so geschwollen, nimmst du synthetisches Zeug? Ich bereite mich auf meine Reinkarnation vor, Jimi! Was, du willst wieder zurück nach so kurzer Zeit, dieser ganze Stress von der Geburt mal abgesehen, guckst du Erden–TV da geht’s ab auf der blauen Kugel! Genau deswegen, ab 2021 steht einer Wiederkehr nichts im Wege, die 50 Jahre Berufsverbot sind dann um. Ich freue mich auf die Rückkehr, bei aller Liebe wie grandios es hier oben ist, ein bisschen Langeweile kommt hin und wieder auf. Abgesehen davon ist es mein Ziel als Dichter zu begeistern, in Finnland werde ich dazu beitragen, Gefühle über die Dichtkunst zu verarbeiten. Barde in Finnland, also beim besten Willen du hast sie nicht mehr alle, die Finnen sind harte Typen, nie von den Leningrad Cowboys gehört. Es ist gefühlt 24 Stunden am Tag dunkel, da greifst du schneller wieder zur Flasche, wie du ein Gedicht vorträgst. Leute, Leute beruhigt euch, bevor die Emotionen hochkochen, ergreift Karl das Zepter. Lieber Jim, du bist sehr zielstrebig, nach so kurzer Zeit wieder ins weltliche Leben einzugreifen. Jimi setzt dich Jim damit unter Druck? Nein, gar nicht, aber ich mache die 100 Jahre im Himmel voll, ich spüre keinen Druck! Warum auch, wenn ich mir Jesus ansehe, er ist seit über 2000 Jahren hier oben, wenn jemand unter Zugzwang steht, eher er als ich, oder?
Wer ich ? Hört mal Leute, mein Job war aussergewöhnlich, praktisch residierte ich als Führungskraft, da gelten andere Regeln. Im Gegensatz zu euch, ihr habt die Beförderung in den Himmel selbst angezettelt, während ich gekreuzigt wurde, ein kleiner feiner Unterschied! Sorry, ich wollte euch beiden nicht zu nahe treten, weder dir Jim noch Jesus, es tut mir leid, es ist jedem selbst überlassen, den Weg zurück zu wählen, lächelt Jimi versöhnend in die Runde. Zum Abschluss lasst uns mit einer Jam-Session die Stunde beenden, nach den teils kontroversen Diskussionen denke ich, ist unsere gemeinsame Leidenschaft ein angenehmer Ausklang, es klingt eher nach Besänftigung, wie von Zauberhand füllt gute Stimmung den Raum. Janis & Jimi an der Gitarre, Jim & Amy singen, und dich Jesus würde ich bitten, die neue Trommel bzw. Cajon auszuprobieren. Die Stirn des Messias versucht sich gerade in Falten zu legen, da sprengt der Sonnenschein diese schon wieder. Mensch Jesus, das passt wunderbar, so als Erfinder des Kitesurfen, wer sonst könnte das Cajon bedienen. Amy, du bist um keine Antwort verlegen, wenngleich du charmant versuchst, mich als Nicht-Profi davon zu überzeugen, durch das Trommeln hoffentlich keinen Schaden anzurichten, gell? Schallendes Gelächter läutet den Groove ein, ein himmlisches Konzert der besonderen Art, jeweils freitags um 18 Uhr! Karl seufzt innerlich, jede Woche ein Ritt auf dem Rasiermesser. So unterschiedlich sie auch sind, so sehr liegen sie mir am Herzen. Eine Stunde mit lediglich zwei bis drei Vetos sind mir am liebsten. Sie alle haben Spuren hinterlassen, Spuren für die Ewigkeit, Worte & Klänge die Menschen ewig berühren werden, jeder auf seine Weise. Es ist wunderbar zu sehen wie ihre Seelen in den Glückszustand wahren Seins kommen, was Gott immer wieder beschreibt. Sobald sie Musik kreieren, fällt jeder Schmerz, jede Verletzung temporär von ihnen ab, ein sogenannter Flow, sichtbar im jeweiligen Gesicht. Dieser eine Moment, in dem die eigene Zufriedenheit vom Glücksmoment getroffen wird, ein erhabener Anblick, dafür bin ich dankbar. Stille holt Karl wieder aus dem inneren Dialog, die Runde hat sich aufgelöst, nur Jesus sitzt genauso gedankenversunken auf seinem Cajon und entlockt ihm ein paar Takte!
Jesus, ist alles in Ordnung mit dir? Wir zwei haben das Ende der Session im wahrsten Sinne des Wortes verschlafen. Die Stunde hat mich zum Nachdenken gebracht, es ist seltsam, seit ich im Himmel verweile, habe ich nie darüber nachgedacht, wieder auf die Erde zurückzukehren. Ab und an hatte ich einen Blick nach unten geworfen, aber weder mein Vater noch irgendjemand hat mich je gefragt, ob ich die Mission fortsetzen möchte, bis Jimi mich heute mehr oder weniger sanft damit konfrontiert hat. Meinst du Gott traut mir eine Rückkehr nicht zu? Gut wir haben über die Sache je kaum geredet, aber irgendwie habe ich ein schlechtes Gewissen. Einerseits weil ich hier schon lange rumhänge, andererseits merke ich, dass mir diese Kreuzigung noch sehr in den Rippen hängt, im wahrsten Sinne des Wortes. Jesus, das Gespräch hat dich aufgewühlt, lass es erst mal sacken, überlege dir in Ruhe, was dich weiterbringt, es gibt auch Einzeltherapie. Karl danke, die Gruppe macht mir unheimlich Spaß, wobei ich mich an die Neue, Amy gewöhnen muss. Sie hat eine Energie und im Gegensatz zu den Mädels meiner Zeit, also Maria war ein wenig zurückhaltender, wenn du verstehst? Lachend klopft Karl Jesus auf die Schulter, dass wäre ein Grund für die erneute Rückkehr auf die Erde. Nachhilfe in Sachen Gleichberechtigung ist im Himmel verfügbar, es gibt hier oben eine Selbsthilfegruppe der Ladys, allerdings ist das nichts für schwache Gemüter. Da sind sehr starke Frauen unterwegs, die Gruppe wird von Jeanne d´Arc geleitet, die kennst du! Gefühlt kehren die Stirnfalten zurück, während Jesus den Eindruck macht angestrengt nachzudenken, jaja, die kenn ich. Ihre Geschichte habe ich damals im Livestream teilweise mitverfolgt, das war harter Tobak, wir haben praktisch Gleiches erlebt, ich gekreuzigt, Sie verbrannt. Sie wirkt stark und durchsetzungsfähig, Sie hat etwas Wildes im Blick, während ich ja eher durch Sanftmut meine Fans generierte, das unterscheidet uns wieder. Ehrlich gesagt, ist Sie mir einen Touch zu dominant. Aber danke Karl, für den Tipp, ich werde darüber nachdenken. Ein Vibrieren lässt den Blick des Messias auf den Terminkalender seines geistigen Auges werfen. Eine Message vom Vater, ein Arbeitsessen morgen um 12 Uhr im Chefbüro. Oh je, irgendwie ahnte ich, der Tag hält noch eine Überraschung bereit. Was will er nur, unser Verhältnis ist ja doch ein etwas angespanntes Vater-Sohn-Verhältnis. Jesus, was ist los? Ein fragender Blick lässt den Messias wieder ins Hier und Jetzt kommen. Ein Anruf vom Boss persönlich, das irritiert mich.
Ein Anruf vom Boss? Wie ist das möglich? Ist er gestorben, das habe ich gar nicht mitbekommen, rätselt Karl. Karl, das dauerhafte Lesen von Rolling-Stone Magazinen bekommt dir nicht, ich spreche von meinem Dad, du erinnerst dich, Gott nicht Bruce Springsteen! Jesus, ob unser beider verehrter Chef, in diesem Fall dein Vater es gerne hört, wenn du so über ihn redest? Morgen werde ich mehr wissen, Karl. Irgendwie habe ich ein komisches Gefühl, es wird kaum um mein Trommeltalent in der heutigen