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Menschen und U-Boote. Manuel SchifflerЧитать онлайн книгу.

Menschen und U-Boote - Manuel Schiffler


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verschiedene Erfindungen – den von Monturiol entwickelten chemischen Antrieb, die damals gerade erst entdeckte Erzeugung von Strom und die Ballasttanks früherer U-Boote – weiter zu einem Gefährt, das den heutigen U-Booten nicht unähnlich war. Sein Roman inspirierte viele Konstrukteure von U-Booten, vor allem in Frankreich und in Amerika.

       Die schwedische „Nordenfelt“: Das erste U-Boot mit einem Torpedo

      Trotz der Inspiration durch Jules Verne gelangen in den folgenden knapp zwei Jahrzehnten nur wenige Fortschritte. Der erste wesentliche Fortschritt betraf die Bewaffnung. 1866 hatte der Engländer Robert Whitehead für die österreichungarische Marine den ersten Torpedo entwickelt. Er wurde mit Druckluft und Propellern angetrieben, aber zunächst nur auf Torpedobooten eingesetzt. Der englische Pfarrer und Erfinder George Garrett hatte erstmals Torpedos in externen Halterungen auf einem U-Boot anbringen lassen, der von ihm entworfenen und 1879 gebauten „Resurgam“. Das Boot ging allerdings auf einer Überfahrt unter.14

      Der schwedische Ingenieur und Waffenhändler Nordenfelt beauftragte Garrett damit, 1885 ein weiteres U-Boot zu bauen, die Nordenfelt I. Dieses U-Boot feuerte erstmals einen Torpedo unter Wasser ab. Aber die Boote blieben militärisch dennoch wenig überzeugend. Das mit einer kohlebefeuerten Dampfmaschine angetriebene Boot hatte einen entscheidenden Nachteil. Beim Tauchen musste die Maschine abgestellt werden. Dank eines Drucktanks, in dem Dampf gespeichert wurde, konnte das Boot danach noch einige Stunden mit etwa 5 km/h halb untergetaucht fahren, während nur eine Glaskuppel aus dem Wasser ragte. Allerdings war das U-Boot schwer zu steuern und kam immer wieder vom Kurs ab. Nichtdestotrotz wurde die neue Erfindung aufwändig präsentiert. An den ersten Vorführungen des Boots ab dem 25. September 1885 bei Kopenhagen nahmen die dänische Königsfamilie, die dänischstämmige russische Zarin, der Prinz und die Prinzessin von Wales sowie Marineoffiziere aus zahlreichen europäischen Ländern, Japan, Brasilien und der Türkei teil. Das U-Boot feuerte bei dem dreitägigen Ereignis jedoch keinen einzigen Torpedo ab. Nordenfelt und Garrett, hatten nach dieser Demonstration auf Aufträge gehofft, die aber ausblieben.

      Hier kam jedoch der in der heutigen Türkei geborene 36jährige Grieche Basil Zaharoff ins Spiel. Zaharoff, der für Nordenfelt arbeitete, gelang es, die griechische Regierung zum Kauf eines U-Boots zu bewegen. Das Boot wurde im April 1886 ausgeliefert und machte erste Seeversuche, die jedoch wenig erfolgreich waren. Die griechische Marine verweigerte die Abnahme, hielt die peinliche Episode jedoch geheim.

      Zu dieser Zeit waren die Spannungen zwischen dem Osmanischen Reich und Griechenland auf einem Höhepunkt. Die Türken machten sich Sorgen, dass die Griechen sie mit ihrer neuen „Wunderwaffe“, deren Existenz Zaharoff ihnen nicht verheimlicht hatte, bedrängen könnten. Zaharoff bot den Türken eine größere, angeblich deutlich bessere Version des U-Boots mit drei Torpedos statt nur einem an. Die Türken bissen an und kauften gleich zwei dieser U-Boote, die in Einzelteilen nach Istanbul geliefert und dort unter Aufsicht europäischer Ingenieure zusammengebaut wurden.

      Der Waffenhändler Basil Zaharoff verkaufte gleichzeitig U-Boote an Griechenland und an das Osmanische Reich, die kurz vor einem Krieg miteinander standen

      Das erste Boot, die „Abdül Hamid“, lief im September 1886 vom Stapel. Die Tests waren allerdings ebenfalls wenig erfolgversprechend. Obwohl das Boot 30 Meter tief tauchen sollte, konnte es nur eine Tiefe von fünf Metern erreichen. Wenn das Boot durch den Wasserverbrauch der Dampfmaschine an Gewicht verlor, litt die Stabilität, ebenso wenn ein Torpedo abgefeuert wurde. Wenn die Besatzung sich im Boot nach vorne oder nach hinten bewegte, wippte es wie eine Schaukel nach vorne und hinten.

      Zu einem Kampfeinsatz kam es nicht. Es ist unklar, ob die beiden Boote noch weiter von der Marine genutzt oder aufgegeben worden sind.15 Zaharoff legte mit dem Deal den Grundstein für seine Karriere als korrupter europaweiter Waffenhändler, die ihn zu einem der reichsten Männer seiner Zeit werden ließ. Garrett wanderte in die USA aus und verlor sein gesamtes Geld beim Versuch sich als Farmer zu etablieren. Inzwischen war er an Tuberkulose erkrankt, die er durch die lange Zeit an Bord von U-Booten sicher verschlimmert hatte. Er trat in die US-Armee ein, wobei er seine Krankheit verheimlichte. Dort fiel er durch Trunkenheit und Ungehorsam auf und starb einsam und verarmt.

       Die ersten U-Boote mit Elektromotor: „Peral“ und „Gustave Zédé“

      Ein Sprung in der Antriebstechnik und damit in der Reichweite und Geschwindigkeit der U-Boote gelang 1887. Dies geschah fast gleichzeitig in Spanien und in Frankreich. 1887 wurde im spanischen Cartagena die „Peral“ auf Kiel gelegt, ein rein elektrisch angetriebenes U-Boot mit 22 Metern Länge und einer Reichweite von 150 Kilometern. Das Boot war mit einem Torpedorohr ausgestattet, anstatt Torpedos seitlich mitzuführen. Dadurch wurde die Hydrodynamik des Boots verbessert, und es konnten Torpedos nachgeladen werden. Die spanische Marine hatte das Boot finanziert, die Seeerprobung war erfolgreich und ein zweites Boot wurde in Auftrag gegeben. Das Boot war mit seiner Leistung seiner Zeit etwa zehn Jahre voraus. Der Erfinder, Leutnant Isaac Peral, geriet jedoch mit der Marineführung in einen Streit darüber, welche Werft das zweite Boot bauen sollte. Im Ergebnis zog die Marine den Auftrag zurück, und Peral zerstörte das Innere des gebauten Boots und alle seine Pläne.16 Spanien wurde dadurch beim Bau von U-Booten um Jahrzehnte zurückgeworfen und von anderen Ländern überholt.

      Die 18 Meter lange, ebenfalls elektrisch angetriebene „Gymnote“ wurde zeitgleich in Frankreich gebaut. Das Boot war von dem Erfinder Gustave Zédé, der mit Jules Verne befreundet gewesen war, entworfen worden. Nach dem Tod von Zédé wurde 1893 ein 45 Meter langes, nach ihm benanntes U-Boot gebaut. Auf der „Gustave Zédé“ waren leistungsfähige Batterien und ein starker Elektromotor installiert. Die Batterien alleine machten mit 130 Tonnen die Hälfte des Gewichts des Boots aus. Das Boot verfügte zunächst nur über externe Torpedos. 1897 wurde auf dem Boot ein Torpedorohr installiert. Außerdem verfügte die „Gustave Zédé“ erstmals über einen Turm mit Periskop. Das Boot konnte 400 km über Wasser oder 18 Stunden lang 200 km unter Wasser zurücklegen und hatte eine Besatzung von 16 Mann. 1901 gelang es der „Gustave Zédé“, bei einem Manöver unbemerkt so nahe an ein französisches Schlachtschiff heranzukommen, dass sie das Schiff hätte versenken können. Danach begannen die Militärs aufzuhorchen: U-Boote konnten Kriegsschiffen also durchaus gefährlich werden.

       Die „USS Holland“: Das erste U-Boote mit Verbrennungsmotor und elektrischem Antrieb

      Angesichts der französischen Erfolge beim Bau von U-Booten befürchtete die US Navy ins Hintertreffen zu geraten. Sie wandte sich daher an einen Ingenieur, der seit zwei Jahrzehnten fieberhaft experimentelle U-Boote baute: den irischamerikanischen Erfinder John Philip Holland. Er hatte nicht weniger als fünf U-Boote gebaut, die zwar einsatzfähig waren, aber aus den verschiedensten Gründen nie in Dienst gestellt wurden. Seinen ersten Entwurf bezeichnete die US Navy als „nicht einsatzfähig“. Holland baute dennoch mit Geldern irischer Freiheitskämpfer zwei Boote, die mit ihnen gegen die Briten kämpfen wollten. Das erste, sehr kleine Boot wurde nach erfolgreichen Testfahrten versenkt, weil Gelder für ein größeres, wirksameres Boot in Aussicht gestellt wurden. Das zweite Boot wurde zwar gebaut, aber Holland geriet mit den irischen Freiheitskämpfern wegen der Bezahlung in Streit. Diese entführten es daraufhin und lagerten es in einem Schuppen ein, weil sie es ohne Hollands Hilfe nicht bedienen konnten.

      Danach musste Holland mit sehr begrenzten finanziellen Mitteln arbeiten. Sein drittes Boot sank beim Stapellauf, das vierte wurde beim Stapellauf schwer beschädigt. Für das fünfte Boot fand Holland dann einen privaten Kapitalgeber und gewann eine lukrative Ausschreibung der US Navy. Das Boot musste allerdings einen Dampfmaschinenantrieb verwenden, weil die US Navy es so wollte. Holland war überhaupt nicht von diesem Konzept überzeugt und brach den Bau ab.

      J.P. Holland in der Luke eines von ihm entwickelten U-Boots

      Danach begann er, ein Boot nach seinem eigenen Konzept zu bauen, das durch die Kombination eines Petroleummotors mit einem Generator, einem Elektromotor und Batterien angetrieben


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