Sieben Coltschwinger Western Sammelband 7006 Oktober 2019. Pete HackettЧитать онлайн книгу.
ab. »Runter vom Pferd, Foster!«, kommandierte er. Und als der Bandit am Boden stand, leinte der Kopfgeldjäger die beiden Reittiere an. Er zog die Henry Rifle aus dem Scabbard. »Beweg dich, Foster.« Er dirigierte den Banditen in den Schankraum. Knarrend schlugen die Türpendel hinter ihnen aus. Gesichter wandten sich ihnen zu, interessierte, stechende Blicke fixierten sie. Der Pianist unterbrach sein Spiel. Das Stimmendurcheinander wurde leiser und verklang schließlich. Jetzt starrte jeder im Saloon auf McQuade, seinen Gefangenen und den grauen Wolfshund, der nicht von der Seite des Kopfgeldjägers wich.
»Ich suche das Sheriff's Office!«, erklärte McQuade, der zwei Schritte vor der Tür angehalten und den Banditen angewiesen hatte, ebenfalls stehenzubleiben.
»Sheriff Buster ist nicht in der Stadt«, sagte der Keeper. »Viehdiebe haben von der Weide der Potter Ranch wieder einmal ein Rudel Rinder abgetrieben. Sam Buster ist seit zwei Tagen unterwegs. Sein Gehilfe, Charly Hobbs, dürfte schon schlafen. Charly ist ein alter Knochen, den das Rheuma plagt. Seine Hauptaufgabe besteht darin, den Boden des Sheriff's Office zu fegen und den Gefangenen drei Mahlzeiten am Tag zu servieren.«
»Ich brauche eine Zelle für meinen Gefangenen«, gab McQuade zu verstehen. »Kann mir jemand den Weg zum Haus Charly Hobbs' beschreiben?«
»Was hat der Kerl denn ausgefressen?«, fragte einer der Gäste laut.
»Raubmord. Sicher hängt an der Anschlagtafel des Sheriff's Office sein Steckbrief.«
»Ich kann keinen Stern an dir entdecken, Stranger. Bist du ein Menschenjäger?«
McQuade beachtete den Sprecher nicht mehr, sondern wandte sich wieder an den Keeper. »Wo wohnt Charly Hobbs?«
»Wenn Sie der Main Street nach Norden folgen, finden sie das Sheriff's Office an der Ecke der dritten Nebenstraße. Charly schläft, wenn es geht, in einer der Zellen. Sind alle Zellen voll, lässt ihn Sam Buster bei sich zu Hause nächtigen. Charly ist nicht nur sein Faktotum, er ist auch so etwas wie sein väterlicher Freund. Er hat Charly vom Alkohol weg gebracht.«
»Danke. – Kehrtwendung marsch, Foster!«
Sie verließen den Schankraum. Ihre Schritte pochten über den Vorbau. Lautlos strich Gray Wolf neben den beiden Männern her. Draußen banden sie die Pferde los und führten sie die Fahrbahn hinauf. McQuade entdeckte das Sheriff's Office und lenke seine Schritte darauf zu. Lose schlang er den langen Zügel um den Holm. Der Texaner, den ein unerbittliches Schicksal nach Arizona verschlagen hatte, wies Gray Wolf an, auf Foster aufzupassen, dann stieg er auf den Vorbau und schlug wenig später mit der Faust gegen die Officetür. Dumpf hallten die Schläge nach innen.
Es dauerte eine Weile, dann konnte McQuade durch das Fenster neben der Tür Lichtschein sehen. Gleich darauf ging die Tür auf, das Licht blendete den Kopfgeldjäger einen Moment, eine näselnde Stimme erklang: »Brennt es irgendwo in der Stadt, weil Sie fast die Tür eingeschlagen haben, Mister? Oder reitet Sie der Teufel, weil Sie sich wie ein Elefant im Porzellanladen gebärden?«
Charly Hobbs hielt die Laterne etwas in die Höhe. In Socken stand er vor McQuade. Er hatte seine Hose und das Hemd nicht ausgezogen, als er sich zum Schlafen niederlegte. Lediglich die Hosenträger hatte er sich von den Schultern gestreift. Sie hingen seitlich an seinen Beinen nach unten. Der Sheriffsgehilfe war bärtig und fast zahnlos. Seine blassblauen Augen waren wässrig. Die Runzeln und Furchen in seinem Gesicht erinnerten an die Rinde einer alten Flusspappel.
»Tut mir leid, wenn ich Sie aus dem Schlaf gerissen habe, Deputy«, entschuldigte sich McQuade. »Ich habe einen Gefangenen. Sein Name ist Tex Foster. Ich habe ihn in Warren gestellt und will ihn nach Tucson schaffen. Ich möchte Foster bis morgen Früh in einer Ihrer Zellen unterbringen. Ist das zu machen?«
Der Oldtimer blinzelte. »Was hat Foster denn angestellt?«
McQuade griff in die Manteltasche und zog den zusammengelegten Steckbrief heraus, faltete ihn auseinander und reichte ihn Charly Hobbs. Der Alte knurrte: »Ohne meine Brille kann ich nicht entziffern, was da geschrieben steht. Sagen Sie's mir: Was hat er verbrochen?«
»Postkutschenüberfall und Mord. Auf seinen Kopf sind sechshundert Dollar ausgesetzt. Werden Sie ihm für die Nacht – hm, Asyl gewähren?«
»In Ordnung, bringen Sie ihn herein. Wenn er hinter Schloss und Riegel ist, werde ich mir die Brille auf die Nase klemmen und lesen, was auf dem Steckbrief steht.«
»Foster, go on!«, befahl McQuade. Seine Stimme duldete keinen Widerspruch.
*
McQuade wurde wach, weil ein Pferd trompetend wiehert. Er erhob sich und ging zum Fenster, schob es in die Höhe und beugte sich ein wenig nach draußen. Vor dem Sheriff's Office, das dem Hotel schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite lag, konnte McQuade zwei Pferde sehen. Einer der Reiter war schon abgesessen. Er schlang die Leine um den Haltebalken des Hitchrack. Der Kopfgeldjäger hörte eine dunkle Stimme. Was der Mann sprach, konnte er nicht verstehen.
Jetzt ging der Mann, der sein Pferd angebunden hatte, vom Hitchrack weg, umrundete sein Pferd und trat neben das andere Tier. Wieder war die raue Stimme zu vernehmen. Und plötzlich trat der Bursche auf dem Pferd nach dem Mann, der am Boden stand. Mit dem nächsten Atemzug warf er sich aus dem Sattel und stürzte sich auf den Burschen, von dem McQuade annahm, dass es sich um den Sheriff handelte. Die beiden Männer gingen zu Boden. Staub hüllte sie ein. Die Pferde tänzelten unruhig zur Seite.
Die beiden Kämpfenden rollten herum. Eine Verwünschung war zu hören, einer der beiden kam hoch. Im Mond- und Sternenlicht sah McQuade das matte Funkeln an seiner linken Brustseite. Er zog den Revolver. Auch der andere kämpfte sich auf die Beine. An der Art, wie er die Arme hielt, erkannte McQuade, dass seine Hände vor dem Bauch gefesselt waren.
Er kam nur halb in die Höhe. Der Sheriff schlug mit dem Revolver zu. Als hätte ihn die Faust des Teufels getroffen, ging der Bursche zu Boden. Über ihn gebeugt, die Hand mit dem Colt für den nächsten Schlag erhoben, wartete der Sternträger, ob sich sein Gefangener noch einmal aufzurichten versuchte. Aber der Bursche schien genug zu haben. Der Sheriff richtete sich zu seiner vollen Größe auf, und McQuade konnte wieder seine Stimme hören. Schließlich packte er den Kerl am Westenkragen und zerrte ihn auf die Beine, um ihn die Stufen zum Vorbau hinaufzubugsieren.
McQuade machte kehrt, zündete die Laterne an und begann, sich anzukleiden. Zuletzt legte er sich den Revolvergurt um, schlüpfte in seinen Mantel, stülpte sich den Stetson auf die sandfarbenen Haare und verließ das Zimmer. Gray Wolf trabte neben ihm her. Die lange Zunge hing dem Hund seitlich aus dem Maul. Er bewegte sich lautlos wie ein Puma.
Aus dem Fenster des Sheriff's Office fiel Licht. McQuade schritt über die Fahrbahn und klopfte gleich darauf an die Tür des Büros. Sogleich kam die Aufforderung, einzutreten, und der Texaner öffnete die Tür. Im Office befanden sich der Sheriff und Charly Hobbs. Beide starrten McQuade an. Der trat in den Raum, wartete, bis auch Gray Wolf durch die Tür war, dann schloss er sie und hörte Charly sagen: »Das ist McQuade, von dem ich dir eben berichtet habe. Er hat vor über zwei Stunden diesen Tex Foster bei mir abgeliefert.«
McQuade schaute auf den Regulator, der an der Wand hing. Es war fast zwei Uhr.
Der Sheriff ergriff das Wort. »Charly hat mir erzählt, dass Sie Foster nach Tucson bringen wollen. Sie werden drei Tage unterwegs sein. Der Weg führt mitten durch die Santa Rita Mountains.«
»Ich bin mit der Wildnis vertraut«, versetzte McQuade lächelnd. »Man hat mir erzählt, dass Sie ein paar Rustler jagen. Gehört der Hombre, den Sie in die Stadt brachten, zu der Bande?«
Der Sheriff nickte. »Sein Name ist Murdock – Bill Murdock. Ich habe den Kerl in den Swisshelm Mountains erwischt. Von Ihnen habe ich schon gehört, McQuade. Ihr Ruf eilt Ihnen voraus und hat einen Klang wie Donnerhall.«
McQuade winkte ab. »Ihr Gehilfe war so freundlich und hat mir für diese Nacht den Banditen abgenommen. Ich habe mit ihm vereinbart, dass ich ihn morgen gegen acht Uhr abhole.«
»Das ist in Ordnung«, knurrte der Ordnungshüter. »Ich werde hier sein. Denn ich werde den Rest der Nacht im Office verbringen. Möglicherweise