Sieben Coltschwinger Western Sammelband 7006 Oktober 2019. Pete HackettЧитать онлайн книгу.
es krampfhaft. Seine Mundwinkel zuckten. Er vermittelte die angespannte, sprungbereite Haltung eines Mannes, der sich im nächsten herumwerfen und die Flucht ergreifen wollte. »Mein Name ist Callaghan«, antwortete er heiser. Seine Rechte näherte sich langsam, kaum merklich, dem abstehenden Revolverkolben. Das tückische Lauern in seinen Augen blieb McQuade nicht verborgen.
»Na schön, Callaghan«, sagte der Kopfgeldjäger und ein geringschätziges Lächeln umspielte seine Lippen. »Dein Pferd hat bei dem Wasserloch ein Hufeisen verloren. Wohin wolltest du mit dem lahmenden Gaul?«
»Über die Grenze. Dort gibt es einige Dörfer, und sicher lebt dort auch ein Schmied, der das Pferd beschlagen kann.«
»Und wo wolltest du dich wieder mit deinen Freunden treffen? In Nogales?«
»Ich war allein auf dem Trail«, knurrte der Bursche, der langsam seine Sicherheit zurück gewann. Seine Rechte berührte den Griff des 45ers. Er leckte sich über die Lippen.
»Okay, Callaghan. Du scheinst der falsche Mann zu sein. Setz also deinen Weg fort.«
McQuade wandte sich nach dem letzten Wort ab. Mit dem nächsten Atemzug aber wirbelte er wieder herum, er ging auf das linke Knie nieder. Der Andere hatte den Revolver herausgerissen. Nun schwang er ihn hoch, gleichzeitig spannte er den Hahn. Ehe die Mündung ins Ziel stach drückte der Texaner ab. Die Kugel riss den Burschen halb herum. Er krümmte zwar den Finger, und der Schuss löste sich mit einem Donnerknall. Aber das Stück Blei richtete keinen Schaden an. Es fuhr in den Boden.
Das Gesicht des Getroffenen hatte sich verzerrt. Das Hemd färbte sich über seiner linken Schulter rot vom Blut, das aus der Wunde pulsierte. Die Hand des Mannes mit dem Revolver sank nach unten, öffnete sich, und die Waffe klatschte auf den Boden.
McQuade, der schon wieder repetiert hatte, drückte sich hoch.
»Noch einmal!«, rief der Kopfgeldjäger. »Welcher von den Rustlern bist du?«
»Ed Parker«, knirschte der Bandit und presste die Rechte auf die Wunde. Blut sickerte zwischen seinen Fingern hindurch. In seinen Augen tobte der Schmerz. Er atmete stoßweise.
»Wer von euch hat dem Sheriff den Schädel eingeschlagen?«
Parker zögerte mit der Antwort.
»Na!«
Der Bandit stieß scharf die Luft durch die Nase aus. »Es war Hanson.« Seine Stimme klang schmerzverzerrt. »Verdammt, wir wollten den Sternschlepper nicht umbringen. Es war ein Unglücksfall. Wir …«
»Er ist tot. Und es war Mord – kaltblütiger, hinterhältiger Mord aus niedrigen Beweggründen. Hanson wird dafür hängen. Du und Haywood – ihr werdet in Yuma Steine klopfen, bis ihr schwarz werdet. Was ist das Ziel deine Kumpane. Nogales?«
»Ja.«
»Reitet Foster mit ihnen?«
»Zumindest bis Nogales. - Ich weiß, wer du bist. Foster hat uns von dir erzählt. Du hast mir die Schulter zerschossen. Ich blute wie ein Schwein. Du musst mich verbinden.«
»Du hast sicher Verbandszeug in der Satteltasche, Bandit«, knurrte McQuade. »Ich schätze, du bist in der Lage, dich selbst zu versorgen.«
Mit zitternden Händen öffnete der Verwundete eine der Satteltaschen. McQuade schritt zu ihm hin, zog das Gewehr aus dem Sattelschuh und schlug den Kolben der Waffe ab. Dann holte er sich den Colt des Banditen und steckte ihn in seinen Hosenbund. »Gib auf ihn acht, Partner«, gebot der Kopfgeldjäger, dann marschierte er los, um sein Pferd zu holen.
*
McQuade saß hinter Ed Parker auf dem Pferd. Das Tier Parkers führte der Bandit an der langen Leine. Die Sonne war untergegangen. Der Himmel im Westen schien zu glühen. Rötlicher Schein lag auf dem Land und verlieh ihm einen besonderen Zauber. Die Vegetation war – je weiter sie nach Westen gekommen waren -, immer üppiger geworden. Jetzt zeigten sich ringsum bewaldete Hügel. Waldzungen schoben sich bis weit in die Senken und Täler hinein.
McQuade musste die Banditen nicht fürchten. Er war davon überzeugt, dass sie versuchten, auf dem schnellsten Weg Nogales zu erreichen. Aber die Gefahr, die von den Apachen ausging, war allgegenwärtig. Der Tod konnte hinter jedem Hügel lauern. Darum sicherte der Kopfgeldjäger ständig um sich.
Der purpurne Horizont begann sich zu verfärben. Das Rot verwandelte sich in schwefliges Gelb, und von Norden her schob sich die Dämmerung mit bleigrauer Farbe heran. Auch im Osten woben schon die Schatten des beginnenden Abends zwischen den Hügeln.
McQuade lenkte das Pferd durch einen Hügeleinschnitt. Etwa hundertfünfzig Yards trennten ihn noch vom Ende dieser tiefen, V-förmigen Kerbe. Der rötliche Schein, der auf dem Land lagerte, hatte sich aufgelöst. Die Luft flirrte nicht mehr und die Konturen der Hügel waren klar und scharf.
Der Kopfgeldjäger fiel dem Pferd abrupt in die Zügel.
Denn in die Hügellücke quollen Reiter. Es waren sechs. Und es waren keine Apachen, sondern Kerle mit riesigen Sombreros auf den Köpfen. Sie waren dunkel gekleidet. Jetzt sahen sie den seltsamen Zug, der sich ihnen zwischen den Hügeln näherte, und auch sie rissen die Pferde in den Stand.
»Das sind mexikanische Grenzbanditen!«, entfuhr es Ed Parker geradezu entsetzt. »Die haben uns gerade noch gefehlt.«
McQuade war klar, dass sie von den Kerlen nichts Gutes zu erwarten hatten. Sein Kopf zuckte herum, sein Blick wanderte den Abhang zu seiner Rechten hinauf. Bis zur Kuppe gab es nur mannshohe Büsche, die ungenügenden Schutz boten.
Linkerhand begann auf halber Höhe des Hügels Wald. Zwischen den Stämmen wucherte dichtes Unterholz. Die Entfernung betrug fünfzig Yards. McQuade entschloss sich von einem Augenblick zum anderen. Er zerrte das Pferd halb um die linke Hand und trieb es hart an. Der Abhang war steil, und das Pferd hatte Mühe, ihn zu erklimmen. Das Banditenpferd blieb zurück. Parker hatte die Leine einfach fahren lassen.
Die Mexikaner trieben ihre Pferde wieder an. Sie jagten die Tiere schräg den Abhang hinauf und versuchten McQuade den Weg in den Wald abzuschneiden. Unerbittlich setzte der Kopfgeldjäger die Sporen ein. Er konnte keine Rücksicht nehmen. Von der Kraft und Zähigkeit des Pferdes hing das Überleben ab.
Yard für Yard kämpfte sich das Tier nach oben. Die Hinterbeine mussten sich mit aller Kraft gegen das Zurückgleiten stemmen. Die doppelte Last auf dem Pferderücken machte sich bemerkbar. Die Bravados näherten sich unaufhaltsam. Bald waren auch schon die dumpfen Hufschläge zu hören. Sie brandeten heran wie eine Botschaft von Unheil und Tod.
McQuade gab den Versuch auf, das Pferd in gerader Linie den Abhang hinaufzunötigen. Er lenke es ein wenig nach links und das Tier hatte weniger Mühe, in schräger Linie die Steigung zu überwinden. Dafür hatte es aber auch einen weiteren Weg bis zum schützenden Wald zurückzulegen.
Gray Wolf war schon zwanzig Schritte voraus. Das kräftige Tier schnellte regelrecht den Abhang empor.
Für McQuade und Ed Parker war es ein Wettlauf mit dem Tod. Tiefgeduckt saßen die Mexikaner auf ihren Pferden. Noch schossen sie nicht. Ihre Colts steckten in den Futteralen und die Gewehre in den Sattelschuhen. Ein Schuss hätte nichts anderes als Bleivergeudung bedeutet.
McQuades Pferd wurde langsamer. Das Tier war am Ende. Schaum tropfte von seinen Nüstern. Die letzten Energien schienen verbraucht zu sein. Das Hufgetrappel, mit dem sich die Verfolger näherten, hatte sich verstärkt. Ed Parker schrie irgendetwas. McQuade verstand nur Bruchstücke von dem, was der Bandit voller Panik hinausbrüllte.
Der Kopfgeldjäger führte mit der linken Hand die Zügel. Mit der flachen Rechten schlug er immer wieder auf die Kruppe des Pferdes. »Lauf!«
Das Tier schien sich zu einer letzten Kraftprobe aufzuraffen. Als spürte es, dass es an ihm lag, McQuades und Ed Parkers Leben zu retten. Und es war, als steigerte diese letzte, verzweifelt anmutende Anstrengung sein Tempo.
Und dann brachen sie durch das Unterholz. Zweige schlugen in ihre Gesichter und gegen ihre Schultern. Es knackte und raschelte. McQuade wurde der Hut vom Kopf gerissen.