Bolan und der Sturm auf Seattle: Ein Mack Bolan Thriller #21. Don PendletonЧитать онлайн книгу.
im toten Winkel ihres Sichtfeldes, gerade in der richtigen Reichweite für "weiche“ Waffen. Er war schließlich als Kundschafter unterwegs und wollte keinen Blitzkrieg anzetteln, keine Beweise für seinen Besuch hinterlassen – noch nicht einmal den Verdacht, dass da jemand gewesen sein könnte. Die kleinen Spritzen, die seine TranGun verschoss, dieses doppelläufige Druckluftwunder amerikanischer Technologie, würden ein sofortiges K.O. hervorrufen, einen schnellen Rausch, die Schlaffheit eines Dämmerschlafs für mehrere Stunden und nichts Schlimmeres als einen Whiskey-Kater in der Folge.
Bolans Herausforderung bei der Anwendung der Betäubungspfeile bestand darin, nahe genug heranzukommen, ohne gesehen zu werden, und die Typen mit dem Zeug vollzupumpen, bevor einer der beiden den Angriff überhaupt bemerkte .
Genau das machte er, indem er jedem Wachposten in einem schnellen Doppelschlag die kleinen Pfeile direkt unter das Ohr schoss. Sie taumelten gleichzeitig rückwärts, die Hände gingen reflexartig zu den Hälsen und blieben dort, als beide Männer gegen das Gebäude sackten und zu Boden rutschten.
Einer von ihnen gab mit dicker Zunge ein paar betrunkene Laute von sich und tastete an seiner Pistole herum, während Bolan die Pfeile einsammelte; der Mann sah Bolan, das schon, doch in seinen trüben Augen war kein Aufflackern von Gewahrsein. Sollte der sich überhaupt an irgendetwas erinnern, dann höchstens an einen vagen Traum.
Bolan ging weiter, traf auf noch zwei Wachen, die einzeln über das vordere Gelände patrouillierten, und ließ ihnen die gleiche sanfte Behandlung angedeihen.
Als Nächstes drang er in das Haus ein, entdeckte einen Aufpasser bei seiner einsamen Nachtwache in der Küche, mit einem Sechserpack Hamm's bei leise eingestelltem Transistorradio, und auch ihn legte er ebenso ruhig schlafen.
Bei einer schnellen Durchsuchung des Hauses war keine weitere menschliche Präsenz festzustellen. Keine Kleidungsstücke in den Schränken oder Schubladen – keine persönlichen Gegenstände in den Badezimmern außer versiegelten, unbenutzten Toilettenartikeln – keinerlei Anzeichen dafür, dass irgendjemand hier hauste.
Als er in die Küche zurückkehrte, fand Bolan Bier, Cola und eingeschweißte Sandwiches im Kühlschrank – sonst nichts. Eine Speisekammer war gut gefüllt mit Konserven und haltbaren Lebensmitteln; eine große Gefriertruhe war dicht bepackt mit Steaks und Koteletts – aber all das sah eher danach aus, als wartete es darauf, genutzt zu werden, als dass es aktuell gebraucht wurde.
Die Gästebungalows schienen einfach nur Schlafplätze für die Wachen zu sein. Bolan beschloss, sie zu vernachlässigen und sich gleich die drei langen Gebäude aus Wellblech vorzunehmen.
Jedes von ihnen war doppelt verschlossen.
Er fand mehrere Schlüssel bei seinen ersten Opfern und hatte Glück, sie passten. Aber was er im ersten Gebäude fand, versetzte ihn in Erstaunen.
Überall aufgetürmte Hügel aus lockerem Erdreich – Steinhaufen – schweres Gerät jeder Art – offene Schächte, die in die Erde hinabführten.
Das Gebäude war nichts weiter als Tarnung für eine fantastische Art von Ausgrabungsprojekt.
Im zentralen Gebäude erschloss sich ihm der Sinn des Ganzen. Es war sauber darin – wie eben noch geputzt – und roch nach frischer Farbe. Bolan fand eine Treppe und stieg in stygische Schwärze hinab, seine kleine Taschenlampe mit ihrem bleistiftdünnen Strahl wies ihm den Weg.
Sechs Meter tiefer fand er ihn.
Einen Bunker.
Kaum zu glauben – ein verdammter Bunker. Und zwar ein sehr VIP-mäßiger. Aufwändig ausgestattet, Schlafgelegenheiten für acht Personen, voll ausgestattete Kombüse, komfortables Spielzimmer mit Dartscheiben und Kartentischen, große Fernsehkonsole. Tunnel, die in verschiedene Richtungen abgingen.
Das Ganze war in soliden Fels gebaut.
Welcher paranoide ...?
Bolan machte ein paar schnelle Skizzen und haute ab. Er steckte den Wachen die Schlüssel wieder in die Hosentaschen und zog sich leise zum Haupttor zurück, wo ihm ein weiterer Schlüssel einer anderen friedlich schnarchenden Wache durch den elektrischen Zaun auf den Bootsanleger verhalf.
Er ging bis zum Ende des Piers und schoss eine Leuchtkugel in den Himmel. Wenn das Glück ihm treu blieb, würde Grimaldi genau sechzig Sekunden später seinen Tiefflug beginnen und fünfzig Meter vor der Küste ein Gummiboot abwerfen. Bolan würde es in Empfang nehmen und zur nächsten flussabwärts gelegenen Insel driften, die zufällig eine kleine Landebahn hatte.
*
Aber der Verstand des Vollstreckers befasste sich in diesem Augenblick nicht mit den Einzelheiten eines Routinerückzugs. Er dachte stattdessen über gewisperte Worte nach, die er bei der elektronischen Überwachung der letzten Monate im ganzen Land ab und an aufgeschnappt hatte.
Das Wort "Seattle" tauchte immer wieder in streng geheimen, verschlüsselten Gesprächen auf ... und, ebenfalls im Kontext dieser Machenschaften, das Wort "Stützpunkt".
Und nun war Bolans Verstand dabei, das alles zusammenzufügen.
Im Mob braute sich in oder um Seattle etwas Großes zusammen.
War Langley Island das, worum es in den Gerüchten ging?
Er blies einen wasserdichten Schwimmbeutel auf, sicherte seine Waffen darin, hievte ihn in den Sund, sprang ebenfalls hinein und begann zu schwimmen.
Nun ja. Ein Stützpunkt kann für verschiedene Leute eine unterschiedliche Bedeutung haben. Ein Posten für eine Artilleriekompanie. Eine Art Basislager für marodierende Banden von vorgeschobener Infanterie, mit Artillerieunterstützung.
Aber interessant. Ein interessanter Ausdruck, ganz allgemein.
Auch für Mack Bolan war er interessant.
Der Mob hatte etwas Großes am Laufen, etwas richtig Großes. Groß genug, um Langley Island in geheimen Botschaften als "Stützpunkt" zu chiffrieren und Gott weiß wie viele Millionen Dollar dafür auszugeben. Solider Fels – wie ein Kommandobunker ausgestattet.
Und das wars wohl. Musste es sein.
Die Kerle wollten das große Ding drehen. Sie bereiteten sich darauf vor, aufs Ganze zu gehen. Cosa di tutti Cosi – das Ding der Dinge – sie bereiteten es vor, ausgerechnet auf Langley Island, unfassbar.
Und warum nicht? Seattle war ein wichtiger Seehafen. Kanada war nur wenige Kilometer entfernt und auf dem Wasserweg gut erreichbar. Wichtige Handelsrouten nach Alaska führten direkt an der Insel selbst vorbei. Alaska!
Einige große Dinge zeichneten sich ab für Alaska – spektakuläre Dinge, Milliarden Dollar Gewinne inklusive. Nicht zu vergessen den Orient und die vielen neuen Handelsrouten, die sich von diesem Teil der Welt aus öffneten.
Stützpunkt Seattle?
Sicher, warum nicht – das würde viele merkwürdige Entwicklungen in der Welt der Mafia in den letzten Monaten erklären. Sie bereiteten sich darauf vor, die Welt in den Schwitzkasten zu nehmen. Der pazifische Nordwesten war mehr oder weniger Neuland. Gab es einen besseren Ort, um geheime Operationen zu verbergen? Wer, außer Bolan, würde sie hier vermuten? Und wer, außer Bolan, könnte sie aufhalten?
Stützpunkt, in der Tat! Eine Kommandozentrale für die gesamte verdammte Unterwelt-Infrastruktur, das sollte hier entstehen – die neue multinationale Hauptstadt des Planeten Erde.
Irgendwie musste Mack Bolan sie aufhalten.
Verdammt, irgendwie würde er sie aufhalten!
Kapitel 2: Manöverkritik
Der große, coole Typ wartete auf ihn, als Grimaldi die Cessna am Treffpunkt abstellte.
"Wie ist es gelaufen?", fragte der Pilot den Meister des Blitz-Angriffs und ließ das kleine Flugzeug für den Start anrollen.
"Perfekt", antwortete Eisauge, und das war alles.
Grimaldi drängte ihm kein Gespräch auf. Bolan würde