Die Covid-Prophezeihungen. Manfred PollanzЧитать онлайн книгу.
laufen alle Menschen mit Masken herum, aber in Wahrheit erleben wir die grosse Demaskierung: Alle Behauptungen, Berechnungen, Manöver, Dynamiken, Abläufe sind in der Krise sichtbar geworden. Dafür brauchte es den sozusagen unsichtbaren Hauch eines Virus, das wie ein Gespenst herumspukt und uns im Wahn technokratischer Unverwundbarkeit unerwartet getroffen hat. "9
Der vorliegende Band gliedert sich in zwei Teile: einer Beschreibung der Autopsie und Pathologie des Denkens so far mit entsprechenden "Befunden" und einer hypothetischen Antizipation der Realität from now on mit entsprechenden "Thesen" (Therapieansätze).
Doch beginnen wollen wir mit dem "Shutdown", einem vorher nie dagewesenen abrupten und völligen Stillstand von Öffentlichkeit.
3. Shutdown oder: "The Machine Stops"
„Der Wahnsinn, dem wir alle verfallen waren, wurde endlich unterbrochen“
(Leila Shïmani, frz. Schriftstellerin)
"Eine peinigende Vorstellung: daß von einem bestimmten Zeitpunkt ab die Geschichte nicht mehr wirklich war"
(Elias Canetti, Die Provinz des Menschen)
Man mag es kaum glauben, aber auch der Shutdown wurde schon längst beschrieben, und zwar vor mehr als 100 Jahren (!), konkret im Jahr 1909, als Science-Fiction-Kurzgeschichte mit dem Originaltitel "The Machine stops", verfasst von E.M. Forster, deren Inhalt wir kurz wiedergeben wollen:10
Die meisten Menschen sind nicht mehr in der Lage, auf der Oberfläche der Erde zu leben. Jedes Individuum lebt unterirdisch in Isolation in einem standardisierten Raum, der alle körperlichen und spirituellen Bedürfnisse durch eine omnipotente, globale Maschine befriedigt. Reisen sind erlaubt, aber unpopulär und selten nötig. Kommuniziert wird über eine Skype-ähnliche Technologie, über die die Menschen ihre einzige Tätigkeit abwickeln: den Austausch (sharing) von Ideen und dem, was als Wissen (knowledge) gilt.
Die beiden Protagonisten, Vashti und ihr Sohn Kuno, leben an entgegengesetzten Enden der Welt. Vashti ist zufrieden mit ihrem Leben, das wie das der meisten Menschen darin besteht, endlos Ideen aus zweiter Hand zu entwickeln und zu diskutieren. Kuno hingegen ist ein Rebell und sinnesorientiert. Er überredet die zögernde Vashti, die mit unwillkommener persönlicher Interaktion verbundene Reise zu seinem Raum auf sich zu nehmen. Dort erzählt er ihr von seiner Ernüchterung mit der mechanisierten, keimfreien Welt. (…) Während die Zeit vergeht kommt es zu zwei wichtigen Entwicklungen. Die Atemmasken, die Besuche der äußeren Welt ermöglichen, werden nicht mehr bereitgestellt. Die meisten begrüßen dies, weil sie skeptisch und ängstlich gegenüber Erfahrungen aus erster Hand und jenen sind, die diese Erfahrungen suchen.
Zum zweiten nimmt die Maschine einen göttlichen Status ein und wird verehrt. Die Menschen vergessen, dass die Maschine menschengemacht ist, und behandeln sie als mythische Entität, deren Bedürfnisse ihre eigenen verdrängen. Wer die Göttlichkeit der Maschine bestreitet, gilt als „unmaschinell” und wird mit Heimatlosigkeit bestraft. Der Korrekturapparat, der die Maschine wartet, versagt, aber Besorgnis darüber wird von der Hand gewiesen, da die Maschine als omnipotent gilt.
Kuno wird in einen Raum in Vashtis Nähe verlegt und glaubt, dass die Maschine zu versagen beginnt. Kryptisch teilt er ihr mit: „Nicht mehr lange, und die MASCHINE steht still.”
Vashti lebt ihr Leben weiter, aber Defekte machen sich bemerkbar. Zunächst nehmen die Menschen den Verfall als Marotte der Maschine hin, der sie nun vollständig unterwürfig und dienstbar sind, doch die Verschlimmerung schreitet voran, da das Wissen um die Reparatur der Maschine verloren gegangen ist.
Am Ende kollabiert die Maschine apokalyptisch und reißt die Zivilisation mit sich. Kuno gelangt in Vashtis zerstörten Raum, und bevor sie hinscheiden, erkennen sie, dass die Verbindung des Menschen zum wirklichen Leben das ist, was wahrlich von Bedeutung ist. Nur die verbliebenen Oberflächen-Menschen können die Menschheit wiedererstehen lassen und eine Wiederholung des Irrtums der Maschine verhindern.
In der F.A.Z. vom 27. Mai 2020 berichtet Thomas Thiel über einen "Shutdown der Rechensysteme":
"Als systemrelevant gelten, je nach Kontext, nicht nur Supermärkte und große Banken, sondern auch Supercomputer. Ohne deren Rechenleistungen läuft heute in zentralen Bereichen der Forschung nicht mehr viel. Man stelle sich also vor, die leistungsfähigsten Forschungsrechner in Deutschland wären außer Betrieb. Genau das ist geschehen. Vor zwei Wochen wurden die drei größten deutschen Rechner, der Hawk in Stuttgart, der Supermuc in Garching und der Juwels in Jülich von einem Hackerangriff komplett lahmgelegt. Weitere Angriffe trafen Hochleistungsrechner an den Universitäten in Dresden, Karlsruhe und Freiburg, die seither ebenfalls „down” sind. (…) So hat die Wissenschaft mit zwei Arten von Viren zu kämpfen. Während Digitalisierung im einen Fall als Lösung präsentiert wird, ist sie im anderen Fall die Achillesferse."
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