Einfach Bahnfahren. Frank HoleЧитать онлайн книгу.
Der folgende Ausschnitt zeigt den südlichen Schwarzwald.
Abbildung 11: Streckenkarte Baden-Württemberg, südwestlicher Ausschnitt. Der Kartenausschnitt deckt ein Gebiet mit einer Ausdehnung von etwa 150 x 60 km ab. Das entspricht weit mehr als der dreifachen Fläche des Saarlands. [Abbildung mit freundlicher Genehmigung von Baden-Württemberg-Tarif GmbH und DB Regio AG]
Der Schwerpunkt der Karte ist ein anderer ist als im vorherigen Beispiel.
• In dieser Karte sind die Eisenbahnstrecken dargestellt. Wie viele und welche Linien auf den einzelnen Strecken fahren, bleibt hingegen offen.
• Dafür wird sehr gut klar, in welcher Taktfrequenz die einzelnen Bahnhöfe bedient werden. Auch die „weißen Flecken“ (wo nur einzelne Züge anhalten) der Bahnbedienung sind offenkundig.
• Orientierung bieten die großen Flüsse Rhein und Donau, als blaue Linien dargestellt, und ferner der Bodensee, der auf der rechten Seite ausschnittsweise als blaue Fläche erscheint. Dabei helfen auch die fein punktierten Landkreisgrenzen und die stärker punktierten Staatsgrenzen in Richtung Schweiz und Frankreich.
• Schön erkennbar sind die Knotenbahnhöfe und Verbindungsstrecken in das benachbarte Ausland.
• Es gibt nur wenige Bahnstrecken in dieser großen Region, die auch kaum eine echte Netzwirkung entfalten: Die Bahnstrecken stehen lediglich aus der Perspektive eines ganz großen Maßstabs miteinander in Verbindung, stattdessen gibt es einige Stichstrecken. Wer beispielsweise mit dem Zug von Seebrugg nach Tiengen bei Waldshut will, das lediglich 27 Straßenkilometer entfernt liegt, hat auf der Schiene über Freiburg und Basel Bad Bf 180 km vor sich, muss zweimal umsteigen und ist deutlich über zweieinhalb Stunden unterwegs.51
Der Grund ist hauptsächlich in der Topografie und in der Besiedlung zu suchen – der südliche Schwarzwald besaß auch zu Zeiten des maximalen Netzausbaus aufgrund seiner Berge und wenigen Bewohner nie ein engmaschiges Bahnnetz.52 Zwar kann man sagen, dass die größten Städte und Siedlungsschwerpunkte in dieser Region an die Bahn angebunden sind, aber vor dem Hintergrund, dass der Tourismus im Südschwarzwald eine große Rolle spielt, wird mit Blick auf diese Karte deutlich, dass die Erschließung mit der Eisenbahn mehr als unzureichend ist.
2.4.3 Verkehrslinienplan München
Der Plan aus dem Münchner Verkehrs-Verbund (MVV) weiter unten bildet den westlichen Bereich der Großstadt um den Stadtteil Pasing ab. Er unterscheidet sich grundlegend von den beiden vorherigen: Der Linienverlauf ist nicht schematisch, sondern maßstabsgetreu und hat als Kartengrundlage den Stadtplan. Somit können Sie im Gegensatz zu den anderen Plänen die Entfernungen besser abschätzen und die genaue Lage der Haltestellen zueinander, Sie können die Linien aber auch in Zusammenhang mit bestimmten Bauwerken, Parks oder Gewässern bringen.
Auf der anderen Seite birgt ein solcher Plan eine derartige Fülle an Informationen, dass er auf den ersten Blick weniger übersichtlich zu sein scheint als eine schematische Darstellung. Für die Zwecke des besten Überblicks gibt es im MVV rund 20 weitere Pläne53, beispielsweise
• den Schnellbahnnetzplan, auf dem nur die Regional-, U- und S-Bahn dargestellt sind,
• einen Plan mit dem Tramnetz,
• einen Nachtlinienplan,
• verschiedene Tarifpläne,
• Verkehrslinienpläne für einzelne Gemeinden, Städte und Landkreise.
Abbildung 12: Der Ausschnitt des Verkehrslinienplans des westlichen Stadtgebiets von München zeigt eine Fläche von etwa 7 x 10 km. Auf den ersten Blick ist das überwältigende Angebot ganz unterschiedlicher öffentlicher Verkehrsmittel erkennbar, die alle ausgezeichnet miteinander vernetzt sind. [Abbildung mit freundlicher Genehmigung Münchner Verkehrs- und Tarifverbund GmbH (MVV)]
Nun aber zu den Einzelheiten des Verkehrslinienplans:
• Auf den ersten Blick ersichtlich ist das dichte Netz an verschiedenen öffentlichen Verkehrsmitteln mit zahlreichen Umsteigemöglichkeiten.
• Sie erkennen außerdem sehr viele Haltestellen und Bahnhöfe.
• Die sechs von Westen, Norden und Süden kommenden S-Bahnlinien 1–4, 6 und 8 (dicke grüne Linien) sind auf das weiter im Osten (rechts) liegende Zentrum hin ausgerichtet. Sie sind nur über die Umsteigebahnhöfe Pasing und Laim, nicht aber durch Querverbindungen miteinander verknüpft.
• Darüber hinaus sind die westlichen Abschnitte der drei U-Bahnlinien U3, 5 und 6 sichtbar, mit dicken blauen Linien markiert.
• Die Feinverteilung übernehmen die Trambahnlinien 12, 16-21 (rot) und zahlreiche Buslinien. Das Busnetz besteht aus drei Ebenen: Stadtbus, Metro- und Expressbus (dunkelblau, orange, grün-weiß).
• Die Ausrichtung der Busse und Tram erfolgt auf die U-Bahn und S-Bahn.
• Als Fahrgast verfügt man über ausgezeichnete Fahrtmöglichkeiten. Jeder Bereich erscheint erschlossen und es gibt sehr viele Knoten, an denen ein Wechsel der Verkehrsmittel und Linien möglich ist.
• Die Verbindung zwischen Zielen mit dem gleichen Verkehrsmittel hingegen ist manchmal nur mit größeren Umwegen gegeben. Beispiele: Von Großhadern (U6) zum Laimer Platz (U5) geht es nicht auf direktem Wege, sondern nur über die City (nicht im Bild). 32 Minuten braucht man mit der U-Bahn, um diese gut 3 km Luftlinie zurückzulegen. Oder von Langwied (S3) zur Leienfelsstraße (S4), Entfernung Luftlinie 1,1 km, braucht man 19 Minuten mit der S-Bahn und muss dabei einmal umsteigen.
• Die Bedienungshäufigkeit lässt sich aus diesem Plan nicht ablesen. Beispielsweise ist nicht auf den ersten Blick klar, dass alleine zwischen Laim und Pasing jeden Werktag rund 500 S-Bahnfahrten in beide Richtungen verkehren. Oder gut 320 Fahrten mit der U-Bahn zwischen Holzapfelkreuth und Westpark.
• Einzelne Detail sind sehr präzise erkennbar: Der große Schlosspark Nymphenburg wird optimal mit der Straßenbahnlinie 17 erschlossen, die am östlichen und nördlichen Rand um den Park führt. Oder die Buslinie 143 verbindet die S-Bahnhöfe Obermenzing (S2) und Langwied (S3), und die Linie 51 die U-Bahnhöfe Laimer Platz (U5) und Holzapfelkreuth (U6).
2.4.4 Resümee
Schematische Karten stellen eine große Menge an Informationen zur Verfügung, die, wenn sie wie in diesen Beispielen grafisch gut aufbereitet sind, einen ausgezeichneten Überblick geben. An ihre Grenzen stoßen solche Darstellungen dann, wenn Sie versuchen, die Linienverläufe und die Lage der Bahnhöfe in der echten Welt zu verorten. Das funktioniert mit der maßstabsgetreuen Darstellung besser, sie bietet jedoch andererseits weniger Überblick.
2.5 Praxisbeispiel: Kursbuch lesen
Ist das Kursbuch überhaupt noch aktuell, werden Sie vielleicht fragen? Stimmt, das klassische, gedruckte Kursbuch der Deutschen Bahn mit einigen Tausend Seiten Umfang gibt es nicht mehr. Im Zeitalter der elektronischen Medien spielen vergleichbare gedruckte Werke, sofern sie überhaupt noch aufgelegt werden, nur eine geringe Rolle. Dennoch lohnt es, sich damit zu beschäftigen, denn kursbuchartige Darstellungen gibt es in verschiedenen Bereichen weiterhin, sie liefern einen exzellenten Überblick, den die sonstigen elektronischen Darstellungen nicht bieten können.
Derzeit sind folgende Kursbücher oder Tabellen mit Kursbuchdarstellung in Gebrauch:
• Aushangfahrpläne von Schienenersatzverkehren in Bahnhöfen und Bushaltestellen;
• gedruckte Linienfahrpläne, insbesondere von Regionalzügen;
• Kursbücher verschiedener Aufgabenträger, gedruckt oder im PDF-Format, aktuell der Bundesländer Bayern, Thüringen, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Schleswig-Holstein;
• im Öffentlichen