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Rom kämpft um den Rhein. Walter KrügerЧитать онлайн книгу.

Rom kämpft um den Rhein - Walter Krüger


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und Teutonen war eine wichtige Anregung.

      Caesar ist der römische Autor, der zum ersten Male die Bezeichnung Germanen in seinem Werk verwendet. Ohne Zweifel nennt er uns drei Volksgruppen, die sich „in Sprache, Einrichtungen und Gesetzen voneinander unterscheiden: Aquitanier, Kelten und Belger. Die Belger siedelte er nördlich der Matrona (Marne) und Sequana (Seine) an.

      „Von all diesen sind die Belger die tapfersten…, auch weil sie nächste Nachbarn der Germanen rechts des Rheins sind, mit denen sie ständig Krieg führen. “(liber I, 1,4)

      Die Germanen werden schon am Beginn des Buches rechts des Rheins eingeordnet, wenig später jedoch beidseitig.

      „Das Belgerland beginnt an der Grenze von Gallien, reicht bis zum Niederrhein und liegt gegen Nordosten.“ (liber I, 1,6)

      Nach dieser Definition endete Gallien, d.h. das Land der keltischen Stämme, an der Seine und Marne. Belger waren demnach keine Kelten.

      „Die meisten Belger stammten von den Germanen ab, seien vor langer Zeit über den Rhein gekommen und hätten sich wegen des fruchtbaren Bodens hier angesiedelt; sie hätten die dort ansässigen Gallier vertrieben und, …“ (liber II, 4,2)

      Caesar stellt die Belger als Feinde der Gallier dar, als ein Volk, dass auf einem Boden lebte, der unrechtmäßig in Besitz genommen wurde. Die Belger standen den Germanen nahe. Wir können nicht beweisen, ob Caesars Behauptung, der Rhein sei irgendwann eine ethnische Grenze zwischen Germanen und Kelten gewesen, der Wahrheit entspricht. Eher sind Zweifel angebracht, die er selbst hier am Anfang seines Buches sät.

      Im Teil II meines Buches habe ich versucht, den Lebensraum der Belger anhand der spärlichen Überlieferungen darzustellen. Ich kam, nachdem ich geografische Gegebenheiten einbezogen hatte zu dem Ergebnis: er reichte nicht bis zum Rhein. Das wird von den meisten Historikern ebenso gesehen. Zwischen dem Land der Belger und dem Rhein gab es tatsächlich eine weitere ethnische Gruppe:

      „…; die Condruser, Eburonen, Caeroser, Paemaner, die gemeinschaftlich Germanen heißen, schätzen sie auf 40.000. “(liber II,4,10)

      Diese „Germanen“, die eindeutig links des Rheins lebten, werden als Bündnispartner der Belger genannt, lagen demnach nicht mit ihren Nachbarn täglich im Kampf. Man wird auch später immer wieder feststellen, dass sich Belger und Germanen sehr nahe standen.

      Von Anfang an trägt die Verwendung des Begriffes Germanen nicht zur Klärung der ethnischen Vielfalt im Nordwesten Europas bei, sondern stiftet weit mehr Verwirrung. Dass bereits am Beginn seines Buches Germanen als Volk rechts des Rheins bezeichnet werden, bedeutet nichts weniger als einen Eingriff in den Text zu einem späteren Zeitpunkt seines Krieges. Caesar war sich während des Verlaufs der Kämpfe mit den Belgern und seinen Vorstößen nach Nordosten nicht mehr sicher, wie er gegenüber dem Senat den Rhein als neue Provinzgrenze Galliens begründen könne. Vor allem, wenn auf beiden Seiten des Flusses Angehörige eines Volkes lebten. Das war bei den Menapiern, den Sugambrern, den Ubiern und den Treverern der Fall.

      Zwei propagandistische Argumente baute er deshalb auf. Erstens waren sowohl Belger als auch Germanen links des Rheins Eindringlinge, die Gallier vertrieben und beraubt hatten. Zweitens wurden alle Menschen links des Rheins als Bewohner seiner künftigen Provinz zu Galliern. Germanen verlegte er auf die rechte Rheinseite. So wurde der Fluss auf römischem Papier oder Pergament zu einer ethnischen Grenze und jeder Germane diesseits zu einem Feind. Diese Art der Propaganda fiel gewiss in weiten Kreisen des keltischen Adels auf fruchtbaren Boden. Würde man Caesar unterstützen, könnten neue Siedlungsräume mit fruchtbarem Land und zusätzlichen Reichtümern erworben werden. Vielleicht liegt hier der Schlüssel für das Verhalten der Kelten, Caesar jahrelang in den Kriegen gegen die Belger und Germanen unterstützt zu haben, ohne zu merken, dass sie selbst Opfer der römischen Eroberungspolitik geworden waren. Nur einmal, in dem Aufstand des Jahres 52 v.Chr., schienen sie ihren Irrtum erkannt zu haben.

      Die linksrheinischen Stämme, die sich gemeinschaftlich Germanen nannten, verwendeten diese Bezeichnung demnach selbst. Ob alle Bewohner beidseitig des Niederrheins diesen Begriff über ihre Stammesnamen setzten, bleibt ungeklärt. Ebenso im Dunkeln bleibt die Bezeichnung aller Stämme rechts des Rheins als Germanen, die uns Caesar vermittelt. Die Germanen, die am Niederrhein lebten, standen nach seiner Übermittlung permanent unter dem Druck der Vertreibung durch einen anderen Großstamm, den Sweben. Anfangs unterscheidet er noch zwischen Germanen und Sweben. Doch von dem Zeitpunkt an, als er den Rhein als Provinzgrenze bestimmte, vermischt er die Sweben mit den Germanen. Er lässt die Sweben zu einem germanischen Stamm mutieren. Dadurch konnte er diese linksrheinische Stammesbezeichnung über den Rhein schieben und die diesseitigen Bewohner zu Galliern ernennen.

      Ohne es beweisen zu können, möchte ich die These aufstellen, dass man zu Caesars Zeit unter dem Begriff Germanen nur die Stämme hätte einordnen dürfen, die beiderseits des Rheins vom Rheinknie bei Bingen bis zu seiner Mündung lebten. Es ist das Gebiet, das, südlich der Kölner Bucht beginnend, von mir als das Stammland der Teutonen bezeichnet wird.

      Alle anderen Stämme östlich und südöstlich davon gehörten dem großen Volk der Sweben an. Insofern ist die spätere Bezeichnung „Germania Magna“ anfechtbar; „Suebia Magna“ wäre vielleicht richtiger gewesen. Doch hat sich der Begriff Germanen östlich des Rheins wissenschaftlich durchgesetzt.

      Die römische Administration hat in gewisser Weise den Gegebenheiten, die Caesar vorgefunden hatte, zum Recht verholfen, in dem die linksrheinischen Germanen, die nach der Unterwerfung durch Augustus zuerst in eigenen Wehrbezirken lebten, ab etwa 85 n.Chr. durch Domitian verwaltungstechnisch in zwei selbstständige Provinzen, Germania Inferior und Germania Superior, eingegliedert wurden.

      Wie wichtig Caesar der Rhein als ethnische Grenze war, erkennt man u.a. daran, dass er gegen die Germanen links des Flusses nicht nur Krieg führte mit dem Ziel, sie zu unterwerfen. Er versuchte sogar, sie auszurotten. Offensichtlich ordnete er die Nervier und Menapier, die im Teil II behandelt wurden, germanisch stämmiger ein als die anderen Stämme der Belger, die südlich der Wasserscheide der Seine lebten. Gegen beide Stämme wurden ebenfalls Züge zur Verwüstung ihrer Länder durchgeführt.

      Die linksrheinischen Germanen, deren Nachbarn im Süden die belgischen Stämme waren, gerieten militärisch in eine Art Pufferzone. Einerseits fielen die belgischen Stämme nach geringem Widerstand in die Hände Caesars, andererseits kämpften ihre verwandten Germanen am Niederrhein mit allen Mitteln, die Unterwerfung unter Roms Legionen zu verhindern. Die meisten Lasten mussten die Eburonen und Atuatuker in den kommenden Kämpfen tragen. Auch deshalb, weil sie spürten, dass ihre Verbündeten auf dem rechten Rheinufer sich nur selbst verteidigen, aber die Besetzung des Gebietes links des Rheins durch Caesar nicht verhindern konnten.

      Während der Bearbeitung dieses Themas entdeckte ich viele Lücken, Widersprüche und Zweifel in den Handlungen und deren räumlicher Einordnung. Ich versuchte, diese zu Lücken schließen, aufzuheben und zu entschärfen. Besondere Untersuchungen und Berechnungen wurden erforderlich, um die geografischen Räume annähernd nachzubilden, in denen sich die Handlungen vollzogen. Auf das Mittel, frei zu erzählen, was nicht belegt werden kann, wurde überwiegend, aber nicht ganz verzichtet. Der Neigung, die historischen Vorgänge nicht nur in der Sichtweise Caesars niederzuschreiben, sondern mehr auf die der Betroffenen einzugehen, wurde nachgegeben. Das ist durchaus ein schwieriges Unterfangen. Was Caesar überliefert, ist bereits eine Mischung aus Tatsachen und Wunschvorstellungen. Nur selten stellt er die Gegner vor oder lässt sie zu Worte kommen. Deren Ansichten und Handlungen können nur sichtbar gemacht werden, wenn man aus Caesars Schrift die Reaktionen auf seine Aktionen spiegelt.

       Caesars Pläne in Westeuropa

       Die Ausgangslage 58 v.Chr.

      Im Teil I des Buches „Rom kämpft um den Rhein“ wurde beschrieben, wie sich der Statthalter von Gallia Transalpina, Gaius Julius Caesar, unter einem fadenscheinigen Grund das Recht herausnahm, zum ersten Mal mit einem Heer die Nordgrenze der Provinz zu überschreiten. Er fiel in das Stammesgebiet der Sequaner ein und eröffnete dort einen Krieg gegen die Tiguriner, der sich auch in das Stammesgebiet der Haeduer


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