Sorgenkind Kita. Petra GörgenЧитать онлайн книгу.
Zeitaufwand
Die Teamsitzung
Der Konzeptionstag
Die Fortbildung
Vorbereitung von Festen
Das Portfolio
Die Beobachtung
Qualitätsmanagement
Die Gier nach Auszeichnungen/Medienpräsenz
Erzieherin bis zur Rente - ist das möglich?
DIE ELTERN
Was wünschen sich Eltern für ihr Kind?
Was wünschen sich Eltern für sich selber?
Was Eltern gar nicht wollen
Private Kontakte der Familien untereinander
Der Elternabend
Die Mitwirkung der Eltern
Vorstandsarbeit in Elterninitiativen
Familienfeste
Elterngespräche/Entwicklungs-standsfeststellung
Mein Kind ist krank - was nun?
(Unerwartete) Schließungszeiten - wohin mit meinem Kind?
JEDER IST VERANTWORTLICH
Was Fachkräfte an Eltern nervt
Was Fachkräfte selber tun können
Was Eltern am Fachpersonal nervt
Was Eltern selber tun können
Was Staat und Arbeitgeber tun müssen
Ausbildungsqualität
Eignungsprüfung
Qualitätsstandards innerhalb des Teams
Gehalt und Ansehen
Den Familien die Wahl lassen
Prioritäten in der Verteilung der Gelder
Unterstützung durch den Arbeitgeber
Geht es eigentlich auch ohne Kita? (Von Eltern, die sich bewusst gegen den Kindergarten entscheiden)
"Als der liebe Gott die Erzieherin schuf…" Ein Plädoyer für die vielen guten Fachkräfte, die es zum Glück aller Kinder gibt!
SCHLUSSWORT
QUELLENANGABEN ZU DEN EINZELNEN ARTIKELN
BUCHEMPFEHLUNGEN
Vorwort
Liebe Leserinnen und Leser,
Kindertagesstätten haben den Auftrag zur Bildung, Betreuung und Erziehung. Aber was läuft eigentlich in Kindergärten ab, wenn Eltern nicht anwesend sind? Ist mein Kind gut dort aufgehoben, wo ich es täglich bis zu sieben Stunden in fremde Hände gebe? Und wie sieht es insbesondere aus mit der Situation der unter Dreijährigen? Nach langjähriger Erfahrung als Erzieherin und Mutter von erwachsenen Drillingen habe ich das Thema Kita von beiden Seiten kennengelernt und sehr viele Gespräche mit Kolleginnen, Kollegen, Eltern und Kindern geführt. Ganz offensichtlich teilen eine Menge Menschen mein Unverständnis und meinen Unmut über die Zustände in Tageseinrichtungen für Kinder. 25 Jahre nach meinem Ausbildungsabschluss entschied ich mich, aus diesem Berufsfeld auszusteigen. So Vieles hat mich im Laufe der Zeit nachdenklich gemacht, irgendwann aber war ich regelrecht verzweifelt. Egal, ob es meine eigenen Erlebnisse waren, die Erzählungen anderer oder die Stimmung, die in den Medien offen zutage tritt. Ob sich hochrangige Experten oder einzelne betroffene Personen äußern - Frust und Wut stehen mit dem Thema Kindergarten eng in Verbindung. Nur selten höre ich durchweg zufriedene Stimmen und auch ich blicke mit gemischten Gefühlen auf meine Berufszeit zurück. Befinden wir uns in einer Duldungsstarre? Sind wir gezwungen, alles hinzunehmen? Und wenn wir etwas ändern wollten, wie sollten wir das anfangen? Dieses Buch ist meine Form der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, mit dem Jetzt und mit der Zukunft. Ich lade Sie ein, mit mir zusammen kritisch, nachdenklich und aktiv zu werden. So Manches läuft in unseren Kindergärten grundsätzlich gewaltig schief. Und das hat eine Menge Gründe, die ich aufzeigen und beleuchten möchte. Ich will aber auch ganz klar eine Lanze brechen für all die pädagogischen Fachkräfte, die einen verdammt guten Job machen. Ganz sicher werden sich ein paar meiner Leserinnen und Leser in irgendeiner Form auf die Füße getreten fühlen, werden protestieren und behaupten, dass es ihrer Erfahrung nach ganz anders liefe. Ich möchte betonen, dass ich mich aufrichtig sowohl für all die Kolleginnen, Kollegen und Eltern, als auch für jene Kinder freue, die es glücklicherweise mit optimalen Bedingungen zu tun haben. Und ich freue mich ebenfalls über jede Fachkraft, die ihren Beruf mit Leidenschaft und Profession ausübt. Aber in fast jedem Kita-Team gibt es mindestens ein schwarzes Schaf - im schlimmsten Fall mehrere. Und diese sogenannten Pädagogen/-innen sind nicht nur eine Gefahr für das Seelenheil unserer Kinder, sondern sie beeinflussen damit auch das Verhalten ihrer Mitarbeiter. Erst recht, wenn sie sich in einer leitenden Position befinden. Es darf kein Zufall sein, ob ein Kind in gute Hände oder in schlechte gerät. Denn letztendlich lässt man sich auf ein Glücksspiel ein, wenn man sein Kind in einer Kita abgibt! Es existieren einfach Fakten, die man nicht leugnen kann. Es fehlt letztendlich an Geld, Personal und Raum, aber vor allem sehr häufig an der fachlichen und menschlichen Kompetenz derer, die auf unsere Kinder losgelassen werden. Berichte und einige Fallbeispiele sollen verdeutlichen, wie ein Kindergartentag im Allgemeinen ablaufen könnte, sodass Sie erfahren, was Ihr Kind unter Umständen täglich erlebt, und warum die Kleinen manchmal so unausstehlich sind, wenn sie abgeholt werden. Viele Kolleginnen und Kollegen versuchen den ganzen Tag, eine gute Arbeit zu leisten und kämpfen dabei gegen Windmühlen. Ich möchte bei Ihnen starke Gefühle auslösen, Nachdenklichkeit, Wut, Verzweiflung, aber auch den Mut, Dinge offen anzusprechen. Ich will erreichen, dass Kinder zu ihrem Recht kommen, geliebt, behütet und individuell gefördert zu werden. Denn Kinder sind und waren immer unsere Zukunft und wir haben die Verantwortung für sie sehr ernst zu nehmen.
Wissenswertes über das Thema Kita und Familie
Der Kindergarten im Wandel der Zeit
Von der Kinderbewahranstalt zum Kindergarten als pädagogische Konzeption
Wann entstand eigentlich der erste Kindergarten der Welt? Friedrich Wilhelm Fröbel war gewissermaßen der Erfinder dieser Einrichtung. Er gründete und eröffnete 1840 den so genannten ersten Kindergarten in Bad Blankenburg (Thüringen). Fröbel war ursprünglich Lehrer und Erzieher in seiner eigenen reformpädagogischen Schule in Thüringen. Er erkannte schnell, dass die geistige und körperliche Entwicklung eines Kindes bereits im Alter zwischen 0-6 Jahren stattfindet. Zwar gab es damals schon Betreuungseinrichtungen für kleinere Kinder (sie hießen "Warteschulen", "Kleinkinderbewahranstalten" oder „Kleinkinderschulen"), doch ging es dort lediglich darum, Kinder in Abwesenheit ihrer Eltern zu betreuen. In von der Kirche getragenen Einrichtungen unterrichtete man die Kinder möglichst früh religiös. Fröbel aber wollte weder belehren noch verwahren. Er beobachtete, dass Kinder aus eigenem Antrieb und in ihrem individuellen Tempo lernen möchten. Erwachsene, also Pädagogen und Eltern, sollten verstehen, wie sie Kinder begleiten können, ohne sie anzuleiten oder übermäßig zu behüten und ihnen damit wichtige Selbsterfahrungen zu nehmen. Kinder lernen durch das Spiel. Deshalb sollte Kindern im Kindergarten in erster Linie ermöglicht werden zu spielen. Die Erwachsenen wurden angehalten, einen solchen Ort für das Kind zu schaffen.
Ich beschränke mich im nun Folgenden vor allem auf die Zeit während und nach dem Nationalsozialismus, um zu verdeutlichen, wie sehr all das, was Kindern in jeder Form von Einrichtung nahegebracht wurde, von Zeitgeist und Politik geprägt war.
„Zwischen 1933 bis 1945 stand der Kindergarten im Fokus der nationalsozialistischen Ideologie. Dabei war von besonderer Bedeutung die Erziehung zum typischen deutschen Jungen und Mädchen: „Wir wollen ein hartes Geschlecht heranziehen, das stark ist, zuverlässig, treu, gehorsam und anständig… Der kleine Junge wird einmal ein deutscher Soldat werden, das kleine Mädchen eine deutsche Mutter“. Während der nationalsozialistischen Diktatur wurde die Zahl der Kindergartenplätze in Deutschland mehr als verdoppelt (Versorgungsquote 1941:31 %).