War das schon alles?. Andrea TumaЧитать онлайн книгу.
amerikanische Psychiater Milton H. Erickson pflegte zu sagen: »Der Mensch kennt die Lösung seines Problems, er weiß nur nicht, dass er sie kennt.« Tief in unserer Seele wissen wir, was gut für uns ist. Unsere Aufgabe ist es, einen Weg zu finden, uns dieses innere Wissen bewusst zu machen und danach zu handeln. Sie träumen vielleicht seit Jahren davon, am Meer zu leben, hätten gerne einen Hund oder würden sich gerne zu Hause eine kleine Praxis für Ihre selbstständige Tätigkeit einrichten. Warum unterschreiben Sie dann für weitere zehn Jahre den Mietvertrag für eine Wohnung mitten in der Stadt, in der Haustiere verboten sind oder jegliche gewerbliche Tätigkeit untersagt ist? Sie würden Ihren Bewegungsdrang gerne auch in Ihrem Beruf leben und fühlen sich sogar bereit, den Job zu wechseln. Warum suchen Sie dann wieder nach einer Stelle, bei der Sie den ganzen Tag im Büro sitzen müssen? Sie wünschen sich Kinder oder haben den Wunsch zu heiraten, Ihr Partner möchte aber keine Kinder oder ist strikt gegen das Heiraten. Sind Sie sicher, dass Sie in der für Sie richtigen Beziehung sind?
Hinter der Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben und dem Gefühl innerer Leere steckt häufig weder mangelnde Klarheit noch Ahnungslosigkeit, was wir eigentlich wollen. Unsere inneren Impulse sind meist sehr eindeutig. Wir nehmen sie nur nicht genügend ernst und folgen nicht der Richtung, die sie uns weisen. Wir stehen uns selbst im Weg und merken es noch nicht einmal. Da ist diese innere Stimme, die uns in eine Richtung lenken will. Doch sie ist nicht allein. Es gibt mindestens eine weitere, die uns das Gegenteil erzählt. Die Macht Ihrer Gewohnheiten in Denken und Handeln wird Sie bei jedem Schritt herausfordern. Und weil das so ist, werden auch Zweifel, Angst und Unsicherheit zu Ihren Wegbegleitern gehören. So einfach und logisch es klingt, jenen Weg zu wählen, der uns glücklich macht, nicht immer ist es leicht, ihm zu folgen. Daher widmet sich dieses Buch auch Ihren inneren Stimmen, bringt Sie mit ihnen in Kontakt und hilft Ihnen, Ihre inneren Ratgeber besser voneinander unterscheiden zu können. Damit Sie herausfinden können, wohin Ihre innere Führung Sie wirklich bringen will.
Lassen Sie uns gemeinsam aufbrechen und sehen, wohin die Reise führt. Ich kann Ihnen nicht sagen, was Sie am Ende erwartet. Was ich Ihnen aber versprechen kann, ist, dass Sie ankommen werden. Sie werden mit neuen Ideen, Erkenntnissen und Erfahrungen in Ihren Alltag zurückkehren, die mehr Freude und Erfüllung in Ihr Leben bringen. Ankommen bedeutet nicht, dass nach Ende der Reise alles erledigt ist. Sie werden bei sich selbst ankommen und beginnen, Ihr tägliches Leben nach all den Erlebnissen und Erfahrungen Ihrer Reise neu zu gestalten. Sie werden (längst notwendige) Veränderungen angehen, weil Sie anders sein werden. Sie werden mehr Sie selbst sein. Ihr Leben wird immer mehr so sein, wie es zu Ihnen passt.
Meldet sich nun eine Stimme in Ihnen, die sagt, dass Sie keine Zeit haben, auf die Reise zu gehen? Vermutlich haben Sie recht. Eine Reise wie diese kann Monate oder Jahre dauern. Genau genommen dauert sie ein ganzes Leben. Daher werden Sie den Großteil davon parallel zu Ihrem Alltag erleben. Das macht es nicht immer einfach. Aber letztlich geht es genau darum: Ihr tägliches Leben neu zu gestalten. Sie werden sich vielleicht nicht mehrere Monate oder Jahre Auszeit nehmen können. Doch Sie können sich so organisieren, dass Sie regelmäßig Zeit und Ruhe haben, um aus dem Alltag auszusteigen. Im Laufe der Reise werden Sie immer wieder aufgefordert werden, sich eine Pause von der Routine zu gönnen. Wenn auch nur für ein paar Minuten. In dieser Zeit werden Sie sich ganz sich selbst widmen, sich mit Ihren Fragen beschäftigen, einen ehrlichen Blick auf sich selbst werfen und manchmal einfach nur entspannen und zur Ruhe kommen. Sollte das einmal nicht möglich sein, brauchen Sie keine Angst zu haben, nicht voranzukommen. Viele Schritte der Reise finden völlig unbewusst im Inneren statt. Sie werden nie stillstehen. Einem bewussten Schritt folgen erst einmal mehrere unbewusste. Diese inneren Prozesse führen früher oder später zu einer Erkenntnis, einer Entscheidung oder dem nächsten Handlungsimpuls.
Ich habe mich vor einigen Jahren auf den Weg gemacht. Ich bin angekommen und nach einiger Zeit wieder aufgebrochen. Nach jeder Reise bin ich mit mehr Vertrauen in mich selbst und das Leben zurückgekehrt. Immer wieder bin ich erstaunt von der Richtung, in die mich meine innere Führung lenkt, und wie natürlich und folgerichtig so mancher »Zufall« ist. Ziele von einst haben ihre Bedeutung verloren, andere Bedürfnisse und Werte sind in den Mittelpunkt gerückt. Ein neues Lebensgefühl ist entstanden, durch das ich Zugang zu meiner inneren Kraft gefunden habe. Ich kenne die Licht- und Schattenseiten des Weges. Ich kenne die Momente der Verunsicherung und Verwirrung ebenso wie die Momente der Freude und Erfüllung. Manchmal ist es anstrengend. Und doch bin ich glücklich, mich für den Aufbruch entschieden zu haben. Mit all seinen Konsequenzen.
Dieses Buch ist keine theoretische Abhandlung, wie man am besten sein Leben lebt. Es ist das Ergebnis meiner persönlichen Erlebnisse und meiner Erfahrung in der Arbeit mit Menschen. Ich möchte Sie mit diesem Buch ein Stück Ihres Weges begleiten und Ihnen Mut machen, die notwendigen Schritte zu gehen. Vor allem möchte ich Ihnen aber auch zeigen, dass Sie nicht alleine sind. Sie sind nicht der einzige Mensch, der das durchmacht, was Sie gerade erleben. Vielen Menschen geht es so und ist es so gegangen. Sie sprechen nur nicht darüber. Und wenn, dann erst, wenn alles vorbei ist und im Nachhinein so einfach wirkt. Für Ihre Reise haben Sie bereits alles im Gepäck. Nun liegt es an Ihnen, zu entscheiden, ob Sie aufbrechen wollen. Wollen wir gemeinsam den ersten Schritt machen?
Etappe 1 – Aufbruchstimmung
»Ich möchte niemand anderem einen
Weg vorzeichnen, denn ich weiß,
dass mir der Weg von einer Hand vorgeschrieben
wurde, die weit über mich hinausreicht.«
Carl Gustav Jung
Den eigenen Weg gehen, ja oder nein? Eine Frage, die sich eigentlich nicht stellt. Leben bedeutet vorwärtsgehen, Erfahrungen machen, sich entwickeln und wachsen. Unser Voranschreiten können wir nicht aufhalten. Wie bereitwillig wir uns aber auf das einlassen, was das Leben uns bringt, und ob wir den Mut haben, das, was in uns ist, zu leben, ist eine Frage, die wir uns sehr wohl stellen sollten. Innere Impulse und äußere Ereignisse werden immer wieder zu Richtungsänderungen im Leben auffordern. Wir können dagegen ankämpfen oder uns diesen Entwicklungen hingeben und bewusst unseren Beitrag dazu leisten. Kann ich entlang des eingeschlagenen Weges mein Potenzial entfalten? Machen mich die Ziele, die ich anstrebe und erreiche, glücklich? Finde ich Sinn in dem, was ich tue? Fühle ich mich erfüllt? Das sind Fragen, die wir uns stellen sollten. Sie alle lassen sich in einer einzigen Frage zusammenfassen: Gehe ich meinen Weg so, wie es mir voll und ganz entspricht?
Spätestens dann, wenn wir feststellen, dass die Freude an dem, was wir tun, verloren gegangen ist, wir immer öfter über das Warum und Wozu nachgrübeln und wir zunehmend unzufriedener werden, haben wir uns selbst gegenüber die Pflicht, unsere aktuelle Lebenssituation zu hinterfragen und die Richtung zu ändern. Möglicherweise haben wir schon eine sehr konkrete Idee davon, was passieren müsste, damit wir wieder glücklicher mit unserem Leben sind. Vielleicht tappen wir aber auch noch völlig im Dunkeln. So oder so lautet das Gebot der Stunde, nichts zu überstürzen und nicht Hals über Kopf alles zu riskieren, sich stattdessen Zeit zu nehmen, genauer hinzusehen und nachzuforschen, bevor tatsächlich ein erster Schritt unternommen wird.
Was bewegt zum Aufbruch?
Nicht selten wird die Notwendigkeit zu einer Kursänderung im Leben erst durch ein äußeres Ereignis bewusst. Äußere Umstände zwingen uns dazu: Konflikt, Krankheit, ein Unfall, das Scheitern im Beruf, das Ende einer Beziehung. Etwas passiert und fordert dazu auf, den bisherigen Lebensweg zu hinterfragen. Von einem Tag auf den anderen ist alles anders. Die Lebensumstände verändern sich so sehr, dass es unmöglich wird, weiterzumachen wie bisher.
Solch einem richtungsändernden Ereignis geht jedoch in vielen Fällen eine längere Phase des inneren Wandels voraus, der langsam und anfangs völlig unbemerkt stattfindet. Das Leben verläuft in gewohnten Bahnen, es gibt keinen Anlass, etwas infrage zu stellen. Nichts fordert zur Veränderung auf. Wäre da nicht dieses undefinierbare Gefühl, das uns schon über Tage, Wochen, manchmal Jahre begleitet, sich nicht aufdrängt, mal mehr, mal weniger gegenwärtig ist, und mit jedem Tag, der vergeht, schwerer verleugnet und ignoriert werden kann. Es beginnt unsere Lebensfreude zu dämpfen, raubt uns Energie und Kraft selbst für alltägliche Aufgaben. Wir beobachten, wie wir zunehmend unruhiger, gereizter oder resignierter