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Krimi Jahresband 2020 - 11 Spannungsromane in einem Band!. Frank RehfeldЧитать онлайн книгу.

Krimi Jahresband 2020 - 11 Spannungsromane in einem Band! - Frank Rehfeld


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      Er trug hauchdünne Lederhandschuhe. Es war nicht nötig, dass die Polizei morgen seine Prints fand. Man sollte es den Jungs nicht zu leicht machen. Es klickte leise, als er die mittlere Trommel drehte. Für einen Laien hörte sich ein Klick wie das andere an, aber Peter Brass hörte feinste Unterschiede. Nach drei Minuten ließ er von der Trommel ab und wandte sich der darüberliegenden zu.

      Auf seiner Stirn bildete sich ein feiner Schweißfilm. Nicht vor Angst. Es lag an der gewaltigen Konzentration. Fünfzig Minuten brauchte er für fünf Ziffern. Dann nahm er sich die letzte vor. Gleich war er am Ziel.

      Da schreckte er auf. Dieses Knacken kam nicht aus dem Tresor, sondern aus den vorderen Räumen. War es denkbar, dass jemand auf eine ähnliche Idee gekommen war wie er? Sollte er ausgerechnet heute auf einen Konkurrenten stoßen?

      Peter Brass löschte seine Lampe und verhielt sich ruhig. Er hoffte immer noch, dass ihn ein Straßengeräusch genarrt hatte. Doch schon wenig später erhielt er Gewissheit. Jemand machte sich an der Eingangstür zu schaffen. Gleich würde die Alarmanlage losheulen. Sie würde den Halunken zwar verjagen, aber auch ihn selbst verraten.

      Schöner Mist!

      Was konnte er tun, um die Katastrophe zu verhindern?

      Ihm kam die rettende Idee. Er brauchte doch die Anlage nur jetzt schon auszuschalten. Das musste er ohnehin tun, wenn er das Geschäft verließ. Erleichtert sprintete er in den Nebenraum, entriegelte eine Klappe neben der Tür und legte einen kleinen Hebel um. Aufatmend kehrte er ins Büro zurück.

      Doch noch hatte er keinen Grund zur Freude. Wenn auch die Bullen nicht angelockt wurden, so hatte er es immerhin mit dem Unbekannten zu tun. Mit etwas Glück interessierte sich der Bursche nur für den Schmuck in den Vitrinen. Wahrscheinlicher aber war, dass auch er wegen der wesentlich kostbareren Stücke im Safe hier war.

      Es blieb keine Zeit mehr zum Überlegen. Der Kerl befand sich bereits im Geschäft. Und er steuerte zielsicher auf das Büro zu.

      Peter Brass schluckte. Jetzt musste er alles auf eine Karte setzen. Wenn er dem Typ seine Pistole unter die Nase hielt, würde der wohl schleunigst abhauen. Mit einer solchen Überraschung rechnete er kaum.

      Die Schritte kamen heran.

      „Ist da jemand?“, fragte der Fremde unsicher.

      Brass erkannte seine Silhouette. Und er sah noch etwas. Der andere hielt ebenfalls eine Schusswaffe in der Faust. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Er sah, wie der Bursche zum Lichtschalter tastete.

      „Licht aus!“, warnte er wütend. „Verschwinde von hier, sonst knallt’s!“

      Der Unbekannte zuckte zusammen. Licht flammte auf. Peter Brass blickte in die Mündung einer Pistole.

      Da drückte er ab.

      Der andere kam nicht mehr zum Schuss. Er riss seine Augen entsetzt auf und taumelte zurück.

      Auf seiner Brust breitete sich ein Fleck aus. Er krallte sich an den Türstock und ließ dabei seine Waffe fallen. Dann sackte er zu Boden.

      Peter Brass blickte entgeistert auf die Pistole in seiner Hand. Was hatte er getan? Er konnte es noch immer nicht glauben.

      Das Schrecklichste aber war, dass er den Mann kannte, den er erschossen hatte. Es handelte sich nicht um einen Einbrecher, sondern um Bob Seiler, den Inhaber des Geschäftes. Das war Mord. Er konnte sich nicht herausreden. Einem Einbrecher nahm man Notwehr nicht ab.

      Nur weg von hier! Die Alarmanlage schwieg zwar, aber der Schuss war zweifellos auf der Straße gehört worden.

      Sollte er nicht wenigstens noch den Safe ausräumen?

      Nein, dazu hatte er keine Zeit. Außerdem würde die Polizei eher im Dunkeln tappen, wenn nichts gestohlen worden war.

      Peter Brass schob die Pistole in die Tasche und verließ das Büro. Voll Grauen zwängte er sich an dem Toten vorbei. Er konnte dessen starren, anklagenden Blick kaum ertragen. Er durchquerte den Verkaufsraum, spähte auf die Straße und schlüpfte durch die Tür, die Seiler nicht hinter sich verschlossen hatte. Niemand achtete auf ihn. Alles nahm seinen gewohnten Gang.

      Ein Patrol Car fuhr zwar vorbei, doch das Rotlicht auf dem Dach rotierte nicht, keine Sirene gellte. Die beiden Cops beachteten ihn nicht, sondern grinsten hinter einer rothaarigen Schönen her, die so stark mit den Hüften wackelte, dass ihre Gelenke auszukugeln drohten.

      Eve! Peter Brass wagte kaum, an das Mädchen zu denken. Der Traum von einer gemeinsamen Zukunft war ausgeträumt. Dieser Seiler, der ohne jeden Grund zurückgekommen war, hatte alles verdorben. Aber wenigstens sollten sie ihn nicht erwischen. Er würde das Notwendigste aus seiner Wohnung holen und dann für einige Monate untertauchen.

      Sein Fiat wartete in der Yale Street. Er warf sich hinters Steuer und fuhr los.

      Die Strecke bis zu seinem Apartment legte er wie betäubt zurück. Ein Wunder, dass er keinen Unfall baute. Er stellte den Wagen vor dem Haus ab.

      Als er die Wohnungstür aufschloss, hörte er das Läuten des Telefons. Er erschrak, bis er sich sagte, dass das unmöglich die Polizei sein konnte. Erstens war es ausgeschlossen, dass sie auf ihn als Täter tippte, zweitens würde sie im Verdachtsfall nicht anrufen, sondern persönlich aufkreuzen.

      Sicher war es Eve.

      Er zwang sich zur Ruhe, als er den Hörer abnahm und sich meldete.

      „Sie sind verdammt schnell, Mister Brass“, hörte er einen Mann sagen. „Schnell und konsequent. Ihre Fähigkeiten hat nicht jeder aufzuweisen. Ich könnte einen Mann wie Sie brauchen. Was halten Sie von einer Zusammenarbeit?“

      Peter Brass durchrieselte es eiskalt. Was wusste der Kerl? War das eine Anspielung auf den Mord, oder meinte er etwas ganz anderes?

      „Mit wem spreche ich?“, fragte er gepresst. „Und welche Art Zusammenarbeit stellen Sie sich vor?“

      Ein dünnes Lachen war in der Leitung.

      „Das wissen Sie sehr gut. Ich denke, dass wir das Thema nicht telefonisch diskutieren sollten. Ich schlage Ihnen ein Geschäft vor. Risikolos. Niemand wird Ihnen in die Quere kommen, niemand wird Sie verdächtigen, denn Sie werden das - äh, das Geschäft in einer Gegend abwickeln, in der man Sie nicht kennt. Es ist Ihnen doch nicht unangenehm, vorübergehend aus L. A. zu verschwinden?“ Wieder dieses amüsierte Kichern.

      Der Typ wusste alles. Er musste seine Flucht beobachtet haben. Aber er bot ihm ja Hilfe an. Warum sollte er nicht zugreifen?

      „Was schlagen Sie vor?“, fragte er.

      „Ich nehme an, Sie wollten ohnehin gerade packen. Tun Sie das, und kommen Sie dann zum Long Beach Airport! Ich warte, von jetzt an gerechnet, genau drei Stunden. Danach verfällt mein Angebot, und ich überlasse Sie Ihrem Schicksal, das mir ziemlich düster erscheint.“

      Peter Brass wollte noch fragen, ob er etwas Bestimmtes mitbringen solle. Er dachte da an sein Einbruchswerkzeug. Aber der andere hatte das Gespräch bereits beendet.

      Drei Stunden. Das wurde knapp. Bis Long Beach waren es zwar nur ungefähr fünfundzwanzig Meilen, aber in der Regel waren die Straßen verstopft. Jedenfalls vor Mitternacht. Außerdem musste er auch noch packen und sich nebenbei überlegen, ob es klug war, sich mit dem Unbekannten zu treffen. Er sagte sich aber, dass der Mann ihn zweifellos auch jetzt noch unter Kontrolle hatte. Wenn der wirklich an ihm interessiert war, konnte er nicht ohne weiteres vor ihm davon laufen. Am besten, er hörte sich dessen Angebot unverbindlich an.

      3

      Bount Reiniger blätterte gelangweilt in der New York Times. Er fand nicht, wonach er suchte. Stirnrunzelnd faltete er die Zeitung zusammen und legte sie beiseite. Als das Telefon sich bemerkbar machte, wartete er darauf, dass June March, seine Mitarbeiterin, das Gespräch entgegen nahm. Erst beim vierten Läuten fiel ihm ein, dass er sie selbst weggeschickt hatte, um noch ein paar andere Zeitungen zu besorgen.

      „Detektei


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