Unternehmer Deines Business Ecosystems. Uwe Klaus HotzЧитать онлайн книгу.
kommen wir zum Kern des heraufziehenden Problems:
Die tayloristische Aufgabenteilung hat uns des ganzheitlichen Blicks beraubt
Wir agieren im Kleinen, wie man uns konditioniert hat, nach simplen Belohnungsmustern: Bonus für mehr Leistung, steigender Aktienkurs für mehr Gewinn. Keine Versandkosten als Prime Kunde. Senatorstatus. Influencer. Algorithmen bauen Dich auf und gaukeln Dir vor, Du könntest etwas beeinflussen. Du bemerkst es nicht, wie ausgeliefert und machtlos Du bist. Das ist zynisch.
Die Folgen einer immer kleinteiligeren Spezialisierung sind dramatisch
Die systemischen Folgen dieses eindimensionalen Input-Output Belohnungs-Schemas haben sich über Jahrzehnte herausgebildet: Burnout als Massenphänomen, gesellschaftliche Spaltung, Klimawandel und Artensterben haben ihren Ursprung in dieser Kleinteiligkeit.
In der Welt der Kleinteiligkeit wird das so wichtige Systemverständnis zur vernachlässigten Kompetenz. Ein Beispiel: Es gibt nahezu keinen Wirtschaftszweig, der seine ökologische Gesamtbilanz beziffern kann. Doch immer noch wirbt die Deutsche Bahn mit ‚100% Ökostrom‘. Der Anteil erneuerbarer Energien im Konzern Deutsche Bahn im Jahre betrug 2019 aber exakt 60,1% (2) . Wir lassen uns an der Nase herumführen. Erst im Kleingedruckten fällt auf, dass die 100% reine Ökobilanz nur für bahn.business Kunden gilt. Aha! Business = 100% Öko. Die anderen sind dann 0% Öko. Ich finde das ist eine merkwürdige Sicht auf die gesellschaftliche Transportaufgabe.
Technologie kann auf Basis relevanter Daten die Zusammenhänge herstellen
Die für Menschen bittere Wahrheit ist, dass künstliche Intelligenz auf der Basis massenhaft und oft kostenlos vorliegender Daten besser in der Lage ist als wir, komplexe Systeme zu verstehen und deren Verhalten zu prognostizieren. Wettervorhersagen werden immer genauer, Wahlergebnisse immer besser vorhersagbar. Anstatt diese Technologie einzusetzen, um Systemzusammenhänge zum Nutzen der Menschheit zu ergründen, überlassen wir bisher diese Macht einzelnen Konzernen. Unser Teil vom Kuchen ist reiner Konsum. Wir Individuen lassen uns von Tech-Giganten und mächtigen Einzelakteuren durch eine Flut irrelevanter Einzelinformationen permanent bombardieren. Jede einzelne Information ist dabei nicht mehr auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfbar. Der sprichwörtliche ‚gesunde Menschenverstand‘ wird durch Alexa, Siri und das Internet der Dinge ersetzt. Sie stellen für uns Zusammenhänge her. Warum sie welchen Zusammenhang herstellen, bleibt uns verborgen. Das ist brandgefährlich.
IoT, Drohnen, Gadgets, Wearables, Smart Devices: Irrsinn oder Rettung?
Der nächste digitale Evolutionsschritt ist derweil im Anrollen. Schauen wir uns das Leben des imaginären Paul in einem Beispiel an. Paul lebt im München des Jahres 2025. Er ist Smart Home Fan. Alles läuft perfekt im Hintergrund, ohne sein Zutun. Sein Kühlschrank stellt fest: ‚Gestern Abend wurde das Sprudelwasser leergetrunken.‘ Er sprudelt sofort und selbsttätig frisches Wasser. Die vernetzten Tassen mit Fingerabdrucksensor wissen: ‚Paul hatte gestern Abend Besuch, heute morgen zu wenig getrunken und damit sein Flüssigkeitssoll um 50% unterschritten‘ und sendet eine Warnmeldung an Pauls Smartwatch. Pauls Smartwatch stellt fest: ‚Paul befindet sich bei 32 Grad Außentemperatur auf seinem Mountainbike, in Isny im Allgäu, bergauf, mit einer Pulsfrequenz von über 150, Tendenz steigend.‘
Irrsinn ist dieses Szenario nur in seiner Überzeichnung. Die Technologie ist längst fertig. Die Anwendungen werden kommen.
Aber nicht nur Pauls Vernetzungswahn wird gefördert. Gleichzeitig tun sich Chancen auf, die Menschheit vor Katastrophen zu bewahren. Gensequenzen von Viren werden ultraschnell entschlüsselt und in Impfstoffe umgemünzt. Der Sensor direkt am Rebstock erkennt, ob die einzelne Rebe von einem Schädling befallen ist und die anfliegende Drohne bekämpft ihn lediglich lokal. Drastische Senkung von Chemieeinsatz ist die Folge, ein Segen für Landwirtschaft und Umwelt.
Der Schlüssel liegt einzig und allein in den Daten
Doch wem gehören die Daten? Wer darf sie verwenden? Zu welchem Zweck? Was ist Gemeingut? Was dürfen Unternehmen für sich schützen? Wie weit ist Dominanz von Plattformökonomie vertretbar? Wo beginnen Monopole? Diese Fragen sind noch weitgehend unbeantwortet. Ihre Beantwortung ist jedoch notwendige Voraussetzung, um zu beurteilen, ob ein Geschäftsmodell nach den Regeln, die wir uns als Gesellschaft geben, tolerierbar ist. Wenn sie unbeantwortet sind, verstoßen Konzerne und Regierungen nach Belieben gegen Menschenrechte. Firmen heizen ihre Aktienkurse immer weiter auf. Das Heizöl hierfür sind die Daten, die wir ihnen gratis zur Verfügung stellen.
Während ich diese Zeilen schreibe, hat der Europäische Gerichtshof den ‚Privacy Shield‘ genannten Vorstoß der EU-Kommission für rechtswidrig erklärt. Damit ist zum zweiten Mal eine Initiative der EU gescheitert, den transatlantischen Datenaustausch mit den USA auf eine sichere Grundlage zu stellen. Viele hatten Privacy Shield, wie auch zuvor schon das gescheiterte ‚Safe Harbour‘ Abkommen für eine Mogelpackung gehalten. Nun ist es gerichtlich bestätigt. Das Nachrichtenmagazin Spiegel fasst am 16.07.2020 einige Kommentare zu der Entscheidung zusammen (3): „
• Der SPD-Europapolitiker Tiemo Wölken schrieb auf Twitter von einer ‚heftigen Klatsche für die EU-Kommission‘ und einem ‚riesigen Sieg für digitale Grundrechte in der EU‘.
• ‚US-Internetunternehmen sind jetzt gezwungen, die ausufernde Überwachung ihrer europäischen Kunden durch die US-Behörden einzuschränken und Druck auf die dortigen Gesetzgeber zu machen‘, kommentierte der Grünenpolitiker Jan Philipp Albrecht, der eine treibende Kraft hinter der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) der EU war.“
Wie auch immer dieser Streit ausgehen mag, massiv beeinflussen wird er in jedem Fall die Geschäfte, die mit Daten gemacht werden können. Daraus folgt, dass wir uns als nächstes mit den Geschäftsmodellen beschäftigen müssen, die von Daten ausgehen.
WELCHE GESCHÄFTSFORMEN HABEN ZUKUNFT?
Geschäftsmodelle.
Befeuert vom Öl der Zukunft.
Unsere Daten befeuern als Öl der Zukunft viele neue Geschäftsmodelle
Daten fließen überall hin, ohne dass wir gefragt werden. Das Gehirn und sogar die Gesetzgebung werden dabei von Algorithmen smart ausgetrickst. Wo kein Bedarf ist, wird er erzeugt. Ein Elitepartner? Bitteschön. Im Casino in Schleswig-Holstein zocken? Online kein Problem.
Früher fragten sich Autohersteller ‚Welches neue Modell könnte die Nachfrage steigern?‘ Ergebnis: Der SUV für Madame. Hatte die Nachbarin das neueste Modell, musste die Gattin es selbst auch besitzen. Konsumverführung per Statussymbol.
Längst hat die Konsum-Verführung die Ebene des Statussymbols verlassen und ist in die letzten Winkel menschlicher Bedürfnisse mit viel subtileren Methoden vorgedrungen.
Im beginnenden Zeitalter der Daten fragte sich Facebook: ‚Wie kann ich so viele Nutzer wie möglich, so lange wie möglich dazu bringen, mir ihre Daten exklusiv zur Verfügung zu stellen?‘ Die Antwort: ‚Die Verbindung mit Freunden im Internet ermöglichen.‘
Sehen wir uns das dahinter liegende Geschäftsmodell genauer an. Wenn man sich mit Freunden trifft, tauscht man Vorlieben aus. Die Informationen über Vorlieben sind die ideale Basis für passgenaue Werbung. Die Werbung ist der Einnahmekanal, der sogenannte Revenue