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Physikalische Chemie. Peter W. AtkinsЧитать онлайн книгу.

Physikalische Chemie - Peter W. Atkins


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verschiedener thermodynamischer Funktionen während des Übergangs an. In diesem Kapitel werden wir überdies das chemische Potenzial einführen, eine Eigenschaft, die im Mittelpunkt unserer Diskussion von Phasenübergängen und chemischen Reaktionen stehen wird.

      Verdampfen, Schmelzen oder die Umwandlung von Graphit in Diamant – all dies sind Beispiele für Phasenübergänge, die ohne Änderung der chemischen Zusammensetzung des Systems verlaufen. In diesem Kapitel beschreiben wir solche Prozesse aus thermodynamischer Sicht; wir lassen uns dabei von der Erkenntnis leiten, dass freiwillige Zustandsänderungen bei konstanter Temperatur und konstantem Druck immer in Richtung kleinerer Freier Enthalpie des Systems verlaufen.

      Die physikalischen Zustandsänderungen einer Substanz lassen sich besonders knapp und übersichtlich in einem Phasendiagramm darstellen. Die folgenden Erläuterungen sind die Grundlage der Diskussion von Mischungen in Kapitel 5.

      ■ Das Wichtigste in Kürze: (a) Eine Phase ist eine Probe einer Substanz mit durchgehend homogener Zusammensetzung und gleichförmigem physikalischen Zustand. (b) Ein Phasenübergang ist die spontane Umwandlung einer Phase in eine andere; Phasenübergänge können unter anderem durch thermische Analyse untersucht werden. (c) Die thermodynamische Analyse von Phasen beruht auf dem Grundsatz, dass das chemische Potenzial einer Substanz in allen Phasen einer Probe gleich ist.

      Die Thermodynamik gibt uns sehr mächtige Begriffe an die Hand, um die Stabilitäten von Phasen und ihre Umwandlungen zu beschreiben und zu verstehen, aber um sie sinnvoll einsetzen zu können, müssen wir die Begriffe zuerst sorgfältig definieren.

      Die Zahl der Phasen

      Hinweis

      Allotrope sind unterschiedliche Modifikationen eines Elements (z. B. O2 und O3 oder Diamant und Graphit); bei Verbindungen, die in unterschiedlichen Formen vorkommen, spricht man entsprechend von Polymorphen.

      Die Anzahl der Phasen in einem System bezeichnen wir mit P. Ein Gas oder eine Gasmischung besteht aus einer einzigen Phase (P = 1), auch ein Kristall oder zwei vollständig mischbare Flüssigkeiten oder eine Lösung von z. B. Natriumchlorid in Wasser bilden eine Phase. Eis ist eine Phase (P = 1), auch wenn es in kleine Splitter zerteilt ist. Schneematsch allerdings ist ein Gemisch aus fein verteilten Eisstückchen und Wasser; dieses System besteht aus zwei Phasen (P = 2), auch wenn man die Phasengrenzfläche nicht auf den ersten Blick erkennt. Calciumcarbonat kann sich entsprechend

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      thermisch zersetzen; ein System, in dem dieser Vorgang abläuft, besteht aus zwei festen (Calciumcarbonat und Calciumoxid) und einer gasförmigen Phase (Kohlendioxid).

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      Eine Legierung zweier Metalle ist ein Zweiphasensystem (P = 2), wenn sich die Metalle nicht miteinander mischen; sind sie jedoch vollständig mischbar, liegt nur eine Phase (P = 1) vor. Dieses Beispiel zeigt, dass die Entscheidung, aus wie vielen Phasen ein System besteht, nicht immer ganz einfach zu treffen ist. Eine Lösung (eine homogene Mischung) zweier fester Stoffe A und B ist auch auf mikroskopischer Ebene räumlich homogen: Atome von A sind jeweils von Atomen A und B umgeben, und jede noch so kleine entnommene Menge spiegelt genau die Zusammensetzung der gesamten Probe wider.

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      Phasenübergänge

      Ein Phasenübergang ist die spontane Umwandlung einer Phase in eine andere; er findet bei gegebenem Druck bei einer charakteristischen Temperatur statt. So ist bei 0.1 MPa (1bar) unterhalb von 0°C Eis die stabilste Phase von Wasser; oberhalb von 0 °C ist die Flüssigkeit der stabilere Zustand. Demzufolge muss oberhalb von 0 °C die Freie Enthalpie abnehmen, wenn Eis schmilzt, unterhalb von 0 °C muss sie hingegen abnehmen, wenn flüssiges Wasser gefriert. Am Punkt der Phasenübergangstemperatur TTrans befinden sich beide Phasen im Gleichgewicht und die Freie Enthalpie erreicht beim gegebenen Druck ein Minimum.

      Wie immer müssen wir auch bei der Diskussion von Phasenübergängen sorgfältig zwischen der Thermodynamik und der Kinetik (der Geschwindigkeit) von Prozessen unterscheiden: Ein Übergang, der thermodynamisch freiwillig verlaufen sollte, kann sehr langsam vonstatten gehen und daher keine praktische Bedeutung besitzen. So ist bei normaler Temperatur und normalem Druck die molare Freie Enthalpie von Graphit niedriger als die von Diamant – aus thermodynamischer Sicht würde man erwarten, dass sich Diamant spontan in Graphit umwandelt. Dazu müsste sich allerdings


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