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Mami Bestseller Staffel 4 – Familienroman. Jutta von KampenЧитать онлайн книгу.

Mami Bestseller Staffel 4 – Familienroman - Jutta von Kampen


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seiner Reederei.

      Allerdings wollte er das Haus auch nicht gleich wieder verkaufen. So ließ er es in seinem alten, wenig ansprechenden Zustand und hatte das Glück, die alte Lina dafür gewinnen zu können, ihr Domizil hier aufzuschlagen.

      Lina war lange Jahre in Hamburg sein guter Hausgeist gewesen, jetzt jedoch im pensionsfähigen Alter. Ihr kam das Haus am Fluß gerade recht, und als Jutta gar noch meinte, als Ferienaufenthalt für sie und ihre beiden Kinder sei dies der ideale Ort, gewann der überstürzte Hauskauf an Bedeutung.

      Dennoch wurde Henry Olsen das Haus mit seinen fast zwanzig Räumen nie so recht vertraut.

      Er bewohnte während seiner kurzen Anwesenheit immer nur eines der Gästezimmer im ersten Stock und hielt sich die meiste Zeit in dem großen Wohnraum neben der Küche auf.

      So war es nicht verwunderlich, daß Old Henry ziemlich lange brauchte, um ganz sicher zu sein, daß sich die Kinder nicht im Haus befanden.

      Nach dieser Erkenntnis stand er zunächst ratlos in der Diele, ehe er sich im Garten umschaute, weil diese schreckliche Person ja von einem ramponierten Rasen gesprochen hatte.

      Es stimmte! Olsen sah mit einem Blick, was Fräulein Krümel angedeutet hatte. Zertretenes Gras und Spuren von übermütiger Balgerei, wie sie nur ein Junge von acht Jahren mit seinem Hund verursachte.

      Diese Schlauberger, sann Olsen und kniff die Augen zusammen, um im blendenden Sonnenlicht das Flußufer abzusuchen. Wo sind sie? Irgendwo hier in Hausnähe bestimmt.

      Langsam schlenderte der Mann zum Fluß hinab, dabei wachsam umherblickend.

      Es war sommerlich warm, dennoch behagte ihm der Gedanke nicht, die Kinder könnten die Nacht über im Freien zugebracht haben.

      Henry Olsen war so in seine Suche am Flußufer vertieft, daß er keinen Blick hinter sich warf. Aber es hätte sich gelohnt.

      Vom Dachfensterchen beobachteten ihn zwei vergnügte Augenpaare. Kai und Heike grinsten und schnitten gar eine kleine Grimasse hinter Olsens hoher Gestalt her.

      Dann kommandierte Kai seine Schwester und Bimbo schnell und zielstrebig herum.

      Sie schlichen in die Küche, sahen mit Vergnügen, daß Olsen sich ein halbes Dutzend Eier in die Pfanne geschlagen hatte und machten sich hungrig darüber her.

      Bimbo wurde hinausgelassen, denn das mußte ja sein so früh am Morgen. Aber er wurde ebenso rasch wieder herbeigepfiffen.

      Diesmal hatten Kai und Heike allerdings keine Zeit, um ihre Spuren wieder zu tilgen. Wozu auch, die Eier waren eh gegessen.

      Plötzlich verspürten die beiden regelrechtes Vergnügen an ihrem Versteckspiel.

      »Du, ich möchte zu gern Old Henrys Gesicht sehen, wenn er gleich die leere Pfanne entdeckt!« kicherte der Junge und schob Heike, die noch von der Marmelade naschte, zur Tür hinaus.

      Alle sausten sie die Treppe hinauf und kauerten sich hinter das Geländer.

      Olsen betrat das Haus und schritt in die Küche, weil er nun endlich, ob mit oder ohne Kinder, zu seinem Frühstück kommen wollte.

      An der Tür blieb er stehen und blickte sich aufmerksam in der Küche um. Sonderbar! Wie kam die Marmelade auf den Tisch?

      Er trat an den Herd und sah in die Pfanne. Im nächsten Augenblick lachte er erleichtert auf. Ach so! Das hatten die beiden vor. Nun gut, da würde er mitmachen.

      Olsen bereitete sich zunächst ein neues Frühstück und aß genüßlich in der Küche, wobei er intensiv auf die Geräusche im Haus achtete.

      Es waren nur wenige. Mal ein rasches Trippeln von kleinen Füßen, mal ein ganz fernes, unterdrücktes Bellen, aber es genügte dem Mann, um zu wissen, daß seine kleinen Hausgeister sich bester Gesundheit erfreuten.

      Das ging den ganzen Tag über so und den nächsten auch. Henry Olsen hatte jetzt oft und lange im Garten zu tun, wobei er vorher immer zu speisen pflegte.

      Er hatte mit einem Gasthaus in Lippoldsberg telefoniert und bekam täglich eine Menge guter Sachen geliefert, mal gebratene Hühnchen, mal einen großen Topf deftiger Erbsensuppe, die er unmöglich allein schaffen konnte.

      Es blieb genügend für seine unsichtbaren Gäste übrig, die sich auch prompt bedienten.

      Immer kamen sie angeschlichen, wenn Olsen entweder in seinem Boot oder sonst im Garten beschäftigt war.

      Ab und zu fuhr Henry auch ein Stück die Weser hinauf, um irgendwo das Boot anzulegen und sich zu Fuß durch Schilf und Morast zurückzupirschen.

      Dann konnte er die Kinder im Garten mit Bimbo herumtollen sehen, und das Herz ging ihm auf.

      In diesen Stunden mußte Henry Olsen sich eingestehen, daß er eine Entwicklung durchmachte, an deren Ende nichts Gutes für ihn herauskommen würde.

      Es war ganz einfach so, daß er die Kinder zu lieben begann. Mehr noch, er empfand vor der Tapferkeit der beiden kleinen Gestalten, die sich vor aller Welt versteckten, weil man sie trennen wollte, größte Hochachtung.

      Selbst ihr Reinlichkeitsbedürfnis nötigte ihm Anerkennung ab, denn Kai und Heike pflegten ab und zu große Wäsche zu halten. Dann hingen auf einer Leine zwischen zwei Bäumen winzige Kleidungsstücke, was Olsen ein Grinsen entlockte.

      Er beschloß, demnächst einmal ins Dorf zu fahren und Umschau zu halten in den wenigen Geschäften. Es mußte dort gewiß einige Kindersachen zu kaufen geben.

      Gerade schlenderte Henry Olsen, von seinem täglichen ausgedehnten Spaziergang zurückkehrend, auf das Haus zu, wobei er sich überlegte, ob er dem Versteckspiel nicht doch besser ein Ende bereiten sollte, als ein alter grauer Kleinwagen von der Landstraße abbog und auf das Haus zugebraust kam.

      Ein rascher Blick zum Haus, und Olsen atmete auf. Kai und Heike waren sicherlich mit ihrem Mittagessen fertig und befanden sich auf »Tauchstation«. Nicht einen Augenblick bereitete Olsen sein Blindekuhspiel Gewissensbisse.

      Kai selber hatte ihm durch sein gewitztes Verhalten Rückendeckung gegeben. Die Kinder waren nicht aufzufinden. Wenn die Fürsorgerin persönlich…?

      »Bitte sehr!« sagte Henry Olsen denn auch wenig später und ließ der Frau mit einem wahrhaft diabolischen Grinsen den Vortritt ins Haus. »Durchsuchen Sie ruhig den alten Kasten von oben bis unten. Ich habe nichts zu verbergen.«

      Fräulein Krümel wirkte blaß und müde und tat Olsen fast leid, wie sie da mit hängenden Armen und Schultern in der Diele stand und tonlos murmelte: »Mein Gott, wo soll ich die Kinder denn noch suchen. Sie sind ein ganz gewissenloser Mensch, Henry Olsen! Haben Sie denn gar kein Herz. Die Kinder waren doch hier! Ich weiß es genau! Aber wo können sie jetzt sein?«

      Olsen runzelte die Brauen, denn das behagte ihm nun doch nicht.

      »Was kümmern Sie denn zwei Waisenkinder!« knurrte er unfreundlich, weil er nur so seine leise aufkommenden Gewissensbisse am ehesten unter Kontrolle bekam. »Wie ich erfahren habe, sind die Verwandten doch noch am nächsten Tag in ihre heimatlichen Gefilde abgerauscht.«

      Da warf ihm dieses sonderbare Fräulein Krümel einen sehr beredten Blick zu, bei dem Olsen wieder heftigen Ärger in sich aufsteigen fühlte.

      »Es wäre von einem Menschen Ihres Schlages zuviel erwartet, wenn man an sein Mitleid appellieren würde. Dazu sind Sie wohl zu hartgesotten. Aber ehrlich sollten Sie sein, Herr Olsen! Bitte, lassen Sie mich wissen, wenn Sie eine Spur von Kai und Heike entdecken. Vielleicht kommen die beiden noch einmal zurück. Hier ist meine Telefonnummer. Sie können mich jederzeit erreichen. Zu jeder Stunde.«

      Zögernd nahm Henry die kleine Karte entgegen, wobei er die Frau eindringlich musterte.

      »Warum nimmt das Schicksal der Kinder Sie so mit?« fragte er erstaunt.

      Ihre blassen Lippen preßten sich flüchtig aufeinander, ehe sie fast verweisend zurückgab: »Das ist schließlich mein Beruf.« Sie senkte den Blick und fügte leiser hinzu: »Aber bei Kai und Heike ist es wohl


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