Sophienlust Paket 3 – Familienroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
lächelte.
»Hinnerk hatte immer recht«, sagte Krischan zu sich selbst.
»Fang nicht wieder damit an.«
»Dodo kriegt nun eine Mutter«, beharrte Krischan eigensinnig.
»Und einen Vater«, sagte Mintje. »Was bist du heute bloß redselig.«
»Wird gut sein, wenn ich nachher mit niemand mehr reden kann«, brummte er.
»Warte doch erst mal ab. Vielleicht kannst du mit Frau Hagedorn besser reden als mit mir. Aber dass du mir ja immer die Stiefel ausziehst, wenn du in die Küche gehst, Krischan. Mach mir bloß keine Schande.«
Er sah sie über das Glas hinweg tiefsinnig an. »Du bist ja schon gar nicht mehr hier, Mintje«, sagte er mit schwerer Stimme. »Du bist ja schon ganz weit weg.«
Da schwieg Mintje lieber, denn diesmal hatte Krischan recht.
In Dodo war eine Ahnung, dass ihre Tage in Sophienlust gezählt waren, und weil es schöne Tage waren, erlebte sie diese als ein echtes Kind.
Diese seltsame, unerklärliche Angst, von der sie bewegt worden war, hatte sich gelöst. Sie nahm an allem teil, sie sonderte sich nie mehr ab. Hannibal ließ sich herab, die anderen Hunde zur Kenntnis zu nehmen, aber benahm sich auch weiterhin wirklich sehr würdevoll.
Er konnte es nur nicht ertragen, wenn einer seiner Artgenossen die Knochen herausholte, die er eingegraben hatte. Auch, wenn man sie ihm dann überlassen wollte, ignorierte er sie und zog sich in seinen Schmollwinkel zurück. Das war der Platz auf der Terrasse unter dem Fenster, an dem Habakuks Bauer stand. Wenn Hannibal schmollte, gebärdete sich Habakuk aufgeregt.
Er schimpfte unaufhörlich, bis Dodo und Henrik kamen, um beide zu beschwichtigen.
Etwas von der Vertrautheit jener Sommertage war jetzt wieder zwischen Henrik und Dodo. Es war nicht ganz so, denn zu viel hatte sich in Dodos Leben verändert, aber manchmal sprachen sie wie damals miteinander.
Henrik erinnerte sich so gern an das Zimmer vom Käpt’n, aber darüber wagte er nicht zu sprechen, weil seine Mami ihm eindringlich gesagt hatte, er solle nicht daran rühren.
Auch als er mit Dodo durch den Wald zur Ponywiese ging, weil ihr plötzlich der Sinn danach stand, dachte er an dieses Zimmer.
»Hättest du gern den Kamelsattel, Henrik?«, fragte Dodo, als ahne sie seine Gedanken. Henrik erschrak richtig.
»Ich schenke ihn dir«, sagte Dodo.
»Das kannst du doch nicht.«
»Freilich kann ich das. Großväterchen hat gesagt, dass ich verschenken kann, was ich will, wenn ich es einem Freund schenke. Und du bist mein Freund. Du bist mein allerbester Freund, Henrik.«
»Ich habe schon gedacht, du hast es vergessen«, sagte Henrik.
»Ich vergesse nichts, wenn ich es nicht vergessen will«, sagte Dodo, und ihre Stimme hatte einen ganz eigentümlichen Klang. »Dass du mein Freund bist, vergesse ich nie.«
»Deine Mutti wird es aber nicht erlauben, dass du mir den Kamelsattel schenkst«, sagte Henrik.
»Doch, sie wird es erlauben. Und was soll ich Nick schenken?«
»Das weiß ich doch nicht.«
»Meinst du, er würde sich über den Elefantenzahn freuen?«
»Einen Elefantenzahn bekommt so leicht keiner«, sagte Henrik.
»Und deinem Papi werde ich die Schaumpfeife schenken. Die hat Großväterchen von einem Fürsten bekommen. Und dein Papi ist auch so was wie ein Fürst.«
»Er ist bloß ein Baron, aber das macht ihm gar nichts aus. Er sagt manchmal, er ist bloß ein Kindermädchen«, kicherte Henrik.
»Du hast einen netten Papi«, sagte Dodo wohlwollend. »Er ist sehr lieb mit deiner Mami, und das mag ich. Aber mein Vati ist mit meiner Mutti auch sehr lieb.«
Henrik blieb das Wort im Hals stecken. Dass Dodo nun auch von ihrem Vati sprach, verschlug ihm die Stimme.
»Du weißt wohl noch gar nicht, dass Onkel Harald mein Vati wird?«, fragte Dodo. »Es ist aber so. Und wenn wir erst alle beisammen sind, dann besuchen wir euch, und Mintje wird Sophienlust auch kennenlernen. Dann bringe ich euch die Sachen.«
»Aber du hast sie doch gar nicht hier«, sagt Henrik.
»Sie werden schon kommen. Ich weiß, dass sie kommen werden. Ich habe es nämlich geträumt«, sagte Dodo.
»Ich weiß nie, was ich träume«, erklärte Henrik betrübt. »Ich möchte auch so träumen wie du, Dodo.«
»Du musst dir etwas wünschen, dann träumst du auch«, erklärte Dodo. »Natürlich musst du es dir ganz fest wünschen und damit einschlafen.«
Henrik überlegte, was er sich wünschen solle. Augenblicklich fiel ihm nichts ein, aber als er abends im Bett lag, wünschte er sich, dass Dodo mit ihrem Vati und ihrer Mutti und Mintje kommen solle und dass er dann den Kamelsattel bekommen würde.
Aber seltsamerweise träumte er nicht dies, sondern, dass er auf einer Hochzeit mit Dodo Blumen streute und das Brautpaar waren Harald und Julia.
Dass er, der nun schon große Henrik, Blumen streuen sollte, empörte ihn. Er musste seine Mami fragen, was sie denn von so etwas halte.
Denise lächelte. »Vielleicht trifft es ein, Henrik«, sagte sie.
»Dodo hat aber gesagt, dass ich mir was wünschen soll, und dann träume ich auch davon. Und ich habe mir was ganz anderes gewünscht«, erklärte er. »Ich finde es überhaupt komisch, dass ich träume und es auch noch behalte. Gewünscht habe ich mir nämlich, dass ich den Kamelsattel kriege.«
»Du hast vielleicht Wünsche«, sagte Denise kopfschüttelnd.
»Wenn Dodo doch gesagt hat, dass sie ihn mir schenkt«, beharrte er. »Ich bin nämlich ihr allerbester Feund. Wenn ich mit ihr allein rede, ist es genauso wie früher, Mami. Nur, wenn die anderen Kinder dabei sind, ist Dodo anders.«
»Ein Zeichen, dass du wirklich ihr Freund bist«, meinte Denise. »Dann genießt man etwas, was andere nicht bekommen. Dafür muss man immer dankbar sein, Henrik, auch wenn man noch ein Kind ist.«
»Dodo braucht mir ja den Kamelsattel nicht zu schenken, Mami. Sie hat es ganz von selbst gesagt. Du darfst nicht denken, dass ich bloß deshalb ihr Freund bin.«
»Das weiß ich ja, mein Kleiner«, sagte Denise liebevoll.
*
Es gab die erste Meinungsverschiedenheit zwischen Mintje und Julia, als diese erklärte, dass Mintje vorn bei Harald sitzen solle. Der Wagen war nämlich bis unter das Dach beladen, und der Kofferraum war auch vollgestopft.
»Die Frau gehört zum Mann«, sagte Mintje entschlossen.
»Noch sind wir nicht verheiratet, und außerdem bin ich schlanker als du, Mintje«, erklärte Julia. »Also?«
»Na ja, schlanker bist du ja«, sagte Mintje, »aber ein paar Sachen kann ich auch auf den Schoß nehmen.«
»Das könnte dir so passen. Du weißt ja gar nicht, wie weit wir fahren müssen.«
Mintje, die Autos hasste und eine lange Fahrt nur einmal in ihrem Leben auf sich genommen hatte, als sie jung war, konnte das nicht schrecken. »Ich setze mich hinten hin, da kann ich schlafen«, erklärte sie. »So dick bin ich nun auch wieder nicht.«
Sie behielt das letzte Wort. Aber nun kam erst der Abschied. Frau Hagedorn, so rund wie Mintje, hatte das Regiment im Haus bereits übernommen. Krischan hatte schon seine erste Mahlzeit bei ihr eingenommen und mit Galgenhumor zu Mintje gesagt, dass ihm nicht viel abgehen würde.
»Sie freut sich wenigstens, wenn ich Fische bringe«, bemerkte er anzüglich.
»Na, wollen mal sehen, wenn sie zig Jahre welche gegessen hat«, sagte Mintje.
»Dann