Sophienlust Paket 3 – Familienroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
zu schicken.«
»Ich hätte mir die Anschrift geben lassen müssen. Das war mein Fehler.«
»Du sollst dir keine Vorwürfe machen, Isi. Denke nicht mehr darüber nach. Du weißt sehr gut, dass man nicht Schicksal spielen kann. Frau Berner ist wahrscheinlich alles andere als glücklich in ihrer Einsamkeit. Für sie wäre es wohl die große Erfüllung, wenn sie Bodos Frau werden könnte. Ich bin nicht so schockiert über diese Vorstellung wie du.«
Denise schmiegte sich enger an Alexander. »Ich fühle, dass Reni und Bodo zusammengehören, Alexander. So sehr kann ich mich nicht täuschen. Glaub mir.«
Alexander nahm ihr Glas und hielt es ihr an die Lippen. »Trink, Isi. Versuche Sophienlust mal für eine Stunde zu vergessen. Du verlangst zu viel von dir.«
Denise nahm gehorsam ein paar Schlucke von dem köstlichen, alten Burgunder. »Armer Alexander«, meinte sie mit müdem Lächeln. »Du hast nicht viel von mir. Wenn wir tatsächlich einmal ungestört beisammen sind, ist die Rede doch immer nur von Sophienlust.«
»Du und Sophienlust – das ist nicht mehr zu trennen, Isi. Aber ohne Sophienlust hätte ich dich nicht kennen gelernt. Ich beklagte mich nicht. Bis jetzt bin ich trotzdem zu meinem Recht gekommen.«
»Du bist der beste Kamerad der Welt, Alexander.«
Dankbar verschloss er ihr den Mund mit seinen Lippen.
*
Asta Berner erschien ohne Anmeldung, denn sie hatte befürchtet, dass Reni ihren Besuch ablehnen würde.
Frau Rennert empfing sie freundlich und sagte ihr, dass Reni von Hellendorf im Pavillon mit den Kindern spiele. Ob sie sie rufen lassen solle?
»Nein, danke«, sagte Asta rasch. »Ich glaube, ich werde den Weg selber finden. Warum soll ich Ihnen unnötige Mühe machen?«
Der Pavillon war nicht zu verfehlen, denn seine Fenster und Türen standen offen, und der fröhliche Lärm der spielenden Kinder war weithin zu hören.
Reni kniete am Boden und war eifrig damit beschäftigt, aus Plastikbauteilen ein Schloss zu errichten. Ein schwarzhaariges kleines Mädchen half ihr dabei. Asta wusste sogleich, dass dies Manuela sein musste.
»Grüß dich, Reni.«
Reni sah auf. Sie schien nur langsam aus einer anderen Welt in die Wirklichkeit zurückzukehren.
»Asta«, sagte sie endlich. »Dich habe ich wahrhaftig nicht erwartet. Wie geht es dir?«
»Danke, gut. Hast du ein bisschen Zeit? Ich würde mich gern mit dir unterhalten.«
»Wer schickt dich?«, fragte Reni misstrauisch.
»Niemand, Reni.« Astas Worte klangen so ruhig und bestimmt, dass die junge Frau ihr glauben musste.
»Du kannst den Turm allein weiterbauen, Gitti«, flüsterte Reni Manuela zu. »Nachher komme ich zurück und helfe dir beim Dach.«
»Ja, Tante Reni.«
Asta hatte deutlich verstanden, dass Reni dem Kind den Namen ihres verstorbenen Töchterchens gegeben hatte. Ein Schauer rann durch ihren Körper.
Reni kam auf sie zu und reichte ihr die Hand.
»Wir können ins Haus gehen, wenn du willst. Ich finde es nett von dir, dass du mich einmal besuchst.«
»Wir haben uns lange nicht gesehen, Reni. Es kam mir vor, als könnte mein Besuch wichtig sein.«
Die Frau mit dem dunklen Haar antwortete nicht. Ihr Blick war starr in die Ferne gerichtet, als gebe es dort etwas, was nur sie sehen konnte.
Wieder einmal fand ein Gespräch im Biedermeierzimmer unter dem Porträt der früheren Herrin von Sophienlust statt.
»Wie geht es dir?«, fragte Asta tastend und vorsichtig. »Dr. Volkert behandelt dich noch?«
»Ja, er ist fast jeden Tag hier. Ich glaube zwar nicht, dass ich die Behandlung noch nötig habe, aber ich kann mich wunderbar mit ihm aussprechen. Nie im Leben hatte ich einen besseren Freund als ihn.«
»Ich habe ihn kennen gelernt. Er scheint ein sympathischer, gewissenhafter Arzt zu sein.«
»Vor allem quält er mich nicht damit, dass er von mir verlangt, nach Hellendorf zurückzukehren. Ich habe erreicht, dass dieses Thema völlig tabu ist. Er hat eingesehen, dass ich mich von der Vergangenheit lösen muss. Hier in Sophienlust sind die besten Voraussetzungen dafür gegeben. Hast du die kleine Manuela im Pavillon gesehen? Ist ihre Ähnlichkeit mit Gitti nicht erstaunlich?«
»Nun ja, ein wenig gleicht sie ihr«, gab Asta zögernd zu. »Ihre Eltern sind verschollen. Ich werde das Kind adoptieren. Dazu bin ich ganz fest entschlossen. Manuela wird Gittis Platz einnehmen.«
»Willst du sie nach Hellendorf bringen?«, wagte Asta zu fragen.
Reni bekam zornrote Wangen. »Hast du mich denn nicht verstanden?«, fuhr sie unfreundlich auf. »Ich gehe nicht mehr nach Hellendorf.«
»Reni – Bodo hat keine Schuld an Gittis Tod. Einmal musst du das begreifen und dir klarmachen. Gitti war krank. Ihr Herz hat versagt. Das wäre auch unter anderen Umständen geschehen.«
»Du brauchst dir keine Mühe zu geben, Asta. In deinen Augen ist Bodo natürlich ohne Fehl. Du hast ihn immer geliebt.«
Asta wurde blass. »Du kannst fragen, wen du willst. Sprich doch mit den Ärzten, die die Todesursache festgestellt haben.«
»Ist jemand von diesen Leuten dabei gewesen? Hast du selbst es etwa mitangesehen?«, stieß Reni ungeduldig hervor.
»Wenn du nur gekommen bist, um mich von Bodos Unschuld zu überzeugen, dann ist es am besten, du setzt dich gleich wieder ins Auto und fährst weg. Mag sein, dass ich sehr hart bin. Aber ich kann es ihm nicht verzeihen.«
»Glaubst du denn, er hätte es mit Absicht getan?«, flüsterte Asta bestürzt.
»Nein, aber er hat nichts unternommen, um Gitti zu retten. Das ist genauso schlimm. Ich verlange die Scheidung. Das kann dir doch nur recht sein, Asta.«
»Ich will nicht, dass ihr euch scheiden lasst. Auch Bodo ist gegen die Scheidung. Er wartet auf dich. Deshalb bin ich hier.«
»Er soll nicht mehr warten. In Hellendorf würde mich jede Kleinigkeit an die Vergangenheit erinnern. Es wäre unerträglich für mich. Soll ich etwa wieder mit Bodo am gleichen Tisch sitzen? Erwartest du das wirklich von mir?« Ihre Stimme klang nun schrill und überschlug sich zuletzt.
Asta erkannte unschwer, dass Renis Gemüt noch immer von Grund auf verstört war. Diese Gewissheit legte sich ihr schwer auf die Seele.
»Ich werde Bodo nicht heiraten, Reni«, erklärte sie so ruhig wie möglich.
»Auch Bodo denkt nicht an eine Ehe mit mir. Er ist verheiratet – und zwar mit dir.«
»Dann werden wir getrennt leben. Mir ist das gleichgültig. Ich dachte an dich bei diesem Vorschlag. Auch Bodo ist nicht der Mann, der allein bleiben sollte. Es soll keine Strafe oder Vergeltung sein. Aber ihr müsst euch damit abfinden, dass es für mich kein Zurück nach Hellendorf und zu Bodo geben kann.«
»Auf Bodo wirkt es sich dennoch wie eine furchtbare Strafe aus. Auch er trauert um Gitti, nicht weniger als du. Für ihn kommt hinzu, dass er allein ist.«
»Du bist doch bei ihm, Asta. Auch ich bin zu guten Freunden gegangen. Ich kann Bodo nicht helfen. Ich will es auch gar nicht.«
Asta blickte Reni ratlos an. Sie war mit dem festen Entschluss nach Sophienlust gekommen, Reni mitzunehmen und nach Hellendorf zurückzubringen. Nun musste sie einsehen, dass mit Reni nicht zu reden war.
»Wie stellst du dir deine eigene Zukunft vor?«, fragte sie nach einer Weile mutlos.
»Zunächst bleibe ich in Sophienlust. Später werde ich Manuela mitnehmen. Ich muss abwarten, was aus ihren Eltern geworden ist.«
»Soll