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Sophienlust Paket 3 – Familienroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Sophienlust Paket 3 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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erblickte. »Ich hatte mir schon gedacht, dass Daisy hierhergelaufen ist. Daisy, höre bitte zu weinen auf.«

      »Bist du noch böse auf mich, Daddy?«, fragte sie voller Angst.

      »Nein, Daisy, ich bin dir nicht mehr böse.« Er nahm sie einfach auf die Arme und küsste sie. »Vergessen wir das alles. Vielen Dank, Herr Pfarrer. Ich war schon in größter Sorge um Daisy.«

      »Ich wollte die beiden Ausreißer gerade heimbringen.« Die beiden Männer wechselten noch ein paar Worte. Dann stieg Roy wieder in sein Auto ein. Daisy und Tommy saßen schon darin.

      Auf der Heimfahrt redete Roy liebevoll auf seine Tochter ein. Er hatte in der Stunde, in der er sie gesucht hatte, über sie nachgedacht und sich vorgenommen, geduldiger mit ihr zu sein. Er wusste, er hätte sie nicht schlagen dürfen. Aber seine Enttäuschung darüber, dass er Renates Briefe nicht hatte lesen können, hatte ihn die Beherrschung verlieren lassen.

      Daisy nahm sich in dieser Stunde vor, von nun an noch lieber zu ihrem Daddy zu sein. »Ich werde auch nie wieder einen Brief von ihr zerreißen«, versprach sie ihm.

      »Das weiß ich, mein Kleines. Und bald holen wir Jeremy heim.«

      »Ja, Daddy. Dann werden wir drei ganz glücklich sein, nicht wahr?«

      »Ja, Daisy.« Dabei überlegte Roy, ob er es übers Herz bringen würde, Daisys Hoffnungen zu zerstören und Renate zu bitten, zu ihnen zu kommen. Er wusste nicht mehr, was er tun sollte. Aber er erhoffte sich viel von seinem Besuch in Sophienlust.

      *

      Daisy machte sich von diesem Tag an Gedanken über ihren Daddy und Schwester Renate. Es entging ihr nicht, dass ihr Vater ein trauriges Gesicht machte, wenn er am Abend mit ihr zusammen in der Küche beim Essen saß. Sie dachte auch an das, was er über Schwester Renate gesagt hatte. Und plötzlich hatte sie einen Einfall.

      Am Sonntagnachmittag, als Daisy mit Tommy allein im Haus war, setzte sie sich in ihrem Zimmer an den kleinen Schreibtisch und schrieb einen langen Brief an Schwester Renate in Sophienlust. Am Montag steckte sie den Brief vor der Schule in den Briefkasten. Als sie den leisen Plumps im Briefkasten hörte, atmete sie erleichtert auf. Von nun an lebte sie in der Erwartung der Dinge, die über ihre und die Zukunft ihres Daddys entscheiden sollten.

      *

      Renate war zwei Wochen lang nicht mehr in Sophienlust gewesen. Sie hatte anstrengende Tage hinter sich. Am Abend war sie einige Male mit Dr. Aigner ausgegangen. An seinen Reden hatte sie allmählich erkannt, dass er sich noch immer Hoffnungen auf sie machte. Aber sie brachte es nicht über sich, ihm zu sagen, dass er das nicht tun solle, weil sie nun ganz sicher sei, dass Roy Bennet mehr für sie empfinde, als sie bisher geglaubt hatte.

      Tat er das wirklich?, fragte sie sich auf dem Weg nach Sophienlust. Maß sie seinem Anruf nicht zu viel Bedeutung bei? Er hatte ihr lange nicht mehr geschrieben. Vielleicht sah er in ihr wirklich nur eine gute Freundin?

      Renate sah plötzlich alles mit ganz anderen Augen.

      Sie hatte sich Roy aufgedrängt. Ja, das hatte sie getan, denn sie hatte ihm helfen wollen. Aber vielleicht hatte er gar keine Hilfe haben wollen?

      Renate litt wie alle Liebenden, die der Liebe ihres Partners noch nicht ganz sicher waren. Als sie von der Autobahn abbog und die Richtung nach Sophienlust einschlug, war ihr Herz zernagt von Zweifeln. Am liebsten wäre sie umgekehrt und nach Ulm zurückgefahren. Sie wollte sich nicht in Roys Leben drängen, was sie ja auch dann tat, wenn sie sich um seinen Sohn bemühte.

      Jetzt fuhr Renate durch das offenstehende Tor. Dann hielt sie vor der Freitreppe. Als sie ausstieg, fiel ihr eine ungewöhnliche Stille auf. Keine Kinderstimmen und kein Hundegebell waren zu hören.

      Renate stieg die Stufen der Freitreppe hinauf und läutete am Portal. Frau Rennert öffnete ihr. »Ach, Sie sind es, Fräulein Hagen!«, rief die Heimleiterin erfreut. »Wir hatten Sie nicht erwartet. Alle sind fort. Auch Schwester Regine. Ich bin mit Lena, Magda und meinen Enkelkindern Andreas und Alexandra ganz allein.«

      »Es tut mir leid, dass ich Sie störe. Ich hätte anrufen müssen.«

      »Aber nein, Sie stören doch nicht, Fräulein Hagen. Ihr Zimmer ist immer bereit für Sie. Kommen Sie nur herein. Die Kinder und ihre Begleiter kommen gegen sechs Uhr nach Hause. Sie sind mit den Bussen nach Frankfurt gefahren. Schon lange haben sie sich gewünscht, einmal den Frankfurter Zoo besuchen zu dürfen. Diesen Wunsch hat ihnen Frau von Schoenecker heute erfüllt. Übrigens ist heute ein Brief für Sie gekommen. Ich hätte ihn am Montag an Sie weitergeschickt, wenn Sie heute nicht gekommen wären.«

      »Ein Brief?« Renates Herz schlug schneller.

      »Von Daisy Bennet«, erwiderte die Heimleiterin lächelnd.

      »Von Daisy?« Sofort befürchtete Renate, dass irgendetwas mit Roy geschehen sei. Aufgeregt folgte sie Frau Rennert ins Büro. Als diese sich noch nach ihrem Befinden erkundigte, stand sie wie auf glühenden Kohlen. Nervös blickte sie immer wieder auf das Kuvert mit der kindlichen Schrift.

      Frau Rennert begleitete Renate noch zu ihrem Zimmer und sagte, sie solle sich ruhig Zeit lassen. Sobald sie sich von der Fahrt erfrischt habe, erwarte sie sie im Wintergarten zum Kaffee.

      »Vielen Dank, Frau Rennert.« Renate lächelte sie dankbar an. Als sie endlich allein war, riss sie das Kuvert erregt auf und entfaltete mit klopfendem Herzen den Briefbogen. Sie setzte sich auf einen der Sessel und las:

      Liebe Tante Renate!

      Ich nenne Dich so, weil Jeremy das doch auch tut. Ich wollte Dir schreiben, weil ich sehr böse war. Daddy war sehr traurig über mich. Bei uns ist es nicht mehr so schön. Daddy und ich sind ganz allein. Wir haben nur noch Tommy. Wie geht es Jeremy? Bitte, komm doch zu uns mit Jeremy. Wir haben große Sehnsucht nach ihm und auch nach Dir.

      Liebe Tante Renate, Daddy ist immer so schrecklich traurig, weil ich nicht lieb bin. Aber ich will lieb zu ihm sein. Ach ja, ich wollte Dir noch sagen, dass ich drei von Deinen Briefen einfach verbrannt habe, weil ich doch wollte, dass Daddy Dich nicht liebhat. Aber ich glaube, er hat Dich doch lieb. Und weil ich nicht will, dass er immer so traurig ist, will ich Dich auch liebhaben. Daddy weiß nicht, dass ich Dir schreibe.

      Ich kann schon kochen. Aber manchmal brennt etwas an. Kochst Du auch so gut wie Mummy? Ich war am Abend mal bei Mummy auf dem Friedhof, weil doch Pamela gesagt hat, dass alle Toten um Mitternacht aus ihren Gräbern kommen und sich treffen. Aber der Herr Pfarrer hat gesagt, das ist nicht wahr. Und er ist doch ein kluger Mann und weiß alles. Er hat gesagt, dass die Seele eines Menschen in den Himmel kommt und er selbst im Grab liegen bleibe.

      Liebe Tante Renate, komm doch mit Jeremy zu uns nach Alvery. Du kannst mit dem Flugzeug fliegen. Daddy und ich sind auch geflogen. Ich will auch lieb zu Dir sein. Und ich sage Daddy noch nichts von dem Brief, damit er überrascht wird. Es soll für ihn eine ganz schöne Überraschung werden, weil er doch bald Geburtstag hat. Er wird bald dreiunddreißig. Nicht wahr, Du kommst mit Jeremy? Auch Tommy sehnt sich nach Jeremy.

      Wenn Du mit ihm kommst, wird es vielleicht wieder fröhlich bei uns. Du sollst dann für immer bei uns bleiben. Kommst Du auch wirklich?

      Liebe Tante Renate, ich verbrenne auch nie wieder Deine Briefe, weil Daddy dann so böse wird. Er hat mir dafür eine Ohrfeige gegeben, und ich habe viel geweint.

      Viele Grüße und Küsse von Deiner Daisy.

      Grüße auch Jeremy. Und komme bald mit ihm zu uns.

      Gerührt ließ Renate den Brief sinken. Was sollte sie nur tun? fragte sie sich erregt. Sollte sie wirklich mit Jeremy überraschend auf Roys Farm eintreffen? Vielleicht würde er dann glauben, sie liefe ihm nach.

      Dann aber dachte Renate an Daisy. Aus jedem ihrer Worte sprach die Einsamkeit eines Kindes, das mit dem Leben nicht mehr fertig wurde.

      Renate malte sich in Gedanken ihre Ankunft mit Jeremy auf der Farm aus. Sie versuchte sich Roys Reaktion auf das plötzliche Wiedersehen vorzustellen. Aber es gelang ihr nicht.

      Voller Ungeduld wartete Renate auf die Rückkehr der Kinder


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