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Sophienlust Paket 3 – Familienroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Sophienlust Paket 3 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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Sie jetzt etwa auch bei uns an, Ferienhäuser zu bauen. Wissen alle nicht mehr, wohin mit dem Geld. Sollen uns bloß nicht die Gegend verschandeln.«

      »Ach was«, sagte Mintje. »Wäre gar nicht so übel, wenn hier auch ein bisschen mehr Geld herkäme. Alles geht an die holländische Küste. Kommst jetzt frühstücken, Krischan?«

      Bald darauf war Krischan wieder unten am Wasser und Mintje allein. Der Doktor war schon wieder über Land. Nun riefen sie ihn.

      Mintje schaute zum Küchenfenster hinaus. Wenn der Doktor bloß noch bleibt, dachte sie, wenn er nur nicht schon zurückkommt! Aber dieser Person war zuzutrauen, dass sie ausharrte. Was sie nur wollte?

      Mintje wusste mehr von ihr, als sie zugegeben hätte. Sie wusste genau, was sie ihrem Doktor für Kummer bereitet hatte. Der Doktor selbst hatte es ihr einmal erzählt. Damals, vor elf Jahren, als er gekommen war und mit der Einsamkeit noch nicht fertig werden konnte.

      Mintje hatte Angst und ein ganz gewaltiger Hass war in ihr auf diese Frau, die bestimmt nur gekommen war, um ihren Frieden zu zerstören.

      *

      In Sophienlust war Kapitän Brodersens Fernrohr aufgestellt worden. Lange hatte Denise überlegt, wo wohl der beste Platz dafür sei und sich dann für die Dachkammer entschieden, in der alte Möbel untergestellt waren. Nick hatte sie wohnlich eingerichtet. Er zog sich in neuester Zeit manchmal hierhin zurück, wenn er lernen musste. Man konnte von diesem Fenster aus auch ohne Fernrohr ziemlich weit schauen, aber durch dieses rückte alles ganz nahe heran. Das Schulhaus sah aus, als stünde es dicht vor ihnen, von der Kirchturmuhr konnte man die Zeit ablesen, die Ponys auf der Weide konnte man genau beobachten. Es war einfach himmlisch und für die Kinder ein überwältigendes Ereignis.

      Dodo hielt sich im Hintergrund. Wehmutsvoll dachte sie an die Zeit, als sie noch zu Mintje in die Küche schauen konnte, und jetzt war sie traurig, dass sie nicht auch sehen konnte, was ihr Muttichen gerade machte. Alles andere interessierte sie nicht so sehr.

      »Dodo!« Es war Denises Stimme, die nach ihr rief.

      Dodo stieg sofort die Treppe hinab. »Ja, Tante Isi?«, fragte sie.

      »Es ist Besuch für dich gekommen«, sagte Denise. »Geh in den Wintergarten.«

      Dodo sah sie ungläubig an. Denise lächelte. Sie selbst blieb vor der Tür stehen und hörte Dodos Jubelruf: »Muttichen, mein Muttichen!«

      Sie sah durch den Türspalt, wie Julia Pahlen das Kind auffing und an sich drückte, und wieder vermeinte sie Hinnerks Stimme zu hören: »Ich sehe, wie sie Dodo in den Armen hält. Sie werden es auch sehen, Madame.«

      Es war nicht Frauke, es war eine andere blonde Frau, aber so, wie sie das Kind umfing, tat es eine Mutter.

      Denise hatte sofort gewusst, dass es Julia Pahlen sein musste, als sie aus dem Wagen stieg. Sie hatte es gewusst, bevor Julia sich vorstellte.

      »Darf ich Dodo besuchen?«, hatte sie gefragt. »Oder ist es Ihnen nicht recht, dass ich sobald komme?«

      Alle Zweifel, die Denise gehegt hatte, schwiegen, als sie in dieses klare Gesicht blickte, und als sich ihre Hände zu einem festen Druck fanden, wussten sie beide, dass sie sich mochten.

      »Ich werde Dodo rufen«, sagte Denise. »Später können wir uns unterhalten.«

      Jetzt war sie überflüssig. Dodo war glücklich. Die Wehmut war aus ihrem Gesichtchen gewichen. Ihre Augen leuchteten wie Sterne, und ihre kleinen Finger streichelten immer wieder Julias Gesicht.

      »Mein allerliebstes Muttichen«, sagte sie zärtlich.

      »Meine allerliebste kleine Dodo«, flüsterte Julia. »Ich hatte Sehnsucht nach dir.«

      »Auch soviel wie ich?«

      »Bestimmt ebenso viel.«

      Draußen jaulte Hannibal in den höchsten Tönen. Er gebärdete sich wild vor Freude, als Julia ihn begrüßte. Er rannte sie und Dodo fast über den Haufen.

      »Wie er sich freut«, sagte Dodo. »Er hatte auch Sehnsucht nach dir.«

      Für Dodo blieben an diesem Tag keine Wünsche offen. Sie war ganz gewiss das glücklichste Kind in Sophienlust.

      »Würde es dir gefallen, wenn wir drei beisammen wären, Dodo?«, fragte Julia, nachdem sie erst nur beiläufig über Harald gesprochen hatte.

      »Will es Onkel Harald?«, fragte Dodo staunend.

      »Ja, er will es.«

      »Ich habe es geträumt«, sagte Dodo sinnend. »Ich habe gedacht, dass es schön wäre. Aber kann er denn fort? Und was macht Mintje dann?«

      »Es wird sich alles finden. Wirst du solange in Sophienlust bleiben?« Es fiel ihr schwer, diese Frage zu stellen, denn jetzt würde sie sich gern über Haralds Wunsch hinwegsetzen und Dodo mit sich nehmen.

      »Wie lange?«, fragte Dodo gedankenvoll.

      »Bis Harald und ich heiraten.«

      Ob Dodo nun nicht doch an ihren Vater dachte? Forschend ruhten Julias Augen auf dem Kindergesicht. Sie konnte nicht ergründen, was hinter dieser glatten Stirn vor sich ging.

      »Dann ist er nicht mehr Onkel Harald, sondern mein Vati?«, fragte Dodo.

      »So wünschen wir es uns«, sagte Julia.

      Dodo atmete tief auf. »So wünsche ich es mir auch«, erklärte sie.

      Sie gingen nebeneinander. Julia hatte die kleine Hand fest umschlossen.

      »Warum heißt du jetzt Julia, Mutti?«, fragte Dodo sinnend. »Gefällt dir Julia besser als Frauke?«

      »Was gefällt dir besser?«, fragte Julia beklommen.

      »Mutti«, erwiderte Dodo. »Es ist besser, wenn wir gar nicht mehr an früher denken.«

      »Ja, vielleicht ist es besser, Dodo.«

      »So, wie es jetzt ist, ist es schön«, sagte Dodo. »Großväterchen hat immer gesagt, dass ich an heute denken soll, nicht an gestern. Hast du Großväterchen auch liebgehabt?«

      Julia hatte ihn nicht gekannt und doch war er ihr vertraut. Es fiel ihr gar nicht schwer zu sagen: »Ja, ich habe ihn liebgehabt.«

      »Er würde sich freuen, dass ich dich habe«, sagte Dodo.

      Ein eigentümliches Gefühl bewegte Julia. Dodo hatte gesagt, dass ich dich habe – nicht, dass ich dich wiederhabe. Kannte sie die Wahrheit und wollte sie diese nur verdrängen? Sie beugte sich zu Dodo und zog sie ganz fest an sich.

      »Ich habe dich sehr lieb«, flüsterte sie. »Ich bin froh, dass ich dich gefunden habe.«

      Dodo lächelte verklärt. »Ich habe dich gefunden«, sagte sie. Die Frage, was sie wirklich wusste oder ahnte, blieb offen. Julia wollte nicht mehr daran rühren. Sie wusste nur eines ganz gewiss: Sie wollte Dodo nie mehr hergeben.

      »Wenn es dir lieber ist, werde ich Frauke heißen«, sagte sie und war im Innersten bereit, sich so nennen zu lassen.

      »Nein, Muttichen. Wenn Onkel Harald Julia sagt, klingt es so schön. Er hat gesagt: Komm, Julia, Dodo wartet auf uns.«

      »Wann hat er das gesagt?«, fragte Julia bebend.

      »In meinem Traum«, erwiderte Dodo.

      *

      Mintje sah verweint aus, als Harald kam. »Nanu, was ist denn los?«, fragte er erschrocken. »Hat Dr. Hagedorn etwas verbockt?«

      »Nein.«

      Mintje drehte am Schürzenzipfel. Es fiel ihr schwer zu sprechen. Sie schluckte immer wieder die aufsteigenden Tränen herunter, aber dann wurde sie doch von einem Schluchzen geschüttelt.

      Harald, noch im Vollgefühl seines Glückes, schüttelte den Kopf. »Beruhige dich, Mintje, und dann schütte dein Herz aus«, sagte er. »Ich habe dir auch eine Menge zu erzählen.«

      Er


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