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Mami Staffel 11 – Familienroman. Edna MeareЧитать онлайн книгу.

Mami Staffel 11 – Familienroman - Edna Meare


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bei ihr auch ein Zimmer haben.«

      »Aber wir haben es doch schön so. Es ist doch alles besprochen gewesen. Sobald du einen Nachmittagsplatz im Kindergarten hast…«

      »Ich bin aber zu alt für den Kindergarten.«

      »Daniel, viele Kinder gehen nachmittags dort hin, wenn sie aus der Schule kommen.«

      »Aber bei Oma ist es auch schön.«

      »Das ist aber neu.«

      Er warf ihr einen merkwürdigen Blick zu. Christine wurde es kalt und heiß. Irgend etwas ging hier vor. Und sie kam nicht an ihn heran.

      »Ich glaube nicht, daß ich das möchte.«

      Er gab keine Antwort, sondern aß auf und schob dann seinen Teller beiseite.

      »Kann ich zu Jan gehen?«

      »Heute nicht, ich wollte mit dir einkaufen fahren«, lockte sie ihren Sohn.

      »Will ich aber nicht.«

      »Nicht einkaufen? Wie war es heute übrigens in der Schule?«

      »Wie immer.«

      »Hast du brav mitgemacht?«

      »Ja.«

      Christine fühlte sich ein wenig hilflos.

      »Möchtest du am Wochenende bei Oma schlafen?«

      Wenn er seine Behauptungen nur aufgestellt hatte, um sie zu ärgern, würde er jetzt vermutlich ablehnen. Bisher hatte er nicht gern dort geschlafen, weil alles einem so strengen Ritual folgte.

      »Ja, gern«, gab Daniel höflich zurück. »Willst du weg?« fügte er dann hinzu, ohne sie anzusehen.

      »Vielleicht. Der neue Notar in unserer Kanzlei hat uns eingeladen…«

      »Uns?«

      Hatte sie »uns« gesagt? Sie wurde rot, antwortete aber wahrheitsgemäß. Ihr Sohn sollte nicht glauben, daß sie Geheimnisse vor ihm hatte.

      »Adrian von Manger und mich. Er hat übrigens gefragt, ob wir nicht einmal zu ihm ins Restaurant kommen wollen, du und ich.«

      So etwas ließe sich Daniel doch nicht entgehen…

      »Nö, will ich nicht. Kann ich jetzt zu Jan?«

      Zur Verblüffung erlaubte Christine es ihm. Sie blieb zu Hause und putzte in ihrer Verwirrung den ganzen Haushalt, was sie normalerweise verabscheute. Jetzt war es tröstlich und lenkte sie von ihren Sorgen ab.

      *

      Am Freitag kam ein weiterer Anruf von Daniels Lehrer.

      »Ich glaube, wir sollten uns treffen, Frau Baerwald. Daniel verhält sich anders als vorher, und ich kann das nicht mit ein paar Sätzen am Telefon erklären.«

      Er erzählte Christine nichts Neues. Auch sie hatte keine Hoffnung mehr, daß Daniels Benehmen einer kurzen Laune entsprang. Er war ihr gegenüber verschlossen, doch sie sah – jetzt mußte sie fast denken »leider« – keinen Anhaltspunkt dafür, daß er eine Kinderkrankheit ausbrütete und sich deshalb so seltsam verhielt.

      »Ich hätte heute nachmittag etwas Zeit. Oder heute abend. Wie ist es Ihnen lieber? Wenn es mir nicht wichtig erschiene, würde ich Sie sicher nicht so drängen.«

      »Ich könnte sowohl als auch. Soll ich zu Ihnen kommen?«

      »Ja, das wäre mir recht. Um fünf?«

      »Gut. Ich bringe Daniel zu meiner Mutter. Da wollte er sowieso das Wochenende verbringen.«

      »Dann sehen wir uns um fünf.«

      Jasper Wolf nannte Christine seine Adresse und beschrieb kurz den Weg. Christine blieb einen Moment am Telefon sitzen und fühlte sich verunsichert und unglücklich. Gerade jetzt, wo sich ein neues Glück am Horizont abzeichnete, verlor sie ihre beste Freundin und anscheinend auch das Vertrauen ihres Sohnes. Ein bißchen viel auf einmal…

      Daniel nahm es gelassen zur Kenntnis, daß er heute zur Oma gefahren wurde. Heimlich hatte Christine doch auf seinen Protest gehofft.

      »Du willst wirklich gleich bis Sonntag dortbleiben? Ich kann dich auch heute abend wieder abholen…«

      »Nee, du hast ja doch keine Zeit.«

      Sie mußte sowieso gerade an einer roten Ampel halten. Sie drehte sich zu Daniel um und sah ihn bittend an.

      »Daniel, ich frage dich jetzt ein letztes Mal, was mit dir los ist. Du bist mir gegenüber richtig komisch…«

      »Oh, Mama… hör doch auf!«

      Noch nie hatte er in diesem Ton mit ihr gesprochen.

      Christine sah ihn fassungslos an. Hinter ihr begann ein Auto zu hupen. Die Ampel stand bereits wieder auf Grün.

      Sie konnte sich nichts mehr vormachen. Daniel lehnte sie aus irgendeinem Grund ab.

      Als sie ihn ihrer Mutter übergab, hätte Christine fast noch Streit mit ihr bekommen.

      »Daniel ist anders als sonst. Bitte, sei nicht streng mit ihm, ja?«

      »Ich weiß schon, wie ich mit meinem Enkel umgehen muß. Vielleicht besser als du«, lautete die selbstgerechte Antwort, die Christine sofort wieder auf die Palme brachte.

      Konnte ihre Mutter nicht einmal freundlich fragen, welche Sorgen ihre Tochter beschäftigten, ohne gleich den Zeigefinger zu heben und zu betonen, daß sie alles besser wußte? Aber Trost war von ihrer Seite nie zu erwarten gewesen. Warum sollte er jetzt gegeben werden, nur weil in ihrem Leben plötzlich alles auf dem Kopf zu stehen schien?

      »Ich rufe heute abend noch einmal an. Wenn er zurückmöchte, hole ich ihn natürlich.«

      Ein frommer Wunsch. Daniel würde nichts dergleichen wollen, denn schon jetzt war er in der Küche verschwunden, ohne sich von seiner Mutter zu verabschieden.

      »Ich glaube, er fühlt sich sehr wohl hier«, gab ihre Mutter dann auch sofort zurück.

      »Na gut… Dann gehe ich mal wieder.«

      Sie ersparte es sich, nach Daniel zu rufen. Er würde nicht kommen, und ihre Mutter hätte wieder Grund, dieses Gesicht zu machen, das ausdrückte, wie unzufrieden sie mit der Erziehung war, die ihre Tochter Daniel angedeihen ließ.

      Die Wohnung, in die Herr Wolf sie kurz darauf führte, war voller Bücher. Das war der erste Eindruck, den Christine gewann. Aber es wirkte ausgesprochen heimelig hier. Allerdings fiel ihr auch auf, daß nichts auf die sorgende Hand einer Frau hinwies. Lebte er allein?

      Warum interessierte sie das überhaupt? Hatte sie nicht genug Probleme?

      »Bitte, setzen Sie sich, Frau Baerwald. Ich hoffe, Sie sehen über das Chaos hinweg. Ich lese immer mehrere Bücher gleichzeitig, und dann noch das Unterrichtsmaterial…, na ja, Sie sehen ja selbst…«

      »Ich finde es gemütlich.«

      »Wirklich? Das freut mich. Wann immer eine Frau hier hereinkommt, scheint es ihr in den Fingern zu zucken. Meine Schwester sagt immer, ich bin der geborene Einsiedler.«

      Seine Schwester? War die hübsche junge Frau seine Schwester gewesen? Christine lächelte.

      »Lassen Sie sich nicht irritieren. Es gibt auch Frauen, die sich gern mit Büchern umgeben. Blattpflanzen sind viel schwieriger sauberzumachen.«

      Er lachte und entschuldigte sich für einen Moment, um den Kaffee zu holen, den er bereits gekocht hatte. Christine setzte sich auf das breite Ledersofa mit den abgewetzten Lehnen und fühlte sich zum ersten Mal seit Tagen fast entspannt. Komisch angesichts des Gespräches, das sie gleich führen würden.

      »So, dann wollen wir gleich mal in medias res gehen. Ich kann ja nicht mit Bestimmtheit sagen, was los ist, Daniel hat sich nur verändert. Er ist nicht mehr so lustig, sondern eher… aufsässig. Als wolle er mit aller Gewalt meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Ich habe schon versucht, ernsthaft


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