Butler Parker Staffel 7 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
wieder Treppenstufen eingebaut waren, führte in Schlangenwindungen hinauf zum Bungalow, von dem man aber nur das Dach sehen konnte, so geschickt war er in den Hügel eingebaut worden.
Bald näherten sich schnelle Schritte.
Parkers Bluff zahlte sich bereits aus. Im Haus war man nervös geworden, nachdem er sich nicht wieder gemeldet hatte. Hinzu kam vielleicht noch, daß die beiden Bluthunde sich nicht mehr meldeten und offensichtlich sauer waren. Nun wollte man nachsehen, was eigentlich los war.
Parker schaltete das scharf gebündelte Licht seiner Kugelschreibertaschenlampe ein und blinkte nach unten in Richtung Mike Rander, der neben dem hochbeinigen Monstrum auf dem Parkplatz stehen mußte.
Mike Rander reagierte augenblicklich.
Er schlug eine Wagentür laut ins Schloß und lockte damit tatsächlich die Torwache vor das Tor.
Parker ließ sich Zeit und überhastete nichts.
Erst als die Torwache knapp seitlich und vor ihm stand, bemühte Josuah Parker seinen Universal-Regenschirm. Der Mann, der eine Schrotflinte mit abgesägtem Lauf schußbereit in der Hand hielt, gluckste fast erfreut auf, wenigstens hörte es sich so an, um dann vor Parkers Füßen sich zu einem kurzen Tiefschlaf zusammenzuringeln …
Als Parker den Treppenweg hinauf zum Bungalow benutzte, erschienen die beiden Bluthunde.
Als sie jedoch erkannten, wen sie da vor sich hatten, kniffen sie ihre Schwänze ein und trollten sich überhastet. Sie wollten sich mit diesem so eigenartig aussehenden und handelnden Besucher nicht noch einmal anlegen.
Parker verließ den Treppenweg, um vom Bungalow nicht beobachtet zu werden. Er wechselte also hinüber auf den steilen Rasen, der mit Blumenbeeten durchsetzt war. Mit einer Kraft und Geschmeidigkeit, die man ihm niemals ansah, stieg Parker hinauf zum Bungalow. Er schaffte diese Strecke innerhalb weniger Minuten.
Vor dem Eingang des Bungalows stand ein mittelgroßer, schlanker Mann, der etwa fünfzig Jahre alt sein mochte. Parker, der sich dicht herangepirscht hatte, konnte das Gesicht dieses Mannes gut sehen. Es wirkte gedunsen, was im ersten Moment gar nicht zur Schlankheit des Körpers paßte. Der Mann hatte dicke Augenbrauen und kurzgeschorenes, graues Haar. Er war offensichtlich ungeduldig und gereizt. Er schaute zur Treppe hinunter und wartete wohl auf die Rückkehr seines Mitarbeiters.
Hinter ihm erschien jetzt eine Frau, knochig und hager, sie war älter als der Mann und trug ein graues, knielanges Kleid. Sie wirkte irgendwie altmodisch und verkniffen..
»Ben schon zurück?« fragte sie.
»Nicht …!« sagte der grauhaarige Mann aufgebracht, »warum meldet er sich nicht?«
»Vielleicht ist was passiert.« Die knochige Frau ging an dem Grauhaarigen vorbei und beobachtete die Treppe.
»Da! Die Hunde!« Sie deutete mit dem ausgestreckten Arm auf den Treppenweg.
Die beiden Bluthunde schlichen sich heran und waren das personifizierte, schlechte Gewissen. Sie krochen fast über den Boden und waren völlig aus der Form geraten.
Der Grauhaarige rief sie an, doch die Tiere mochten im Augenblick nichts mit Zweibeinern zu tun haben. Sie drehten erschreckt ab und verschwanden zwischen den Sträuchern.
»Verstehst du das, Mary?« Der Grauhaarige wandte sich an die Frau, die ihn überrascht anstarrte.
»Ich weiß nicht, Mister Wesson«, sagte Mary, »aber die Tiere scheint man geschockt zu haben …!«
»Zurück ins Haus«, befahl Wesson plötzlich. »Ben soll sehen, wo er bleibt! Wir machen das Haus erst mal dicht. Ich glaube, daß da was schiefgelaufen ist.«
»Dem würde ich allerdings auch beipflichten«, ließ Parker sich in diesem Moment vernehmen und trat aus seinem Versteck. Er lüftete höflich seine schwarze Melone und schloß: »Ich erlaube mir übrigens, eine angenehme Nacht zu wünschen, was aber nicht besagen soll, daß ich die Absicht habe, mich gleich wieder zurückzuziehen.«
Lew Wesson drehte sich überraschend langsam zu Josuah Parker um. Sein Gesicht blieb beherrscht. Er verengte nur etwas die Augen. Mary, die knochige Frau, schien fast vom Schlag getroffen zu sein. Sie holte tief und hörbar Luft, meisterte so etwas wie einen leichten Schwindelanfall und preßte anschließend ihre an sich schon schmalen Lippen zusammen.
»Wer sind Sie?« fragte Wesson.
»Parker ist mein Name, Josuah Parker«, stellte der Butler sich formgerecht vor, »ich hoffe, Sie haben ein wenig Zeit für meine bescheidene Person.«
»Parker …« Er sprach den Namen ohne jede Betonung aus und nickte dazu, »kommen Sie ins Haus, Mister Parker…!«
»Ich nehme Ihre möglicherweise freundlich gemeinte Einladung gern und dankend an.« Parker lüftete erneut seine schwarze Melone und betrat den Bungalow. Er hielt seine Melone höflich in der Hand, die Außenseite vom Körper weggekehrt. So war er in er Lage, im in der Melone eingebauten Panoramaspiegel genau zu beobachten, was sich hinter ihm tat.
Es tat sich einiges.
Lew Wesson war gerade damit beschäftigt, aus seinem Leibgürtel eine Handfeuerwaffe hervorzuziehen. Und die Dame Mary hob ihre Hundehetzpeitsche, um sie dem Butler wohl über den Kopf zu ziehen. Die Einladung ins Haus war demnach nur ein Lippenbekenntnis gewesen.
Lew Wesson stöhnte beeindruckt, als der bleigefütterte Bambusgriff von Parkers Universal-Regenschirm seinen gerade beschäftigen Oberarm traf. Die Pistole landete polternd auf dem Boden.
Die Dame Mary, die gerade hatte Zuschlagen wollen, kickste überrascht auf, als die Lage sich derart änderte. Dennoch wollte sie ihren Schlag aber um jeden Preis anbringen. Sie schien eine seltsame Art von Ehrgeiz zu besitzen.
Parkers Regenschirm parierte den Schlag. Die Dame Mary schluchzte wie ein Kleinkind auf, dem man ein liebes Spielzeug genommen hat. Dann rieb sie sich das schmerzende Handgelenk und schmollte.
»Ihre Gastfreundschaft ist nicht gerade das, was man rühmenswert nennen möchte«, tadelte Parker die beiden Mitmenschen, »darf ich erwarten und hoffen, daß es dennoch zu einem klärenden Dialog kommen wird?«
Sie hatten die große Wohnhalle des Bungalows erreicht, und Parker deutete auf die tiefen und augenscheinlich sehr bequemen Sessel. Mary plumpste in eines dieser Sitzmöbel, während Wesson böse und feindselig hinter einem der Sessel stehen blieb. Parker baute sich taktisch so auf, daß er nicht überrumpelt werden konnte.
»Ich möchte also noch einmal auf Miß Hazel Sharon zurückkommen«, begann er gemessen, »nach Mister Teddy Colmans Aussage soll sie sich hier in diesem Haus befinden, um an einer Party teilzunehmen, die es aber offensichtlich nicht zu geben scheint…!«
»Ich verstehe überhaupt nichts«, behauptete Wesson mit leicht gepreßter Stimme, da ihn sein Arm nach wir vor böse schmerzte, »wer ist Colman? Wer ist dieses Mädchen? Sind Sie sicher, daß man Sie nicht angelogen hat?«
»Mister Colman stand unter dem Eindruck, von zwei Herren namens Dave und Joe ermordet zu werden. Er sprach die Wahrheit, wenn Sie meine bescheidene Wenigkeit fragen. Ich möchte also noch einmal wiederholen: Wo kann ich Miß Sharon finden und sprechen?«
»Sie war hier, aber sie fuhr wieder weg«, schaltete sich die knochige Mary plötzlich ein, worauf sie von Wesson böse und beschwörend zugleich angesehen wurde.
»Demnach ist Miß Sharon Ihnen also bekannt?«
»Doch, ja!« räumte jetzt auch Wesson notgedrungen ein, »ich wollte Probeaufnahmen von ihr machen.«
»Hier, in Ihrem Bungalow?«
»Im Keller habe ich modern eingerichtete Ateliers…«
»Werde ich möglicherweise die Erlaubnis erhalten, sie einmal aus der Nähe zu besichtigen?«
Bevor Parker eine Antwort erhielt, peitschte ein Schuß auf, den der Butler als peinlich empfand, zumal das Geschoß dicht an seinem Körper vorbeizischte und daraufhin in der Wand verschwand, nicht unter Zurücklassung