Butler Parker Staffel 8 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
Sicherheit, daß dieser junge Mann hier oben im Büro gewesen sein mußte.
Aus einer plötzlichen Eingebung heraus benutzte Parker seinen Regenschirm als Golfschläger. Er drehte sich blitzschnell um seine Längsachse und ließ seinen angehobenen Regenschirm mitgehen.
Der Schwung reichte vollkommen aus, den hinter ihm stehenden Mann leicht aus der Fassung zu bringen.
Das heißt, genauer ausgedrückt, dieser Mann wurde voll in Höhe seiner linken Hüfte vom Regenschirm erwischt und zu Boden gefällt. Er blieb, nach Luft schnappend, neben einem der beiden Strohsessel liegen und schaute den Butler durch seine runde Lennon-Brille konsterniert an.
*
Parker stand hinter der Tür und hörte die schnellen Schritte draußen auf dem Korridor.
Sie näherten sich der inzwischen geschlossenen Tür zum Detekteibüro und gingen in leichtes Scharren über. Dann wurde ein Schlüssel ins Schloß gesteckt.
Parker hatte es vorgezogen, die Tür mit seinem Spezialbesteck wieder zu schließen.
Die Tür wurde jetzt schwungvoll aufgedrückt, und herein marschierte eine äußerst attraktiv aussehende Frau von höchstens fünfundzwanzig Jahren.
Sie trug schulterlanges, blondes Haar, das ihr apart geschnittenes Gesicht wirkungsvoll rahmte. Sie schien grau-grüne Augen zu haben, und sie besaß jene Körperformen, die Männerblicke automatisch auf sich zogen.
Sie war langbeinig, schlank und trug einen Minirock, der schon fast als verwegen anzusprechen war. Ihre Oberweiten staken in einer leichten, weit aufgeknöpften Polobluse.
Sie hatte keine Ahnung, daß sie beobachtet wurde.
Sie ging durch bis zum Schreibtisch, warf sich in den schäbigen Sessel und griff nach dem Telefon. Sie wählte eine Nummer und zündete sich dabei eine Zigarette an.
»Hallo, Süßer«, sagte sie, als die Verbindung hergestellt war, »Lana hier. Wie sieht’s bei dir aus? Schon was herausgefunden? Wie … Na schön, dann müssen wir eben noch schärfer rangehen, natürlich … Herb hat eine tolle Sache aufgebohrt. Sieht gut aus. Natürlich lasse ich ihn an der langen Leine. Ich weiß genau, wann ich ihm den Laufpaß zu geben habe, mach dir da mal keine Sorgen! Gut, Mel! Halt die Ohren steif! Bis dahin!«
Sie legte auf und entdeckte den Butler, der sich bisher nicht gerührt hatte.
Sie war völlig überrascht und sah ihn aus weit geöffneten Augen an, die sich jetzt mit Angst füllten.
Dann sprang Lana auf und riß gleichzeitig an der Schublade des Schreibtisches.
»Ich erlaube mir, Ihnen einen guten Tag zu wünschen«, sagte Parker und lüftete höflich seine schwarze Melone, »mein Name ist Parker … Josuah Parker.«
»Was … Was wollen Sie hier?« Sie hielt bereits einen kurzläufigen 38er in der Hand und schien damit gut umgehen zu können. Sie hatte sich inzwischen schon wieder gefaßt und wirkte gar nicht mehr ängstlich.
»Ich warte auf Mister Stilson«, antwortete Parker, der die Waffe ignorierte, »er scheint sich ein wenig verspätet zu haben.«
»Mister Stilson ist … Wie, sagten Sie, heißen Sie? Parker?«
Endlich schien ihr Parkers Name etwas zu sagen. Ihr Blick wurde wachsam, doch sie ließ die Waffe wieder sinken.
»Parker ist mein Name«, wiederholte der Butler noch mal, ohne dabei die Schußwaffe aus den Augen zu lassen, »habe ich die Ehre, mit einer engen und vertrauten Mitarbeiterin Mister Stilsons zu sprechen?«
»Ich bin Lana Clint«, stellte nun auch sie sich vor, »stimmt übrigens haargenau. Ich bin Stilsons Mitarbeiterin.«
»Darf ich weiter fragen, ob Sie zusammen mit Mister Stilson meine bescheidene Wenigkeit überwachen und kontrollieren?«
»Wie kommen Sie denn darauf?« fragte sie gespielt erstaunt.
»Nun, was Mister Stilson anbetrifft, so hatte ich durchaus diesen Eindruck«, sagte Parker höflich, »inzwischen dürfte er allerdings meine Spur verloren haben. Würden Sie ihm bei Gelegenheit ausrichten, daß seine Fähigkeiten als Beschatter nicht gerade das sind, was man umwerfend nennen könnte.«
*
»Ich verstehe kein Wort«, sagte sie und schüttelte verständnislos den Kopf.
»Nähere Einzelheiten werden Sie sicher von jenem jungen Herrn erfahren, der unglücklicherweise in meinen Regenschirm lief«, sagte Parker und öffnete gleichzeitig die Tür zum Nebenraum der Detektei.
Lana Clint bekam große Augen, als sie den Hippie-Jüngling am Boden entdeckte.
»O Paul«, sagte sie erschreckt und vergaß ihre Waffe. Sie rannte fast hinüber zu dem Burschen und bettete seinen ausdrucksvollen Kopf in ihrem Schoß.
»Auch ein Mitarbeiter Mister Stilsons?« erkundigte sich Josuah Parker, der gemessen gefolgt war.
Sie schaute vorwurfsvoll hoch.
»Was haben Sie nur mit Paul gemacht?« wollte sie wissen, »er ist ja ohnmächtig!«
»Dies, Miß Clint, ließ sich leider nicht vermeiden«, entschuldigte sich Parker, »aber darf ich meine Frage noch mal wiederholen? Handelt es sich bei jenem Herrn ebenfalls um einen Mitarbeiter Mister Stilsons?«
»Aber natürlich«, gab sie zurück, »Paul arbeitet schon seit einem Jahr für Stilson.«
»Und Sie, Madam, falls mir diese Frage gestattet ist?«
»Seit ein paar Wochen. Aber was interessiert Sie das überhaupt? Warum haben Sie Paul niedergeschlagen? Er kann Ihnen doch gar nichts getan haben? Paul würde sich nie an einem Mitmenschen vergreifen.«
»Ich werde mir erlauben, mich zu einem späteren Zeitpunkt bei ihm zu entschuldigen«, erwiderte Josuah Parker, »wenn Sie gestatten, möchte ich mich jetzt allerdings empfehlen.«
»Sie wollen nicht auf Mister Stilson warten?«
»Er wird nach meinen privaten Berechnungen noch auf sich warten lassen«, erklärte Parker höflich, »rechnen Sie mit seiner Rückkehr in etwa einer knappen Stunde. Mister Stilson wird mit Sicherheit einen leichten Kopfschmerz mitbringen. Für solche Fälle empfehle ich Milch, ein ausgezeichnetes Getränk, Um die angegriffene Physis wiederherzustellen!«
*
Mrs. McLean war eine erstaunlich zarte Frau, die einem jungen Mädchen glich. Nur nicht die Augen stimmten überein. Die erinnerten an die einer stets leicht gereizten Katze.
Als sie die Tür des kleinen Reihenhauses öffnete, verwandelte sich ihr etwas spitzes Gesicht in eitel Frohsinn. Sie hatte eine Schwäche für den Butler, den sie als den letzten Gentleman dieser Erde bezeichnete.
»Ich erlaube mir, Mrs. McLean, Ihnen einen besonders schönen Abend zu wünschen«, begrüßte Josuah Parker sie und lüftete höflich seine schwarze Melone, »gehe ich richtig in der Annahme, Ihren Gatten treffen zu können?«
»Sie kommen wegen dieser Levell-Geschichte, nicht wahr?« Sie ließ ihn eintreten und führte ihn in den Wohnraum, in dem eine fast klinische und peinliche Sauberkeit herrschte. Es roch übrigens penetrant nach scharfem Bohnerwachs.
»Sie kennen die Vorgeschichte?« erkundigte sich Parker.
»Ich kenne Levell«, gab sie zurück, »ich kenne Hank, der mit den 250 000 Dollar verschwunden ist.«
»Wie sich das trifft«, meinte Parker, »lernten Sie Mister Levell durch Ihren Mann kennen?«
»Richtig«, bestätigte sie und nötigte Parker Platz zu nehmen. Sie war allerdings nicht schnell genug, ein gesticktes Kissen vom Sessel zu reißen. Wahrscheinlich hatte sie gewisse Befürchtungen, Parker könnte es leicht zerdrücken.
»Ihr Mann macht sich Sorgen um Mister Levell.«
»Seine Sorgen möchte ich haben«, sagte sie giftig, »dieser Hank Levell