Butler Parker Staffel 6 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
zu haben, sein Gesiebt zu verbergen. Zudem fiel dem Butler auf, daß gerade jetzt die Radkappe entfernt werden sollte. Was hatte der Fahrer des Wagens denn bisher getan? Nur hoffnungsvoll auf Hilfe gewartet?
Parkers Hände glitten sicherheitshalber über das reichhaltig ausgestattete Armaturenbrett seines Wagens. Dann kurbelte er die Wagenscheibe herunter und beugte sich ein wenig hinaus.
„Irre ich mich in der Annahme, daß Sie Hilfe brauchen?“ rief er dem Fahrer zu.
„Ich komme mit dem Rad nicht klar“, antwortete der Fahrer des querstehenden Wagens und richtete sich langsam auf, „scheint sich was verklemmt zu haben.“
„Ich werde, wenn Sie erlauben und einverstanden sind, dem Straßendienst einen entsprechenden Hinweis geben“, entgegnete der Butler, „gedulden Sie sich ein wenig …!“
Das schien das Stichwort für den Fahrer des Wagens gewesen zu sein. Er fürchtete wohl, Parker würde jetzt weiterfahren. Er riß blitzschnell und durchaus gekonnt eine Schußwaffe aus der Schulterhalfter und richtete die Waffe auf den Butler.
Zusammen mit dieser energischen Bewegung erschienen zwei weitere Männer auf der Bildfläche. Sie hatten sich bisher hinter dem Wagen verborgen gehalten. Sie trugen im Gegensatz zu ihrem Partner kurzläufige Maschinenpistolen.
„Aussteigen!“ rief der Fahrer Parker zu, „los, beeilen Sie sich, oder sollen wir Ihnen Beine machen!?“
Parker hatte die drei Männer inzwischen wiedererkannt. Es handelte sich um jene Sportsleute, denen er bereits im Schnellimbiß auf der Fahrt nach Las Vegas eine eindeutige Lektion erteilt hatte. Er wußte also, woran er mit diesen drei Männern war. Er vermißte zwar den vierten Mann, doch darauf kam es jetzt im Augenblick nicht an. Er mußte erst einmal dafür sorgen, daß sein Wagen nicht unnötig beschädigt wurde. Ihm lag sehr viel daran.
Parker schob also seinen rechten Fuß vor bis an die Spritzwand des Bodenbretts und löste mit der Schuhspitze einen Kontakt aus. Der Effekt war frappierend.
Ein überaus grelles Blitzlicht zuckte aus den präparierten Scheinwerfern seines hochbeinigen Monstrums hervor. Heller als tausend Sonnen hätte man dazu sagen können. Die Dunkelheit wurde völlig vernichtet und ausgeleuchtet.
Die drei bewaffneten Schläger erstarrten zu Salzsäulen und waren nicht in der Lage, irgendwie zu reagieren. Sie waren geblendet und hilflos. Sie waren zudem derart überrascht, daß sie völlig vergaßen, wenigstens ihre Waffen sprechen zu lassen.
Parker griff in das Handschuhfach seines Wagens und holte eine Plastik-Eierhandgranate hervor. Er riß den Sicherungsstift heraus und warf den explosiven Gegenstand in Richtung der drei Salzsäulen, die sich noch immer nicht zu regen vermochten.
Die Detonation erfolgte augenblicklich.
Mit einem orangefarbenen Lichtblitz platzte die Eierhandgranate auseinander und verursachte dabei einen Lärm, der durchaus geeignet war, diverse Trommelfelle in peinliche Schwingungen zu versetzen.
Die drei Salzsäulen verschwanden. Sie wurden von einer tiefgelben Rauch- und Nebelwolke verschluckt. Mehr tat sich nicht. Die Eierhandgranate enthielt selbstverständlich keinen Sprengstoff, sie löste sich auch keineswegs in lebensgefährliche Stahlsplitter auf. Solche Waffen verschmähte Josuah Parker. An Blutvergießen war er noch nie interessiert gewesen. Dies widersprach seinen Prinzipien.
Während die drei Schläger in der Qualm- und Nebelwolke nun jede Orientierung verloren, ließ Parker sein hochbeiniges Vehikel wieder anrollen und dirigierte es neben den querstehenden Wagen. Er nahm sich trotz der Gefährlichkeit der Situation noch die Zeit, eine kleine Metallkapsel vorn am Kühler festzukleben. Dann gab er Gas und rauschte davon.
Die drei völlig verwirrten Schläger brauchten genau zweidreiviertel Minuten, bis sie sich endlich wieder zu orientieren vermochten. Sie hatten sich zurück zu ihrem Wagen getastet und ließen sich völlig erschöpft in die Polster sinken.
„Das können wir dem Boß niemals erklären“, sagte einer von ihnen und wischte sich die tränenden Augen aus, „drei Männer … aber dieser, verdammte Bursche legt uns alle ’rein …!“
*
Ronny und Ray, die beiden Mitarbeiter Clemettis, befanden sich bereits in der Suite von Walt Harris und spielten sich als harte Profis auf.
„Ich glaube, wir machen jetzt mal ’ne hübsche, kleine Ausfahrt“, schlug Ronny in schleppender Sprechweise vor, die er einem Leinwandgangster abgehört hatte, „und unterwegs unterhalten wir uns über gewisse Verkaufsabsichten …!“
„Aber wieso denn?“ sagte Harns, dem der kalte Angstschweiß wieder einmal auf der Stirn stand, „es bleibt doch dabei, daß ich an Clemetti verkaufen werde!“
„Und wie war das mit diesem komischen Anwalt aus Chikago?“ Nun war Ray an der Reihe, den kalten Routinier zu spielen, „will Mr. Harris etwa aussteigen? Oder krumme Sachen machen?“
„Wer hier krumme Sachen macht, müßte erst noch festgestellt werden“, sagte Mike Rander in diesem Moment und betrat den Salon der Suite. Nicht unbewaffnet natürlich. Er hielt eine 38er in der Hand. Und diese Waffe machte sich in seiner Hand recht gut. Sie paßte zu dem jungen, sportlichen Mann. Man brauchte nicht eine Sekunde lang daran zu zweifeln, daß er sie zu handhaben wußte.
Ronny und Ray, völlig überrascht, hoben spontan und freudig erregt die Arme. Sie starrten leicht perplex auf den jungen Anwalt. Harris hingegen war mit den Nerven fertig. Er rutschte in einen herumstehenden Sessel und beschäftigte sich mit seinem Angstschweiß.
„Zupft eure Waffen aus den Halftern“, sagte Rander, „und, bitte, keine Dummheiten! Denken Sie an den Teppich! Der ist bestimmt nicht so leicht zu reinigen!“
Ronny und Ray verstanden.
Sie waren sehr vorsichtig, als sie ihre Waffen zu Boden fallen ließen. Dann aber juckte Ronny das Pell. Er wollte sich beweisen und stürzte sich auf Rander.
Er hätte es besser nicht getan.
Der junge Anwalt nahm fast lässig das linke Knie hoch und ließ Ronny auflaufen.
Der Gangster kickste erschreckt auf, verdrehte die Augen und stürzte zu Boden. Ray, der seinem Partner nachfolgen wollte, konnte seinen Schwung gerade noch im letzten Augenblick bremsen. Er grinste verlegen und hob verlegen die Schultern.
„Ist auch besser so“, meinte der junge Anwalt lächelnd, „kümmern Sie sich um Ihren Partner … Fahren Sie zurück zu Clemetti und richten Sie ihm aus, daß Harris nicht verkaufen wird, haben Sie das mitbekommen!?“
„Das ist doch Wahnsinn!“ antwortete Ray hastig und fast vermittelnd, „gegen unseren Chef haben Sie doch niemals eine Chance, Rander.“
„Aha, man kennt uns also bereits! Dann dürfte Clemetti auch wissen, daß aus seinem Geschäft nichts werden wird!“
„Unterschätzen Sie Clemetti nicht“, beschwor Ray den Anwalt, „der läßt sich so was doch nicht bieten … Gerade jetzt nicht!“
„Ich verstehe kein Wort“, erwiderte Rander vorsichtig, „warum gerade jetzt nicht? Hängt das etwa mit Big Boß Hartley zusammen?“
Seine Frage war ein Schuß ins Blaue.
„Nicht nur wegen Hartley“, antwortete Ray arglos und eifrig zugleich. Ihm ging es darum, den Anwalt einzuschüchtern, das Beste aus der Situation zu machen, „auch Vance ist hier!“
„Interessant“, meinte der junge Anwalt lächelnd. Er wußte mit dem Namen Vance sehr viel anzufangen. In der Gangsterhierarchie kannte er sich schließlich aus, „handelt sich wohl um ein Dreiertreffen, oder?“
„Verstehen Sie jetzt?“ gab Ray zurück und nickte, „gegen unseren Chef und Vance und Hartley kommen Sie niemals an! Ich mache Ihnen einen Vorschlag.“
„Ich höre …!“
„Kümmern Sie sich nicht weiter um Harris. Ihm wird nichts passieren, wenn er unterschreibt. Und Sie und Ihr Butler …