Butler Parker Staffel 6 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
gesagt, nein …!“
„Eben … ich Ihnen ja auch nicht, Clemetti … Aber das ist jetzt völlig anders …“
Sie redeten noch eine Zeitlang miteinander und schmierten sich gegenseitig gekonnt Honig um den Mund. Sie trauten sich nach wie vor nicht, behaupteten aber lautstark genau das Gegenteil. Sie waren sich nur einig darin, Vance aus dem Weg zu räumen. Vorerst wenigstens. Dann wollte jeder wieder seine eigene Suppe kochen. Doch davon ließen sie kein Wort laut werden.
„Also in der kommenden Nacht“, schlossen sie ihre Unterhaltung, „sobald er zurück ist, trennen wir ihn geschickt von seinen beiden Gorillas … Dann brauchen wir nur noch zuzuschlagen.“
„Und was ist mit Parker und Rander? Glauben Sie an einen weiteren Bluff?“ Hartley sah seinen Gastgeber abwartend und prüfend zugleich an.
„Jetzt nicht mehr“, antwortete Clemetti und schüttelte wider besseres Wissen den Kopf, „wir haben den beiden Schnüfflern jetzt die Zähne gezeigt. Sie werden sich verzogen haben. So gut sind die beiden Kerle ja nun auch wieder nicht.“
Clemetti hätte es besser nicht gesagt. Er lieferte damit praktisch das Stichwort für Ereignisse, die keineswegs zu überhören waren …
*
Steve und Clive, die beiden Gorillas von Paul Vance, befanden sich in bester Laune.
Sie hatten so etwas wie einen bösen Alptraum abgeschüttelt, fühlten sich jetzt frisch und frei wie zwei Vögel, die einem engen Käfig entronnen sind. Die Zeit mit Vance war alles andere als erfreulich für sie gewesen. Der Geiz ihres bisherigen Bosses hatte ihnen fast den letzten Nerv geraubt.
„Wir setzen uns nach New York ab“, sagte Clive, „wetten, daß wir da einen besseren Job bekommen?“
„Oder nach Chikago“, schlug Steve vor.
„Wohl verrückt, wie?“ Clive schüttelte energisch den Kopf, „denk’ mal an diesen verdammten Butler … Der wohnt doch da … Willst du ihm in die Arme laufen?“
Statt zu antworten, mußte Steve sich mit dem Steuer des Ford beschäftigen. Es flatterte und deutete an, daß irgend etwas mit den Vorderrädern nicht in Ordnung war.
„Du, ich glaube, wir haben eine Panne“, sagte er schließlich zu seinem Freund und Partner. Er hielt an und stieg aus dem Wagen. Er untersuchte die beiden Vorderreifen und richtete sich dann schnell wieder auf.
„Komisch … sieh’ dir das mal an.“ Clive verließ nun ebenfalls den Wagen und sah sich die beiden Vorderreifen an. Die Schultern beider Pneus lösten sich blasenartig auf. Ein Geruch nach faulen Eiern war nicht zu überriechen.
„Sieht nach Säure aus“, stellte Clive schnüffelnd fest. „Mann, denk’ doch mal daran, was die beiden Leibwächter von Clemetti erzählt haben …!“
„Stimmt.“ Steve wurde sofort nervös, „die hatten mit den Autoreifen doch genau denselben Ärger …!“
„Parker …!“ Mehr brauchte Clive nicht zu sagen. Er sah sich direkt und sofort nach allen Seiten um und fühlte sich bereits beobachtet und belauert.
„Was machen wir jetzt?“ wollte Steve wissen.
„Weiter … so schnell wie möglich.“ „Und die beiden Reifen?“
„Müssen wir eben schnell auswechseln.“
„Dann nichts wie ’ran …! Ich paß’ inzwischen auf.“
Clive machte sich an die Arbeit, während Steve mit entsicherter Maschinenpistole scharf aufpaßte. In der sengenden Hitze und im grellen Licht der hochstehenden Sonne war aber nichts zu sehen. Zu hören schon gar nichts. Es herrschte eine fast unheimliche Stille, zumal Clive instinktiv sehr leise arbeitete.
Plötzlich — er hatte sich vorgebeugt — brüllte Clive entsetzt und richtete sich blitzschnell und kerzengerade auf. Dann fingerte er vorsichtig an seiner Kehrseite herum.
„Was ist denn los?“ fragte Steve, der herumwirbelte und mißtrauisch seinen Partner anschaute.
„Das … das hier …!“ Clive hatte gefunden, wonach er gesucht hatte. Mit spitzen Fingern hielt er eine Art Stopfnadel hoch, deren breites Ende einen dünnen Federpflaum aufwies.
„Wie ein Blasrohrpfeil“, meinte Steve sachkennerisch, „so was benutzen die Indios am Amazonas …!“
„Wie witzig …!“ Clive war wütend, „hast du mir das Ding verpaßt?“ „Quatsch … wie denn …!?“
„Es kann ja nicht von allein gekommen sein.“
„Bestimmt nicht, aber ich habe damit nichts zu tun … Au …!“
Das „Au“ war eindeutig genug. Nun war Steve an der Reihe. Auch er war getroffen worden. Auch in seinem Gesäß stak eine Stopfnadel. Und sie schmerzte höllisch.
Mit spitzen Fingern pulte und fingerte er sie aus der winzig kleinen Wunde und warf das Geschoß anschließend angewidert zu Boden.
„Parker …!“ flüsterte Clive mit fast tonloser Stimme, die solchen Situationen angepaßt ist, „das kann nur dieser verdammte Parker gewesen sein …!“
„Unsinn …! Man sieht ja nichts …!“
„Aber er muß hier in der Nähe sein. Los, wir fahren! Zum Teufel mit den Reifen …!“
Olive wollte zurück in den Wagen springen, hatte aber in der Aufregung total vergessen, daß er bereits ein Rad abgeschraubt hatte. Als er nun in seiner panischen Angst an fuhr, bohrte sich der Kühler des Ford tief in das Geröll und nahm Schaden.
„Du Esel!“ schimpfte Steve. „Und jetzt? Nun stecken wir fest! Weiter, zu Fuß weiter … Vielleicht schaffen wir es gerade noch …!“
Die beiden Gorillas nahmen ihre Beine in die Hand und ergriffen die Flucht. Und befanden sich damit bereits auf dem richtigen Weg, in die Arme von Butler Parker und Mike Rander zu laufen. Doch das wußten sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht …!
*
In der gerade noch stillen und friedlichen Wohndiele des Ranchhauses war die Hölle los.
Irgendwo und überall detonierten kleine Sprengsätze und verursachten einen Krach, der die Trommelfelle nicht nur beleidigte, sondern sie fast schon schädigte.
Durch langjährige Routine gewohnt, warfen Clemetti und Hartley sich sofort in Deckung. Sie hatten bereits ihre Schußwaffen aus den Schulterhalftern gezogen und sahen sich nach geeigneten Zielen um.
Dabei entwickelten hereinstürmende Mitarbeiter großes Privatpech, wie der Volksmund es ausgedrückt hätte. Clemettis Stammbesatzung der Ranch, alles Männer mit Muskeln und wenig Hirn, wurden für Angreifer gehalten und sofort unter gezieltes Feuer genommen.
Die so unter Feuer genommenen Clemetti-Mitarbeiter fühlten sich verständlicherweise ihrerseits angegriffen und waren der irrigen Meinung, der Gegner befinde sich schon im Zentrum des Hauses. Da sie für diesen Fall ihre Spezialanwendungen hatten, handelten sie nun prompt und entsprechend.
Sie schossen aus allen Rohren zurück und zerlegten dabei wertvolle Einzelstücke des Mobiliars in ihre Bestandteile. Holzsplitter schwirrten und sirrten wie böse aufgeschreckte Hornissen durch den riesigen Raum und zerschrammten Parkett und Teppiche. Darunter mischten sich Ausrufe der Wut, des Schreckens und der Schmerzen. Es war ja nur zu verständlich, daß es bei dieser wilden. Schießerei Blessuren gab. Es handelte sich nicht um schwere Verletzungen, wie man vielleicht hätte befürchten können. Die Blessuren beschränkten sich auf leichte Schrammen und Streifschüsse.
Erst Crane schaffte es, die wilde Schießerei zu stoppen. Mit gewaltiger Stimme schnauzte er die feuernden Gangster so lange an, bis sie eine kurze Feuerpause einlegten. Diese Pause nutzten Clemetti und Hartley, um den kleinen Irrtum richtigzustellen.
Die beiden Gangsterbosse sahen reichlich mitgenommen aus. Kleine Schrammen und Hautabschürfungen