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Dr. Norden Staffel 5 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Dr. Norden Staffel 5 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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geklaut«, erwiderte Marianne belustigt und lächelte im Spiegel den Mann an, der hinter sie getreten war.

      »Das ist überhaupt nicht lustig!«, wetterte Tobias ungeduldig. »Ich muss unbedingt noch eine Hausaufgabe machen. Wenn ich die vergesse, muss ich am Freitag nachsitzen.«

      Marianne schickte dem Mann im Spiegel einen bedauernden Blick.

      »So ist das Leben mit Kindern nun mal«, entschuldigte sie sich bei Mario Cornelius, der erst seit kurzem ihr Freund war. Noch basierte ihre Beziehung auf ihrer innigen Verliebtheit, der allerdings jede Sicherheit fehlte. Aus Angst vor Verletzungen beobachteten sich die beiden Liebenden mit Argusaugen, lauschten mit gespitzten Ohren auf jedes Wort, das der andere sagte. Besonders Marianne war so empfindlich, wie sie sich selbst gar nicht kannte. Nach dem allzu frühen Tod ihres Mannes vor einiger Zeit hatte sie sich in den viele Jahre jüngeren Arzt verliebt. Gerade dieser Altersunterschied machte ihr zu schaffen, was nicht zuletzt daran lag, dass Mario der begehrteste Mann an der Behnisch-Klinik war und besonders von einer jungen Lernschwester umgarnt wurde.

      Auf der anderen Seite war auch Mario nicht halb so sicher, wie es schien, ob er der lebenserfahrenen, klugen Marianne genügen konnte. Er beugte sich über sie, um sie sanft auf die Wange zu küssen.

      »Ich kenne das Leben mit einer großen Familie von meiner Schwester und finde es wunderbar«, versicherte er ihr. »Allerdings tue ich mich schwer mit kleinen Kindern. Deshalb hab ich mir die Rosinen rausgepickt und mir eine Frau mit fast erwachsenem Nachwuchs gesucht.« Er zwinkerte ihr vergnügt zu, ehe Marianne ihrem immer noch schimpfenden, wetternden Sohn zu Hilfe kam.

      Ein Blick und ein gezielter Griff genügten, um das vermisste Buch unter einem Stapel Papier auf dem Buffet ans Tageslicht zu fördern.

      »Wie wär’s, wenn du das hier nimmst, bis wir ein anderes gefunden haben.«

      »Das hast du absichtlich da versteckt«, behauptete Tobias kein bisschen dankbar und verzog sich an den Frühstückstisch, um nebenbei die überfällige Hausaufgabe zu erledigen.

      Seufzend sah Marianne zu Mario auf, als er sich zu ihnen an den Tisch gesellte.

      »Kinder und Männer braucht man gar nichts suchen lassen. Die können vor dem gesuchten Objekt stehen und sehen es trotzdem nicht.«

      »Das würde ich so nicht behaupten«, widersprach der Kinderarzt und setzte sich. Er dankte Marianne, die ihm Kaffee eingeschenkt hatte. »Ich habe die große Liebe gesucht und gefunden. Wenn das kein Erfolg ist, weiß ich auch nicht.« Dabei lächelte er so verliebt, dass Mariannes Zweifel für einen Moment still schwiegen.

      Sie beugte sich zu ihm hinüber und küsste ihn auf den Mund.

      »Glaub ja nicht, dass du damit bei mir durchkommst. Bei mir zählen Taten. Schöne Worte kann jeder daherreden. Das ist nicht weiter schwierig«, lachte sie gut gelaunt.

      In gespielter Verzweiflung verdrehte Mario die Augen.

      »Wie soll ich dir beweisen, dass es mir ernst ist?«

      »Statt Mum zu becircen könntest du mir bei den linearen Gleichungen helfen«, mischte sich Tobias in das Geplänkel der beiden Erwachsenen ein.

      »Lineare Gleichungen?« Mario zog eine Augenbraue hoch. »Lass mich mal sehen. Das ist mindestens vierzig Jahre her, dass ich das gelernt hab.«

      »So alt bist du doch noch nicht mal«, lachte Tobias belustigt auf. »Deshalb müsstest du das locker drauf haben.«

      »Locker drauf haben?«, wiederholte der Arzt ungläubig. Diese Herausforderung musste er annehmen, wenn er vor dem jungen Mann bestehen wollte, und er zog das Heft zu sich heran.

      Es dauerte nicht lange, bis die beiden in eine ernsthafte Diskussion über den richtigen Lösungsweg vertieft waren. Während Marianne sie dabei beobachtete, wurde ihr Herz weit vor Glück. Eine Zeitlang hatte sie gefürchtet, nie mehr wieder dieses Gemeinschaftsgefühl erleben zu dürfen, das eine Familie bedeutete. Doch mit Mario lebte die Hoffnung neu auf, und sie lächelte innig.

      *

      Als Lenni auf der Rolltrage in die Notaufnahme der Behnisch-Klinik gebracht wurde, wurde sie nicht nur von den behandelnden Ärzten erwartet. Auch Fee hatte alles stehen und liegen gelassen, um ihrer Haushälterin beizustehen.

      »Um Gottes willen, Lenni, wie konnte das passieren? Ich hab Felix doch extra gesagt, dass er aufpassen soll.« Besorgt beugte sich die Ärztin über die Liege und nahm Lennis eiskalte Hand.

      »Machen Sie ihm keine Vorwürfe. Er hat alles versucht«, erwiderte die Haushälterin matt. »Diesen Schlamassel hab ich ganz allein fabriziert.« Ihre Blicke wanderten unruhig hin und her. »Wo ist der Doktor? Wenn er das erfährt, hält er mir mit Sicherheit eine Standpauke.«

      Trotz ihrer Angst musste Fee über diese Sorge lächeln.

      »Sie haben Glück. Dan ist gerade im OP. Der Kollege Weigand wird Ihre Versorgung übernehmen.« Sie nickte Matthias Weigand zu, der neben sie an die Liege getreten war.

      »Wie ist das passiert?«, erkundigte er sich bei dem Ersthelferteam.

      »Lenni ist beim Gardinenaufhängen von der Leiter gefallen«, erstattete Noah Adam Bericht. »Sieht ganz danach aus, als hätte sie sich eine Trümmerfraktur im linken Knie zugezogen. Wir haben ihr was gegen die Schmerzen gegeben.«

      »Weitere Verletzungen?«

      »Vermutlich hat sie sich auch eine Rippenprellung zugezogen. Der Kreislauf ist stabil, aber etwas arrhythmisch. Das sollten Sie sich unbedingt ansehen«, erstattete der angehende Rettungsassistent pflichtbewusst Bericht.

      »Gut.« Dr. Weigand übernahm das Klemmbrett mit den notwendigen Aufzeichnungen und bedankte sich bei seinen Kollegen, als Felix atemlos hereingestürmt kam.

      »Da bist du ja, Lenni!«, rief er erleichtert, als er seine geliebte Ersatzoma sah. »Wie geht es dir?«

      Ein Lächeln huschte über das erschöpfte Gesicht der Haushälterin.

      »Felix! Mach dir keine Sorgen.« Sie winkte, und schon öffneten sich die Türen des Behandlungsraums.

      Felix wollte ebenfalls hinein schlüpfen, als seine Mutter ihn am Arm zurückhielt.

      »Halt. Hier kannst du nicht durch. Das weißt du doch«, erinnerte sie ihn sanft, aber bestimmt.

      »Ich kann Lenni doch nicht allein lassen!« Der junge Mann starrte verzweifelt in den Raum mit den vielen medizinischen Apparaten. »Immerhin bin ich schuld an der ganzen Misere.«

      »Unsinn!« Fee legte den Arm um die Schultern ihres Sohnes und führte ihn fort. »Lenni hat mir schon gesagt, dass du nichts dafür kannst.« Unter den sanften Worten seiner Mutter beruhigte sich Felix Norden langsam wieder.

      Inzwischen gingen im Behandlungsraum die Untersuchungen vonstatten.

      »Mit der Trümmerfraktur im Knie haben die Kollegen aller Wahrscheinlichkeit nach recht«, erklärte Dr. Weigand nach einer ersten Untersuchung. »Ich bin mir sicher, dass das Röntgenbild die Diagnose nur noch bestätigten wird. Bitte informieren Sie Dr. Norden. Er soll sich die Sache ansehen, sobald er aus dem OP zurück ist«, wies er Schwester Elena an, die seinen Auftrag sofort ausführte.

      Trotz ihrer Erschöpfung verfolgte Lenni jeden Schritt, der getan und jedes Wort, das gesprochen wurde, aufmerksam.

      »Warum den Doktor?«, fragte sie irritiert. »Sie sind doch auch Arzt.«

      »Ich möchte, dass er sich die Sache mal ansieht«, antwortete Dr. Weigand wahrheitsgemäß. Als Interimschef der Klinik hatte sich Daniel Norden auserbeten, über jeden komplizierten Fall informiert zu werden. »Haben Sie sonst Schmerzen?«

      »Nur wenn ich lache!«, kam die ironische Antwort wie aus der Pistole geschossen.

      Doch auch diese Aussage nahm Matthias Weigand ernst, während er den Kopf des Ultraschallgeräts über den Oberkörper seiner Patientin gleiten ließ.

      »Wahrscheinlich haben Sie sich bei dem Sturz tatsächlich eine


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