G.F. Barner Staffel 3 – Western. G.F. BarnerЧитать онлайн книгу.
hin. »Und ich dachte, ich könnte dich schlagen. Junge, du hast gewonnen!«
»Ist wahr«, murmelt Rosco, beinahe traurig, als er des Majors enttäuschtes Gesicht sieht. »Major – und ich dachte, Ihr Blatt sei besser!«
»Noch mal, Junge? Revanche ist was Feines!«
»Sicher, Sir – Sie geben!«
Er gibt, Rosco hat sich schon drei Karten gemerkt, Kreuzass, Kreuzkönig und die Dame dazu. Das sind drei, mit denen lässt sich etwas anfangen.
Sie spielen, der Major schwitzt leicht. Na ja, wenn man zweihundertvierzig Pfund wiegt, denkt Rosco. Eigentlich gemein von mir, ich hätte mir die Karten nicht merken sollen. Nun weiß ich, wo sie liegen, ich habe Kreuzbube und Kreuzzehn bekommen, die anderen drei liegen drin. Wenn ich wollte, könnte ich kaufen, bis ich die anderen drei auch noch habe. Dann lege ich hin und zeige ihm einen Royal Flush. Und dann kippt er mir vom Stuhl und erstickt. Nein, Rosco, das kannst du dem alten Burschen nicht antun. Also, lassen wir ihn gewinnen!
»Na, mein Sohn, erhöhst du nicht mehr?«, fragt der Major.
»Sorry, Sir, tut mir leid, mir geht die Luft aus!«
»Dann dreh mal um, Rosco. Du hast ja verloren! Mensch, mit der Reihe hättest du doch gewinnen können«, sagt der Major entsetzt. »He, wolltest du mich schonen? Ich habe dir jetzt zwölf Dollar abgenommen!«
»Macht mich das arm, Major? Ich dachte, Sie hätten eine Sequenz!«
»Wo denn?«
Er hat keine – buntes Kraut, würde man am Mississippi sagen, buntes Kraut – alle schönen Farben, aber ein Pikass dabei.
Pikass, denkt Rosco, verdammte Karte, ich weiß nicht, ich hasse die Karte.
»Hast du was, Junge?«
Nanu, denkt Rosco, ich habe doch ein gleichmütiges Gesicht gemacht. Und er hat doch etwas bemerkt!
»Nichts, Sir, ich war eben nicht ganz dabei!«
»Na, dann musst du geben!«
Er gibt, die Karten fliegen durch die Finger.
»Sohn, du kannst mischen!«
»Gelernt ist gelernt, Sir! Kaufen?« Die obersten fünf Karten für den Major, die nächsten für Jonathan Daniel Rosco.
Fünf Karten in Roscos Hand. Die Reihe beginnt mit dem Kreuzass und endet mit dem Buben.
Royal Flush, Major, ich wollte es gar nicht, aber weil es so schön ging, Sir – tut mir leid, nun habe ich ihn!
Der Major muss bieten, hat Vorhand und kauft drei Karten.
»Na, Sohn der Sonne … Wie wäre es, wenn wir ein wenig den Einsatz erhöhen?«
»Major, stürzen Sie sich nicht ins Unglück!«
»Ich habe immer Glück im Leben gehabt. Also – Rosco, zwanzig Dollar?«
»Sir, Sie werden verlieren!«
»Zwanzig Dollar! Will einen alten Soldaten ärgern! Los, wir spielen!«
Er ist verrückt – das kostet ihn alles, was er hat, denkt Rosco bitter. Mein Gott, der alte Mann tut mir leid. Nun gut, ich lasse ihn nachher wieder gewinnen.
Das Spiel läuft. Immer zwanzig Dollar drauf und die sechs von den drei Karten, die der Major gekauft hat.
Hundert Dollar ist der Major los, aber er erhöht weiter.
»Major, wollen wir nicht Schluss machen?«
»Oh, ich erhöhe doch, wie?«
»Ja, ja, Sir, wie Sie meinen.«
Zweihundert liegen für jeden da. Und der Major hört nicht auf, der arme Kerl. – Zweihundertsechzig, zweihundertachtzig …, dreihundert und …
»Junge, jetzt will ich deine Karten sehen!«
»Ja, Sir, aber – fallen Sie nicht vom Stuhl!«
Er dreht um, da liegen sie. »Royal Flush, Major!«
Der Major starrt die Karten an, legt sein Blatt langsam hin, schluckt und nimmt die Brille ab, die beschlagen ist.
»Mein Sohn, du bist ein anständiger Mensch. Du hast den alten Ambros Paxton nicht verlieren lassen wollen, wie? Und du willst ein Spieler sein? Bist ja viel zu anständig.«
»Sir, Sie – Sie sind auch ein netter Mensch.«
»Ich höre nie auf Warnungen, Rosco, ich hätte es wissen müssen. Also gut, Revanche muss sein. Wenn bloß meine Arbeit nicht wäre, verdammte Geschichte. Ich habe doch noch irgendwo Geld?«
»Sir, Sie sind mir gut bis tausend Dollar.«
»Ja, das glaube ich dir sogar. Rosco, du bist der zweitanständigste Mensch, der mir begegnet ist, aber ich habe selber Geld!«
Er greift in die Brusttasche, zieht eine Brieftasche und nimmt zwei, drei Scheine heraus.
»Junge, du hast Vorhand, ich gebe.«
Er gibt, Rosco kauft nicht – und hält die Herzreihe aus purem Zufall in der Hand.
Heute kommt noch mein Glück dazu, denkt Jonathan Daniel Rosco. Nun ist er wieder pleite, ach du Elend. Ich treibe es hoch bis auf sechshundert Dollar, dann hat er seinen Gewinn und den Verlust ausgeglichen.
Er macht es, geht sogar noch um hundert Dollar weiter, als er es will. Schließlich soll der Major auch mal was gewinnen.
»Major, keine Luft mehr?«
»Hörst du auf? Dann dreh um!« Umdrehen – die Karten des Majors sehen, und der Major hat die Kreuzreihe – nur der Bube fehlt ihm, für den hat er die Neun!
Was ist das, denkt Rosco – ich habe nicht aufgepasst – er hat gemischt. Na ja, nun hat er sie bekommen, es geht doch gerecht zu, wenngleich meine Herzreihe besser ist, aber ich habe ja aufgehört!
»Junge – und ich bildete mir ein, ich könnte dich schlagen. Du hättest ja wieder gewonnen. Nein, das war wieder Absicht von dir. Du, mit dir spiele ich gleich nicht mehr, das sage ich! Du gibst!«
Rosco verteilt, der Major muss bieten. Am Ende des Spiels drehen sie um.
Der Major hat die Herzreihe! Rosco hat sie gerade erst gehabt – gerechter Gott, ist das Zufall?
Sieben Karten hat der Major gekauft, dann hat er die Herzreihe voll gehabt. Nichts merken lassen, denkt Rosco – Allmächtiger, der alte Bursche kennt den Trick auch, aber nur mit vier Karten, wette ich. Die Brille – er putzt sie schon wieder, sie beschlägt leicht, und er muss scharfe Augen haben, um die Karten verfolgen zu können. Wenn es wahr ist, was ich denke, dann braucht er nur zu warten, was für ein Blatt ich habe, um es sich zu kaufen. Warte, ich will sicher sein, Major!
Der Major muss geben. Rosco kauft. Pik kommt – verdammte Karte, aber da ist sie nun mal. Also gut, eine Reihe mit Pik! Sechs Karten kauft der Major, blickt Rosco dann an und lacht.
»Na, mein Sohn, wie hoch?«
Sie steigen beide bis auf vierhundert Dollar, dann schüttelt der Major den Kopf.
»Junge, mir geht der Atem aus. Du hast gewonnen!«
»Tut mir leid, Sir, das Blatt ist heute für mich zu gut. Wollen wir noch eine Runde oder lockt die Arbeit?«
»Die soll der Teufel holen. Nun weiter, du gibst! Warte, ich will erst einen Schluck trinken, willst du auch?«
»Ja, gießen Sie ein, Sir!«
»Prost, mein Sohn, du kannst was!«
»Sie auch, fürchte ich, Sir!«
»Ich bin ein alter, kranker Mann, Junge, meine Drüsen haben eines Tages die Arbeit nicht mehr richtig tun wollen. Früher hättest du mich sehen sollen! Die Mädchen haben sich nach mir umgedreht. Heute – aus, Junge, so was kann bitter sein!«
»Hatten