Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.
das sind wir!«
Tillmann nahm Katrin auf die Arme und trug sie ins Schlafzimmer.
*
Am nächsten Mittag klopfte es an der Tür der Suite. Till war noch im Badezimmer und rasierte sich. Katrin öffnete.
»Vater, du?«
Konrad Küchler stand verlegen in seinem besten Sonntagsanzug vor seiner Tochter und drehte verlegen seinen Hut mit dem Gamsbart in den Händen.
»Willst du nicht hereinkommen?«
Er warf einen Blick durch die Tür. Die vornehme Einrichtung schreckte ihn ab.
»Katrin, ich will dich nicht bei deiner Arbeit stören. Wann hast du Mittagspause. Ich will mit dir reden.«
»So?«
»Ja, ich will mich entschuldigen! Ich habe wohl einiges falsch gemacht. Pfarrer Zandler und deine Mutter sind streng mit mir ins Gericht gegangen. Deine Mutter wohnt immer noch im Altenteil. Sie will erst wieder zu mir ins Haus kommen, wenn ich mich bei dir entschuldigt habe und bei Till. Also, entschuldige bitte! Komm wieder heim! Bitte, Katrin! Das sage ich aber nicht, weil Luise erst dann zu mir zurückkehrt, sondern weil ich eingesehen habe, dass ich einen Fehler gemacht habe.«
Katrin sagte nichts. Sie schaute ihren Vater nur an. Dieser fuhr fort:
»Pfarrer Zandler sagte mir, dass er Till auf die Berghütte geschickt hat. Ich dachte mir, dass wir zusammen zur Berghütte gehen – heute Abend nach deiner Arbeit. Ich werde mich bei Till entschuldigen und ihm sagen, dass ich nichts gegen ihn habe. Wenn du ihn liebst, dann soll es mir recht sein, Katrin.«
»So?«
»Ja! Die Liebe ist doch das Wichtigste im Leben. Katrin, du sollst glücklich werden.«
Konrad Küchler schaute auf seine Schuhspitzen. Er griff in die Innentasche seines Lodenjankers und zog einen Umschlag hervor.
»Das hat sich auch geändert. Es scheint so, als hätte dein Onkel Ewald alle Schulden bezahlt. Bedingung war, dass du den Hof übernimmst.«
»Onkel Ewald? Ist er wiedergekommen?«
Konrad Küchler schüttelte den Kopf und erzählte Katrin in wenigen Worten, was sich ereignet hatte.
»Ja, das musste ich dir doch sagen, Katrin!«
Sie lächelte ihren Vater an.
»Ich muss dir auch einiges sagen, Vater! Nun komm schon herein. So an der Tür lässt sich das nicht bereden.«
»Geht das auch? Nicht dass du Ärger bekommst?«
»Das geht schon in Ordnung!«
Katrin hakte sich bei ihrem Vater unter und zog ihn in die Suite. Sie drückte ihn auf einen der Sessel und gab ihm aus der Bar ein Bier.
Während er trank, überflog sie die Papiere. Dabei lächelte sie.
»Was sagst du dazu, Katrin?«
»Gut, sage ich! Du kannst wieder nur Bauer sein, musst nicht mehr nachts arbeiten. Und ich weiß, dass alles auf dem Hof gut geregelt ist, egal, wo ich auch bin.«
»Wo sollst du sein?«
»Bei Till!«
»Du... du willst mit ihm… reisen?«
Konrad Küchler drückte es milde aus. Das Wort ›Vagabundieren‹ kam ihm nicht über die Lippen.
»Ja, wir werden viel unterwegs sein.«
Ihr Vater schluckte. Er räusperte sich.
»Denkst, dass dich das glücklich macht?«
»Ja, Vater ja! Aber es ist ganz anders, als du annimmst. Till hat beruflich viel in Südafrika zu tun. Er sucht dort nach Diamanten. Schon sein Urgroßvater war so ein unsteter Geist und zog in der Welt herum. Bis er zu einer Diamantenmine in Südafrika kam und von Tills Urgroßmutter geheiratet wurde. Ihrem Vater gehörte die Mine.«
Katrin streckte die Hand aus und hielt ihrem Vater ihren Ring hin.
»Der Stein kommt daher! Hat ein Karat! Den Ring hat mir Till zur Verlobung geschenkt.«
Katrin lachte laut, als sie das Gesicht ihres Vaters sah.
»Ich hatte zuerst angenommen, er sei aus Glas! Ich habe genauso ungläubig ausgesehen wie du jetzt, als mir Till sagte, dass es ein echter Diamant ist.«
»Madl! Himmel, da hab’ ich wohl völlig danebengelegen mit meiner Menschenkenntnis, auf die ich immer so stolz war.«
»Ja, Vater, so war es!«
»Mei, ist mir des peinlich! Aber es ist net so, dass ich deine Wahl jetzt billige, nur weil der Till doch etwas darstellt. Es ist so, dass ich mich schon vorher dazu entschlossen habe, dir keine Steine in den Weg zu legen. Des musst mir glauben.«
»Das tue ich, Vater! Und ich kann dir sagen, dass Till es dir nicht nachträgt. Da bin ich mir sicher. Er ist so ein wunderbarer Mensch! Er ist genau so, wie ich immer geträumt habe, wie ein Mann sein müsste, den ich lieben könnte.«
Konrad Küchler stand auf.
»Ich will dich nicht länger von der Arbeit abhalten, Katrin. Net, dass du Ärger bekommst. Ich warte dann heute Abend vor dem Hotel auf dich. Wir gehen zusammen auf die Berghütte und ich entschuldige mich bei Till.«
Katrin ging vor ihrem Vater in die Hocke. Sie nahm seine Hände.
»Vater, schau mich mal genau an? Sehe ich so aus, als würde ich arbeiten?«
»Wie meinst du das? Ich verstehe nicht!«
Katrin lachte.
»Ich habe einen flauschigen Bademantel an.«
»Stimmt, jetzt sehe ich es! Irgendetwas ist mir dir ganze Zeit schon seltsam vorgekommen. Warum bist net angezogen?«
»Vater«, lächelte Katrin. »Vater, ich wohne für einige Tage hier in der Suite. Aber ich bin hier nicht alleine. Till ist hier!«
Katrin stand auf.
»Was du net sagst?«
In diesem Augenblick kam Till aus dem Badezimmer. Er trug auch einen Bademantel. Er stellte sich neben Katrin und legte den Arm um sie. Katrin schmiegte sich an ihn.
»Herr Küchler, Guten Tag!«
»Grüß…Grüß… Go.. Gott!«, stotterte Konrad Küchler.
Unsicher schaute er Till an. Dieser lächelte.
»Herr Küchler, leider war es nicht möglich, Sie zu fragen, wie es Brauch ist. Mir macht es nichts aus. Aber Sie haben sich und die liebe Luise um einen schönen Augenblick gebracht. Katrin und ich haben gestern Nachmittag hier geheiratet. Der Bürgermeister von Kirchwalden hat selbst die Ehe geschlossen.«
Völlig überrascht sah Konrad die beiden an. Er stand auf und spielte verlegen mit seinem Hut.
»Ja, Vater, ich bin jetzt Frau Berg!«
»Frau Berg! Aha! So heißt du jetzt! Ja dann… also ich will sagen… herzlichen Glückwunsch! Hast es schon richtig gemacht!«
Katrin fiel ihrem Vater um den Hals.
Dann reichte Konrad Küchler Till die Hand.
»Glückwunsch«, sagte der Bauer leise. »Und es tut mir alles so leid. Ich habe mich benommen wie ein depperter Hornochse!«
»Schon gut! Wer weiß, wie ich später sein werde, wenn unsere Tochter verliebt ist oder eine unserer Töchter. Wir wollen viele Kinder. Ich bin ein Einzelkind und wünsche mir eine große Familie.«
»Danke, dass du so nachsichtig mit mir bist, Till! Das ist wirklich großzügig von dir.«
»Nun ganz unschuldig bin ich auch nicht! Ich habe Katrin, Ihre Frau, Sie und Pfarrer Zandler in dem Glauben gelassen, ich sei ein Vagabund und ein armer