Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.
glücklich. Es ist schwer zu erklären, besonders für Menschen, die kein Geld oder wenig Geld haben. Ich wollte einfach nur Tillmann Berg sein.«
Er lächelte Konrad Küchler an.
»Verstehen kann ich des net, vielleicht begreife ich es irgendwann«, sagte Küchler leise. »Mein Leben war immer geprägt vom Kampf ums Geld. Ich kann mir schlecht vorstellen, dass Reichtum auch eine Last sein kann. Bist du auf der Suche nach einem Madl gewesen, dass dich so liebt, den Vagabunden und net den reichen Herrn Berg?«
»Nein, ich war nicht auf der Suche. Jedenfalls habe ich nicht bewusst nach einer Frau gesucht. Doch als ich Katrin sah, in der Küche von Doktor Engler, da wusste ich, sie ist es. Katrin, ich muss dir und deinem Vater noch etwas sagen. Ihr wisst noch nicht alles!«
»Till! Noch etwas? Hast du noch ein Geheimnis?«
»Ja, aber das ist dann wirklich auch das letzte. Also, ich habe den Anwalt geschickt. Ich wollte, dass dein Vater nicht mehr so schwer arbeiten muss. Nachdem du mir die Geschichte deiner Familie erzählt hast, dachte ich mir, wenn ich es so aussehen lasse, als wenn dein Onkel Ewald seine Schuld wieder gut macht, dass dann dein Vater mit dem Ungemach des Lebens versöhnt wird. Aber es ist wohl besser, wenn ich gestehe, dass ich es war.«
Konrad Küchler setzte sich wieder hin.
»Danke, schade ist nur, dass ich jetzt doch nichts über Ewald erfahre. Ich hatte so gehofft, dass er doch noch sein Glück gemacht hat, dass er sich gefestigt hat und seine Vergangenheit, seine Schuld abtragen wollte. Ich hatte so gehofft, dass ich ihn einmal wiedersehe.«
»Till«, wandte sich Katrin an ihren Mann, »Till, kannst du Onkel Ewald suchen lassen? Das wünsche ich mir!«
Till beugte sich zu Katrin herunter und gab ihr einen Kuss.
»Wir werden ihn finden, Katrin.«
Wie bescheiden sie ist, meine Katrin, dachte Till. Er erinnerte sich an andere junge Frauen, die sich Autos, Schmuck und Pelze gewünscht hatten, als sie hörten, er sei vermögend. Katrin wünschte sich nur, ihren Onkel zu finden, damit die Brüder sich aussöhnen konnten.
»Katrin, wir sollten uns anziehen und mit deinem Vater zurück nach Waldkogel fahren.«
»Ja! Mutter wird staunen! Sie wird sich freuen, da bin ich mir sicher. Sie mag dich, sie liebte dich auch ohne deinen Reichtum.«
»Das weiß ich, Katrin!«
Bald waren sie unterwegs nach Waldkogel.
Luise Küchler schloss ihre Tochter glücklich in die Arme und bekam feuchte Augen. Dann umarmte sie Till.
»Ich hab dich schon immer gemocht, Till!«
»Das weiß ich!«, sagte er.
Die beiden Paare saßen bis spät in der Nacht zusammen und redeten. Sie planten die Hochzeit. Tills Eltern und Großeltern würden aus Südafrika kommen und weitere Verwandte seines Urgroßvaters aus allen Teilen Deutschlands anreisen.
»Du musst wissen, wir sind eine große glückliche Familie. Sie werden dich lieben, Katrin, und du wirst sie lieben.«
Zwei Monate später heirateten Till und Katrin in der schönen Barockkirche in Waldkogel. Katrin trug ein langes Brautkleid mit einer Schleppe aus Brüsseler Spitze. Ihr langer Schleier wurde von einem Diadem mit Diamanten gehalten. Tills Mutter hatte die Brautausstattung aus Südafrika mitgebracht. Sie, ihre Mutter und ihre Großmutter, Tills Urgroßmutter, hatten es auf ihren Hochzeiten getragen. Aus der ganzen Welt waren die Gäste eingeflogen. So eine Hochzeit hatte Waldkogel noch nie erlebt. Es war eine Mischung wie bei einer Hochzeit eines Paares aus dem Hochadel und einer Bauernhochzeit. Nach einem festlichen Mittagessen im Hotel ›Zum Ochsen‹ wurde auf dem Küchler Hof mit Volksmusik und Tanz gefeiert.
Um Mitternacht kam ein Auto, das Till und Katrin zum entfernten Flughafen fuhr. Wohin die beiden in die Flitterwochen fuhren, war ihr Geheimnis. Sie hatten es niemand verraten.
»Vater, Till und ich haben noch eine Überraschung für euch!«, flüsterte Katrin ihrem Vater ins Ohr, als sie sich von ihm verabschiedete.
Sie blinzelte ihm zu, bevor sie einstieg.
Die Sonne ging schon über Waldkogel auf, als sich die letzten Hochzeitsgäste auf den Heimweg machten. Müde, aber glücklich gingen Konrad und Luise hinauf in ihr Schlafzimmer.
»Schau mal, Luise, da liegt ein Kuvert auf meinem Nachttisch!«
»Des ist Katrins Handschrift, Konrad!«
Konrad Küchler überflog die Zeilen. Die Beine versagtem ihm. Er sank aufs Bett und schloss für einen Augenblick die Augen. Luise nahm ihn das Blatt Papier aus den Händen und las laut:
»Lieber Vater, liebe Mutter!
Till hat Onkel Ewald gefunden. Er lebt in Argentinien und züchtet Rinder. Er hatte sich sehr gefreut, als ich ihn anrief. Wir haben lange telefoniert. Er litt sein ganzes Leben unter Heimweh und einem schlechten Gewissen. Wir werden ihn in unseren Flitterwochen besuchen und hoffen, ihn zu einem Besuch nach Waldkogel überreden zu können. Onkel Ewald lässt dich und Mutter grüßen. Ich denke, er ist kein so schlechter Mensch, wie du von ihm gedacht hast. Verzeihe ihm! Anbei füge sich seine Adresse bei, falls du ihn anrufen oder ihm schreiben willst.
Lieber Vater, Till und ich hoffen, dir damit eine Freude gemacht zu haben. Wir lieben Dich und Mutter.
Fühlt euch umarmt und geküsst.
Katrin und Till
PS.: Onkel Ewalds Sorge am Telefon galt den Schulden, die er dir aufgebürdet hatte. Er bestand darauf, Till die Summe zu geben. Somit ist alles wieder gut.
Noch eine weitere frohe Nachricht: Ihr werdet Großeltern!«
Konrad und Luise Küchler schauten sich an.
»Ewald lebt und es geht ihm gut, Luise!«
»Ja, Konrad! Unser Madl hat ihre Liebe gefunden und dadurch du deinen Bruder. Aber die schönste Nachricht ist, dass wir Großeltern werden.«
»So ist es!«
Die beiden lagen noch eine Weile wach und lauschten den Vögeln, deren Gezwitscher durch die offenen Fenster drang.
»Wenn er sich nicht traut zu kommen, Luise. Ich meine, dann könnten wir zu ihm fahren. Was meinst du?«
»Sicher könnten wir das tun. Doch warten wir mal ab, was Katrin und Till erreichen.«
»Ja, das stimmt schon. Ich dachte, wenn wir zu ihm fahren, dann soll das ein Zeichen sein, dass alles wieder gut ist zwischen uns Brüdern.«
»Das ist ein guter Gedanke, Konrad. Aber das müssen wir jetzt nicht entscheiden. Es war ein langer, wunderschöner Tag, an dem unser Madl geheiratet hat. Lass uns jetzt schlafen.«
Luise kuschelte sich an ihren Mann. Sie war glücklich, dass Ewald gefunden worden war. Damit kam weitere Ruhe in das Leben ihres Mannes. Glücklich schief sie ein.
*
In dieser Nacht lag auch Toni wach im Bett. Ferdinand Unterholzer hatte Toni angerufen und während der Hochzeitsfeier auf den Anrufbeantworter des Handys gesprochen. Er sagte, dass er eine Spur habe, wer der Absender der Briefe mit den Anhängern sein könnte. Toni nahm sich vor, gleich am nächsten Tag nach Kirchwalden zu fahren und mit dem Juwelier zu sprechen.
Toni stand im Juwelierladen und beobachtete ein junges Paar, das sich Eheringe aussuchte. Der alte Goldschmied bediente die beiden. Toni erinnerte sich, wie er seiner Anna den Ring an den Finger gesteckt hatte, und lächelte. Das junge Paar zahlte und verließ das Geschäft. Ferdinand Unterholzer brachte das Paar zur Tür. Er sah ihnen einen Augenblick nach, dann schloss er die Tür von innen ab und drehte ein Schild um, das innen an der Ladentür hing. Jetzt zeigte die Schrift nach außen. Der Text lautete:
Bin