Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.
die Haushälterin des Pfarrers, kam nicht zur Tür. Sie war im Garten. Sie winkte Meta zu sich, als sie sie über den Gartenzaun sah.
»Grüß dich, Meta!«
»Grüß Gott, Helene! Du, ich hab’ da ein neues Rezept ausprobiert … Net so ganz neu, aber ein bisserl anders. Ich dachte, du willst vielleicht mal probieren?«
»Mei, des ist schön! Da danke ich dir! Was für ein Zufall? Eigentlich wollte ich heute backen, aber dann dachte ich, es ist besser, wenn ich im Garten werkele. Den armen Pflanzen setzt des Wetter genauso zu wie uns Menschen!«
»Des stimmt! Und man wird richtig duselig im Kopf. Findest net auch?«
»Ja, des stimmt, Meta. Alten und Kranken geht es richtig schlecht. Der gute Zandler ist schon den ganzen Nachmittag unterwegs und macht Hausbesuche.«
Die beiden Frauen gingen zur Gartenlaube und setzten sich. Helene Träutlein packte den Kuchen aus.
»Mei, der ist noch schön warm. Da schmeckt er am besten. Ich wollte ohnehin eine Pause machen. Du trinkst doch eine Tasse Kaffee mit mir?«
»Nur, wenn es dir net so viel Arbeit macht, Helene!«
»Schmarrn! Der Kaffee ist schon fertig! Ich habe immer frischen Kaffee in einer Thermoskanne. Man weiß ja nie, wann jemand am Pfarrhaus anklopft. Eine Tasse Kaffee tut jeder armen Seele gut.«
Helene eilte ins Haus. Bald darauf kam sie mit einem großen Tablett zurück, auf dem alles war, was zu einem schönen Kaffeeklatsch gehörte, einschließlich einer Schüssel mit Sahne.
Bald saßen die beiden Frauen bei Obstkuchen mit Schlagsahne und ließen es sich gut gehen.
»Helene, ich muss dir etwas gestehen, ich bin net nur wegen dem Kuchen hergekommen.«
»Des habe ich mir fast gedacht, Meta. Was gibt es?«
»Ich mache mir Gedanken. Mei, vielleicht sind es ganz unnötige Gedanken. Aber ich bin innerlich so unruhig. Der Xaver und auch Toni, die lachen schon über mich.«
»Mannsbilder! Da darfst dir nix dabei denken, Meta! Die Herren der Schöpfung, des sogenannte starke Geschlecht, die sind in vielen Dingen ein bisserl langsamer, des weißt doch. Sogar unser guter Herr Pfarrer macht da keine Ausnahme, aber des behältst du für dich, Meta!«
Die beiden Frauen sahen sich an und schmunzelten.
»Helene, ich hab’ da gestern schon etwas beobachtet, was mir keine Ruhe lässt und jetzt hat mein Toni mir auch noch etwas erzählt. Des hat meine Bedenken nur noch mehr angeschürt.«
»Mei, Meta, jetzt schleiche net wie die Katz’ um den heißen Brei. Du weißt doch, dass du mir vertrauen kannst. Um was oder wen geht es?«
Meta Baumberger schaute Helene Träutlein in die Augen und beugte sich leicht zu ihr. Sie flüsterte, obwohl die beiden Frauen alleine im Garten hinter dem Pfarrhaus waren.
»Es betrifft den Fritz Fellbacher! Ich finde, der benimmt sich ein bisserl sonderbar!«
»Mei, Meta, da musst net flüstern, des kannst laut sagen! Da rennst bei mir offene Türen ein.«
»Was du net sagst?«, staunte Meta Baumberger. »Dir ist des also auch schon aufgefallen?«
»Sicher, und wie!«
Meta Baumberger schob sich genüsslich eine Gabel mit Kuchen und Sahne in den Mund. Sie kaute und schluckte.
»Siehst, Helene, des beruhigt mich jetzt doch, dass es dir auch aufgefallen ist.«
»Freilich! Ich sage dir, du hast dich net getäuscht. Mit dem Fellbacher ist eine Veränderung vor sich gegangen. Des muss doch jedem auffallen.«
»Dir ist des sicherlich noch mehr aufgefallen, Helene. Schließlich liegt das Pfarrhaus genau gegenüber vom Rathaus. Da siehst du unseren guten Bürgermeister sicherlich öfter als ich.«
»Deswegen net, Meta! Aber der Fellbacher war in den letzten Tagen öfter hier im Pfarrhaus. Und es war ganz anders als sonst, wenn er den Zandler besucht. Anschließend hat der Zandler auch ganz ernst geschaut. Mei, ich konnte natürlich nicht fragen, aber gewundert habe ich mich doch. Die beiden haben stundenlang im Studierzimmer des Pfarrers gesessen – ohne Kaffee. Sie sind verschwunden und wollten nix trinken.«
»Mei, was du net sagst! Des ist ja fast wie bei …, wie heißen diese Sitzungen?«
»Konspirative Treffen, sagt man wohl dazu!«
»Richtig! Des Wort habe ich gesucht!«
Sie nippten beide am Kaffee. Dann erzählte Meta Helene von ihren Beobachtungen, die sie in Bezug auf den Stammtisch gemacht hatte.
»Was denkst, Helene? Meinst, der Fellbacher und der Zandler haben Streit?«
»Naa, des denke ich net!«
»So, wenn du meinst, Helene. Aber was kann es dann sein, was unseren guten Fellbacher so verändert hat?«
Die Haushälterin des Pfarrers zuckte mit den Schultern.
»Ich weiß nix, Meta! Ich kann dir nur anvertrauen – natürlich unter dem Siegel der absoluten Verschwiegenheit …«
Meta Baumberger nickte.
»Du hast mein Wort darauf! Des verspreche ich dir bei allen Heiligen!«
»Die Irene Fellbacher war heute in der Frühmesse!«
»Was du net sagst!«
»Ja, so war es! Sie kommt während der Woche nie in die Frühmesse. Da hat sie normalerweise keine Zeit. Bei der großen Familie hat sie viel Arbeit, bis die Kinder alle in der Schule sind. Und sie hat net gut ausgeschaut, die liebe Irene. Richtig müde sah sie aus.«
»Vielleicht stimmt etwas net mit den beiden? Differenzen gibt es auch mal in noch so einer guten und harmonischen Ehe.«
»Naa, da ist nix! Ich habe die Irene beiseite genommen. Sie sagte, dass der Fellbacher sich die halbe Nacht im Bett gewälzt hätte. Er hat wohl ein Problem. Aber er redet net mit ihr, der sture Bock!«
»Dann muss es etwas Politisches sein, denke ich mir!«, stellte Meta Baumberger fest. »Was soll es sonst sein?«
»Mei, möglich ist alles, aber der Fellbacher, der ist keiner von denen, die krumme Sachen machen, Meta! Des weißt du genauso gut wie ich. Er ist im Grunde viel zu weich und nachsichtig. Er würde sich für jeden hier ein Bein ausreißen. Feinde hat er so gut wie keine.«
»Bis auf den Strohmann vom Ruppert Schwarzer, den Franz Huber, der ja auch Mitglied im Gemeinderat ist.«
Helene Träutlein schüttelte den Kopf.
»Wenn der mal wieder querschießen würde, dann wüsste ich das. Dann hätte Pfarrer Zandler etwas erzählt.«
»Des stimmt auch wieder! Was machen wir jetzt? Mei, mit der Irene, das tut mir leid.«
»Ja, ich bin auch voller Mitleid für die Irene! Sie war so übermüdet. Ich vermute, dass des schon länger so geht, mit dem Fellbacher. Aber wir werden des rausfinden, Meta! Da kenne ich noch ganz andere Mittel und Wege.«
»So? Welche?«
Helene Träutlein schmunzelte.
»Des kannst ganz beruhigt mir überlassen. Aber sobald ich Näheres weiß, rufe ich dich an. Dann kommst her und wir bereden, was wir machen, falls wir helfen können!«
»Du kannst auf mich zählen, Helene! Und ich halte bei uns in der Wirtstube Augen und Ohren offen, da höre ich vielleicht auch das eine oder andere!«
Die beiden Frauen saßen noch eine kleine Weile zusammen und redeten. Sie spekulierten wild, was hinter dem seltsamen Verhalten vom Fritz Fellbacher stecken könnte. Aber sie kamen zu keinem Ergebnis.
So verabschiedeten sie sich. Meta ging heim und Helene überlegte alleine weiter, wie sie vorgehen wollte.
*
Johanna