Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.
auch besser.«
Toni nahm seine Anna in den Arm und gab ihr einen Kuss. Dann ging er wieder zum Hackplatz hinter die Berghütte.
Als Johanna später kam, rief Anna sie zu sich in die Küche.
»Johanna, dieser Bobby hat angerufen!«
Johanna wurde tiefrot im Gesicht. Anna schob ihr einen Stuhl hin.
»Toni hat mit ihm geredet. Toni hat den Eindruck, er ist ein netter, verlässlicher und höflicher Bursche. Er ist kein Hallodri, wie wir hier in den Bergen sagen. Übrigens, Bobby ist im Augenblick in München. Er lässt fragen, ob er zur Berghütte kommen kann?«
Johanna sah Anna mit großen Augen an.
»Anna, ihr könnt nicht sagen, er soll nicht kommen. Schließlich habt ihr eine Berghütte.«
Anna schmunzelte.
»Da mach dir mal keine Gedanken! Es kommt nur auf dich an! Er will auch nur wegen dir kommen – nur wegen dir!«
»Da…da…das ist mir schon klar. Was soll ich jetzt machen?«
»Mache es doch nicht so kompliziert! Er kennt dich als Jane und du ihn als Bobby. Ihr trefft euch hier. Wenn ihr euch nicht versteht, dann geht ihr als Jane und Bobby wieder auseinander. Dabei gibt es für dich kein Risiko.«
»Stimm schon! Wann will er kommen? Wie erkenne ich ihn?«
»Er will noch einmal anrufen. Er will nur kommen, wenn du nichts dagegen hast. Scheint wirklich ein netter Typ zu sein.«
Johanna seufzte tief.
»Gut, dann soll er meinetwegen kommen!«
»Das ist doch ein Wort! Dann werden wir es ihm sagen, wenn er wieder anruft. Von München hierher ist es nicht weit!«
Johanna nickte.
Anna schaute sie an. Sie wechselte das Thema.
»Wie war es beim ›Erkerchen‹?«
»Es war wunderbar! Das ist ein herrlicher Flecken Erde. Mich wundert es, dass ich die ganze Zeit dort allein gewesen bin, allein mit Bello.«
Anna schmunzelte.
»Du bist tagsüber dort gewesen! Abends sind dort schon mal Liebespaare! Tagsüber ist es ein perfekter Ort, wenn man allein sein will.«
»Ja, so ist es!«
»Du, Johanna, ich habe da eine Idee! Wenn Bobby kommt, dann wird er mich oder Toni nach dir fragen. Er weiß nicht, wie du aussiehst. Wie wäre es, wenn du zum ›Erkerchen‹ gehen würdest? Wir schicken ihn dann zu dir. Dort bist du unbeobachtet. Es ist bestimmt besser als hier auf der Terrasse der Berghütte. Wir haben Hochsaison. Du weißt selbst, wie voll es meistens ist. Da habt ihr bestimmt keinen freien Tisch nur für euch allein, um euch in Ruhe zu unterhalten.«
»Ich weiß nicht? Im Grunde eine gute Idee!«
»Aber, du wolltest doch ›aber‹ sagen, oder?«
»Ja, Anna! Aber ob das ›Erkerchen‹ der richtige Ort ist?«
Anna lachte.
»Du bist doch nicht abergläubisch oder? Ja, es stimmt schon. Dort treffen sich die Liebespaare. Davon solltest du dich nicht beunruhigen lassen. Ich habe mir das so gedacht. Er wird uns sagen, wann er ungefähr hier ist. Wir schicken ihn dann zum ›Erkerchen‹ und sagen, du könntest bereits dort sein. Er kommt dann zum ›Erkerchen‹. Du schaust ihn dir an. Ihr kommt ins Gespräch. Dann kannst du entscheiden. Du bist auch schnell wieder hier, wenn etwas schiefgehen sollte.«
»Was für eine komplizierte Sache! Das ist wie in einem Film.«
Anna lachte.
»Ja, klingt wie nach dem Drehbuch einer Liebeskomödie. Es fehlt nur noch das Happy End.«
Johanna seufzte.
»So schnell wird es kein Happy End geben. Im Film enden solche Drehbücher mit dem Gang zum Traualtar. Daran kann ich jetzt nicht denken. Sicherlich wünscht sich das jede Frau, aber so wie es aussieht, bin ich ein Pechvogel. Ich falle wahrscheinlich nicht unter die Kategorie glückliche Braut. Jedenfalls mache ich mir keine Hoffnungen, dann ist man auch nicht enttäuscht.« Johanna seufzte. »Ach, Anna, das stimmt auch nicht ganz. Ich habe Träume und Wünsche und Hoffnungen. Aber wenn es schiefgeht … Ich könnte es nicht ertragen.«
Anna staunte. Sie trocknete sich die Hände ab. Sie schenkte sich und Johanna einen Kaffee ein. Anna setzte sie sich an den Tisch.
»Du glaubst nicht an die Liebe, Johanna? Du hast Angst vor ihr! Ich kann das in deinen Augen lesen.«
»Ja, Anna! Ich glaube nicht mehr an die Liebe oder vielleicht noch nicht wieder. Ich wünsche mir die perfekte Beziehung, Liebe und Kinder und Familie und ein Heim voller Liebe und Harmonie – ein ganzes Leben lang. Aber dafür gibt es wohl keine Garantie.«
Anna musterte Johanna.
»Klingt, als hättest du unschöne Erfahrungen gemacht?«
Johanna seufzte tief. Sie überlegte kurz.
»Es wird am besten sein, wenn ich es dir erzähle. Ich muss dir schon recht sonderbar vorkommen. Ich wünsche mir etwas und habe doch Angst davor. Aber das hat seinen Grund, Anna. Ich war sechzehn, als ich ihn kennenlernte.«
»Die erste Liebe?«
»Ja, es war für mich und für ihn die erste Liebe! Wir gingen zwei Jahre zusammen. Dann hatte ich mein Abi und war volljährig. Ich ging an die Universität in der Stadt, in der er auch studierte. Wir heirateten nur auf dem Standesamt. Mit einem uralten Bus brachen wir zur Hochzeitsreise nach Venedig auf.«
»Oh, wie romantisch!«, warf Anna ein.
»Der Bus machte unterwegs schlapp. Aber Rupold, damals rief ich ihn Ruppi, dabei war er gar nicht ruppig, sondern sehr, sehr lieb und einfühlsam. Also, er brachte den Motor wieder zum Laufen. Wir hingen sogar während der Fahrt wie Kletten aneinander. Dabei haben wir wohl mehrere Abzweigungen verfehlt und landeten nachts hier in Waldkogel.«
»Dann bist du schon einmal hier gewesen? Davon hast du noch nichts erzählt!«
»Ja, ich war schon einmal in Waldkogel, nicht hier auf der Berghütte, sondern unten im Ort. Wir kampierten eine Nacht am Bergsee und dann einige Tage auf der Wiese eines Bauern. Es war sehr schön und sehr romantisch. Es war sogar noch schöner als in Venedig.«
»Das wundert mich nicht! Kein Ort auf der Welt ist romantischer als unsere Berge, als unser schönes Tal. Doch erzähle weiter.«
»Ich wollte immer mal wieder nach Waldkogel. Aber Rupold hatte immer andere Pläne. Wir studierten fertig. Er wurde Fluglotse, ich machte ein Fitnesscenter auf. Wir entwickelten uns auseinander. Es gab keine Gemeinsamkeiten mehr. Er hatte viele Wochenenddienste. Es wurde nie etwas daraus.«
Johanna seufzte tief. Anna sah eine grenzenlose Traurigkeit in ihren Augen.
»Wir lebten uns auseinander! Die Liebe versiegte – irgendwie. Wir lebten so weiter diesen eingefahrenen Trott. Aber wir hatten uns nichts mehr zu sagen. Irgendwann schafften wir es dann, uns auszusprechen. Wir beschlossen, uns in Freundschaft zu trennen.«
»Dann bist du geschieden?«
»Nein! Auf dem Papier sind wir noch ein Paar. Das ist wegen der Steuer, sagt er. Aber wir haben nichts mehr gemeinsam, außer der Steuersache – zumindest geht das noch eine Weile so. Rupold wollte das so.«
»Ich verstehe!«
»Zuerst war ich ganz euphorisch, Anna. Ich sagte mir, er war der Falsche. Ich sagte mir, wir waren einfach noch zu jung. Jetzt bin ich dreiunddreißig. Ich bin auf der Suche nach einem Mann, mit dem ich Kinder haben kann, eine Familie, ein wirkliches Heim. Aber dann stellte ich fest, wie kompliziert das ist. Die Ernüchterung folgte bald. Jetzt bin ich sogar in Panik. Meine biologische Uhr tickt, wie man sagt.«
Johanna trank einen Schluck Kaffee.
»Ich