Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.
spielst du auch noch Ghostwriter, Toni!«, lachte Anna.
»Ja, für das Glück unserer Hüttengäste tue ich auch das! Also, Johanna, bist du soweit?«
Sie nickte. Toni diktierte:
Lieber Bobby!
Ich bin in Urlaub. Im Augenblick sitze ich auf der Terrasse einer Berghütte und genieße die wunderschöne Aussicht. Ich habe hier viel Zeit zum Nachdenken, über die Welt, das Leben und die Liebe. Ich bleibe noch eine Weile und werde mich bei dir nach meinem Urlaub melden.
Ich denke, wir sollten die Pseudonyme vorerst aufrecht erhalten. Aber ich gebe dir eine Handynummer. Das ist die Telefonnummer der Berghütte, die Freunden gehört. Darüber kannst du mich erreichen und mir eine Nachricht zukommen lassen, wie du zu erreichen bist, außerhalb der Agentur. Wie wir die Kontakte dann weiter pflegen, das können wir uns nach dem Urlaub überlegen.
»Ich werde mir eine weitere Mailadresse zulegen«, warf Johanna ein. »Eine neutrale Adresse, mit dem Namen ›Jane‹.«
»Gute Idee, Johanna!«, sagte Anna. »Er kann sich auch eine Adresse einrichten lassen, mit dem Namen ›Bobby‹.«
»Dann schreibe es ihm«, schlug Toni vor und diktierte:
Ich werde mir nach dem Urlaub eine neue Mailadresse zulegen mit ›Jane‹. Du könntest dir eine einrichten mit ›Bobby‹. Ist das nicht eine gute Idee?
Ich wünsche dir eine schöne Zeit.
Viele liebe Grüße aus den Bergen sendet dir Jane.
Dann diktierte Toni Johanna die Telefonnummer seines Handys.
»So, dann werde ich die Mail abschicken!«
»Ja, tu das, Johanna! Los!«, ermunterte sie Toni.
Johanna schickte die Mail ab. Sie seufzte. Dann machte sie das Notebook aus.
»Das war es! Danke für eure Hilfe!«
»Gern geschehen!«, sagte Toni. »Und jetzt machst du mal eine schöne Wanderung.«
Toni erklärte Johanna den Weg zum ›Erkerchen‹. Anna packte ihr etwas Proviant in einen kleinen Rucksack.
»Nimmst den Bello mit, dann bist du nicht alleine!«, schlug Anna vor.
Sie gab Johanna die Leine.
»Die trägst du in der Hand oder hängst sie dir um. Dann läuft Bello hinter dir her!«
So machte es Johanna auch. Sie ging zum ›Erkerchen‹ und verbrachte dort einige wunderschöne Stunden. Dort war es noch schöner als auf der Terrasse der Berghütte, weil sie dort alleine war und somit völlig ungestört. Ungestört, bis auf Bello. Der legte sich neben sie auf die Bank. Sein Kopf ruhte auf ihrem Schoß und er genoss Johannas Streicheleinheiten.
*
Am Nachmittag hackte Toni Holz hinter der Berghütte. Sein Handy klingelte. Toni trieb die Axt in den Hackstock und nahm das Gespräch an.
»Grüß Gott! Ich bin der Toni von der Berghütte«, meldete er sich.
»Guten Tag! Mein Name sagt Ihnen nichts. Sie haben aber sicherlich von mir gehört. Bei Ihnen ist eine Jane zu Gast auf der Berghütte. Sie mailte mir Ihre Nummer.«
»Ah, dann bist du der Bobby!«, brach es aus Toni hervor. »Mei, erst mal ein herzliches ›Grüß Gott‹. Da wird sich die Jane freuen, dass du anrufst. Aber sie ist net hier. Sie ist wandern.«
»Das ist schade! Ich wollte sie nämlich fragen, wo sie ist. Ich habe auch Urlaub. Vielleicht könnten wir uns treffen.«
»Also, die Adresse kann ich dir auch geben! Das ist hier die Berghütte oberhalb von Waldkogel.«
»Waldkogel? Ist das der kleine Ort in der Nähe von Kirchwalden?«
»Ja, das ist Waldkogel! Aber so klein ist unser schönes Waldkogel auch nicht. Kennst du dich hier in der Gegend aus?«
»Nur flüchtig!«
»Mei, dann versäumst du etwas! Die Jane ist total begeistert.«
»Wie ist Jane so?«
Toni lachte laut.
»Des kann ich dir schwer sagen. Ein fesches Madl ist sie schon, wie man hier in den Bergen sagt. Aber mit der Liebe scheint sie Pech zu haben.
Wir haben drüber geredet. Sie hat mir und meiner Frau von deinen Mails erzählt. Ein bisserl neugierig auf dich ist sie schon, ich glaube, das darf ich sagen, wenn du mich nicht verraten tust.«
»Sicher! Das bleibt unter uns Männern! Mit der Liebe geht es mir ähnlich wie Jane. Ich wollte eigentlich keinen Kontakt mehr über eine Vermittlungsagentur. Aber jetzt geht mir die Jane nicht mehr aus dem Kopf.«
»Ja, so etwas soll es geben. ›Der Mensch denkt und Gott lenkt‹, sagen wir hier in den Bergen. Wird schon seinen Sinn haben.«
Toni grinste vor sich hin.
»Du, Bobby! Mir kommt da gerade eine ganz famose Idee!«
»Und die wäre?«
»Du kommst einfach her! Du meldest dich bei mir. Ich zeige dir die Jane. Und irgendwie findest du dann bestimmt einen Dreh, sie anzusprechen.«
»Das klingt gut, Toni. Aber ich halte das für etwas aufdringlich. Vielleicht würde ich sie damit verärgern. Und ich möchte sie auf keinen Fall verärgern.«
»Damit hast auch wieder recht! Dann mache ich dir einen anderen Vorschlag! Ich sage der Jane, dass du angerufen hast. Ich überrede sie. Wir machen das Spiel umgekehrt. Ich sage ihr, wer du bist und sie kann entscheiden, verstehst?«
Bobby sagte nichts und Toni sprach weiter:
»Die Jane ist wirklich ein ganz liebes Madl. Sie hat net darüber gesprochen, aber ich denke mir, dass sie mal sehr enttäuscht wurde. Deshalb ist sie in Sachen Liebe so vorsichtig. Das kann man auch verstehen.«
»Sicher! Auch in diesem Punkt kann ich ein Lied singen.«
»Siehst du, da habt ihr schon wieder einen Gesprächspunkt. Also, wie ist es, soll ich bei der Jane ein gutes Wort für dich einlegen?«
»Ja, du kannst es ja probieren! Ich rufe dich wieder an!«
»Ja, Bobby, das mache ich! Wann könntest du hier sein?«
»Ich kann jeder Zeit kommen! Ich bin im Augenblick in München.«
»Des ist net so weit!«
»Ja, ich könnte sofort – morgen – übermorgen, kurz, wann immer es Jane angenehm ist, könnte ich kommen.«
»Gut, dann rufst du mich heute gegen Mitternacht an. Dann ist es in der Berghütte ruhiger und ich bin mir sicher, dass ich bis dorthin auch mit Jane gesprochen habe.«
»Das mache ich, Toni! Dann kann ich vielleicht morgen schon auf der Berghütte sein.«
»Versprechen kann ich nichts! Aber wie ich sagte, ich werde nichts unversucht lassen.«
»Danke, Toni!«
»Des tue ich gerne, Bobby!«
»Auf Wiedersehen! Und hoffentlich bis bald!«
»Ja! Also – Pfüat di, wie wir hier in den Bergen sagen!«
Toni schaltete das Handy aus und steckte es ein. Er rieb sich die Hände. Das klappt ja mal wieder sehr gut, sagte er sich. Die Johanna ist ein wenig ein scheues Reh, dachte Toni. Da schadet es nichts, wenn Anna und ich ihr etwas hilfreich zur Seite stehen. Es ist eine Chance. Ob Liebe daraus wird, das kann niemand sagen. Aber vielleicht gewinnt sie einen Kameraden, einen wirklich guten Freund. Das kann ja auch gut möglich sein und das wäre schon mal ein Anfang.
Toni unterbrach seine Arbeit. Er ging zu Anna in die Küche und erzählte ihr von dem Telefonat.
»Das hast du gut gemacht, Toni. Johanna ist