Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.
einverstanden.«
»Das freut mich, Hanna! Vielleicht wollte ich wieder einmal zu viel. Du kennst mich ja, mein Perfektionismus steht mir immer noch sooft im Weg. Das mit der zweiten Hochzeitsreise, da bin ich mal wieder über das Ziel hinausgeschossen. Ich wollte den letzten Schritt zuerst machen. Bitte entschuldige, wenn ich mal wieder zu schnell war.«
Johanna streichelte Rupold die Wange.
»Pst! Du musst dich nicht entschuldigen«, lächelte sie. »Es zeigt mir nur, dass du deinen Sinn für Romantik wiedergefunden hast. Also, dann sollten wir gehen!«
Johanna stand auf und stieg über Bello. Der Neufundländer erhob sich und schüttelte das Fell. Rupold stand auf und trat zu Johanna. Er nahm zärtlich ihre Hand und schaute ihr tief, sehr tief in die Augen. Er sah darin ihre Liebe und Zuneigung, nach der er sich so sehr sehnte. Röte stieg in Rupolds Wange.
Johanna lachte leise.
»Was ist? Was denkst du? Was geht in deinem Kopf vor? Sage es! Du bist ganz rot geworden!«
Rupold wich Johannas Blick für einen Moment aus. Dann sagte er leise:
»Ich würde dich gerne küssen, aber ich weiß nicht …«
Johanna schloss die Augen.
Rupold umarmte sie. Johanna legte ihre Arme um seinen Hals. Und zum ersten Mal fanden sich ihre Lippen wieder. Es war ein sehr sanfter und behutsamer Kuss. Fast hatte er etwas von der Unbeholfenheit und Scheu, wie sie Teenager haben, wenn sie zum ersten Mal küssen. Trotzdem spürte jeder die tiefe Liebe des anderen. Ein warmes und wunderbares Gefühl durchströmte sie.
Sie öffneten die Augen und schauten sich an.
»Jane – Hanna – Johanna, ich liebe dich!«
»Bobby – Rupold – Ruppi, ich liebe dich!«
Bello bellte. Er lief um sie herum.
»Wir sollten gehen! Bello wird ungeduldig!«, sagte Johanna.
Sie nahmen ihre Rucksäcke und wanderten Hand in Hand zurück zur Berghütte.
Toni bediente die Gäste auf der Terrasse der Berghütte. Er sah die beiden Hand in Hand über das Geröllfeld kommen.
»Anna, schau! Des ist ein schönes Bild. Da scheinen sich zwei gefunden zu haben!«
Anna trat neben Toni.
»Ja, so sieht es aus! Und schau, wie die beiden strahlen, als wäre die Sonne in ihren Herzen aufgegangen.«
»Anna, das ist die Liebe!«
»Ja, Toni, das ist die Liebe!«
Die beiden kamen. Sie gingen in den Wirtsraum und stellten sich an den Tresen. Toni und Anna traten hinzu.
»Ihr schaut richtig glücklich aus«, bemerkte Toni.
»Ja, das sind wir!«
Rupold rieb sich das Kinn. Es war ihm etwas peinlich und er wirkte verlegen.
»Toni, deine Berghütte ist ein wunderbarer Ort! Wir möchten die Kammern auch beibehalten. Aber zuerst werden wir für einige Tage hinunter nach Waldkogel gehen. Das sollst du nicht missverstehen, Toni.«
»Wie könnte ich das missverstehen, Rupold? Wenn ihr wollt, dann rufe ich bei meinen Eltern an. Anna und ich haben für uns und die Kinder zwei Zimmer in meinem Elternhaus. Dort wohnen wir den Winter über, wenn die Berghütte geschlossen ist. Jetzt stehen die Zimmer leer. Ihr könnt dort gerne Quartier beziehen.«
Rupold schüttelte den Kopf.
»Danke Toni, das ist gut gemeint! Aber wir wollen einen Bus mieten und die Nächte am Bergsee verbringen.«
»Ja, das wollen wir, Toni!«, erklärte Johanna. »Warum wir das so machen wollen, das ist eine lange Geschichte. Aber die erzählen wir euch später.«
Toni schmunzelte.
»Ihr habt wohl ein Geheimnis, das ihr jetzt noch für euch behalten wollt, wie?«
»Ja, so ist es!« grinste Rupold. »Dann machen wir uns auf den Weg.«
Johanna und Rupold holten einige Sachen aus ihren Kammern und bald waren sie unterwegs. Toni und Anna standen auf der Terrasse der Berghütte.
Der alte Alois trat neben sie. Er grinste.
»Was gibt es?«, fragte Toni.
»Mei, Toni, hast die letzten Stunden mal ins Hüttenbuch gesehen? Ach, was frage ich? Sicher hast du net reingesehen, sonst könntest du dir denken, warum ich so schmunzeln muss.«
»Naa, warum? Stimmt etwas nicht?«
Der alte Alois forderte Toni und Anna mit einer Handbewegung auf, ihm zu folgen.
Alois fuhr mit dem Zeigefinger die Zeile mit der Eintragung vom Rupold entlang. Dann blätterte er zurück und deutete auf Johannas Eintragung.
»Was sagst du jetzt, Toni? Anna, denkst net auch, dass die beiden schon lange zusammengehören?«
»Mei, Alois! Vielleicht hast du recht! Sie heißen beide mit Familiennamen ›Schlegel‹ und kommen aus der gleichen Stadt. Des ist ja wirklich interessant.«
»Noch interessanter ist, dass sie beide den Namen des anderen aufgeschrieben haben, der verständigt werden soll, falls einem von ihnen in den Bergen etwas passiert. Schau, da steht es! Die Johanna hat vor Tagen geschrieben: R. Schlegel! Und jetzt hat Rupold in die Rubrik eingetragen: J. Schlegel! Das ist mir vorhin gleich aufgefallen, als ich einen Blick darauf geworfen habe. Mei, das kann kein Zufall sein, dachte ich. Ich war gespannt, wie die beiden zurückkommen. Und jetzt, da sie so glücklich aussehen, kann des nur so sein, dass es wieder gefunkt hat zwischen den beiden. Das sagt mir meine Erfahrung als Hüttenwirt.«
»Es muss so sein, Toni!«, warf Anna ein.
»Johanna hatte mir erzählt, dass sie schon einmal in Waldkogel war – auf ihrer Hochzeitsreise.«
»Mit einem alten klapperigen Bus sind die beiden damals unterwegs gewesen. Richtig? Des wollen sie jetzt wiederholen. Mei, des ist schön. Wollen wir hoffen, dass ihre Herzen wieder zusammenfinden.«
»Toni, die Engel vom ›Engelssteig‹, die werden schon ein Auge auf die beiden haben.«
Toni legte seinen Arm um Anna. Er küsste sie.
»Die Engel vom ›Engelssteig‹, die haben immer beide Augen auf die Liebenden gerichtet. Was meinst, glaubt die Johanna an die Engel dort oben?«
»Gesagt hat sie nichts! Aber vielleicht war ihr nicht klar, worum sie bitten sollte. Wenn die beiden ein Paar, und womöglich, so sieht es aus, ein Ehepaar sind, dann hatten sie sich getrennt. Dann müssen beide erst wieder den Entschluss fassen, der Liebe eine zweite Chance zu geben.«
»Diese Chance geben sie ihrer Liebe bestimmt! So wie die beiden ausgesehen haben. Daran habe ich keinen Zweifel, Anna.«
Toni, Anna und der alte Alois widmeten sich wieder den Gästen auf der Berghütte. Mit ihren Gedanken weilten sie aber bei Johanna und Rupold.
*
Es war schon dunkel, als Johanna und Rupold nach Waldkogel zurückkamen. Langsam fuhren sie auf dem Weg am Bergsee entlang.
»Hast du es so in Erinnerung?«, fragte Rupold.
»Es hat sich einiges verändert. Es gibt mehrere Neubauten entlang des Weges. Ich kann mich nicht erinnern, dass so viele Häuser am Weg standen. Die Straße war auch nicht so weit geteert. Gleich hinter dem letzten Hof begann damals ein Sandweg.«
Johanna schaute aus dem offenen Wagenfenster.
»Alles verändert sich, Ruppi! Wir haben uns auch verändert!«
»Ja, das haben wir! Und uns dabei fast verloren.«
»Aber wir sind uns wieder begegnet. Also, ich finde es eigentlich ganz lustig. Da haben wir uns getrennt. Wir sahen uns nicht. Keiner wusste vom anderen,