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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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könnte. Toni verstand Fellbacher. Es würde mit Sicherheit an die Öffentlichkeit dringen, dass im Rathaus von Waldkogel eine solche Unordnung herrschte, dass sogar wichtige Urkunden und Dokumente unauffindbar waren.

      Toni grübelte nach. War es ein Diebstahl? Wem von den Angestellten im Rathaus war so eine freche Tat zuzutrauen? Die einzige Spur führte zu Ruppert Schwarzer, auch wenn es im Augenblick reine Spekulation war. Diese Möglichkeit wurde von der Tatsache untermauert, dass Ruppert Schwarzer vor Jahren ein Haus vom Neffen des alten Ludwig Moderer gekauft hatte, der Bürgermeister von Waldkogel gewesen war. Den Kauf dieses Bauernhofes, der lange Jahre nach dem Tode des alten Moderers leer stand, durch Ruppert Schwarzer, konnte damals nicht verhindert werden. Der renovierte Hof wurde von einem von Schwarzers Mitarbeitern bewohnt, der auch im Gemeinderat saß, von Franz Huber. Er war dessen Strohmann und hinterbrachte seinem Chef alle Interna.

      Die Verbindung von Ruppert Schwarzer zu dem ehemaligen Hof von Ludwig Moderer heizte Fritz Fellbachers Phantasie so an, dass es nach Tonis Meinung schon an Verfolgungswahn grenzte.

      »Mei, Toni! Amtskette, Amtssiegel und Urkunde, dafür stehe ich gerade!«

      Toni hörte Fellbachers aufgeregte Stimme im Ohr, als sitze dieser neben ihm am Kamin.

      Toni, Anna und Pfarrer Zandler hatten beschwichtigend auf Fellbacher eingeredet. Dieser hatte bereits mit einem Anwalt seines

      Vertrauens gesprochen. Um gegen die markenrechtliche Anerkennung vorzugehen, genügte auch eine Kopie aus der Wappenrolle, hatte der Anwalt gesagt. Sollte es zum Prozess kommen, würde er die Wappenrolle des Staates als Beweisgrundlage zur Einsicht des Gerichtes vorlegen lassen. Sobald eine Kopie der amtlichen Wappenrolle vorliegen würde, wollte der Anwalt tätig werden.

      So waren Fellbacher und Pfarrer Zandler auf die Idee gekommen, dass Anna versuchen könnte, eine Kopie aus der Wappenrolle zu erhalten. Schließlich war sie Bürgerin von Waldkogel. Beide trauten Anna zu, dass sie das bewerkstelligen könnte, ohne dass jemand Verdacht schöpfen würde.

      Anna erklärte sich dazu bereit. Sie hatte auch gleich eine Geschichte parat, falls sie etwas begründen sollte, nämlich Ahnenforschungen für Freunde in Amerika. Außerdem wollte sie Sebastian mit auf das Amt nehmen. Wenn ein Bub dabei ist, der sich für Wappen und Wappenkunden interessierte, würden vielleicht keine Fragen gestellt werden.

      Das Feuer im Kamin war heruntergebrannt. Toni trank sein Bier aus. Er gähnte. Es war Zeit ins Bett zu gehen.

      Welch eine verdrehte Geschichte, dachte Toni. Er verstand Fritz Fellbachers Angst vor einem Skandal nur zum Teil. Fellbacher war seit Jahren Bürgermeister. Er hatte sich nichts zu schulden kommen lassen. Warum er in die Defensive ging, verstand Toni nicht ganz. Wer kontrollierte schon, ob alle Urkunden und jeder Schriftverkehr auch vollständig waren?

      Vielleicht tauchte die Urkunde wieder auf, überlegte Toni. Vielleicht ist es damit genauso wie mit anderen Dingen, die gesucht werden im täglichen Leben. Wird etwas gesucht, wird es nicht gefunden. Kaum sucht man nicht mehr danach, fällt es einem in die Hände. Diese Erfahrung hat doch jeder schon einmal gemacht, dachte Toni.

      Toni stand auf, brachte seinen Bierseidl in die Küche und ging ins Schlafzimmer.

      »Hast du jetzt deine Gedanken geordnet, Toni?« fragte Anna.

      »Du schläfst noch nicht?«

      »Du weißt doch, dass ich erst einschlafen kann, wenn du neben mir liegst, Toni. Bist du zu einem Ergebnis gekommen?«

      Toni zog sich aus und kam ins Bett.

      »Ja, ich bin zu einem Ergebnis gekommen. Wir werden dem Fellbacher helfen, eine Kopie aus der Wappenrolle zu erhalten. Warum er sich so aufregt, verstehe ich nicht ganz, Anna. Wenn der alte Mann nichts gesagt hätte, wenn es ihm nicht aufgefallen wäre, dann hätte Fellbacher nie nach dem Dokument gesucht und alles wäre in schönster Ordnung. Mei, Anna, es bringt nichts, sich verrückt zu machen.«

      »Da stimme ich dir zu, Toni! Aber es kann doch sein, dass jemand nur will, dass Fellbacher unruhig wird und einen Fehler macht, der ihn das Amt kostet. Das wäre für die Opposition ein gefundenes Fressen. Ich stimme dir zu, Toni. Es ist eine doofe Sache. Da ist etwas an die Oberfläche gekommen, was völlig unnötig ist. Gehe morgen noch mal bei Fellbacher vorbei. Rede mit ihm, Toni. Er soll die Sache nicht so ernst nehmen. Es ist im Leben doch oft so, dass es Dinge gibt, die sich von selbst erledigen. Außerdem steht Waldkogel unter dem Schutz der Engel vom ›Engelssteig‹.«

      Anna kuschelte sich in Tonis Arm.

      »Gute Nacht, Toni«, sagte sie.

      »Gute Nacht, Anna! Ich liebe dich!«

      Sie küssten sich.

      *

      Es war schon nach Mitternacht. In der Szenebar im Bankenviertel der Frankfurter Innenstadt herrschte gedämpftes Licht. Ein Klavierspieler spielte leise Musik auf einem großen roten Flügel. Männer in Designeranzügen, Seidenhemden und handgearbeiteten Schuhen, die dicke protzige Uhr am Handgelenk, schlürften Cocktails. An ihrer Seite setzten sich Frauen in extravaganten Kleidern und extrem hochhackigen Sandaletten ins Blickfeld.

      In einer Nische saß eine Gruppe aus mehreren Männern und Frauen, die Männer waren dabei in der Überzahl.

      »Fabian, was ist jetzt? Machst du das Motorcross mit? Und wenn ja, mit wem? Eine Beifahrerin brauchst du schon!«

      Fabian orderte beim Kellner eine weitere große Flasche Champagner.

      »Die geht auf mich!«, sagte Fa­bian lässig, als würde er im Supermarkt ein Sonderangebot in den Einkaufswagen legen.

      »Ob ich mitmache? Wann soll das Rennen stattfinden?«

      Jean, der sich im Ledersessel gegenüber lümmelte, auf dessen breiten Lehne eine Blondine saß, nannte Fabian den Termin. Fabian griff in die Innentasche seines Maßanzuges und holte sein Kombigerät aus Handy und elektronischem Notizbuch hervor. Mit dem Stift tippte er eine Weile auf dem Display herum.

      »Das mit dem Wochenende wird knapp werden. Ich habe noch einen Termin für einen Segeltörn im Mittelmeer, will mit Freunden zu einer Free-Climbing-Tour in die Pyrenäen und muss mein neues Ultraleichtflugzeug abholen.«

      »Nun jammer nicht, Fabian! Uns geht es doch allen so! Wir haben auch unsere Terminengpässe. Aber bitte, wenn du nicht willst?«, bemerkte Marcel.

      »Davon kann keine Rede sein!«, verteidigte sich Fabian.

      Er tippte wieder auf seinem Display herum.

      »Und was ist jetzt, Fabian! Musst du dafür erst ein Projektpapier erstellen?«, fragte Pascal grinsend, der Fabians Hang zur Gründlichkeit oft zu spüren bekam, denn Fabian war sein Chef innerhalb des großen internationalen Bankhauses, das sich auf Aktien und Wertpapiere spezialisiert hatte.

      »Nein, das schaffe ich gerade noch so!«, rief Fabian gut gelaunt. »Also, ich bin dabei. Ich nehme unsere kleine Privat-Rallye als Anreise nach Italien, von dort aus geht es dann zum Segeltörn und anschließend über Spanien auf die französische Seite der Pyrenäen. So, liebe Freunde, alles bestens! Alles okay!«

      »Die Modalitäten kennst du ja!«

      Fabian nickte. Es war ein Privatrennen, in dem es auch um Geld ging. Jeder, der daran teilnahm, musste vorher einen größeren Betrag überweisen. Davon wurden die Übernachtungen in den Hotels be­glichen und die Begleitfahrzeuge mit den Mechanikern bezahlt. Dem Sieger der Rallye winkte ein Silberpokal.«

      »Fabian, du hast uns noch nicht verraten, wer deine Beifahrerin sein wird«, bemerkte Ingo.

      Nervös strich sich Fabian über das glattrasierte Kinn. Dann spielte er lässig mit dem breiten goldenen Band an seiner Uhr. Dann sah er die schöne Frau an, die neben Marcel auf einem zweisitzigen Lederpols­ter saß.

      »Wie ist es mit dir, Claire? Fährst du mit mir? Anschließend machen wir gemeinsam den Segeltörn und nach meiner Klettertour brausen wir nach Paris zum Shopping. Dann siehst du deine Heimat mal wieder. Wie ist es?«

      Es entstand eine Stille


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